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Benutzer:Nephiliskos/Meritneith

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Der Königspapyrus Turin (auch als Turiner Königspapyrus oder Turiner Königsliste bekannt) ist ein altägyptisches Dokument der 19. Dynastie, welches die Namen der ägyptischen Könige (Pharaonen), deren Regierungsjahre und sogar besondere Leistungen der Herrscher von Menes bis Ramses II. auflistet. Das wertvolle Artefakt befindet sich heute im Ägyptischen Museum zu Turin.

Neben den antiken Abschriften der Aegyptiaca des Manetho, den ramessidischen Königslisten in Abydos, Sakkara und Karnak sowie den Eintragungen auf dem Annalenstein der 5. Dynastie ist der Königspapyrus Turin eine der wichtigsten und wertvollsten Informationsquellen für Ägyptologen und Historiker gleichermaßen, bietet das Dokument doch große Mengen an Details und Informationen, die bei den anderen Königslisten fehlen oder nur in Fragmenten erhalten sind. Seine Rekonstruktion und Erforschung dauert allerdings bis heute an.

Entstehung

Über den altägyptischen Autor weiß man nichts Genaueres. Der Königspapyrus entstand zur Zeit Ramses II. und war bei seiner Erstellung nachlässig auf die Rückseite einer nicht mehr benötigten Steuernabgabe-Liste geschrieben worden. Motiv für die Erstellung dürfte eine in Auftrag gegebene Tempelurkunde gewesen sein. Solche Urkunden mit eingetragener Königsliste dienten einerseits dazu, bei der täglichen Anrufung der königlichen Ahnen zu Rate gezogen zu werden. Andererseits waren diese Urkunden wichtiger Bestandteil bei der Legitimierung des Thronanspruchs seitens eines neuen Herrschers, der nun auf einen göttlichen Stammbaum verweisen konnte.

Entdeckung

Der Papyrus wurde von Bernardino Drovetti um 1820 in Luxor erworben und 1823 an den König von Sardinien verkauft, welcher das Dokument an das Ägyptische Museum von Turin weiterreichte. Beim Auspacken der Kiste, in welcher der Königspapyrus nach Italien transportiert worden war, stellte sich heraus, dass er in kleinste Fragmente zerfallen war, da Drovetti ihn unsachgemäß angefasst und eingepackt hatte. Eine Rekonstruktion erschien zunächst aussichtslos. Jean-François Champollion, der die Kiste auspackte, bemerkte, dass sich einige Fragmente mit Königsnamen (das einzige, was er zu dieser Zeit entziffern konnte) darunter befanden. Von diesen großen Fragmenten fertigte er Zeichnungen an, welche sein Bruder Champollion-Figeac in Revue archéologique VII. (1850) veröffentlichte.

Kurz nach Champollions Abreise aus Turin besuchte der sächsische Altertumsforscher Gustav Seyffarth das Museum. Er durchsuchte die Kiste erneut und konnte alle heute bekannten Fragmente, die teilweise nur 1x1cm groß sind, identifizieren. Er fertigte eine vollständige Rekonstruktion des Papyrus an, die heute noch in dieser Anordnung im Museum zu sehen ist. Seyffarths einzige Anhaltspunkte beim Zusammensetzen waren die Papyrusfasern, da auch er die Schriftzeichen noch nicht entziffern konnte.

Spätere Arbeiten an den Fragmenten durch den Münchener Ägyptologen Jens Peter Lauth bestätigten weitgehend die Seyffarthsche Rekonstruktion, wobei die ursprüngliche Anordnung von 12 auf 10 Spalten verringert wurde. Dabei besteht noch immer das Problem, dass etwa 50% der rekonstruierten Fläche frei bleibt. Entweder sind diese Fragmente für immer verloren, oder die bereits vorhandenen Fragmente müssen weiter zusammengeschoben werden, wodurch eine Angleichung an andere Königslisten möglich wäre. Die Behauptung Seyffarths, Champollion habe einen großen Teil der Fragmente „in die Kloake gekippt“, lässt sich nicht überprüfen und stammt wahrscheinlich vom damaligen Museumsdirektor, der Champollion verabscheute.

Erforschung

Seit der Entschlüsselung der Hieroglyphen ist der Turiner Königspapyrus Objekt intensiver Forschungen, Rekonstruktionsversuchen und Interpretationen. Im Vordergrund steht das Abgleichen der Aufzeichnungen auf dem Papyrus mit anderen bekannten Königslisten und Schriftwerken. Wie bereits in der Einleitung angemerkt, bietet der Papyrus Turin eine Fülle an Details, welche die anderen Königslisten missen lassen. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da die steinernen Listen aus Abydos, Sakkara und Karnak sehr selektiv und nach örtlichen, politisch-religiösen Traditionen ausgerichtet sind. Ihre Akkuratesse ist daher teilweise fraglich, da oft eine Vielzahl an Herrschern (besonders fremdländische) weggelassen wurde.

Der Turiner Königspapyrus hingegen scheint keinerlei dynastischen oder traditionellen Beschränkungen und Tabus zu unterliegen. Er listet mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich alle Herrscher seit der 1. Dynastie auf. Er nennt deneben auch Regierungsdauer, Sterbealter und bei manchen Königen auch besondere Leistungen wie etwa die Gründung wichtiger Städte oder das Bezwingen feindlicher Völker. Damit hat der Papyrus etwas gemeinsam mit den Aegyptiaca des Manetho. Auch in den Aegyptiaca finden sich neben den Herrschernamen auch die Jahresdaten, Sterbedaten und bei manchen Königen Informationen zu besonderen Ereignissen. Allerdings sind hier besonders die Anekdoten zu den Herrschern Gegenstand von Kritiken, da Manetho teilweise zur Übertreibung und zu Fantastereien neigte. Der Turiner Königspapyrus dürfte hingegen näher an historischen Tatsachen angelehnt sein. Die auffälligen Gemeinsamkeiten zwischen Turiner Königspapyrus und den Aegyptiaca hat einige Forscher zu der Vermutung veranlasst, dass Manetho den Papyrus als Vorlage für sein Werk genutzt haben könnte. Weiter genährt wird diese Vermutung dadurch, dass sowohl Turiner Königspapyrus als auch die Aegyptiaca die ägyptische Geschichte mit Mythen und Götterlegenden beginnen lassen.

Ebenfalls ähnlich im kanonischen Aufbau ist der ehemalige Annalenstein der 5. Dynastie aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre. Seine Hauptfragmente Palermostein und Kairostein sind ebenfalls Träger einer Königsliste, die hier allerdings in der 5. Dynastie unter König Niuserre endet. Aber auch der Annalenstein nennt Name, Thronbesteigungs- und Sterbedatum sowie besondere kalendarische Ereignisse für jeden einzelnen König. Ob auch der Annalenstein die Königschronik mit einem göttlichen Mythos einleitete, ist nicht mehr feststellbar, da bei den beiden Hauptfragmenten der oberste Teil der Steintafel, von wo aus die Auflistungen beginnen, fehlt.

Was den Turiner Königspapyrus weiter in eine Sonderstellung rückt, sind die Namen fremdländischer Herrscher, die nur hier aufgelistet sind. In den anderen Königslisten fehlen diese Regenten vollständig.

Inhalt und Aufbau

Der Königspapyrus ist in hiratischer Schrift verfasst. Der Text besteht aus mehreren Kolumnen, die ihrerseits wiederum in Zeilen aufgegliedert sind. Jede Zeile beginnt mit dem Herrschertitel Nesut-biti, oder mit Heqa-chasut (hq3 ḫ3sw.t), dem Titel der „Fremdland-Könige“. Im Anschluss folgt eine Königskartusche, welche zumeist mit dem Symbol für „Horus-König“ (bjk) abgeschlossen wird. Dahinter werden die Regierungsjahre aufgezählt, worauf wiederum bei einigen Herrschern Sterbedatum und besondere Taten oder Ereignisse folgen.

Zu allererst berichtet der Papyrus von den Göttern, die über Ägypten regiert haben sollen. Ihre Namen und Taten erscheinen in der ersten Kolumne von Zeile 1 bis 5. Interessanterweise sind die Namen der Götter in Kartuschen eingetragen, wie es für regierende Könige üblich wäre. Auch wurden ihre (fiktiven!) Regierungszeiten vermerkt. Auf die Götter lässt der Papyrus in Zeile 5 bis 7 zunächst 19 "göttliche Geister" und "7 große Damen" folgen. Als Herkunft gibt das Dokument einen Ort namens Hu-Wenut an, den Forscher wie Wolfgang Helck und Kaiser mit Memphis gleichzusetzen versuchen. Allerdings ist diese Interpretation umstritten. Kenneth Anderson Kitchen und Jürgen von Beckerath vermuten, dass Zeile 5 bis 7 des Papyrus Bezug auf die prädynastischen Herrscher nehmen, die auch auf dem Palermostein und dem Kairostein erhalten sind. Rätselhaft bleibt, welche Identität sich hinter den "großen Damen" verbergen könnte, die nur hier Erwähnung finden. Zeile 8 und 9 listen eine Zusammenzählung der gesamten bisherigen Regierungszeiten auf.

In Zeile 10 schließlich beginnt die eigentliche Königsliste. Wie die Ahnenliste von Abydos, die Aegyptiacae des Manetho und vermutlich auch der Palermostein, so nennt der Turiner Königspapyrus als ersten Herrscher über Ägypten einen König namens Menes. Dieser soll gemäß Manetho aus Thinis stammen. Mit den ersten vier Namen (Meni, Teti, Iteti und Ita / It-Tiu) deckt sich der Papyrus vollkommen mit der Abydos-Liste und dem Palermostein. Allerdings ist die Zuordnung dieser Namen zu zeitgenössischen Horusnamen strittig (siehe Menes). Die restlichen Namen hingegen (Semti, Meri-gereg-ipen, Sem-sem und (Qe)behu) lassen sich als verzerrte Lesungen der Geburtsnamen mühelos den Herrschern der zweiten Häfte der 1. Dynastie zuordnen.

Königsliste

Kolumne 1

Die erste Kolumne beginnt mit dem bereits näher beschriebenen Göttermythos und den mystischen Götterkönigen. Im Anschluss leitet er die eigentliche Königsliste mit dem "ehrwürdigen Haus Meni" beginnen.

  • König von Ober- und Unterägypten, Meni, ein Horus...
  • König von Ober- und Unterägypten, Teti, ein Horus...
  • (fehlt komplett)
  • (König von Ober- und) Unterägypten, ...tiuj, ein Horus...
  • König von Ober- und Unterägypten, Qentj...
  • König von Ober- und Unterägypten, Meri-gereg-ipen, ein Horus... für 74 Jahre...
  • König von Ober- und Unterägypten, Sem-Sem, ein Horus... für 72 Jahre...
  • König von Ober- und Unterägypten, ...behu, ein Horus... für 63 Jahre...

Kolumne 2

Kolumne 3

Kolumne 4

Kolumne 5

Kolumne 6

Kolumne 7

Kolumne 8

Kolumne 9

Kolumne 10

Siehe auch

Literaturquellen

Hauptliteratur

Die hier angeführte Literatur deckt den Artikelinhalt in seiner Gänze ab:

  • Alan H. Gardiner: The Royal Canon of Turin. S.1-14; Tafeln I. - IX.. Aris & Phillips, Lanham (Maryland) 1997 (Neuauflage), ISBN 0-900416-48-3
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zu Manetho und den ägyptischen Königslisten (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Aegyptens. Bd. 18). S.44 - 60. Akademie-Verlag, Berlin 1956
  • Toby Wilkinson: Royal annals of ancient Egypt - The Palermo stone and its associated fragments. S.22 - 28. Kegan Paul, London 2000, ISBN 0710306679
  • Kenneth Anderson Kitchen: Ramesside inscriptions: translated & annotated. Volume II.: Translations. Wiley-Blackwell, Oxford 1999, ISBN 063118435X
  • Kenneth Anderson Kitchen: Ramesside inscriptions: translated & annotated. Volume II.: Notes and Comments. Wiley-Blackwell, Oxford 1999, ISBN

Weiterführende Literatur

Folgende Literatur enthält bestätigende Aussagen oder ergänzende Informationen:

  • Toby Wilkinson: Early dynastic Egypt. S.367. Routledge, London 2001, ISBN 0415260116
  • Walter Bryan Emery: Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200-2800 v. Chr. S.19. Fourier, Wiesbaden 1964, ISBN 0-415-18633-1

Königsliste mit Erläuterungen auf ancient-egypt.org (engl.)