Zum Inhalt springen

Benutzer:Bene16/Baustelle 10

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Dezember 2009 um 18:31 Uhr durch Bene16 (Diskussion | Beiträge) (Baugeschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
St. Martin (Heimertingen)

St. Martin (Heimertingen) ist die schon in einer Tauschurkunde aus dem Jahre 853 n. Chr. erwähnte Römische-katholische Pfarrkirche von Heimertingen im Dekanat Memmingen des Bistums Augsburg im Landkreis Unterallgäu.

Baugeschichte

Heimertingen liegt auf der bayerischen Seite des Illertales an einer alten Römerstrasse des Donau-Iller-Rhein-Limes zwischen den Kastellen Cambodunum und Caelius Mons. Aus der Zeit des Fränkischen Reiches, das dann in das Heilige Römische Reich überging, existiert eine Tauschurkunde aus dem Jahre 853 n. Chr. in der eine Kirche auf der Gemarkung erwähnt wird. Es ist warscheinlich, dass diese Kirche mit der heutigen Kirche an ihrem Standort in der Urkunde gemeint war. Besitzer des Dorfes, Blut- und niedere Gerichtsbarkeit des Dorfes lagen beim 1062 für reichsunmittelbar erklärten Füststift Kempten. Späterer Erwerber von Eigentum und Rechten war die Familie Edlinstett aus Memmingen. Bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 war das Dorf Amtssitz des Fürstentums Fugger-Babenhausen der Augsburger Fuggerlinie Fugger von der Lilie. Mit der Rheinbundakte 1806 kam der Ort zum Königreich Bayern.

Seit der Restauration 1753 ist die geostete Kirche in ihren Ausmaßen belegt. Der Innenraum besteht aus Chorraum und einschiffigem Langhaus, über dem sich eine Stichkappentonne erhebt. Der älteste nachgewiesene Teil der Kirche, ist die Apsis romanischen Ursprung aus dem 11. Jahrhundert. Die davor liegende Sakristei stammt aus der Barockzeit. Ebenso der nördliche Kanzelgang. Weitere belegte größere Renovationen fanden es in den sechziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts und 1904 statt. In den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhundert wurde die Kirche erneuert.

Seit 2003 ist der Aussenanstrich der Kirche in den Farben rosa und weiß, was dem früheren Originalzustand entsprechen soll. Umgeben wird die Kirche von dem Friedhof der kirchlichen und weltlichen Gemeinde im südlichen Bereich. Die Kirchenanlage auf einem Plateau über der Iller, findet mit dem ehemaligen Pfarrhaus seinen Abschluss. Rechts vom südlichen Haupteingang wurden die ehemaligen in der Gemeinde wirkenden Geistlichen in einem Gemeinschaftsgrab verortet. Dahinter befindet sich eine in einem angebauten Häuschen angebrachte Ölberggruppe.

Der Turm

Eine Besonderheit der Kirche, ist der von weitem sichtbare sechsundvierzig Meter hohe Kirchturm. Er erhebt sich an der Südwand des Chorraumes. Seine dicken Mauern sind mit breiter werdenden Schießscharten versehen. 1750 wurde der Turm erkennbar an dem Oktagon auf das heutige Ausmaß erhöht. Er hat vier Schalöffnungen. 1753 wurden vier Glocken eingebaut. Von den Glocken sind drei die Große Glocke, Zwölf Uhr Glocke, und die Taufglocke im Original erhalten. Die Elf Uhr Glocke musste im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden und ist seitdem verschollen und wurde nach dem Krieg ersetzt. An der Traufe des Kirchturmes sind vier Ziffernblätter der Kirchturmuhr eingelassen. Die Zwiebelhaube des Turmes ist nicht mit Kupfer ummantelt, sondern mit Biberschwanzplatten bedeckt. Die Haube endet mit einer Goldkapsel, in der Zeitdokumente eingefügt sind. Ein sich darüber erhebendes Doppelkreuz bildet den Abschluss der Turmspitze.

Chor und Langhaus

Hochaltar

Die Fresken der Kirche stammen von dem gebürtigen Schwabmünchner Maler Gerhard Wagner. Zentrales Fresko im Chorraum ist die Darstellung Marias als Rosenkranzkönigin. Unter ihr knien Dominikus und Katharina von Siena. Unterhalb in der dritten Ebene das geistliche und weltliche Volk. Vier Kartuschenbilder mit den Aposteln Petrus, Paulus, Matthäus und Simon umrahmen die Darstellung. An der Rückwand des Chorraumes war früher eine Abendmalszene von Ferdinand Wagner. Seit 1965 hängt dort die Darstellung der biblischen Szene Beweinung und Grablegung Christi, eine Kopie aus Eldern. Im Chorraum stehen auch auf beiden Seiten die erst 1960 eingebauten Beichtstühle. Der der Stilrichtung des Empire zuzuordnende Hochaltar wurde 1817 gefertigt. Er wird von zwei in weiß gefassten goldene Engeln flankiert.

Der Taufstein ist aus dem Jahre 1589. An ihm ist ein Wappen der Familie Fugger angebracht. Der Taufstein hat einen später angefertigten marmorisierter Holzdeckel mit der Skulptur des Johannes des Täufers aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Täufer hat ein Kreuz in der rechten Hand. In seiner linken Hand eine silberne Muschel aus dem Taufwasser herausläuft.

Das Langhaus ist aus rechteckigen Tuffsteinen gemauert. Es hat drei große Rundbogenfenster mit einer Sechseckverglasung. Die beiden Seitenaltäre sind seit 1753 mit einem Rokokoaufbau versehen. Das rechte Altarbild zeigt den 19. und heiliggesprochenen Bischof Ulrich von Augsburg auf einem Schlachtroß bei der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Hunnen in einer Schlachtszene. Unterhalb des Bildes befindet sich ein Tabernakel. Das linke Seitenaltarbild zeigt den Heiligen Martin bei der Mantelteilung.

Die drei Deckenfresken des Langhauses haben die Verkündigung Mariens, Geburt Jesu und Maria Himmelfahrt zum Thema. Auf der Südseite der Kirche sind die weiteren Apostel Andreas, Thaddäus, Bartholomäus abgebildet. Ihnen gegenüber Jakobus der Jüngere, Thomas und Phillipus. Zwei weitere Wegbegleiter Jesu finden sich oberhalb in den Chornischen. Es sind Jakobus der Ältere und Johannes mit ihren jeweiligen Attributen.

Kanzel, Orgel, Empore und Bruderschaftsgestühl

Den marmorierten aus Holz gefasster Kanzelkorb umgeben die vier in weiß gefasste Evangelisten. Lukas mit Stier zu Füssen Johannes ein Buch (sonst Adler), Markus der Löwe und Matthäus begleitet ein Kind (sonst Engel). Der Heilige Geist in der Form einer Taube auf der Unterseite des Schalldeckels. Drei Puten sitzen auf dem Gesims des Schalldeckels. Darüber steht Johannes der Täufer mit dem Spruchband – Ecce Agnus Dei.

Das heutige Kirchengestühl kann für die Mitte des 18. Jahrhunderts datiert werden. Im Westend der Kirche befindet sich das Bruderschaftsgestühl der ehemaligen Rosenkranzbruderschaft. Fünfzehn Sitze mit davor aufgestellten Prozessionsstangen. Auf den Prozessionsstangen sind Blechschildern mit den Geheimnissen des schmerzhaften, glorreichen und freudenreichen Rosenkranzes abgebildet. Zunächst gab es zwei Emporen. Ab 1818 ist eine dritte Empore dokumentiert. Die Last der Empore tragen zwei marmorierte Holzsäulen. Auf den Brüstungen sind drei Darstellungen aus dem Leben Jesu. Die Vertreibung der Händler, Wiederfinden des Kindes im Tempel und der Einzug nach Jerusalem auf einem Esel. Unter der Empore wird ständig der Traghimmel für die Fronleichnamsprozession aufbewahrt. An der südlichen Wandseite unter der Empore hängt ein Altarbild mit Holzrahmung aus dem Jahre 1700. Dargestellt ist das Jüngste Gericht.

Die Orgel wurde 1988 eingebaut und stammt von der Firma Riegner und Friedrich. Sie umfasst neunzehn Register auf Prinzipal 8´-Basis, die auf zwei Manuale verteilt sind. Klassische aber auch moderne Literatur lassen sich auf dem Intrument problemlos darstellen.

Literatur

  • August Strigel, Pfarrkirche Sankt Martin Heimertingen, Hrsg Pfarrgemeinde Heimertingen, Oktober 2006