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Kleinrettbach

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Kleinrettbach ist ein Ortsteil von Gamstädt im thüringischen Landkreis Gotha.

Lage

Der Ort liegt etwa 2 km südlich von Gamstädt. Durch ihn führt die viel befahrene Landstraße zwischen dem Abzweig Gamstädt der B 7 und der Einmündung der Straße ca. 2 km weiter südlich in die Kreisstraße K3 (Landstraße L 1044), die die Orte Neudietendorf und Großrettbach verbindet.

Wirtschaft

Wichtigster Erwerbszweig des Ortes ist die Landwirtschaft. So besteht hier ein landwirtschaftlicher Betrieb als Zweigbetrieb der Agrar GmbH aus Gamstädt, eines Nachfolgebetriebes der ehem. LPG. Im Hofladen werden zur Weihnachtszeit Gänse, Enten und Erpel aus eigener Zucht verkauft, die man im Spätsommer und Herbst auf den umliegenden Wiesen beobachten kann.

Geschichte der Landwirtschaft des Ortes

Die Landwirtschaft von Kleinrettbach hat eine jahrhunderte alte Tradition. Da nur wenige Bewohner außerorts beschäftigt waren und es auch keine größeren Handwerks- oder Industrieberiebe im Ort gab, war die Landwirtschaft die Grundlage der Ernährung und Haupteinnahmequelle der Bewohner. Hauptsächlich wurde in einzelbäuerlichen Familienbetrieben Ackerfutterbau ausgeübt. Für den eigenen Bedarf wurden Fleisch, Milch, Butter, Eier, Mehl, Gemüse und andere Pflanzenprodukte und Viehfutter. Der Verkaufserlös von nicht für den Eigenbedarf erzeuten Produkte diente der Verbesserung der Lebensqualität und zur Anschaffung von Dünger, Saatgut, landwirtschaftlichen Geräten sowie zum Kauf von Zucht- und Nutzvieh. Für die industrielle Weiterverarbeitung wurden keine Produkte angebaut außer Zuckerrüben und Faserlein.

Das änderte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als die sowjetische Besatzungsmacht die Pflichtablieferung einführte, durch die die Höfe veranlagt wurden, bestimmte Sonderkulturen anzubauen (Tabak, Mohn, Lein). Das galt sowohl für den Feldanbau als auch für die Viehhaltung. Die Staffelung der Höfe erfolgte nach Betriebsgröße und vermutlicher Bodenqualität. Da die Betriebe Großrettbachs über eine gute Bodenqualität verfügten, hatten sie ein hohes Ablieferungssoll zu erfüllen. Die Staffelung der 46 Betriebe erfolgte in den Klassen 1 – 5 ha (12), 6 – 10 ha (16), 11 – 15 ha (13), 16 – 20 ha (4) und über 20 ha (1). Der größte Betrieb bewirtschaftete eine Fläche von fast 30 ha. Probleme entstanden den Betrieben durch das Fehlen von Arbeitskräften, weil viele Menschen Kriegsopfer waren und weil ungünstige Witterungsverhältnisse nicht berücksichtigt wurden, aber zu Mangelernten führten. Immer mehr Menschen gingen auch nach Erfurt oder Gotha arbeiten, weil sie dort mehr verdienen konnten und auch verschiedene Vergünstigungen hatten.

Um nach dem Krieg einen einigermaßen vertretbaren Lebensstandard zu erreichen, machte man 1946 eine Maschinen- und Traktorenzählung. Sie ergab u.a., dass die Betriebe insgesamt über 8 Ackerschlepper verfügten, von denen 6 aus den Jahren 1925 – 1928 stammten und noch eisenbereift waren. Darüber hinaus gab es noch zur betriebsübergreifenden Nutzung eine Schrotanlage, eine Saatgutreinigungs- und Beizanlage und eine mobile Dreschmaschine. Dann gab es noch verschiedene andere Geräte, die für einen landwirtschaftlichen Betrieb notwendig waren. Natürlich waren auch Geräte in der Zählung, die heute keine Bedeutung mehr haben: Butterfässer und kurbelbetriebene Milch-Zentrifugen.

Die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft („LPG“) wurde am 14.02.1958 gegründet. 23 Mitglieder brachten insgesamt knapp 10 ha in die Genossenschaft ein. In den nächsten beiden Jahren traten weitere Bauern der LPG bei. Am 30.03.1960 wurde eine weitere LPG gegründet, die sich jedoch schon nach 24 Stunden mit ihren drei Landwirten der ersten LPG anschlossen. Am 01.01.1974 erfolgte der Zusammenschluss der LPGs aus Kleinrettbach, Gamstädt und Frienstedt zu einer „“Kooperativen Abiteilung Pflanzenproduktion“ („KAP“). Viele andere Maßnahmen sollten dazu führen, die Produtionsqualität der Betriebe auf gleich hohes Niveau zu bringen, um die Ergebnisse zu verbessern. So wurden Baumaßnahmen ergriffen, um eine artgerechte Tierhaltung zu ermöglichen, es wurden Silos und [[Jauchegrube|Jauchegruben] gebaut, größere Schuppen, Werkstattgebäude, Kuhställe usw.

Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurden die Strukturen der damaligen Orte und damit auch die der Produktionseinheiten geändert. Demzufolge wurde die Baubrigade Kleinrettbach in die LPG Ermstedt integriert. Zu den neuen Aufgaben der Baubrigade gehörten die Errichtung neuer Produktionsanlagen und die Schaffung von Urlaubsmöglichkeiten wie die Urlaubszentren in Plothen, Schleusingen und Farnroda 1976 bis 1980.

Geschichte

Kleinrettbach wurde erstmals zwischen 775 und 802 in einer Urkunde als Schenkung an das Kloster Hersfeld erwähnt. Es ist jedoch nicht bewiesen, ob der in der Urkunde genannte Name Rutibah tatsächlich für Klein- oder Großrettbach oder für beide Gemeinden steht. Weitere überlieferte Schreibweisen sind Rudibach, Retbich oder Reedewich. Eine Urkunde im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg, enthält eine Textpassage, in der von einem Dorf namens Rythebeche die Rede ist. Diese Urkunde vom 25. Juli 1284 ist der bislang älteste Nachweis für die Existenz des Ortes. Es ist eine Verkaufsbestätigung des Landgrafen Albrecht von Thüringen an das Kloster St. Martini zu Erfurt.[1]

Sehenswürdigkeiten

Mittelpunkt des Ortes ist die Kirche St. Severi.

Einzelnachweise

  1. Kleinrettbach. Geschichte in Wort und Bild. Herausgeber: Verein zur Erhaltung der Dorfkirche "St. Severi" in Kleinrettbach e.V., 2009

Koordinaten: 50° 56′ 1,4″ N, 10° 53′ 6,3″ O