Maskulinismus
Maskulinismus (auch Maskulismus) bezeichnet eine Bewegung, die für die Rechte von Männern eintritt, sowie eine Denkrichtung, die sich mit dem Verhältnis der Geschlechter, insbesondere mit den Interessen und Rechten von Männern befasst.[1] Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde zunächst der Ausdruck „Maskulinismus“ (bzw. dessen englische Entsprechung „masculinism“) geprägt, mit dem heute aber zumeist allgemein die Überzeugung von männlicher Überlegenheit gemeint ist.[2] In diesem Sinne formulierte Arthur Brittan 1989 sein Konzept des Maskulinismus als die "Ideologie des Patriarchates", die männliche Dominanz naturalisiere und legitimiere.[3] Die begriffliche Entsprechung wäre Femininismus.[4]
Im Unterschied dazu, und analog zum Begriff Feminismus, bezeichnet Maskulismus eine politische Anschauung, die davon ausgeht dass (auch) Männer diskriminiert werden, und dass diese Diskriminierung beseitigt werden müsse.[5] Der Begriff „Maskulismus“ (bzw. „masculism“) existiert seit den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts und wurde aus dem älteren Begriff Feminismus abgeleitet.[6] Diese politische Strömung wird oft auch als Männerrechtsbewegung („men's rights movement“) bezeichnet, und ist Gegenstand dieses Artikels.
Als Beginn der Bewegung gilt die Veröffentlichung von „The Fraud of Feminism“ (deutsch: Der Schwindel des Feminismus) durch Ernest Belfort Bax 1913.[7] Der Begriff „Maskulismus“ wurde gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts im Kontext der sich ändernden Geschlechterrollen zunehmend verwendet, etwa im angelsächsischen Raum von dem Politiker und Autor Warren Farrell[8] oder im deutschsprachigen Raum von dem Medienwissenschaftler und Journalisten Arne Hoffmann.[9]
Positionen des Maskulismus
Maskulisten kritisieren unter anderem die aus ihrer Sicht einseitige Gesetzgebung, deren selektive Auslegung und die Missachtung grundlegender Menschenrechte zu Lasten von Männern und Jungen. In vielen Lebensbereichen finde demnach eine systematische Benachteiligung von Männern statt.
Rechtliche und soziale Diskriminierung
Die Gesetzgebung berücksichtige teilweise nur die Anliegen von Frauen. Als Beispiele werden der US-amerikanische „Women, Infants, and Children Act“ (deutsch: Frauen-und-Kinder-Gesetz) oder der „Violence Against Women Act“ (deutsch: Gewalt-gegen-Frauen-Gesetz) angeführt. Im Justizsystem gebe es einen Bias, der zu mehr und längeren Gefängnisstrafen führe, wenn der Verurteilte ein Mann oder wenn das Opfer eine Frau sei.[10] Prozessvorschriften, die dem Schutz von Vergewaltigungsopfern dienten, erschwerten es männlichen Angeklagten zudem oft, sich angemessen gegen Vorwürfe zu verteidigen.[11]
Gleichberechtigung bei Erziehungs-, Sorge- und Adoptionsfragen sei nicht gegeben. Ebenso liege die Entscheidung über Austragen oder Abbruch einer Schwangerschaft allein bei der Frau, auch wenn zuvor Vereinbarungen zwischen den Partnern getroffen wurden. Wissentliche Falschangaben von Frauen über die Vaterschaft des eigenen Kindes seien rechtlich nicht sanktioniert.
Die Gesellschaft akzeptiere eher, wenn Frauen als typisch männlich betrachtete Verhaltensweisen übernähmen als umgekehrt. Männer zögen in diesem Fall eher Spott oder Beleidigungen auf sich. Bei häuslichen Konfliktsituationen gebe es weniger Unterstützung für sie. Männerspezifischen Erkrankungen wie Prostatakrebs werde weniger öffentliche Aufmerksamkeit zuteil als frauenspezifischen wie Brustkrebs, obwohl an beiden Krebsarten etwa gleichviele Menschen sterben. Haftstrafen von Männern wegen nichtgezahlten Kindesunterhaltes stehe das Recht der Frauen auf Abtreibung gegenüber. Es gebe keine besonderen staatlichen Einrichtungen, die die Belange von Männern vertreten, anders als für Frauen.
Bildung und Beschäftigung
Die Bildung von Jungen und Männern werde nicht speziell gefördert, obwohl deren Leistung und Entwicklung in vielen Stadien hinter der von Mädchen und Frauen zurückliege. In manchen Staaten gebe es zwar reine Mädchen- aber keine reinen Jungenschulen. In vielen Berufen, etwa bei Streitkräften, Polizei oder Feuerwehr, gebe es für Männer höhere körperliche Einstellungshürden. Damit werde eine überwiegende Zuständigkeit der Männer für körperbetonte Aufgaben unterstellt, ohne dass sie deshalb besser bezahlt würden.
Gewalt
Während Gewalt gegen Frauen gesellschaftlich stigmatisiert sei, werde Gewalt gegen Männer allgemein akzeptiert. Zudem würde Männern beigebracht oder nahegelegt, gewalttätige Rollen einzunehmen. So seien etwa nur Männer zum Wehrdienst verpflichtet. Gewalt gegen Männer werde heruntergespielt oder ins Lächerliche gezogen. Bei gewalttätigen Konflikten gebe es für Frauen häufig eine generelle Unschuldsvermutung und Mitleid, während Männer härter bestraft würden, obwohl manche Studien gezeigt hätten, dass Frauen gewalttätiger als Männer seien.[12][13] Weibliche Beschneidung werde scharf kritisiert, die rituelle Beschneidung von Männern dagegen verharmlost.[14]
Strömungen des Maskulismus

Die verschiedenen Strömungen des Maskulismus verfolgen keine einheitlichen Ziele. Den meisten Bestrebungen ist gemeinsam, dass die Rechte von Männern gestärkt und die beanstandeten Diskriminierungen abgebaut werden sollen. Es bestehen Parallelen zur Männerbewegung und zur Väterrechtsbewegung. Liberale Maskulisten wie Warren Farrell unterstützen ausdrücklich die Idee von der Gleichwertigkeit der Geschlechter und betrachten die bestehenden Unterschiede als veränderbar. Konservative Maskulisten beanspruchen mitunter eine Führungsrolle für Männer, was teilweise mit religöser Überlieferung begründet wird.[15]
Fortschrittlicher Maskulismus
Fortschrittliche Maskulisten betrachten Maskulismus als komplementäre Bewegung zum Feminismus, wobei beide Bewegungen geschlechtliche Diskriminierung abbauen wollten. Der Feminismus wird daher nicht als Ganzes verworfen oder gar als feindliche Bewegung betrachtet, sondern in eine gemeinsame Vision einbezogen.[16] Warren Farrell schrieb dazu, dass beide Geschlechter durch die „bisexistische“ Rollenverteilung der Vergangenheit behindert und unterdrückt worden seien.[8]
Kritik
Susan Faludi kritisierte in ihrem Bestseller Backlash – Die Männer schlagen zurück von 1991 die Männerrechtsbewegung als Teil eines umfassenden Backlash, als Zurückdrängung feministischer Ideen.
Siehe auch
Literatur
- Syzane Berisha: Feminismus vs. Maskulismus – der aus dem Blick geratene Mann, GRIN Verlag, 2005, ISBN 978-3638423496.
- Arne Hoffmann: Männerbeben: Das starke Geschlecht kehrt zurück, Verlag Lichtschlag, 2007, ISBN 3-939562-03-3.
- Ernest Belfort Bax: The Legal Subjection of Men, 1908 [1].
- John Gordon: The Myth of the Monstrous Male and Other Feminist Fallacies, Playboy Press, New York, 1982, ISBN 0-87223-758-3.
- Harvey Mansfield: Manliness, Yale Press 2006 [2], ISBN 0-300-10664-5.
- David Thomas: Not Guilty: The Case in Defense of Men, William Morrow and Co., Inc., New York, 1993, ISBN 0-688-11024-X.
- Jack Kammer: Good Will Toward Men, St. Martin's Press, New York, 1994, ISBN 0-312-10471-5.
- Eugene R. August: The New Men's Studies: A Selected and Annotated Interdisciplinary Bibliography (2nd Edition), Libraries Unlimited, Inc., Englewood, 1994, ISBN 1-56308-084-2.
- Ellis Cose: A Man's World: How Real Is Male Privilege - And How High Is Its Price?, Harper Collins, New York, 1995, ISBN 0-06-017206-1.
- Anne & Bill Moir: Why Men Don't Iron: The Real Science of Gender Studies, Harper Collins, Hammersmith, London, 1998, ISBN 0-00-257035-1.
- Paul Nathanson, Katherine K. Young: Spreading Misandry: The Teaching of Contempt for Men in Popular Culture, McGill-Queen's University Press, Montreal, 2001, ISBN 0-7735-2272-7.
- Christina Hoff Sommers: The War Against Boys: How Misguided Feminism Is Harming Our Young Men, ISBN 0-684-84956-9.
- Thomas B. James: Domestic Violence: The 12 Things You Aren't Supposed to Know, ISBN 1-59330-122-7.
- Cathy Young: Ceasefire! : Why Women And Men Must Join Forces To Achieve True Equality, ISBN 0-684-83442-1.
Einzelnachweise
- ↑ Begriff bei Ted Honderich (Hg), The Oxford Companion to Philosophy, Oxford University Press, 1995, ISBN 978-0198661320.
- ↑ Begriff bei Merriam-Webster.
- ↑ Brittan, Arthur: Masculinity and Power, Wiley-Blackwell 1991
- ↑ The Oxford Companion to Philosophy, s.o.
- ↑ The Oxford Companion to Philosophy, s.o.
- ↑ Begriff bei allwords.com.
- ↑ E. Belfort Bax, The Fraud of Feminism, bei Marxists.org
- ↑ a b Warren Farrell, Ph.D.: The Myth of Male Power. Simon & Schuster, Inc., New York, New York 1993, ISBN 0-671-79349-7.. Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „Farrell“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Arne Hoffmann bei Genderama
- ↑ Cathy Young: Double Standard: The Bias Against Male Victims of Sexual Abuse, bei reason.com, 4. Juni 2002.
- ↑ Cathy Young: How much should we know about the sex life of Kobe Bryant's accuser? bei Salon.com
- ↑ Prof. Hilde Pape, University of Oslo: Vold og krenkelser i unge menneskers parforhold (auf norwegisch) in: Tidsskrift for Den norske legeforening, Nr. 15, 14. August 2003.
- ↑ Simon Collins: Domestic violence campaigners accused of bias bei nzherald.co.nz, 13. November 2006.
- ↑ Zenas Baer: Are Baby Boys Entitled to the Same Protection as Baby Girls Regarding Genital Mutilation? NOHARMM.org, 1996, abgerufen am 19. November 2008.
- ↑ Steven Goldberg: The Inevitability of Patriarchy. New York: William Morrow and Company, 1973, ISBN 978-0-6880-0175-9, vgl. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia.
- ↑ Haley Swenson: The Diverse and Growing Men's Movement, 4.März 2006.
Weblinks
- MANNdat (deutsche Männerrechtsorganisation)