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Klaipėda

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Klaipeda (bis 1947 Memel) ist eine Hafenstadt und ehemalige Hansestadt in Litauen, mit 203.000 Einwohnern, am Übergang des Kurischen Haffes in die Ostsee gelegen. Fährverbindungen nach Deutschland, Dänemark und Schweden. In Memel befindet sich eine malerische Fachwerkaltstadt. Im nahegelegenen Nidden / Nida ehemaliges Sommerhaus von Thomas Mann.

Zur Geschichte

Ursprung und Stadtgründung

Das Gebiet um das heutige Klaipeda ist seit mindestens der Zeitwende Siedlungsgebiet baltischer Stämme, die im 13. Jahrhundert an dieser Stelle die Burg Klaipeda halten. Da dieses Gebiet die Verbindung zwischen dem Gebiet des Deutschen Ordens und dem des Livländischen Schwertbrüderorden unterbricht, wird die Burg erobert, und 1252 als Burg Memel und Stadt Memel vom Livländischen Schwertbrüderorden (vertreten durch Eberhard von Seyne) neu gegründet. Trotz Sicherung dieser strategisch wichtigen Burg reißen die Konflikte nicht ab. Grund sind die versuchte Christianisierung und politische Dominisierung Litauens durch die Ritterorden, auf die Angriffe durch die Kuren, Aukstaiten und Zemaiten folgen.

Im Jahre 1254 wird Memel Hansestadt, erhält 1257 das lübische Stadtrecht, und wird urkundlich als "Memele castrum" (Memelburg, auch Mimmelburg) erwähnt. 1328 gehen Burg und Stadt an den Deutschen Orden über, wodurch Memel dann erst Teil des Ordensstaates und in 1525 Herzogtum Preußens wird.

Aufgrund der Bedrohung durch die Orden schließen sich 1323 die baltischen Stämme unter dem Fürsten Gediminas zum ersten litauischen Reich zusammen. Die Folgejahre sehen viele kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Orden und den umliegenden Ländern und Städten (Litauen, Danzig, Polen, Königsberg, Elbing), in deren Folge die Stadt mehrfach geplündert wird oder abbrennt (1379, 1409, 1456, 1459, 1464, 1520). Seit dem Frieden von Melno-See von 1422, wo Memel unter der Regierung des Deutschen Ordens steht, kommt das Land etwas zur Ruhe. Die Grenze zwischen Preußen und Litauen ist eine der längst andauernden Grenzen in Europa und währt bis 1923.

Preußen

Im Jahre 1475 erhält Memel das Kulmer Stadtrecht, auch Kölmisches Recht genannt, und steigt damit in den Rang einer preußischen Landstadt auf. Die Einwohner werden 1525 in Folge der Reformation mit Albrecht von Brandenburg Preußen evangelisch-lutherisch.

Memel erstarkt in den folgenden Jahren wirtschaftlich, bis es im Dreißigjährigen Krieg von 1629-1635 unter schwedische Verwaltung gerät. Im Nordischen Krieg wird Memel 1678 von schwedischen Truppen eingenommen und abgebrannt. Von diesem Schlag erholt sich die Stadt nur langsam.

Im siebenjährigen Krieg wird Memel von 1756-62 von Russland besetzt. Es folgt eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung, bedingt durch einen Ausbau der Holzwirtschaft (Schiffbau).

Die Napoleonischen Kriege gingen an Memel vorbei. Ein weiterer wirtschaftlicher Aufschwung wird 1854 von einem Großfeuer, das weite Teile der Stadt vernichtet, nur kurzzeitig unterbrochen.

Deutsches Reich

1871 wird Memel Teil des Deutschen Kaiserreichs.

Im ersten Weltkrieg wird Memel 1915 kurzzeitig von russischen Truppen besetzt. Der Vertrag von Versailles bestimmt in Artikel 99, dass das Memelgebiet ohne vorige Volksabstimmung (wie es eigentlich bei allen Gebietsveränderungen vorgesehen war) vom Deutschen Reich abgetrennt und unter französische Verwaltung gestellt wird. Der Name Memelland ist keine historische Bezeichnung und kommt nur wegen der Abtrennung durch den Völkerbund auf. Diese Bestimmung tritt am 15. Februar 1920 in Kraft und führt zu einer autonomen deutschen Verwaltung. Diese endet, als Litauen 1923 das Memelland besetzt. 1925 garantieren die Siegermächte (Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan) einen Sonderstatus des Memellandes (Memelkonvention), der die Autonomie der deutschen Bevölkerung unter litauischer Verwaltung sicherstellen soll. Litauen siedelt Litauer im so genannten Memelland. Die Situation zwischen Deutschen und Litauern bleibt gespannt, und die Einführung des Kriegsrechtes im Jahre 1926 fördert die autonome deutsche Verwaltung nicht.

Wahlergebnisse in den Folgejahren belegen eine deutsche Mehrheit im Memelland. Bei den 1938 gehaltenen Verhandlungen, welche von Litauen erfragt wurden, wählen die Memelländer 12 Prozent für Litauen und 88 Prozent für Deutschland. Litauen gibt das Memelland zum 22. März 1939 mehr oder weniger freiwillig an Deutschland zurück, da es sich Hilfe gegen Polen versprach, welches die litauische Stadt Vilnius (Wilna) besetzt hielt.

1941 werden im Memelland Truppen zum Ostfeldzug zusammengezogen. Die Stadt wird im 2. Weltkrieg durch Luftangriffe und Kampfhandlungen zur Hälfte zerstört, und nach verlassen der Zivilbevölkerung im Oktober 1944 auch vom Militär im Januar 1945 aufgegeben.

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg wird Memel von der Sowjetunion in Klaipeda (eine alte litauische Bezeichnung, die zwar auch schon im 19. Jahrhundert in der preußischen Verwaltung zeitweise Verwendung fand, aber erst 1925 von den Litauern offiziell eingeführt wurde) umbenannt und zusammen mit dem ehemaligen Memelgebiet in die litauische Sowjetrepublik (LTSR) eingegliedert.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird Litauen 1990 unabhängig, und macht Klaipeda zu einer freien Wirtschaftszone.


Das bekannte Lied Ännchen von Tharau wurde von dem 1605 in Memel geborenen Simon Dach gedichtet.