Modest Petrowitsch Mussorgski
Modest Petrowitsch Mussorgsky (* 21. März 1839 im russischen Karevo (Oblast Pskow), † 28. März 1881 in St. Petersburg), auch Mussorgski oder Moussorgski geschrieben, war ein russischer Komponist. Er wurde hauptsächlich durch seine Opern und Lieder bekannt und gilt als einer der eigenständigsten russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Bei seinem Tode waren viele seiner Werke in unfertigem Zustand.
Biografie
Als jüngster Sohn eines wohlhabenden Landbesitzers in Karevo im Bezirk Pskow geboren, erlernt Mussorgsky durch seine Mutter das Klavierspiel. Im Alter von sieben Jahren spielt er bereits kurze Stücke von Liszt. Im Jahre 1852 tritt er in die Kadettenschule in St. Petersburg ein, wo er sich besonders mit Geschichte und Philosophie beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt schreibt er erste kurze Kompositionen. Auf Anregung seines Religionslehrers, Pater Krupsky, beschäftigt er sich zudem mit russischer Kirchenmusik.
1856 verlässt er die Kadettenschule und tritt dem Preobrazenski-Garderegiment bei. Durch seinen drei Jahre älteren Kameraden Milij Balakirew erhält er ersten formalen Unterricht in Musiklehre, der im wesentlichen auf den grossen Werken Ludwig van Beethovens, Franz Schuberts und Robert Schumanns gründet. Am 17. Juli 1858 verlässt er das Regiment, setzt die Zusammenarbeit mit Balakirew jedoch fort.
Ein Besuch in Moskau im Sommer 1859 bewegt ihn tief und macht ihn nach eigener Einschätzung vom Kosmopoliten zum Russen. Die Aufhebung der Leibeigenschaft im russischen Zarenreich 1861 führt seine Familie in Schwierigkeiten, so dass er die nächsten zwei Jahre auf dem Land zubringt, um seinen zwei Brudern bei der Verwaltung des Familiengutes in Karevo zu helfen. Finanzielle Schwierigkeiten zwingen ihn jedoch bald dazu, sich in den Verwaltungsdienst des Zaren zu stellen. 1863 wird er dazu in die Ingenieursabteilung des Ministeriums fur Kommunikation berufen. Nach einer Beförderung im Dezember 1866 wird er am 10. Mai 1867 jedoch schon wieder entlassen. Während dieser Zeit lebt er in einer "Kommune" mit fünf anderen jungen Männern zusammen, wo er sich am regen Ideenaustausch über Kunst, Philosophie und Politik beteiligt.
Nach seiner Entlassung zieht er zu seinem Bruder aufs Land, wo er sich insbesondere mit Orchesterwerken beschäftigt. Aus dieser Zeit stammt die erste Fassung seines Werkes Johannisnacht auf dem Kahlen Berge. Nach der Rückkehr nach St. Petersburg beginnt er die Oper Boris Godunow nach einem Theaterstück von Puschkin. Am 2. Januar 1869 kehrt er in den Staatsdienst zurück, diesmal innerhalb der Forstwirtschaftsabteilung des Ministeriums für Staatsbesitz. In gesicherten Verhältnissen kommt er schnell mit dem Schreiben der Oper voran und stellt das Manuskript im Dezember desselben Jahres fertig. Vom Mariinski-Theater zurückgewiesen, überarbeitet er das Stück bis Juli 1872 noch einmal drastisch, doch auch diesmal hat er keinen Erfolg. Allerdings werden im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung auf Initiative einiger Sänger drei Szenen seines Werkes mit grossem Erfolg vorgestellt. Dies führt schliesslich dazu, dass auch das Management des Mariinski-Theaters sich nicht länger querstellt, so dass es am 8. Februar 1874 zur Uraufführung von Boris Godunow kommen kann. Zu dieser Zeit beginnt er damit, heftig zu trinken, er sieht bei sich selbst Symptome der Demenz. Dennoch wird er vorläufig noch weiter in seiner Ministeriumslaufbahn befördert.
Im Juni 1874 schreibt er den Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung, der durch eine Ausstellung der Zeichnungen und Bühnenentwürfe seines verstorbenen Freundes Viktor Hartmann inspiriert ist. Zur selben Zeit entsteht der Liederzyklus Ohne Sonne nach Gedichten von Golenischtschew-Kutusow.
Zwischen März und April 1877 entsteht eine weitere Reihe von Liedern zu Gedichten von Alexej Tolstoi, die zum ersten Mal seine neue Kompositionstechnik verdeutlichen, bei der sich lyrischer Gesang und eine deklamatorische rezitativähnliche Sprache vereinen.
Im Jahre 1878 wechselt er von der Forstwirtschaftsabteilung in die Revisionsabteilung, wo er in T. Fillipoff einen verständnisvollen Vorgesetzten findet, der ihm unter anderem Raum für eine dreimonatige Konzertreise zusammen mit der Altistin Daria Leonowa in die Ukraine, auf die Krim und zu Städten an Don und Wolga lässt.
Am 13. Januar 1880 muss Mussorgski den Staatsdienst wegen seiner Trinksucht verlassen, erhält jedoch eine Pension von 100 Rubeln zugebilligt, unter der Bedingung, dass er seine halbfertige Oper Chowanschtschina zu Ende bringt. Sowohl Chowanschtschina als auch die komische Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinski werden jedoch nicht mehr fertiggestellt.
In seinem letzten Lebensjahr lebt er teilweise bei der Daria Leonowa auf ihrem Landgut. Für sie arbeitet er als Begleiter und Theorielehrer in der von ihr gegründeten Musikschule in St. Petersburg. Am 23. Februar 1881 besucht er Leonowa noch einmal in verzweifelter Stimmung. Er glaubt ihr zufolge aufgrund seiner verzweifelten finanziellen Lage, nichts anderes als Betteln mehr zu können. Nach einem epileptischen Anfall am Abend desselben Tages und drei weiteren am folgenden Tag wird er am 26. Februar in das Nikolajewki-Krankenhaus eingeliefert. Nach einer scheinbaren Erholung Mitte März verstirbt er am 28. desselben Monats. Er liegt auf dem Newski-Friedhof in St. Petersburg begraben.
Werke
Die meisten Werke von Mussorgski waren bei seinem Tode in unvollendetem Zustand und wurden nach seinem Tod durch seinen Freund Rimsky-Korsakoff bearbeitet und "korrigiert".
- Orchesterstück Die Nacht auf dem kahlen Berge
- Oper Chowanschtschina
- Oper Boris Godunow
- Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinski
- Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung
- Liederzyklus Ohne Sonne
Zitat
Kunst ist ein Mittel der Kommunikation, kein Selbstzweck. Dieses Prinzip hat die Gesamtheit seines [gemeint: Mussorgsky selbst] kreativen Schaffens durchzogen. Von der Überzeugung ausgehend, dass die menschliche Sprache durch musikalische Gesetze bestimmt ist, sieht er die Aufgabe der Kunst in der musikalischen Wiedergabe nicht einzig von Gefühlen, sondern zuallererst von menschlicher Sprache.