Baucau (Gemeinde)
Distrikt von Baucau | |
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Daten | |
Hauptstadt | Baucau |
Fläche | 1.506 km² (4.)[1] |
Einwohnerzahl (2004)[2] | 100.326 (3.) |
Bevölkerungsdichte | 67,2 Einw./km² (5.) |
Zahl der Haushalte (2004) | 22.659 (2.) |
ISO 3166-2: | TL-BA |
Subdistrikte | Einwohner |
Baguia | 8.943 |
Baucau | 37.112 |
Laga | 15.133 |
Quelicai | 15.915 |
Vemasse | 8.886 |
Venilale | 14.337 |
Karte | |
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Baucau (Tetum: Baukau) ist ein Distrikt von Osttimor an der Nordküste des Landes. Hauptstadt ist die gleichnamige Stadt Baucau.
Geographie


Baucau liegt im Nordosten des Landes an der Straße von Wetar, gegenüber der Insel Wetar. Im Westen grenzt er an den Distrikt Manatuto, im Süden an den Distrikt Viqueque und im Osten an den Distrikt Lautém.
Der Distrikt hat eine Fläche von 1.506 km². Er unterteilt sich in die Subdistrikte Baguia, Baucau, Laga, Quelicai, Vemasse und Venilale (ehemals Vila Viçosa). Die Grenze zum Distrikt Viqueque wurde 2003 neu festgelegt.
Der größte Teil des Distrikts liegt auf einer Meereshöhe zwischen 100 und 500 m. Nur direkt an der Küste fällt das Land schnell auf Meereshöhe. Zwischen den größeren Flüssen hebt sich das Land über 500 m zu den Massiven des Monte Mundo Perdido (Distrikt Viqueque) im mittleren Westen und des Matebian im Südosten, der mit 2316 m der dritthöchste Berg Osttimors ist. Im Westen des Distrikts münden die Flüsse Laleia und Manuleiden in die Straße von Wetar. Östlich des Ortes Baucau sind es die Flüsse Seiçal, Borauai, Lequinamo, Binagua und weitere kleine Flüsse. Nur der Seiçal führt ganzjährig Wasser, da er aus Viqueque im Süden gespeist wird. Baucau hat auch eine breite Küstenlinie mit Sandstränden, die sich zum Schwimmen und für anderen Wassersport eignen.
Einwohner
Im Distrikt Baucau leben 100.326 Einwohner (Stand 2004). Die Bevölkerungsdichte beträgt 67,2 Einwohner pro Quadratkilometer. Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 17,3 in Laga und 18,9 in Quelicai. Im Subdistrikt Baucau bekommt eine Frau durchschnittlich 6,62 Kinder, in Venilale 7,38, in Vemasse 7,61, in Quelicai 7,73, in Laga 8,05 und in Baguia 8,70 (Landesdurchschnitt 6,99). Zwischen 1990 und 2004 wuchs die Zahl der Einwohner jährlich um 1,07 %. Allerdings wandern viele Einwohner in andere Landesteile aus, vor allem in die Landeshauptstadt Dili. Über 12.000 Einwohner Dilis wurden in Baucau geboren. Daher ist in den letzten Jahren die Einwohnerzahl sogar rückläufig. Die Kindersterblichkeit lag 2002 im Subdistrikt Baucau bei 89 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten (1996: 111), in Quelicai bei 108 (141), in Venilale bei 114 (135), in Baguia bei 122 (167), in Laga 136 (155) und in Vemasse bei 147 (139). Der Landesdurchschnitt betrug 98. Vemasse ist damit einer von 14 Subdistrikten, in denen sie, entgegen den Landestrend anstieg. Vemasse gehört mit Laga zusammen zu den acht Subdistrikten mit der höchsten Kindersterblichkeit des Landes.[1]
In den meisten Subdistrikten spricht die Mehrheit der Bevölkerung als Muttersprache Makasae (63 % von ganz Baucau). Im Subdistrikt Vemasse und im Suco Bucoli sprechen die meisten Einwohner Waimaha (17 %). Im Subdistrikt Venilale spricht die Bevölkerungsmehrheit Mideki (7,7 %). 8,5 % sprechen Tetum als Muttersprache. Außerdem sprechen kleinere Gruppen Galoli, Kairui und Naueti. Berücksichtigt man auch die Zweitsprachen, so sprechen 48,3 % Tetum, 43,4 % Bahasa Indonesia und 22,6 % Portugiesisch. Die Analphabetenrate beträgt 52,9 % (Frauen:56,4 %; Männer: 49,4 %). Nur 12,8 % der über 18jährigen haben die Sekundarschule abgeschlossen (Frauen:10,5 %; Männer: 15,2 %)[1] Neben der katholischen Mehrheit leben auch Muslime in Baucau. In Baucau gibt es eine Moschee und zudem im Distrikt einige protestantische Kirchen. Die meisten Schulen im Distrikt werden von der katholischen Kirche betrieben. Die wenigen chinesischen Familien verfügen zumeist über einen eigenen Hausaltar.
Geschichte
Ein Großteil des Distrikts Baucau war früher Teil des Königreichs von Vemasse oder stand unter dessen Einfluss. Laut mündlichen Überlieferungen waren die Mitglieder der Herrscherfamilie Topasse, die aus Larantuka, an der Ostspitze der Insel Flores stammen. Über Oecussi waren sie im 18. Jahrhundert nach Osttimor gekommen, in der Erwartung die Portugiesen würden hier ihre neue koloniale Hauptstadt auf Timor gründen, nachdem sie 1769 aus Lifau vertrieben worden waren. Im selben Jahre wurde dann aber Dili als neuer Sitz des Gouverneurs gegründet. Immerhin entwickelte sich in Baucau ein Verwaltungssitz für die Region. Ein Jahrhundert später wurde der Führer der Topasse-Familie, der Galoli sprechende Dom Domingos da Costa Freitas (auch Gali Kai) von den Portugiesen zum Dato-hei (timoresischer Fürst) von Vemasse gemacht.

1859 führte Dom Domingos de Freitas Soares eine kleinere Revolte gegen die Portugiesen, die aber schnell niedergeschlagen wurde. Dom Domingos wurde noch im selben Jahr ins Exil nach Lissabon geschickt. Bereits im Frühjahr 1861 unterstützte Vemasse die Kolonialmacht mit Kämpfern gegen den Aufstand in Laclo. Im Juni 1863 wurde ein Aufstand der Makasae von Laga durch die Portugiesen niedergeschlagen und das Dorf niedergebrannt.[3]
Das Bündnis Vemasses mit den Portugiesen endete endgültig mit der Rebellion von 1867. Im August erhoben sich die Einwohner von Vemasse und belagerten Lalcia. Gouverneur Texeira da Silva beendete die Belagerung und schlug den Aufstand mit Hilfe verbündeter Liurais (timoresische Kleinkönige) nieder. Der Liurai von Vemasse wurde durch seinen Stellvertreter, dem Dato-hei ersetzt, der einen Bündnisschwur ablegte und friedliche Beziehungen zu den Nachbarn versprach. 1869 wurde der Sohn Gali Kais, Dom Francisco da Costa Freitas zum Liurai von Baucau ernannt, während sein Schwiegersohn Tomas de Costa Soares Dato-hei von Letemumo wurde.[3]
Auch Buibau und Venilale waren traditionelle Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Sie erscheinen auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[4][5]
1882 kam es zu Kämpfen zwischen Vemasse und Laleia, wofür der Kommandant der Militärkommandantur verantwortlich gemacht wurde.[6] Im April 1896 schloss der Liurai von Buibau mit Portugal einen schriftlichen Vertrag über seinen Vasallenstatus.
Enge Beziehungen herrschten mit der von den Niederlanden dominierten Insel Kisar. Regelmässig besuchte man sich, Handel mit Gold und Wasserbüffel wurde getrieben und der Raja von Vonreli auf Kisar zahlte einen Tribut an den Liurai von Vemasse. Erst Ende des 19. Jahrhunderts unterband der portugiesische Gouverneur Timors José Celestino da Silva (1894 bis 1908) jeden Kontakt, da sich der Raja weigerte vom Protestantismus zum katholischen Glauben überzutreten. Doch bereits 15 Jahre später wurden die Kontakte erneuert, als der Raja von Kisar mit einer Flotte von 20 kleinen Schiffen am Strand von Baucau anlegte.

1903 und 1912 scheiterten Aufstände Quelicais gegen die portugiesischen Kolonialherren. 1912 brach in Baucau ein Aufstand gegen die portugiesischen Kolonialherren aus, der aber schnell niedergeschlagen wurde. Dabei sollen 2.000 Menschen ums Leben gekommen sein.[3]
Im Subdistrikt Venilale erinnern Tunnel der Japaner an der Straße nach Baucau, die so genannten sieben Höhlen (Gua Tuju), an die Besetzung während des Zweiten Weltkrieg.
In den 1980er Jahren wurde Quelicai von der indonesischen Armee im Kampf gegen die FALINTIL bombardiert und mehrfach durchkämmt, was zu Toten unter den Einwohnern führte. Am 31. Mai 1997 geriet ein indonesischer Sicherheitskonvoi in Quelicai in einen Hinterhalt. 18 indonesische Polizisten wurden getötet. In der Militäraktion, die darauf folgte, wurden 114 Einwohner verhaftet. Während der Gewalttaten rund um das Unabhängigkeitsreferendum von 1999 kam Quelicai vergleichsweise glimpflich davon. Pro-indonesische Milizionäre verbrannten nur einige Häuser.
Im November 2005 starben zwei timoresische Polizisten durch eine Bombe, die in Vemasse auf ihr Fahrzeug geworfen wurde.
Nach den Parlamentswahlen 2007 kam es während des Wahlkampfs und nach der Bekanntgabe des Ergebnisses zu gewaltsamen Ausschreitungen. Besonders großes Aufsehen sorgte ein Überfall auf ein Waisenhaus in Baguia und die Vergewaltigung von mehreren Mädchen dort.[7]
Wirtschaft

Baucau ist für die Nahrungsmittelproduktion Osttimors bedeutend, da der Distrikt landwirtschaftlich besonders gut entwickelt ist. 82 % der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft und Fischerei. 68 % der Haushalte im Distrikt baut Mais an, 70 % Kokosnüsse, 61 % Maniok, 57 % Reis und 16 % Kaffee. Daneben liefert Baucau Bohnen, Erdnüsse, Lichtnüsse, Süßkartoffeln, Kopra und Kukui. Ein Problem sind regelmäßige Überflutungen, die die Felder zerstören. In Baucau, Quelicai und Laga kam es deswegen 2007 zu einer Nahrungsmittelknappheit.
An der Küste wird Fischerei in kleinem Maßstab betrieben. Daneben werden Büffel (etwa 17.300), die auch beim Reisanbau als Arbeitstiere verwendet werden, Hühner (73.900), Schweine (38.400), Schafe (26.100; 67 % aller Schafe in Osttimor) und Ziegen (23.000) gehalten. Rinder (6.500) spielen hier eine relativ geringe Rolle. Im Hochland werden Pferde (13.700) als Nutztiere gezüchtet.[1] Mangelnde Transportwege und fehlende Energieversorgung hemmen die Entwicklung kleiner Betriebe, die in den letzten Jahren entstanden.
In Triloca (Subdistrikt Baucau) wurde ein Testgelände errichtet, in dem neue Pflanzensorten getestet und landwirtschaftliche Methode den Einheimischen beigebracht werden. Zudem gibt es dort eine Seidenraupenzucht und eine Baumschule für Obstbäume.
In den Subdistrikten Vemasse und am Matebian findet sich Manganvorkommen. In kleinen Mengen gibt es Gold, Silber und Kupfer in Vemasse und Phosphat in Quelicai. Von Laga bis nach Lautém gibt es Erde, die zur Farbgewinnung verwendet werden kann. Nahe dem Ort Laga gibt es einen Salzsee mit einer Fläche von 150.000 m².
In der Nähe der Stadt Baucau liegt der Baucau Airport (IATA code: BCH), der einzige Flughafen Osttimors, auf dem größere Maschinen, als die Boeing 737 landen können. Er wird in erster Linie für militärische und Versorgungsflüge genutzt. Reguläre, zivile, Flugverbindungen nach Baucau sind zurzeit nicht im internationalen Buchungssystem der Fluggesellschaften vermerkt.
Seit November 2008 versorgt das erste Wasserkraftwerk Osttimors in Gariuai über eine Überlandleitung die Stadt Baucau mit Elektrizität. Es wurde mit norwegischer Hilfe vier Kilometer vom Ort entfernt errichtet. Die jährliche Leistung beträgt 1,5 GWh.[8]
Sonstiges
In Buruma befindet sich eines der größten Gefängnisse des Landes.
Quellen
- ↑ a b c d Census of Population and Housing Atlas 2004
- ↑ Statistisches Amt Timor-Leste Census 2004
- ↑ a b c History of Timor – Technische Universität Lissabon
- ↑ TIMOR LORO SAE, Um pouco de história
- ↑ East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR
- ↑ History of Timor – Technische Universität Lissabon
- ↑ UCAN:, 15. August 2007, Convent girls raped, church property destroyed as new PM takes office
- ↑ Elctricsprings: Gariuai
- Ministerium für Staatsverwaltung und Territorialmanagement (englisch)
- Baucau District Development Plan 2002/2003 (PDF-Datei; 269 kB)
Weblinks
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Koordinaten: 8° 28′ S, 126° 27′ O