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Mir Hossein Mussawi

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Mir Hossein Mussawi (2009)

Mir Hossein Mussawi [mʊsaˈviː] (* 2. März 1942 in Khameneh in der Provinz Ost-Aserbaidschan [1]; persisch میرحسین موسوی) war von 1981 bis 1989 der letzte Premierminister der Islamischen Republik Iran und arbeitete bis zu seiner Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2009 als Architekt und Stadtplaner[2].

Leben

Datei:Mousavi Primeminister.jpg
Mir Hossein Mussawi als Premierminister 1981

Mussawi war zuerst Chefredakteur der IRP-Zeitung, dann nach der Absetzung von Bani Sadr ab 5. Juli 1981 Außenminister, schließlich am 29. Oktober 1981 während des Krieges mit Irak bis zur Verfassungsänderung am 3. August 1989 Premierminister des Iran. Zu seinen Leistungen zählt man die Organisation der Wirtschaft während des Krieges mit einem strengen Rationalisierungsprogramm. [3] In seiner Amtszeit als Premierminister unter Präsident Rafsandschani kam es ab dem 19. Juli 1988 zur größten Hinrichtungswelle politischer Gefangener, die im Iran jemals stattgefunden hat.

Aktuell hat Mussawi einen Sitz im Schlichtungsrat des Iran inne, der unter Vorsitz des ehemaligen Präsidenten Haschemi Rafsandschani versucht, Konflikte zwischen den Entscheidungsinstanzen der Islamischen Republik beizulegen. Mussawi ist auch als Maler surrealistischer Bilder[4] bekannt und leitet die iranische Kunstakademie. [5]

Präsidentschaftskandidat

Mussawi auf einer Wahlkampfveranstaltung

Mussawi kündigte Anfang März 2009 an, im Juni 2009 bei den Präsidentschaftswahlen im Iran anzutreten. Er gilt als Gegner Mahmud Ahmadinedschads, den er bei seiner Kandidatur mit den Worten: „Wir müssen damit aufhören, unsere Ressourcen für kurzfristige Interessen und wertlose politische Ziele zu vergeuden“, kritisierte. [5] „Ich werde die Korruption ausrotten“, versprach er gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt. [6] In der Frage des Holocaust distanzierte sich Mussawi sehr deutlich vom Amtsinhaber Ahmadinedschad, „er stellte klar, dass er den Völkermord an den Juden in Nazi-Deutschland verurteilt“.[7] Hinsichtlich des Streits um das iranische Atomprogramm bemerkte Mussawi am 14. April 2009: Niemand im Iran würde die Aussetzung der Urananreicherung billigen, der „Iran werde jedoch nachweisen, dass es nur zivile Zwecke mit seinem Atomprogramm verfolge“. [8] Die als Sammelbecken der Reformer geltende Partei Partizipationsfront des islamischen Iran hat sich am 28. April zur Wahlempfehlung für Mir Hossein Mussawi ausgesprochen. [9]

Ob er dem Lager der Reformer zugerechnet werden kann, ist umstritten, er gilt als linksorientiert. Er selber zählt sich sowohl zu den Reformern als auch zu den Konservativen. Sein Ziel sei die Einheit. Bahman Nirumand bezeichnet ihn als ein „Kleintaschenformat des Ayatollah Chomeini“.[3]

Nach den iranischen Präsidentschaftswahlen

Kurz nach Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses, äußerte Mussawi den Vorwurf der Wahlfälschung und lehnte daher das Wahlergebnis ab. Er sprach von einer „Farce“, der er sich nicht beugen werde.[10] Außerdem kritisierte er die Offiziellen, deren Verhalten „die Säulen der islamischen Republik“ gefährde und die Tyrannei heraufbeschwöre.[11] Am Montag, den 15. Juni, kam es trotz Verbots mit über einer Million Teilnehmern zu den größten Massenprotesten seit der Islamischen Revolution auf dem Azadi-Platz in Teheran, an der auch Mussawi teilnahm.[12] Mussawi rief der Menschenmenge zu, „ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen. Die Person Mussawi ist nicht wichtig, sondern die Sache.“[13] Nach dem Ergebnis des Wächterrats, die Wahl nicht zu annullieren, rief Mussawi das iranische Volk auf, „ruhig zu bleiben und jegliche Spannung zu vermeiden. [...] Die Fortsetzung der rechtmäßigen und friedlichen Proteste werde dafür sorgen, dass die Ziele der Opposition erreicht würden.“[14] Nach Artikel 27 der Iranischen Verfassung sind öffentliche Versammlungen und Demonstrationen erlaubt, sofern sie nicht gegen die Prinzipien des Islam verstoßen.

Mussawi spricht Persisch, Aserbaidschanisch, Englisch, Arabisch [6] und ist mit der Kunstprofessorin Zahra Rahnaward verheiratet.[15]

Commons: Mir Hossein Mussawi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

siehe auch

Einzelnachweise

  1. Daten von Mir Hossein Mussawi (Persisch)
  2. Verdächtig gleichmäßig Süddeutsche.de vom 17. Juni 2009
  3. a b Iran Report 04/2009 der Heinrich Böll Stiftung
  4. Filmregisseur Mohsen Makhmalbaf taz.de vom 23. Juni 2009
  5. a b Süddeutsche Zeitung online vom 16.03.2009
  6. a b Tagesspiegel vom 17. März 2009
  7. Tagesschau vom 08. April 2009
  8. Süddeutsche.de vom 14. April 20009
  9. Der Standard vom 28. April 2009
  10. Verlierer Mussawi wirft Machthabern Wahlbetrug vor Spiegel online, 13. Juni 2009
  11. Ahmadinejad wins Iran presidential election BBC, 13. Juni 2009
  12. Teheran in Aufruhr Süddeutsche Zeitung vom 15. Juni 2009
  13. Ein Volksheld wider Willen Basler Zeitung vom 22. Juni 2009
  14. Mussawi beklagt massiven Druck Die Zeit online vom 25. Juni 2009
  15. taz vom 9. Juni 2009