Altkatholische Kirche
Die Alt-Katholische Kirche, auch Christkatholische Kirche, entstand im Anschluss an das Erste Vatikanische Konzil (1870). Die katholischen Christinnen und Christen, welche die Beschlüsse des ersten Vatikanischen Konzils nicht annahmen, wurden von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert und gründeten schließlich in Folge eigene Gemeinden und Kirchen. Die wesentlichen Konfliktpunkte waren die auf dem Konzil fomulierten Dogma/Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes, sowie das Rechtsprimat des Papstes über alle Bischöfe.
Weitere Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche sind:
- Größere Verantwortung und Rechte der Laien und der Synoden
- Gottesdienst seit 1871 in der Landessprache
- Anerkennung der Bibel als übergeordnete Autorität
- Wiederherstellung des biblischen Verständnisses von Messe und Beichte
- Aufhebung der verpflichtenden Beichte, der erzwungenen Ehelosigkeit von Geistlichen (Priesterzölibats) und der Ablässe
- Die Predigt ist im Gottesdienst ebenso zentral wie das Abendmahl.
- Das Abendmahl wird als Gedächtnishandlung verstanden, nicht als fortwährende Erneuerung des Sühneopfers [[Jesus Christus|Jesu Christi]. Kommunionempfang in beiden Gestalten (Brot und Wein) ist die Regel bei der Eucharistiefeier.
- Maria und Heilige werden nicht als Vermittler zwischen Gläubigen und Gott oder Christus angerufen sondern als Vorbilder im Glauben gesehen.
- Die römisch-katholischen Mariendogmen des 19. und 20. Jahrhunderts (z.B. unbefleckte Empfängnis) werden abgelehnt.
- Frauen werden zu Priesterinnen geweiht Frauenordination.
- Es wird niemand von den Sakramenten ausgeschlossen.
- Homosexuell veranlagte Menschen werden voll anerkannt und auch zu kirchlichen Diensten zugelassen.
Die christkatholische Kirche sieht in diesen Punkten nicht Neuerungen, sondern die Wiederherstellung des ursprünglichen Katholizismus, der dem Evangelium von Jesus Christus entspricht.
Die alt-katholischen und christkatholischen Kirchen sind in der sogenannten Utrechter Union zusammengeschlossen.
Seit 1931 stehen die alt-katholischen und christkatholischen Kirchen Abendmahlsgemeinschaft in voller Kirchengemeinschaft mit der Anglikanischen Kirche. Sie sind Gründungsmitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen und wirken massgeblich in der ökumenischen Bewegung mit. Unionsversuche mit der Orthodoxen Kirche scheiterten dagegen, da diese die Alt-Katholiken als eine im Kern protestantische Kirche betrachteten.
Die Altkatholische Kirche ist eine kleine Kirche, die wie in alter Zeit Brot und Wein miteinander teilt. Machtansprueche sind ihr ebenso fremd wie lebensfremde Konventionen und starre mitmenschliche Begegnungsmuster. Deshalb gibt es in ihr Gemeinden mit ueberschaubarer Groesse, denn es muss nicht/kann nicht der Weg der "grossen Masse" sein.
Altkatholiken im deutschsprachigen Raum
- In Deutschland hat die alt-katholische Kirche heute etwa 25.000 Mitglieder. Seit 1985 besteht mit den evangelischen Kirchen der EKD eine gegenseitige Einladung zum Abendmahl. In Bonn hat die alt-katholische Kirche Deutschland einen Lehrstuhl an der Universität.
- In der Schweiz hat die Christkatholische Kirche mit 14.000 Mitgliedern den offiziellen Status einer Landeskirche. Die Universität Bern hat eine Christkatholische Fakultät.
- In Österreich hat die Altkatholische Kirche 20.000 Mitglieder.
Außerhalb des deutschen Sprachraums gibt es altkatholische Kirchen in Daenemark, Frankreich, Holland, Tschechien, Italien, Jugoslawien, Polen, Schweden, der Schweiz, Slowakei, Slowenien, in den USA, Kanada und auf den Philippinen.
Weblinks
- Alt-Katholiken in Deutschland: http://www.alt-katholisch.de/
- Altkatholiken in Österreich: http://www.altkatholiken.at/
- Christkatholiken in der Schweiz: http://www.christkath.ch/