Zum Inhalt springen

Kwame Nkrumah

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juni 2005 um 09:01 Uhr durch FlaBot (Diskussion | Beiträge) (robot Ergänze:nl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Kwame Nkrumah, eigentlich Francis Nwia Kofie Kwame Nkru-mah (* 21. September 1909 in Nkroful, † 27. April 1972 in Bukarest) war ein ghanaischer Denker, Politiker und Staatsmann.

Datei:Nkrumah.jpg
Kwame Nkrumah (links) bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Humboldt-Universität im damaligen Ost-Berlin (um 1960).
Datei:Nkrumah memorialpark.jpg
Der Kwame Nkrumah Memorial Park in Accra, der Hauptstadt Ghanas, als Abbildung auf einer ghanaischen Telefonkarte (2001).


Mit der Forderung "Independence now!" führte Kwame Nkrumah die britische Kolonie Goldküste unter dem Namen Ghana am 6. März 1957 als erstes schwarzafrikanisches Land in die Unabhängigkeit. Er gilt als Gründer des Panafrikanismus.

Kindheit und Ausbildung

Nkrumah stammte aus dem Volk der Akkan und wurde offiziell am 21. September 1909 im Dorf Nkroful im Südwesten des heutigen Ghana als Sohn einer Kleinhändlerin und eines Goldschmiedes geboren. Seine bemerkenswerte Bildungskarriere begann er in einer katholischen Missionsschule. Mit etwa 17 Jahren wurde Nkrumah zunächst Hilfslehrer, bevor er ab 1926 das Achimota College in Accra besuchte und dort später auch unterrichtete. 1935 siedelte Nkrumah mit Hilfe eines im Diamanten- und Goldhandel reich gewordenen Verwandten in die USA über, wo er während seines zehnjährigen Studiums Examina in Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Pädagogik, Theologie und Philosophie ablegte. Ab 1945 promovierte Nkrumah an der London School of Economics and Political Science in Philosophie und studierte Jura.

Politische Laufbahn

In London entwickelte er immer mehr politisches Engagement und eine rege publizistische Tätigkeit. 1945 organisierte er als Generalsekretär unter W.E.B. DuBois den 5. Panafrikanischen Kongress in Manchester. Zurück an der Goldküste wurde Nkrumah 1947 Generalsekretär der von Joseph Boakye Danquah gegründeten Partei United Gold Coast Convention (UGCC), brach jedoch 1949 mit der gemäßigten UGCC und gründete die radikalere Convention People's Party (CPP), die 1951 mit ihrer Forderung nach sofortiger Autonomie bei den Parlamentswahlen stärkste Kraft wurde. Nkrumah, obwohl seit den Unruhen von 1950 inhaftiert, errang in Accra 98,5% der Stimmen und wurde daraufhin von den Briten freigelassen. Im März 1952 wurde er zum Premierminister der Kolonie Goldküste ernannt, der er bei der Unabhängigkeit 1957 den Namen Ghana gab. Im gleichen Jahr heiratete Nkrumah die Ägypterin Fathia Helen Ritzk.

Präsident Ghanas

Bei der Verfassungsänderung von 1960 wurde Ghana Republik und "The Redeemer" Nkrumah unangefochten zum Präsident mit den Befugnissen eines Staats- und Regierungschefs gewählt. "Damit besaß Nkrumah die entscheidende Macht im Staatsapparat, die er systematisch zu einer absoluten, stark marxistisch gefärbten Diktatur ausbaute." (Stefan von Gnielinski)

Sturz

Nach dem Verfall der Kakaopreise und einer wirtschaftlichen Talfahrt wurde Nkrumah im Februar 1966 während einer Reise in die Volksrepublik China durch einen Militärputsch des prowestlichen National Liberation Council (NLC) gestürzt und musste nach Guinea ins Exil gehen. 1972 starb der seinerzeit weltweit populärste Verfechter des Panafrikanismus in Bukarest.

Denken

Paulin J. Houtondiji hat die Brüche im Denken Nkrumahs betont. Während der frühe Nkrumah auf der Kontinuität des Sozialismus im Verhältnis zum 'Kommunalismus' des 'traditionellen' Afrikas beharrt, ein idealisierendes Bild des vorkolonialen Afrikas zeichnet (keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen) und sich als Schüler Gandhis versteht, sieht der späte Nkrumah die Notwendigkeit des gewaltsamen Bruchs mit den neokolonialen Verhältnissen, des Kampfes gegen den Imperialismus und seine afrikanischen Verbündeten. In African Socialism revisited lehnt Nkrumah daher auch die Vorstellung eines 'afrikanischen Sozialismus' im Sinn Nyeres, der einer "Ideologie der Kontinuität" (Hountondiji) verhaftet bleibt, ab.

Während die frühen Arbeiten betonen, dass es im vorkolonialen Afrika keinen Klassenkampf gegeben habe, lehnt der späte Nkrumah die Fetischisierung des vorkolonialen Afrika ab. "Nkrumah wird nie wieder Afrika als eine besondere Welt vorstellen, sondern er akzeptierte, dass unsere Gesellschaften denselben Gesetzen unterworfen sind wie jede andere Gesellschaft der Welt, und dass die afrikanische Revolution, wenn sie richtig verstanden wird, untrennbar mit der Weltrevolution verbunden ist."

In Africa must unite (1963) hatte Nkrumah die sofortige Bildung einer gesamtafrikanischen Regierung gefordert. Später setzte er auf eine Einigungsbewegung, die von der Basis ausgeht, während es zwischen antiimperialistischen Regierungen und dem vom Westen unterstützten "Marionettenregimes" keine Gemeinsamkeit geben könne.

Literatur

Schriften von Nkrumah

  • Towards Colonial Freedom
  • What I mean by Positive Action, Accra 1949
  • Ghana. Autobiography of Kwame Nkrumah, 1957, Neuauflage 1970
  • I speak of Freedom: a Statement of African Ideology, (New York 1964)
  • Africa must unite (1963, Nachdruck bei Panaf)
  • Consciencism. Philosophy and Ideology for Decolonization and Development (bei Heinemann 1964, mit wichtigen Änderungen 1970 bei Panaf)
  • Neocolonialism, the last stage of Imperialism, 1965
  • Challenge of the Congo, 1967
  • Dark Days in Ghana, New York 1968
  • Handbook of Revolutionary Warfare, 1968
  • Two Myths enthält African Socialism revisited und The Myth of the 'Third World'

Schriften über Nkrumah

  • Paulin J. Hountondiji, Das Ende des 'Nkrumahismus' und die (Wieder-)Geburt Nkrumahs in: ders., AFRIKANISCHE PHILOSOPHIE. Mythos und Realität, Berlin: Dietz Verlag 1993
  • Samuel G. Ikoku, Le Ghana de Nkrumah. Autopsie de la Ire République (1957-1966). (Übersetzung von: Mission to Ghana, durch Yves Benot). Paris: Maspero 1971