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Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands

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Demonstration der SpAD im September 1990 in Berlin gegen den Beschluss der Bundesregierung, ein Einreiseverbot für „sowjetische Juden“ zu verhängen

Die Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD) ist eine trotzkistische Organisation, die am 21. Januar 1990 in Berlin gegründet wurde. Sie ist die deutsche Sektion der „Internationalen Kommunistischen Liga (Vierte Internationalisten)“, IKL (International Communist League - Fourth Internationalist). 1990 nahm sie sowohl an der Volkskammerwahl als auch an der Bundestagswahl teil.

Geschichte

Die Vorläuferorganisation der SpAD war die Trotzkistische Liga Deutschlands (TLD), die 1974 von ehemaligen Mitgliedern des Spartacusbundes gegründet wurde. Sie orientierte sich politisch an der Spartacist Tendency aus den USA und gab eine Zeitschrift Kommunistische Korrespondenz heraus. Ihre Mitgliederzahl betrug Mitte der achtziger Jahre etwa 50 Personen hauptsächlich in Frankfurt am Main.

Nach der Wende rief die Trotzkistische Liga Deutschlands am 3. Dezember 1989 zur Gründung von Spartakist-Gruppen in der gesamten Deutschen Demokratischen Republik auf und begann ein anfangs tägliches Flugblatt Spartakist - Arbeiterkorrespondenz mit der ParoleDie arbeitenden Menschen haben die DDR aufgebaut - Arbeiterräte an die Macht ! Für ein rotes Arbeiterdeutschland !“ herauszugeben. Am 18. Dezember 1989 wurde die erste Spartakist-Gruppe Berlin gegründet und bald gab es Kontaktadressen in mehreren Städten der DDR. Auf einer Veranstaltung in Berlin am 21. Januar 1990 wurde die Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands gegründet [1] , die ihre Kandidaturmit einem leninistischen Programm“ bei der Volkskammerwahl am 6. Mai in einigen Bezirken (Berlin, Halle, Leipzig und Rostock) ankündigte. Ihren Wahlkampf bestritt die SpAD hauptsächlich mit der Stoßrichtung des Kampfes gegen die „kapitalistische Wiedervereinigung“ und „Für ein rotes Rätedeutschland ![2] und erreichte damit 2.396 Stimmen (0,02 Prozent). Bei der Bundestagswahl 1990 [3] trat die SpAD in den Bundesländern Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen mit insgesamt 7 relativ jungen Bewerbern [4], davon 3 weiblich, an und erhielt 1.610 Zweitstimmen (0,0 Prozent).

Die Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands fiel Anfang der neunziger Jahre hauptsächlich durch Solidaritätsaktionen für „verfolgte“ ehemalige SED-Politiker (Erich Honecker [5], Erich Mielke und Markus Wolf) [6] sowie Mumia Abu-Jamal auf. Dazu benutzte sie eine „Tarnorganisation[7] mit dem Namen Komitee für soziale Verteidigung (KfsV). Die Mitgliederzahl der SpAD lag Mitte der neunziger Jahre bei rund 100. Außerdem verfügt die SpAD über eine Jugendorganisation Spartakist-Jugend Berlin.

Parteivorsitzende

Publikationen

  • Kommunistische Korrespondenz, hrsg. von der Trotzkistischen Liga Deutschlands, Nr. 1.1974 - Nr. 30.1980 (Fortsetzung Spartakist)
  • Arbeiterpressekorrespondenz (Ausgabe für die DDR), Nr. 1 (7. Dezember) 1989 - Nr. 30 (10. April) 1990
  • Spartakist, Nr. 31.1980ff., zweimonatlich (zeitweilig mit Nebentitel Arbeiterpressekorrespondenz) [10] ISSN 0173-7430
  • Spartacist (deutsche Ausgabe, Theoretische und dokumentarische Quellensammlung) Nr. 1.1974ff. (anfangs von der TLD herausgegeben)

Literatur

  • Verfassungsschutzbericht 1982, S. 86(Abb.),87 (TLD); 1989, S. 59; 1990, S. 37 (Umbenennung SpAD); 1992, S. 56; 1994, S. 61; 1995, S. 77; 1996, S. 72; 1997, S. 63
  • Peter Brandt, Rudolf Steinke: Gruppe Internationale Marxisten, in: R. Stöss: Parteien-Handbuch, S. 1599-1647 (darin Trotzkistische Liga Deutschlands, S. 1634)
  • Patrick Moreau, Jürgen P. Lang: Linksextremismus: eine unterschätzte Gefahr, Bonn: Bouvier 1996 (S. 279 „international Spartacist Tendency“, S. 285 TLD, S. 288-89SpAD Spartakist Arbeiterpartei Deutschlands) ISBN 3-416-02543-1
  • Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949 bis 1999, Baden-Baden: Nomos 1999, Bd. I, S. 132 (Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands [SpAD])

Einzelnachweise

  1. Spartakus lebt, in: Die Tageszeitung (taz), vom 27. Januar 1990, S. 8
  2. dpa/taz: Kochtöpfe, Dudelsackpfeifer, Gysi-Rocker. Wahlwerbung in den DDR-Medien/Naive Spots, langweilige Referate und westliche Leerformeln, in: taz vom 14. März 1990, S. 20
  3. Reinhard Mohr: Die Strickjacke als Waffe. Werbespots der Parteien zu den Bundestagswahlen: Die „Rama-Familie“ als ästhetisches Ideal, in: taz vom 28. November 1990, S. 20 (kurz zur SpAD)
  4. Das Parlament Nr.48 vom 23. November 1990, S. 2 (Durchschnittsalter der Kandidaten der SpAD: 28,4 Jahre) und S. 12 (Zahl der Bewerber)
  5. usche: Erich oder Nichterich, in: taz, 13. Dezember 1991 (Berlin lokal) S. 21; Claus Christian Malzahn: Vermutlich trägt er einen hellen Mantel, in: taz vom 31. Juli 1992, S. 3
  6. Wolfgang Gast: Markus Wolf in Untersuchungshaft, in: taz vom 26. September 1991, S. 4 [über eine Demonstration der SpAD])
  7. P. Moreau; J.P.Lang: Linksextremismus, 1996, S. 288
  8. Renate Dahlhaus, Platz 2 der Landesliste Berlin der SpAD bei der Bundestagswahl 1990
  9. Datenhandbuch, S. 132
  10. Auflage 1994: 1000 Exemplare (nach P. Moreau, J.P.Lang: Linksextremismus, 1996, S. 288)