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Werre

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Werre
Verlauf der Werre

Verlauf der Werre

Daten
Lage Nordrhein-Westfalen
Flusssystem Weser
Abfluss über Weser → Nordsee
Quelle In Horn-Bad Meinberg/Wehren
51° 54′ 39,2″ N, 8° 59′ 31,5″ O
Quellhöhe 247 m ü. NN [1]
Mündung Bei Bad Oeynhausen-Rehme in die WeserKoordinaten: 52° 13′ 16″ N, 8° 49′ 40″ O
52° 13′ 16″ N, 8° 49′ 40″ O
Mündungshöhe 42 m ü. NN [1]
Höhenunterschied 205 m
Sohlgefälle 2,9 ‰
Länge 71,9 km[2]
Einzugsgebiet 1.485,398 km²[2]
Linke Nebenflüsse Knochenbach, Rethlager Bach, Haferbach, Aa, Bentgraben, Heipker Bach, Siekbach, Düsedieksbach, Rehmerloh-Mennighüffer Mühlenbach, Else, Kaarbach
Rechte Nebenflüsse Bega, Bramschebach, Haubach, Mittelbach
Mittelstädte Horn-Bad Meinberg, Detmold, Bad Salzuflen, Herford,
Löhne, Bad Oeynhausen,
Kleinstädte Lage
Gemeinden Leopoldshöhe, Hiddenhausen, Kirchlengern
Einwohner im Einzugsgebiet 870.000 Einwohner

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Die Quelle der Werre in Wehren
Zusammenfluss der Werre (links) mit dem Knochenbach
Zusammenfluss der Werre (rechts) mit der Bega
Zusammenfluss der Werre (links) mit der Westfälischen Aa in Herford bei leichtem Hochwasser
Mündung der Else (vorne) in die Werre
Die Werre in Löhne
Mündung der Werre (vorne) in die Weser

Die Werre ist ein linker beziehungsweise westlicher Nebenfluss der Weser im Nordosten des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Sie ist mit 71,9 km das längste Gewässer Ostwestfalen-Lippes, fließt ausschließlich in Ostwestfalen-Lippe und ist nach der Diemel der zweitgrößte Zufluss der Oberweser.

Flussverlauf

Obere Werre

Die Quelle der Werre befindet sich im Horn-Bad Meinberger Stadtteil Wehren im Lipper Bergland auf 245 m ü. NN. Es handelt sich nicht um eine gefasste Quelle, wie zum Beispiel die der Fulda, sondern viel mehr um den Zusammenfluss einiger kleiner Rinnsale, die fast unsichtbar in den Sumpfgebieten, die sich in unmittelbarer Nähe der Quelle befinden, entspringen. Direkt an ihrer Quelle ist die Werre noch nicht einmal einen halben Meter breit, aber bereits einige Kilometer weiter, im Kurpark von Bad Meinberg, ist sie zu einem stattlichen Bach herangewachsen. Von ihrer Quelle aus fließt die Werre zunächst in Richtung Südwesten, wendet sich nach einigen hundert Metern dem Westen zu, durchfließt das sogenannte „Silvaticum“, einen 40 Hektar großen Landschaftspark, in dem Waldlandschaften aus 14 Regionen der Erde angelegt wurden, und erreicht Bad Meinberg. Im Kurgebiet Bad Meinbergs wird die Werre seit den 1950er-Jahren zu einem See, dem Kurparksee, aufgestaut. Nach dieser ersten Stauung fließt die noch junge Werre in naturnahem Zustand kurvenreich weiter in nordwestliche Richtung und durchquert Schmedissen und Schönemark, erreicht Detmolder Stadtgebiet und passiert auf diesem die Stadtteile Remmighausen und Spork-Eichholz, bevor sie die Innenstadt erreicht. Westlich dieser mündet der Knochenbach in die Werre ein und bewirkt eine Verdopplung der Wassermenge. Im weiteren Verlauf passiert die Werre die westlichen Stadtteile Detmolds, durchfließt Lage und Pottenhausen, durchquert das zu Bad Salzuflen gehörende Holzhausen und tangiert Leopoldshöhe im Osten. Danach wendet sich das Gewässer zunächst kurz in Richtung Norden um Schötmar zu passieren und erreicht Bad Salzuflen. Dort nimmt sie ihren größten Zufluss, die 43,9 km lange Bega auf. Ab diesem Punkt wird die Werre breiter und fließt auf Grund der Stauung durch drei Wehre gemächlich durch Ahmsen nach Herford, wo ihr die Aa zufließt.

Als „Obere Werre“ wird das langgestreckte, 606,142 km² große Einzugsgebiet der Werre von der Quelle bis zur Mündung der Aa, die etwa 7,4 km unterhalb der Begamündung liegt, bezeichnet.

Untere Werre

In Herford ist die Ravensberger Mulde erreicht, der Fluss wendet sich hier nach Zustrom der Aa nach Norden und bildet zunächst die Grenze zwischen Herford und Hiddenhausen, dann zwischen Löhne und Kirchlengern. Bei Kirchlengern mündet die Else in die Werre, die sich ab hier nach Osten wendet. Im unteren Werretal fließt sie gemächlich durch Löhne und Bad Oeynhausen, in Bad Oeynhausen-Rehme mündet sie bei Weser-km 180 in die Weser. Die Mündungshöhe beträgt 42 m ü. NN. Im unteren Werretal ist die Werre durchschnittlich 25 m breit und verläuft in einem weiten Tal. Zwischen Herford und Bad Oeynhausen quert die Bundesautobahn 30 die Werre gleich dreimal: Die erste Querung befindet sich westlich von Löhne, die zweite nördlich von Löhne und die dritte Querung östlich von Obernbeck. Außerdem verläuft die Bahnstrecke Hamm–Minden einige Kilometer parallel zur Werre und kreuzt diese zwischen Schweicheln-Bermbeck und Löhne.

Urwerre

Die Mündung der Werre befand sich nicht immer bei Bad Oeynhausen. Heute verläuft die Weser im Urtal der Werre durch die Porta Westfalica. Ursprünglich floss die Weser oberhalb von Hameln an Süntel und Deister vorbei nach Norden. Die Werre hingegen floss in ihrem heutigen Verlauf durch die Porta Westfalica hindurch und bog nördlich des Wiehengebirges nach Westen ab und floss der Weser zu. Erst als vor rund einer Million Jahren die Eisschichten der letzten Eiszeit abtauten, durchbrach die Weser die Keuperbarriere westlich von Hameln und konnte im heutigen Wesertal und weiter im ursprünglichen Werre-Urtal verlaufen.[3]

Nebenflüsse

Längster Nebenfluss der Werre ist die Bega. An der Mündung in die Werre ist sie mit 43,9 km sogar länger als die Werre mit bis dahin 41,6 km zurückgelegter Flussstrecke. Deutlich größer ist auch das Einzugsgebiet der Bega von 376,727 km² gegenüber der Werre 202,935 km² oberhalb der Mündung. Nach Einzugsgebiet ist die Else mit 415,518 km² der wichtigste Nebenfluss.

Im Folgenden werden die Nebenflüsse der Werre in der Reihenfolge von der Quelle zur Mündung genannt. Genannt wird jeweils die orografische Lage, die Mündungsposition mit Angabe des Stationierungskilometers[2], die Länge[2], die Größe des Einzugsgebietes[2], die Mündungshöhe[1] und die Gewässerkennzahl[2] (Anmerkung: Für die bessere Sortierbarkeit wurde ein Leerzeichen eingefügt).

Name
Lage
Position
[km]
Länge
[km]
Einzugsgebiet
[km²]
Mündungshöhe
[m. ü. NN]
DGKZ
N.N. rechts 69,8 1,7 214 46 1112
Strangbach rechts 62,7 3,6 5,487 152 46 112
Wörbke rechts 62,0 4,0 4,771 147 46 114
Gildebach rechts 59,5 1,1 139 46 1152
Rötkersiekbach rechts 59,1 1,0 138 46 1154
Dolzerbach links 58,5 1,5 135 46 116
Kleine Werre rechts 57,4 2,3 134 46 1192
Knochenbach links 54,6 12,0 47,121 119 46 12
Heidenbach links 53,4 6,6 8,752 118 46 132
Katzenbach links 50,8 1,7 110 46 1392
Hasselbach links 50,1 6,5 9,311 110 46 14
Bollerbach links 49,3 2,4 108 46 153
Rethlager Bach links 48,2 5,4 14,794 106 46 16
Haferbach links 40,1 9,8 27,796 88 46 18
Bentgraben links 36,4 4,2 6,831 81 46 192
Siekbach links 35,5 4,6 3,444 79 46 196
Bexter links 33,9 5,2 8,455 76 46 198
Bega rechts 30,3 43,9 376,727 70 46 2
Knipkenbach links 29,1 4,3 6,744 69 46 32
Siekbach links 28,3 1,3 69 46 392
Steinsieksbach rechts 26,0 3,4 67 46 396
Ellersieker Bach rechts 25,1 2,8 67 46 398
Aa links 22,7 26,1 255,191 62 46 4
Butterbach rechts 22,3 4,3 59 46 512
Uhenbach rechts 21,9 4,5 59 46 514
Düsedieksbach links 21,0 4,8 12,384 57 46 52
Bramschebach rechts 17,0 5,9 13,308 56 46 54
N.N. links 14,8 1,4 55 46 592
Else links 12,7 31,5 415,518 53 46 6
Löhner-Schulbach rechts 11,5 3,4 51 46 72
Mühlenbach rechts 9,0 2,3 50 46 74
Rehmerloh-Mennighüffer Mühlenbach links 8,4 16,4 70,895 50 46 8
Börstelbach links 7,5 1,2 49 46 9112
Haubach rechts 7,3 2,7 49 46 912
Ostscheider Bach links 6,8 5,4 49 46 914
Sudbach rechts 6,3 3,7 4,270 49 46 92
N.N. links 4,8 2,8 1,550 48 46 932
Mittelbach rechts 4,8 8,2 13,666 48 46 94
Kaarbach links 4,0 10,8 47 46 992
Hamkebach rechts 2,5 2,9 46 46 994

Namensdeutung

Die Deutung des Namens Werre ist umstritten. Die Werre wird erstmals urkundlich im Jahr 784 als „Waharna“ erwähnt. Im Mittelalter fällt dann das auslautende „a“ weg und der Name wird über die Form „Werna“ zur „Werre“. Niederdeutsch lautet Werre auch „Waiern“. Anzunehmen ist, dass das Grundwort „na“ auf den vorgeschichtlichen Ausdruck für „Fluss“, der „ana“ lautet, zurückzuführen ist und das Bestimmungswort „wahar“ vielleicht auf das indogermanische „war“ hinweist, was soviel wie „Wasser“,„Sumpf“ oder „Moor“ bedeutet. Dementsprechend könnte „Werre“ dann „sumpfiger Fluss“ bedeuten. Die Namensdeutungen der Weser und der Werra wären so identisch mit der Übersetzung von „Werre“.[3]

Hydrologie

Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet der Werre erstreckt sich über das westliche Lipper Bergland und annähernd die ganze Ravensberger Mulde zwischen den Ostflügeln von Wiehengebirge und Teutoburger Wald. Die Gesamtfläche des lebhaft geprägten Einzugsgebiets beträgt 1.485,4 km². 1.289,0 km² davon entfallen auf Nordrhein-Westfalen und 191,0 km² auf Niedersachsen. Die Niederschläge im Einzugsgebiet betragen durchschnittlich 800 mm/Jahr.[4] Dabei steigt die Jahresniederschlagssumme von Nord nach Süd an und beträgt im nördlichen Einzugsgebiet südlich des Wiehengebirges 700-800 mm im Jahr, im zentralen Teil 800-900 mm/Jahr und im Süden des Einzugsgebiets 900-1000 mm/Jahr. Spitzenwerte von bis zu 1200 mm/Jahr werden auf dem Kamm des Teutoburger Waldes gemessen (Veldrom).[5] Bei 59,2 % der Fläche des Einzugsgebiet der Werre handelt es sich um landwirtschaftlich genutzte Fläche, 15,6 % werden von Wald bedeckt. Der Anteil von Freiflächen beträgt 19,0 % und der Anteil der versiegelten Fläche 6,2 %.[6] Die mittlere Bevölkerungsdichte im Werreeinzugsgebiet liegt bei 460 Einwohner pro Quadratkilometer.[4]

Weite Teile des Einzugsgebiets werden von Löss bedeckt, der von den Gewässern zu Tal transportiert wird. Das Sohlsubstrat besteht aus dem Gebirgsmaterial wie Sandstein, Keuper und Kalkstein. Vor allem die Aa und die Else liefern in größeren Mengen Sand, der sich nach Hochwassern auf den Uferböschungen ablagert und auf den Vorländern deutlich sichtbar ist.[6]

Monatsmittel des Abflusses der Werre am Pegel Löhne (1982-2005)

Über die Bifurkation der Else aus der Hase ist das Einzugsgebiet der Werre mit dem Einzugsgebiet der oberen Hase verbunden. Meist - auch in diesem Artikel - wird dieses aber nicht zum Einzugsgebiet der Werre sondern zum Einzugsgebiet der Hase gerechnet.

Abfluss

Der Abfluss am Pegel Löhne, dem letzten Pegel vor der Mündung (89,9 % des Einzugsgebietes) beträgt bei Niedrigwasser (MNQ) 4,32 m³/s, bei mittlerem Wasserstand (MQ) 18,1 m³/s und bei Hochwasser (HQ) 191 m³/s. Der höchste je gemessene Abfluss wurde am Pegel Herford im Jahre 1960 mit 246 m³/s und am Pegel Löhne im Jahre 1986 mit 340 m³/s registriert. Die geringste Wassermenge am Pegel Herford führte die Werre mit 1,21 m³/s am 11. Oktober 1959 und mit 2,15 m³/s am Pegel Löhne am 6. August 1996.[7] Die höchsten Abflüsse werden in den Wintermonaten verzeichnet. Niedrigwasser herrscht in der Regel in den Sommermonaten. Die mittlere Fließgeschwindigkeit beträgt in etwa 0,3 m/s. Das Wasser braucht von der Quelle in Horn-Bad Meinberg/Wehren bis zur Mündung in Bad Oeynhausen ungefähr 57 Stunden, also 2 Tage und 9 Stunden.

Gewässergüte

Wasserqualität

Noch um 1900 war die Werre ein biologisch intakter, sauberer und fischreicher Fluss. Erst mit der einsetzenden Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der damit verbundenen starken Zunahme von Bevölkerung, Siedlungsflächen und Infrastruktur begann eine Belastung der Werre durch Abwässern aus Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und privaten Haushalten. Eine weitere Zunahme der Verschmutzung der Werre begann nach 1945, da als Folge des 2. Weltkrieges die Bevölkerungszahl stark wuchs und so mehr Abwasser aus den Haushalten aufgrund fehlender Kläranlagen in den Fluss gelangte. Außerdem stieg die der Werre zugeführte Abwassermenge aus den Betrieben, weil im Zuge der Schaffung von Arbeitsplätzen neue Betriebe mit mangelnder Klärtechnik errichtet oder bestehende erweitert wurden. Viele Jahre glich die Werre einem Abwasserkanal.[8]1969/1970 war die Werre so verschmutzt, dass die meisten Abschnitte den Gewässergüteklassen III (stark verschmutzt) und III-IV (sehr stark verschmutzt) zugeordnet wurden. In einigen Abschnitten, vor allem unterhalb von Herford, war die Werre so stark verschmutzt, dass sie mit Güteklasse IV (übermäßig stark verschmutzt) beurteilt wurde.[9] Zwar hatten erste Städte und Gemeinden entlang der Werre bereits in den 1950er-Jahren begonnen mechanische Kläranlagen zu errichten, aber eine merkbare Besserung der desolaten Gütesituation trat nicht ein. Dies änderte sich erst allmählich ab den 1970er-Jahren als sich ein Umdenken bei Gemeinden und Städten bemerkbar machte und stärker in Anlagen zur Abwasserreinigung investiert wurde. Die Gütesituation wurde bis heute deutlich verbessert, doch trotzdem ist die Werre heutzutage noch zahlreichen Belastungen ausgesetzt: Die Werre ist bereits wenige hundert Meter nach Verlassen ihres Quellgebietes einer Belastung durch Abwässer aus Haushalten und der Landwirtschaft unterworfen und muss mit Güteklasse II-III bewertet werden. Im weiteren Verlauf verbessert sich die Gewässergütesituation der Werre jedoch wieder, sodass der Werreabschnitt von Horn-Bad Meinberg bis Detmold der Güteklasse II (mäßig verschmutzt) zugerechnet werden kann. In der Ortspassage Detmolds bis zur Einmündung des Knochenbaches am westlichen Stadtrand weist die Werre einen höheren Verschmutzungsgrad auf und wird mit Güteklasse II-III bewertet. Mit Einmündung des Knochenbaches, der im Unterlauf ebenfalls der Güteklasse II zugeordnet wird, bessert sich die Gütesituation erneut auf Güteklasse II. Zwischen der Einmündung des Bentgrabens und des Bexterbaches weist die Werre lokal eine verschlechterte Gewässergüte auf und zeigt sich kritisch belastet (Güteklasse II-III). Nach einer lokalen Güteverbesserung auf Güteklasse II muss die Ortspassage Schötmars, Bad Salzuflens sowie Ahmsens erneut mit Güteklasse II-III beurteilt werden. Zusammenhängend gesehen kann die Obere Werre der Güteklasse II zugeordnet werden. Fließgewässer der Güteklasse II sind laut LAWA Gewässerabschnitte mit mäßiger Verunreinigung und guter Sauerstoffversorgung. Sie zeichnen sich durch eine sehr große Artenvielfalt und Individuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen und Insektenlarven aus. Wasserpflanzenbestände können größere Flächen bedecken. Außerdem sind der Güteklasse II zugehörige Gewässer artenreiche Fischgewässer.[10] Ab Herford wird die Werre als kritisch belastet eingestuft und behält dieser Güteklasse bis zur Einmündung in die Weser unterhalb von Bad Oeynhausen bei.

Die Belastung der Werre resultiert aus ihren Zuflüssen und diffusen Belastungen aus Mischabwasser, sowie Oberflächenabwasserkanälen und aus Stoffeinträgen aus der Landwirtschaft wie Nitrate (Düngemittel) und Pestiziden. Zudem wird die Werre im gesamten Verlauf direkt durch eine industrielle und neun kommunale Kläranlagen belastet. Neben der Kläranlage Horn-Bad Meinberg leiten die Kläranlagen Detmold, Lage, Leopoldshöhe/Heipke, Bad Salzuflen, Herford, Hiddenhausen-Schweicheln-Bermbeck, Löhne und Bad Oeynhausen sowie die Zuckerfabrik in Lage ihre Abwässer in die Werre ein. Dementsprechend macht in niederschlagsarmen Zeiten geklärtes Abwasser aus den kommunalen Kläranlagen einen großen Teil der abfließenden Wassermenge der Werre aus, was sich in einer verschlechterten Gewässergüte widerspiegelt. Ferner weist die Werre nach der Einmündung der Bega in Bad Salzuflen eine hohe Chlorid-Belastung auf, die sich aus der Einleitung von überwiegend ungenutzt abfließender Sole aus dem Staatsbad Salzuflen über die Salze und die Bega ergibt.[11] Ein weiterer Belastungsfaktor ist die Konzentration von Industrie, Gewerbe und Wohnbebauung im Werreeinzugsgebiet.

Gewässerstrukturgüte

Die Gewässerstrukturgüte gibt Auskunft über die ökologische Qualität der Gewässerstrukturen und die durch diese angezeigten dynamischen Prozesse. Danach werden Fließgewässer in eine 7-stufige Skala (1= unverändert, 7= vollständig verändert) eingeordnet. Die natürliche Gewässerstruktur der Werre wurde durch die genannten verschiedenen Korrektionsmaßnahmen und wasserbaulichen Eingriffe weitgehend geschädigt und zerstört und die Physiognomie des Flusses grundlegend verändert. Einige Abschnitte der Oberen Werre sind bis heute in naturnahem Zustand verblieben. Dazu zählt vor allem der Gewässerabschnitt unterhalb von Bad Meinberg. Hier konnte als einziges die Güteklasse II vergeben werden. Eine weitere nur gering durch Baumaßnahmen veränderte Strecken findet sich zwischen Detmold, ab der Einmündung des Heidenbaches, und der Stadtgrenze mit Lage. Dieser Abschnitt wird mit den Güteklassen 3 bis 4 (mäßig bzw. deutlich verändert) beurteilt. Selbiges gilt für den etwa 13 km langen Werre-Abschnitt zwischen Lage und Schötmar, der ebenso wechselnd mit den Güteklassen 3 und 4 bewertet wird. Im weiteren Verlauf zeigt sich die Werre deutlich stärker verändert. Die Strecke von der Einmündung der Bega bis zur Einmündung der Werre in die Weser ist sehr stark oder vollständig verändert (Güteklasse 6 und 7). Eine Ausnahme bildet hier der ca. 4 km lange mittlere Abschnitt der Gewässerstrecke zwischen Herford und der Else-Mündung. Hier zeigt sich die Gewässerstruktur deutlich bis stark geschädigt. Vor allem in den Ortspassagen wurde die Gewässerstruktur stark verändert. Die Ortspassagen von Horn-Bad Meinberg und Detmold gehören zur Güteklasse 5 (Stadtrand) und 7 (Stadtmitte). Innerhalb der Lagenser Kernstadt zeigt sich die Gewässerstruktur weniger stark verändert als in den Ortspassagen der anderen Städte an der Oberen Werre. Sie wird als stark verändert betrachtet.[12] Hinzu kommt die mit 52 große Anzahl von Querbauwerken an der Werre. Das bedeutet, dass sich pro Werre-Kilometer durchschnittlich 0,7 Querbauwerke befinden oder man alle 1,4 km ein Querbauwerk vorfindet. Querbauwerke sind für ein intaktes Ökosystem Fluss schädlich, da sie, sofern kein Fischpass vorhanden ist, ein Hindernis für die Wanderung der Tiere, vor allem Fische, darstellen.[5]

In den letzten Jahren hat sich ein Umdenken in Sachen Umwelt- und Fließgewässerschutz bemerkbar gemacht. Dieses steht im Zusammenhang mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), deren Ziel es ist, die Fließgewässer in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, womit eine Aufwertung der Gewässerstruktur im Zusammenhang steht. Dies zeigt sich auch an der Werre, da nicht nur an den zahlreichen kleinen Zuflüssen bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstrukturen durchgeführt wurden und werden, sondern auch unmittelbar an der Werre, wie zum Beispiel in Detmold unterhalb der Einmündung des Knochenbaches, wo Renaturierungsmaßnahmen ergriffen wurden.

Naturnaher Verlauf der Werre am Meschesee in Detmold

Ausbau und Korrektion

Ähnlich wie an vielen anderen Flüssen in Deutschland wurde auch an der Werre wasserbauliche Maßnahmen mit der Intention durchgeführt, die landwirtschaftliche Produktion zu erhöhen, Siedlungsraum zu schaffen, diesen vor Hochwasser zu schützen und die Wasserkraft des Flusses nutzbar zu machen.

Die Werre wurde in nahezu allen Ortspassagen leistungsfähig ausgebaut. In Detmold reicht die Bebauung unmittelbar bis an die Werre heran, die hier von einem Rechteckprofil mit Betonwänden an den Ufern gesäumt wird und in einer Sohle aus Wasserbausteinen verläuft. Ähnliches gilt für die Innenstadt Bad Meinbergs, da auch hier die Bebauung unmittelbar an den Fluss heranreicht. Die Beeinflussung der Struktur und die Veränderung des Profils der Werre ist eine Folge der Entwicklung und des damit verbundenen Flächenwachstums der Städte. Die Ortspassage in Lage ist auf ganzer Länge ausbaut, was mit der Siedlungsentwicklung und Wasserkraftnutzung am Wehr Lage einher ging. 1952 wurde ein Umflutgraben am Schul- und Sportzentrum Werreanger fertiggestellt, der bei Hochwasser das eigentliche Flussbett deutlich entlastet. Außerhalb der Ortspassage, westlich und östlich der Lagenser Kernstadt, wurde die Werre verlegt und ausgebaut. Dies steht auch im Zusammenhang mit der Sand-und Kiesgewinnung, die eine partielle Verlegung der Werre erforderten. Genaueres über den Zeitraum, in dem diese Eingriffe vollzogen wurden, ist nicht bekannt. Für die Lagenser Ausbaustrecke ergibt sich eine heutige Länge von ca. 7 km. Ab Alt-Holzhausen wurde die Gewässerstruktur auf dem gesamten Kommunalgebiet Bad Salzuflens verändert. Das Gewässer wurde aus Gründen des Hochwasserschutzes und der Wasserkraftnutzung sowie aus landeskulturellen Gründen ausgebaut und partiell verlegt.[6] Während an der Oberen Werre nur partiell wasserbauliche Maßnahmen durchgeführt wurden, wurde nahezu die gesamte Untere Werre verändert. Ab Herford beginnt der Lauf der Unteren Werre, der auf der Fließstrecke zwischen Herford und Hiddenhausen ausgebaut wurde, um eine bessere landwirtschaftliche Nutzung des Talraums zu ermöglichen. So wurden vorhandene Mäander durchstochen und dadurch eine Laufverkürzung erzielt. Auch im weiteren Verlauf bis zur Einmündung in die Weser ist die Werre reguliert und ausgebaut. Im Stadtgebiet von Löhne wurde die Werre in der Vergangenheit verändert. Dabei sind ältere Ausbaustrecken von jüngeren zu differenzieren. Eine Besonderheit des alten Ausbaus, der Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurde und der Werre hier zu ihrem bis heute unveränderten Erscheinungsbild verhalf, bildet hier die Randbedeichung zwischen Löhne und dem Sielwehr in Bad Oeynhausen. Die neue Ausbaustrecke, die flussaufwärts am Wehr Kissler bei Oberbehme endet, entstand 1982 im Zuge der Anlegung des Hochwasserrückhaltebeckens Löhne. Der am stärksten ausgebaute Gewässerabschnitt ist der 5,7 km lange Gewässerabschnitt unterhalb des Sielwehres bis zur Mündung in die Weser. Hier wurden in der Vergangenheit aus Gründen des Hochwasserschutzes von Bad Oeynhausen und Löhne zahlreiche wasserbauliche Maßnahmen durchgeführt. Ursprünglich prägten zahlreiche, zum Teil gegenläufige Mäander das Bild der Werre, die im Zuge dieser Maßnahmen durchstochen wurden. Mit der so entstandenen Laufverkürzung ging eine Erhöhung des Sohlgefälles und damit eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit einher, die durch den Bau von Grundschwellen kompensiert werden sollte. Dieser Ausbau in Bad Oeynhauser Stadtgebiet geschah in den 1970er-Jahren. Zeugnis des ehemaligen Verlaufes ist ein Altarm der Werre nördlich des Sielparkes in Bad Oeynhausen. Heute verläuft der Kaarbach auf 300 Metern durch den westlichen Teil des Altarmes und somit im ursprünglichen Bett der Werre. Bereits um 1900 wurde eine nicht durchgängige Deichlinie beidseitig der Werre zwischen Löhne und Bad Oeynhausen -vermutlich als Reaktion auf das Novemberhochwasser 1897- errichtet.[6]

Ähnliche Eingriffe und Maßnahmen wurden an den großen Werrezuflüssen Bega, Aa und Else durchgeführt.

Werrebegradigung zwischen Bad Salzuflen und Herford

Blick flussabwärts auf die begradigte Werre bei Ahmsen. Außerdem zu sehen der Pegel Ahmsen und die Querung der Bundesautobahn 2.

Ursprünglich mäandrierte die Werre zwischen Bad Salzuflen und Herford sehr stark. Die Gründe für die starke Mäanderbildung waren das niedrige Sohlgefälle der Werre in diesem Abschnitt und die damit einhergehende geringe Fließgeschwindigkeit und zum anderen der hohe Sandgehalt, der hauptsächlich aus den Sandeinträgen aus der Bega resultierte. Aufgrund dieser Begebenheiten kam es nach stärkeren Regenfällen häufig zu Hochwassern, die die gesamte landwirtschaftlich genutzte Talaue der Werre unter Wasser setzten, sodass der Gewässerabschnitt zwischen Bad Salzuflen und Herford einer Seenlandschaft glich. Aus den immer wieder auftretenden Hochwassern resultierten große Schäden für die Werre-Anrainer.[13] Ab 1770 begann man Überlegungen anzustellen, wie die Situation verbessern werden könnte und gründete 1772 die sogenannte „Werre-Kommission“. Diese sollte einen endgültigen Plan mit längerfristiger Wirkung ausarbeiten, da mehrere frühere Aushebungen des Flussbettes in den Jahren 1716, 1737 und 1755 nur kurzfristig Erfolge brachten. Der von der Werre-Kommission erarbeitete Plan sah die Durchstechung alle Mäander vor, sodass ein langer geradliniger Kanal entstünde. Bereits wenige Wochen später wurde die Baugenehmigung erteilt und im Sommer desselben Jahres mit den Bauarbeiten begonnen, die die Werreaue in eine Großbaustelle verwandelten. Die Ausbaumaßnahme wurde in 3 Abschnitten vollzogen: Die Bega wurde- begonnen zwischen Lindemannsheide östlich von Bad Salzuflen und der Mündung in die Werre- kanalisiert. Daraufhin wurde die Werre zwischen Heerse und dem heute westlich von Schötmar liegenden Knonhof begradigt, sodass der 1,7 km lange Werre-Kanal entstand. Das Wasser des Bega-Kanals wurde kurz vor Schötmar in das alte Flussbett der Werre geleitet, das den neuen Werrekanal in der Nähe der heutigen Bega-Mündung trifft. Im dritten Abschnitt wurden die Mäander bis zur damaligen lippischen Landesgrenze bei Ahmsen durchstochen, sodass ein insgesamt 4 km langer Kanal entstand. Dieser Kanal erhielt den Namen „Lippischer Canal“. Durch die Korrektionsmaßnahmen wurde der Verlauf der Werre zwischen Schötmar und der Grenze mit dem Kreis Herford von 12 km auf 6,8 km verkürzt.[8] Die Herforder Werreanlieger berieten 1774 über eine Fortführung des Kanals bis an das Berger Tor südöstlich des Stadtkerns Herfords, entschieden sich aber zunächst einstimmig gegen diese Option, da das Vorhaben enorme Kosten verursacht hätte, die sie nicht bereit waren zu tragen. 1783 erfolgte nach einem weiteren starken Hochwasser unterhalb des Endes des Lippischen Canals eine Meinungsänderung. Am 9. Mai 1786 erteilte die Kriegs- und Domänenkammer Herford die Bauerlaubnis, die verblieben Mäander zwischen der Grenze und dem Berger Tor zu durchstechen. Noch im selben Monat wurde mit den Bauarbeiten, angefangen an der Grenze, begonnen. Diese konnten nach einem Monat abgeschlossen werden. Durch die Begradigungsmaßnahmen erhielt die Werre ein breites trapezförmiges Profil und wird dabei rechtsseitig von einem Erdwall begleitet. In Herford gleicht die Werre oberhalb des Wehres Berger Tor einem schiffbarem Kanal.[13] Die Werre unterhalb des Berger Tores wurde in der Vergangenheit durch die Entwicklung der Stadt Herford maßgeblich beeinflusst mehrfach verlegt und ausgebaut. Im 13. Jahrhundert wurde das Gewässer bei der Gründung der Neustadt hinter die Stadtmauer gelegt und um die Stadt herumgeleitet. Dies sollte den Einwohnern der Neustadt als Verteidigungseinrichtung dienen. Der ehemalige Verlauf der Werre - die Bowerre - wurde im Jahr 1972 zugeschüttet.[6]

Nutzgewässer und Wirtschaftsfaktor

Schon früh wurde die Werre vielfältig genutzt. Die wichtigste Rolle spielt dabei das Mühlengewerbe, das sich die Wasserkraft der Werre, die der Fluss mit seiner recht hohen Wasserführung und Strömungsgeschwindigkeit bereitstellt, zu Nutze machte. Bereits im 12. Jahrhundert wurden einige Wassermühlen samt Stauwerken entlang der Werre und ihren zahlreichen Zuflüssen errichtet, die sich die Wasserkraft selbiger zu Nutze machten. Insgesamt entstanden vier große Wassermühlen an der Oberen Werre und eine an der Unteren Werre, sowie ein Wasserkraftwerk.

Mühlengewerbe

Eine Mühle, die erstmals im Jahre 1370 erwähnt wurde, befindet sich in Lage und ist bis heute in Betrieb. Hier wird die Werre mittels zweier bis heute intakter Wehre gestaut und in drei "Arme" geteilt. Ursprünglich befand sich hier eine Flussinsel. Der erste Arm ist der Hauptarm des ursprünglichen Flussbettes, das sich hinter dem großen Wehr anschließt und nur bei Hochwasser Wasser führt. Weiterhin zweigt ein Kanal den Großteil des Wassers ab und leitet es durch die Mühle, bevor es wieder in das eigentliche Flussbett eintritt. Das kleine Wehr regelt den Abfluss in einen weiteren Graben, den Mühlengraben, der als Hochwasserentlastung dient und nach 250 m wieder der Werre zufließt. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Standort der Firma Altromin, die Tierfuttermittel produziert.

Die älteste und wohl wichtigste Werremühle ist die Heerser Mühle bei Bad Salzuflen, die erstmals bereits im Jahre 1358 erwähnt wird. Bei der Heerser Mühle handelt es sich um eine Kornmühle, die bis zur Zerstörung durch einen Brand im Jahre 1925 in Betrieb war. Im Jahr 1927 wurde mit den Vorarbeiten zum Bau eines Wasserkraftwerkes begonnen, das im Februar zunächst teilweise und im April des Jahres 1928 vollständig in Betrieb genommen werden konnte. In den ersten Monaten der Stromerzeugung stellte sich heraus, dass sich das Kraftwerk rentieren würde. Die Werre wurde mittels eines Wehres gestaut, sodass ein Höhenunterschied von 3,90 m entstand. Eine Wassermenge von 2.000 l pro Sekunde trieb zwei Francis-Turbinen an, die wiederum zwei Drehstrom-Synchron-Generatoren antrieben. Die Anlage war bis in die 1970er-Jahre in Betrieb, wurde aber wegen Unwirtschaftlichkeit abgeschaltet und demontiert. Heute befindet sich auf dem Gelände das Umweltzentrum Heerser Mühle. Das Wehr wurde eingeebnet und eine Badestelle an der Werre eingerichtet.[14]

Außerdem finden sich an der Oberen Werre zwei weitere Mühlen, wovon sich die eine, die Düvelsmühle, südwestlich des Lagenser Stadtteils Waddenhausen befindet. Diese ist schon lange außer Betrieb und beherbergt heute eine öffentlich zugängliche Einrichtung für staatlich konzessioniertes Glücksspiel. Im Bad Salzufler Stadtteil Wülfer befand sich die ehemalige Wülfer Mühle samt zugehörigen Mühlenwehr, das verfallen war und eingeebnet wurde. Der entstandene Sohlabsturz wurde durch eine raue Sohlgleite ersetzt und das Ufer mit Steinen befestigt. An der Unteren Werre wurde südlich von Löhne nebst dem Wehr Kissler die Oberbehmer Mühle errichtet. Nachdem der Betrieb eingestellt worden war, wurden die Gebäude umgebaut und ein Hotel eröffnet.

Energieerzeugung

In Bad Oeynhausen wird die Werre seit dem Jahr 1753 durch das Sielwehr gestaut und ein Teil des Wassers in den oberhalb des Wehres abzweigenden und durch den Sielpark fließenden Kokturkanal geleitet. Das Wasser wurde zur Energieerzeugung genutzt und die entstandene Energie zunächst zur Gewinnung von Salz aus Sole verwendet. Nachdem die Salzgewinnung eingestellt worden war, diente das Kraftwerk als Versorgungseinrichtung für den Kurbetrieb in Bad Oeynhausen.[15]

Ein anderes Wasserkraftwerk soll am Bergertor in Herford entstehen. Um die Turbine installieren zu können, wird die bestehende Wehranlage umgebaut. Bereits 2009 soll die Energiegewinnung beginnen.

Wiesenflößerei

Eine andere Nutzung der Werre war die Wiesenflößerei, eine Methode zur Düngung und Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen entlang der Werre. Dazu wurde der Fluss über einen kurzen Zeitraum aufgestaut, sodass die Wiesen entlang des Flusses überspült wurden. Ziel dieser Methode war eine Steigerung des landwirtschaftlichen Ertrages. Diese Methode wurde in Lippe und an der Werre hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts betrieben und wurde erst in den 1930er-Jahren mit dem Aufkommen des Kunstdüngers eingestellt.[8]

Natur

Naturschutzgebiete

Die Werre ist in ihrem Verlauf Teil mehrerer Naturschutzgebiete. So ist die Werre samt ihrer Niederung Bestandteil des 56 ha großen Naturschutzgebietes Werreniederung und Haferbachtal. Außerdem durchfließt die Werre das Holzhauser Bruch, ein 40 ha großes Naturschutzgebiet, welches einen Abschnitt der Flussaue der Werre mit Gehölzsäumen, Waldbereichen und Grünland umfasst. Es befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Bad Salzuflen. Neben diesem gibt es das Naturschutzgebiet In der Masch, ebenfalls zu Bad Salzuflen gehörend. Dabei handelt es sich um einen 23,30 ha großen Grünlandkomplex im Auenbereich der Werre.[16]

Fauna

Der Oberlauf der Werre, das heißt der Gewässerabschnitt zwischen der Quelle und der Mündung des Rethlager Baches, wird zum Fischgewässertyp „oberer Forellentyp Mittelgebirge groß“ und „unterer Forellentyp Mittelgebirge groß“ gezählt.[5] In diesem Abschnitt leben vorwiegend Fische, die strömungsreiche Abschnitte bevorzugen (rheophil). Leitfisch dieser Region ist die Bachforelle. Wichtigste Begleitarten sind Bachneunaugen und Koppen. Der weitere Verlauf der Werre gehört zum „Äschentyp Mittelgebirge“. Hier ist die Äsche der Leitfisch. Alle für diese Fließgewässerregion typischen Begleitarten kommen vor, namentlich Elritze, Schmerle, Döbel, Nase und Gründlinge.[5] Außerdem sind weitere Fischarten, die in zur Barben- und Brassenregion zählen, in der Werre heimisch: Äschen, Hechte, Rotaugen, Rotfedern, Aale, Flussbarsche, Groppen, Stichlinge, Barben, Steinbeißer, Schlammpeitzker und Moderlieschen sind schon in der Werre beobachtet oder gefangen worden.

Außerdem lässt sich an der Werre der Eisvogel beobachten. Dieser Vogel ist selten und gehört zu den stark gefährdeten Arten. Durch die Eingriffe in die Flusssysteme wie die Abflachung der Steilufer, in der der Eisvogel seine Bruthöhlen baut, wurde der Lebensraum des Eisvogeln stark verkleinert und die Art immer stärker gefährdet. Auch die Verschmutzung der Werre ließ die Zahl der Eisvögel drastisch zurückgehen, da Fischarten wie Forellen, Elritzen und Stichlinge das das belastete Wasser keine Lebensraum für diese Fischarten bot. Neben dem Eisvogel sind viele weitere Vogelarten (hier nur eine Auswahl) wie Wasseramseln, eine ebenfalls gefährdete Vogelart, und Gebirgsstelzen an der Werre anzutreffen. Außerdem sind Wasserrallen, verschiedene Entenvögel, darunter vor allem die Stockente, Graureiher, die am Flussufer bewegungslos verharren und Fische und Frösche erbeuten sowie Bläßhühner an der Werre zu beobachten. Die Wasserfledermaus ist an der Werre heimisch. Neben diesen findet man eine Vielzahl weiterer, zum Teil bedrohter Tierarten in und an der Werre.

Werre in Bad Oeynhausen

Hochwasser

Geschichte

Über die Hochwassergeschichte an der Werre gibt es wenig Zeugnisse. Am Pegel Hansastraße in Herford ist ein Zeitfenster von rund 100 Jahren in Form von Hochwassermarken vorhanden. Das schwerste Hochwasser an der Werre ereignete sich im Jahre 1946. Der Pegel an der Hansastraße in Herford maß 5,69 m. Es war ein überregionales Hochwasser mit katastrophalen Erscheinungen nicht nur an der Weser, sondern auch an der Lippe, der Ems und der IJssel. Verursacht wurde es durch hohe Niederschläge in Verbindung mit Schneeschmelze und Frost.[6] Weitere starke Hochwasser ereigneten sich in den Jahren 1909, 1925, 1960 und 1970 und 1986 (4,10 m Pegel Herford, 335 m³/s am Pegel Löhne). Am 27./28. Oktober 1998 richtete ein Hochwasser, das vor allem den Bereich der Oberen Werre betraf und durch starke Niederschläge im Bereich von 40 - 50 mm am Tag nach außergewöhnlichen Vorregen verursacht wurde, enorme Schäden in Detmold, Lage und den kleineren Ortschaften an.[6] Teile des Industriegebiets West in Detmold wurden überflutet und einige der dort ansässigen Firmen hatten aufgrund massiver Überflutungen hohe Schäden zu verzeichnen. Außerdem drohte der Deich des zwischen Detmold und Lage gelegenen Meschesees, der von der Werre umflossen wird, zu brechen. 160.000 m³ Wasser aus der Werre ergossen sich am Nordostufer in den See und bewirkten einen starken Anstieg des Seespiegels. Ein Brechen des Dammes am gegenüberliegenden Ufer hätte eine starke Flutwelle verursacht und zur verheerendsten Überflutung in Lage nach dem Hochwasser 1946 geführt. Das Brechen des Mescheseedammes konnte dank des Einsatzes von 160 THW-Angehörigen knapp verhindert werden und Lage blieb verschont.[17]

Hochwasserschutz

Der Werre-Wasserverband, der seinen Sitz in Herford hat, ist für den Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Werre zuständig. Aktuell sind 3 Hochwasserrückhaltebecken (HRB) im Einzugsgebiet der Werre in Betrieb, davon eines direkt an der Werre. Zusammen verfügen diese über einen Rückhalteraum von 4.390.000 m³. Direkt an der Werre befindet sich das HRB Löhne. Es staut das Wasser von einem 1.335 km² großen Einzugsgebiet ein und kann 2.500.000 m³ Wasser aufnehmen (spezifischer Rückhalteraum 1.873 m³/km²). Die Regelabgabe im Hochwasserfall beträgt 380 m³/s. Die übrigen Hochwasserrückhaltebecken befinden sich in Bad Salzuflen an der Bega und in Bustedt. Zwei weitere Hochwasserrückhaltebecken, darunter eines an der Werre in Schötmar und ein anderes an der Wiembecke bei Detmold-Heiligenkirchen, sind geplant. Das HRB Schötmar soll 2.200.000 m³ und das HRB Wiembecke 1.060.000 m³ Wasser aufnehmen können.[6]

Darüber hinaus bestehen im Einzugsgebiet Überschwemmungsgebiete auf den Gebieten der Städte Blomberg, Detmold, Lage und Lemgo.[18][19][20]

Der Werre-Wasserverband stellt aktuelle Wasserstands-Daten von 20 Pegeln im Werreeinzugsgebiet online. Aktuelle Hochwasserwarnungen und Wasserstandsdaten der Werre findet man außerdem auf der Website des Landesumweltamts Nordrhein-Westfalen. Es betreibt insgesamt vier Pegel an der Werre: Den Pegel Lage-Pottenhausen, den Pegel Bad Salzuflen-Ahmsen, den Pegel an der Kläranlage in Herford und den Pegel Löhne.

Hochwasserverhalten

Das Niederschlags-Abflussverhalten der Werre ist von den überwiegend bindigen Böden des Einzugsgebietes und dem lebhaften Relief geprägt. Die Abflusskonzentration erfolgt rasch und ist von der Vorbodenfeuchte abhängig. Je höher die Vorbodenfeuchte ist, desto größere Anteile des Niederschlages kommen zum Abfluss und füllen die Täler bis in die Bebauung hinein. Aufgrund der verhältnismäßig hohen Größe des Einzugsgebietes steigt die Werre nur bei flächendeckend langanhaltenden Starkniederschlägen außergewöhnlich an. Die Überlagerung der Hochwasserwellen der Else, der Aa, der Bega und der Oberen Werre läuft nicht immer nach dem gleichen Prinzip ab. Das Ziehen der Regenfronten, die die Belastungen bei jedem Ereignis verschieden ausfallen lassen, kann im Verlauf der Werre ungünstige aber auch günstige, zeitversetzte Scheitelüberlagerungen auftreten lassen.[6]

Sehenswürdigkeiten und Bauwerke

An der Mündung der Werre, dem sogenannten "Werre-Weser-Kuss", befindet sich die Werre-Weser-Kuss Brücke. In Bad Oeynhausen wurde 1998 direkt an der Werre auf dem Gelände der aufgelassenen Weserhütte ein großes Einkaufszentrum, der Werrepark, errichtet.

Tourismus

Bei guten Wasserständen kann die Werre ab Detmold bzw. Lage von Kanusportlern genutzt werden. Anliegende Kanusportvereine sind der Herforder Kanu Klub e.V. (mit Campingplatz), der Kanu-Club Löhne e.V. und der Kanu-Verein Bad Oeynhausen e.V. Zwischen Löhne und Bad Oeynhausen führt der Else-Werre-Radweg entlang der Werre. Der 26 km lange Werreradweg führt von Herford bis zur Mündung der Werre in die Weser in Bad Oeynhausen an der Werre entlang. Später soll der Werreradweg von der Quelle bis zur Mündung durch das Werre-Tal führen. Aktuell ist der Weg bereits auf von der Quelle bis zur Mündung ausgeschildert. Im Gebiet der Stadt Lage führt der Werre-Uferweg unmittelbar an der Werre entlang.

Kurioses

Die Werre markierte zwischen 1811 und 1815 die Grenze zwischen Frankreich (nordwestlich der Aa) und dem Königreich Westphalen.

Literatur

  • Rainer Pape: Reizvolles Werretal. Zwischen Teutoburger Wald und Porta Westfalica. Heka Verlag, 1995, ISBN 3-928700-15-4.

Fußnoten

  1. a b c Deutsche Grundkarte 1:5.000
  2. a b c d e f g Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW
  3. a b Rainer Pape: Reizvolles Werretal : zwischen Teutoburger Wald und Porta Westfalica. Heka-Verlag, Leopoldshöhe 1995, ISBN 3-928700-15-4, S. 10.
  4. a b www.flussgebiete.nrw.de
  5. a b c d FlussWinIMS
  6. a b c d e f g h i Hochwasseraktionsplan Werre
  7. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems-Gebiet 2005
  8. a b c Lydia Bünger: Gewässer und historisches Fischereiwesen in Lippe. Hrsg.: Rainer Springhorn. Naturwiss. und Historischer Verein für das Land Lippe, Detmold 1996, ISBN 3-924481-07-5, S. 7, 13 ff., 75 ff.
  9. Gewässergütekarte 1969/1970, Kreis Lippe
  10. Gewässergütekarte 2003, Kreis Lippe
  11. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (2001)
  12. Gewässerstrukturgütekarte des Landes Nordrhein-Westfalen, Stand: 2005
  13. a b Karsten Althöfer-Westenhoff; Bernd Josef Wagner: Geschichte im Fluß: zur Umweltgeschichte von Werre und Else im östlichen Westfalen. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1997, ISBN 3-89534-203-3, S. 21–26.
  14. Geschichte der Heerser Mühle
  15. Sielwehr
  16. Bezirksregierung Detmold
  17. Bericht des THW-Detmold
  18. Bekanntmachung der Bezirksregierung Detmold vom 4. Juni 2009 im Amtsblatt
  19. Lageplan des Überschwemmungsgebiets "Ötternbach"
  20. Lageplan des Überschwemmungsgebiets "Passade"

Siehe auch

Commons: Werre – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien