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Deutsche Edelstahlwerke AG

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Firmenzeichen der deutschen Edelstahlwerke AG 1929
Firmenzeichen der deutschen Edelstahlwerke AG 1951

Die Deutsche Edelstahlwerke Aktiengesellschaft (DEW) war ein Zusammenschluss von mehreren Edelstahlwerken, die mit zeitweise 15.000 Mitarbeitern größter europäischer Edelstahlproduzent waren und die von 1927 bis 1974 existierte.

Zum heutigen Unternehmen Deutsche Edelstahlwerke GmbH siehe Hauptseite Deutsche Edelstahlwerke GmbH.

Geschichte

Weimarer Republik und Drittes Reich

Die Deutsche Edelstahlwerke AG wurde im Januar 1927 von der Vereinigte Stahlwerke AG gegründet und fasste deren Edelstahlaktivitäten zusammen. Unternehmenssitz war zunächst Bochum, im Zuge der Konzentration auf den Standort Krefeld im Ende des Jahres 1929 wurde der Unternehmenssitz jedoch nach Krefeld verlegt. Folgende Standorte und Werke bzw. Werksteile bildeten den Kern der DEW:[1]

  • Krefeld (die 1900 von August Thyssen gegründeten Krefelder Stahlwerke AG)
  • Bochum (Teile des „Werkes Stahlindustrie“ des Bochumer Vereins)
  • Dortmund (Magnetwerk der Dortmunder Union in Aplerbeck[2])
  • Werdohl (die 1862 angesiedelte Stahlwerke Brüninghaus AG)
  • Remscheid-Hasten (das Stahlwerk Richard Lindenberg „Glockenstahlwerk“)
  • Remscheid-Honsberg (die Bergische Stahlindustrie)
  • Duisburg (Felix Bischoff GmbH)
  • Hannover-Linden (die Vereinigte Leichtmetall-Werke)

Im Zweiten Weltkrieg produzierten die DEW unter anderem Panzerungen für Panzer und Geschütze, aber auch Granaten, Geschütze und Stahlhelme. Vor allem das Vorstandsmitglied Walter Rohland sorgte für einen starken Ausbau der Rüstungsproduktion der DEW. Im Jahr 1936 werden die DEW durch den Kauf des Metallwerks Plansee im österreichischen Reutte (Tirol) vom in die USA emigrierten Dr. Paul Schwarzkopf nochmals erweitert, Schwarzkopf übernahm das Werk 1952 aber wieder.

Nachkriegszeit

Die Werke der DEW sollten nach dem Willen der Alliierten weitgehend demontiert werden, sie konnten allerdings umgestimmt werden, so daß nur ein Teil demontiert wurde.

Nach der Neuordnung der Montanindustrie zu Anfang der 1950er bleiben noch das Krefelder, Remscheider, Werdohler und Bochumer Werk sowie die Dortmunder Magnetfabrik bei der am 16. Oktober 1951 neu gegründeten DEW mit Sitz in Krefeld[3], die anderen Betriebe werden unter anderem in der am 21. September 1951 gegründeten Stahlwerke Südwestfalen AG (SSW) mit Sitz in Geisweid (Siegen) zusammengefasst.

1955 stellen die in der DEW verbliebenen Werke rund 35% des Edelstahls in Deutschland her und rund 50% des in Deutschland erzeugten Elektrostahls.[4]

Die Aktienmehrheit der SSW lag zunächst in den Händen der Flick-Gruppe, die 1968 an das Bankhaus Merck Finck & Co sowie an Hoesch verkauft.[5]

1957 übernahm die August-Thyssen-Hütte AG die Aktienmehrheit der Deutsche Edelstahlwerke AG und treibt damit einerseits die Diversivizierung des Thyssen-Konzerns voran und verschafft sich andererseits wieder eigene Elektrostahlkapazitäten.[6] [7] 1961 wird in Füssen zusammen mit der Plansee-Group das Joint-Venture Sinterstahl GmbH gegründet, das vorwiegend für den Automobilbereich pulvermetallurgische Produkte herstellt.[8]

1964 wurde Dieter Spethmann Vorstandsvorsitzender der DEW - und später auch Leiter des gesamten Thyssen-Konzerns. Im Jahr 1970 wurde das Stahl- und Walzwerk C. Kuhbier & Sohn in Dahlerbrück durch die DEW übernommen, das bis heute in der ThyssenKrupp Nirosta GmbH Präzisions-Bänder aus Edelstahl walzt.

Nachdem die August-Thyssen-Hütte und der Essener Rheinstahl-Konzern, der die Mehrheit an der Edelstahlwerke Witten AG hielt, 1974 fusioniert hatten[9], fand 1974/1975 die Verschmelzung der Deutsche Edelstahlwerke AG mit dem Edelstahlwerk Witten zur Thyssen Edelstahlwerke AG statt.[10] Die Magnetfabrik und die Schleudergussherstellung in Bochum wurden geschlossen, der Gussbereich des Bochumer Werks verblieb als Thyssen Feingusswerk Bochum (TFB) zunächst bei Thyssen, bevor er im April 1997 mit 400 Mitarbeitern an die britische Triplex Lloyd International veräußert wurde[11], die ihrerseits Ende 1997 von der Firma Doncasters übernommen wurde. Im gleichen Jahr verkaufte Thyssen auch die Dortmunder Magnetfertigung an die Firma Tridelta.[12] [13] Die Thyssen Edelstahlwerke AG wurden 1992 mit der Thyssen Stahl AG fusioniert, bevor sie 1994 als Edelstahl Witten-Krefeld GmbH wieder ausgegliedert wurden.[14] [15]

Die Bergische Stahl-Industrie blieb bis 1996 in der Thyssen Guss AG, wurde dann an SAB WABCO veräußert, seit Oktober 2004 gehört der Remscheider Betrieb zur Faiveley-Gruppe.

Ebenfalls im Jahr 1974 übernahm Krupp die Mehrheit der SSW-Aktien von Merk, Fink & Co, der Allianz und Hoesch[16] und baute den Anteil bis 1977 auf mehr als 97% auf, bevor die Stahlwerke Südwestfalen AG im Jahr 1984 schließlich komplett mit der Krupp Stahl AG verschmolzen wurde.

Anfang der 1980er Jahre führte die Stahlkrise zu starken Konzentrationsbewegungen im Ausland (z.B. die Eingliederung der Edelstahlabtellung von Creusot-Loire in den Usinor-Konzern in Frankreich, Fusion von Finsider und Teksid in Italien), durch die der Edelstahlmarkt stark in Bewegung geriet - Thyssen und Krupp vereinbarten daher eine Kooperation im Edelstahlbereich[17], das eigentliche Ziel einer Fusion wurde jedoch verworfen. Im Zuge der verstärkten Zusammenarbeit von Krupp und Thyssen wurden 1995 die Krupp Nirosta GmbH und die Thyssen Stahl Rostfrei in der Krupp Thyssen Nirosta GmbH zusammengefasst, bevor beide Konzerne 1997 komplett fusionierten. Der ThyssenKrupp-Konzern verkaufte schließlich im März 2005 seine Tochtergesellschaft Edelstahlwerke Witten-Krefeld an die zur Schmolz-und Bickenbach-Gruppe gehörende Swiss Steel AG.

Heute

Die meisten Betriebe der ursprünglichen Deutsche Edelstahlwerke AG existieren noch heute, der Standort Krefeld in der Schmolz&Bickenbach-Gruppe sogar wieder unter dem Namen Deutsche Edelstahlwerke GmbH. Am selben Standort produziert auch die im ThyssenKrupp-Konzern verbliebene ThyssenKrupp Nirosta GmbH Edelstahl.

Die meisten Werke haben jedoch mittlerweile andere Namen angenommen oder wurden in andere Konzerne eingegliedert.

Vorstandsvorsitzende der DEW

  • Dr.-Ing. E.h. Heinz Gehm
  • ab 1964: Dieter Spethmann
  • 1973: Dr.-Ing. Winfried Connert

Literatur

  • Helmut Uebbing: Wege und Wegmarken - 100 Jahre Thyssen. Siedler-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-88680417-8.
  • Günther Schmidt: Die Entwicklung einer Remscheider Schmiede BSI-DEW-ThyssenKrupp 1925-2002. 75 Jahre Schmiede Remscheid. RS Gesellschaft für Informationstechnik mbH & Co. 2003, ISBN 3-98117571-9.

Quellen

  1. B. Dietrich: Vereinigte Stahlwerke. (= Stätten deutscher Arbeit.) Widder-Verlag, Berlin 1930, S. 97f. (Stadtbücherei Bochum, Signatur WDL123 VEREI)
  2. Webseite zur Geschichte der Niederlassung Gelsenkirchen von ThyssenKrupp-Schulte online
  3. Uebbing, S. 54
  4. Gutes Geschäft in Edelstahl. in: DIE ZEIT Nr. 12 vom 22. März 1956 online (abgerufen am 16. Juli 2009)
  5. Flick raus - Hoesch rein. in: DIE ZEIT Nr. 21 vom 24. Mai 1968 online
  6. Webseite Thyssen - Vom Stahl- zum Technologiekonzern zur Thyssen-Konzerngeschichte online (abgerufen am 16. Juli 2009)
  7. Uebbing, S. 60
  8. Bericht Automobilzuliefer-Geschäft soll ausgebaut werden. vom 4. März 2002 auf news.at online (abgerufen am 16. Juli 2009)
  9. Edelstahlindustrie in Bewegung - Große Neuordnung der Gruppen um Thyssen/Rheinstahl und Krupp. in: Hamburger Abendblatt vom 1. Juli 1974 online
  10. Webseite zur Geschichte der Nirosta-Produkte von ThyssenKrupp online (abgerufen am 16. Juli 2009)
  11. Artikel "Thyssen Industrie verkauft Feinguß" in Maschinenmarkt, Vogel-Verlag Würzburg 103 (1997), Seite 10 online
  12. Seite "Unternehmensgruppe" im Webangebot der Tridelta-Gruppe online (abgerufen am 16. Juli 2009)
  13. Webseite zur Geschichte der Niederlassung Gelsenkirchen von ThyssenKrupp-Schulte online (abgerufen am 16. Juli 2009)
  14. Squeeze out beim Edelstahlwerk Witten? in: Handelsblatt vom 5. April 2002 online
  15. Handelsregister Bochum HRB 8490
  16. Kleineres Übel. in: Hamburger Abendblatt Nr. 203 vom 2. September 1974, Seite 19. online
  17. Krupp und Thyssen gehen beim Edelstahl zusammen. in: Hamburger Abendblatt Nr. 298 vom 23. Dezember 1982, Seite 14 online