Schwitzhütte
Inipi (Lakota: sie schwitzen), die Schwitzhütte war bei den Indianern Nordamerikas weit verbreitet und diente der zeremoniellen Reinigung und physischen Gesunderhaltung und Heilung bei Erkrankung. Inipi gehört zu den sieben Zeremonien der Heiligen Pfeife und wird auch heute noch durchgeführt.
Bau
Die Schwitzhütte wird in der traditionellen Form in einem rituellen Vorgang aus Weidenstäben oder Haselnussruten errichtet. Die Stäbe werden in vorbereitete Löcher gesteckt, in Bögen angeordnet und durch vier Ringe kuppelförmig miteinander verbunden. In der Mitte der Hütte wird ein Loch für die heißen Steine gegraben. Die ausgehobene Erde häuft man neben dem Eingang zu einem "Heiligen Hügel" auf. Die Feuerstelle befindet sich sechs Schritte entfernt und ist durch ein Weg mit der Hütte verbunden. Das Feuer steht für die Sonne, die Hüter für die Erde, die durch die Sonne Energie erhält. Für ein Reinigungsritual werden meist 32 und für ein Heilungsritual 64 Steine benutzt. Zum Gebrauch deckt man das Gerüst mit Fellen oder Decken ein. Eine Schwitzhütte ist etwa 6 bis 7 Fuß hoch und bietet 7 bis 8 Menschen Platz.
Der Schwitzhüttenbau unterliegt differenzierten Regeln, von der Wahl des Platzes, über die Beachtung der Himmelrichtungen, der Anzahl der zu verwendenden Holzstäbe und der symbolischen Darstellung von Elementen, Planeten und des Gleichgewichts der Kräfte. So werden z.B. für eine Familienschwitzhütte 12 Weidenstäbe verwendet, während eine Hütte aus 16 Stäben für die Heilungsrituale der Medizinmänner vorgesehen sind. Der Eingang befindet sich traditioneller Weise auf der Westseite.
Jeder Hüttenteil besitzt eine besondere Bedeutung. Die vier Ringe stellen die vier Schöpfungsphasen der höheren Geister, der verbündeten Geister, der untergeordneten Geister und der niederen Geister dar, die im einzelnen dann den Löchern der Weidenstäbe zugeordnet sind (Sonne, Bewegung, Erde, Stein, Mond, Wind, Befriedigung und Harmonie, geflügelte Wesen, Bison, Bär, Himmelsrichtungen, Wirbelwind, Geist, Phantom, Verstand und Stoff). In der Mitte der Kuppel werden 104 Tabacksäcken in den Farben der Himmelsrichtungen aufgehängt. Ein wichtiger Ritualgegenstand ist die Heilige Pfeife.
Ritual
Für den Ablauf des Schwitzhüttenrituals ist ein Ritualleiter verantwortlich, der die Regeln und Bedeutungen interpretiert und sie variieren kann. Auch die Plätze in der Schwitzhütte haben bei Heilungsritualen eine Bedeutung und sind verschiedenen menschlichen Problematiken zugeordnet. Während des Schwitzhüttenrituals, werden die ausgesuchten Steine in einer nahe gelegenen Feuerstelle erhitzt, durch den Feuerhüter in die Schwitzhütte getragen, mit Kräutern bestreut und mit Wasser übergossen. Diesen wiederholten Vorgang begleiteten intensive Gebete. Ein Ritual beinhaltet vier Gänge, zwischen denen die Teilnehmer die Hütte verlassen.
Schwitzen und beten soll eine äußere und innere Reinigung und die Wiedervereinigung mit dem Geist bewirken. Die Schwitzhütte mit ihrer Kuppel gleicht nach der traditionellen Erklärung dem Bauch einer schwangeren Frau, die auf der Erde liegt. So kehren die Teilnehmer in den Bauch der Mutter und der Mutter Erde zurück und erleben durch die rituell aufgerufenen Energien eine Reinigung, Erneuerung und Neuschöpfung ihrer Lebensenergie.
Die Schwitzhüttenzeremonie wurde hauptsächlich durch Mitglieder des Stammes der Lakota nach Europa gebracht, wo sie zunehmend auf Interesse stößt.
Literatur
Annie Pazzogna, Inipi: Das Lied der Erde. Die indianische Schwitzhütte, Arun Verlag, 2. Auflage 1998 ISBN 3-927940-38-0