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Reflexion (Philosophie)

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Allgemein könnte man Reflexion als prüfendes und vergleichendes Nachdenken über etwas bezeichnen. Im engeren Sinne, insbesondere in der von einem Subjekt ausgehende Erkenntnistheorie, meint Reflexion das Denken des Denkens.

Normaler- oder oberflächlicherweise wird dieser Ausdruck nur für die Fähigkeit des Menschen zur theoretisch-ausdrücklichen Selbstbesinnung verwendet, die sich am elementarsten in seinem Ich-Denken und -Sagen manifestiert. Fundamental für Reflexionstheorie ist aber, daß nach der “Bedingung der Möglichkeit” (Kant) für diese ausdrückliche Reflexion gefragt wird. Diese Bedingung der Möglichkeit ist seit dem Sozialphilosophen Johannes Heinrichs eine konstitutive oder implizite, gelebte Reflexion, demgegenüber die ausdrückliche Reflexion nur Folge, Symptom und theoretische Abzweigung ist. Diese letztere wird daher von ihm auch konsekutiv genannt. Heinrichs unterscheidet daher erstmals die konsekutive Reflexion, fast gleichbedeutend, auch theoretische Reflexion von der konstitutiv-praktischen oder gelebten Reflexion. Eine besondere Form der praktischen Reflexion ist die in dem Grundlagenwerk von Heinrichs‚ Logik des Sozialen, Woraus Gesellschaft entsteht (ISBN 9544491996), geltend gemachte soziale Reflexion, also das interpersonale und soziale Handeln als Prozess einer praktischen Reflexion, die zudem soziale Systeme als reflexive Wesenheiten begründet, weshalb der ursprüngliche Titel des o.g. Buches von Heinrichs von 1976 auch “Reflexions-Systemtheorie der Gesellschaft” lautete.

Im Denken des Denkens bestätigt sich ein Subjekt selbst. Es lernt also in der Reflexion (im Denken des Denkens) "Ich" zu sagen. Ein Denken, das sich in der Programmatik der Erkenntnistheorie auf eine Einheit bezieht. Die Reflexion bezeichnet also vereinfacht das "in sich gehen", "über Erlebtes nachdenken/reflektieren", "etwas Revue passieren zu lassen", "zu einer Erkenntnis zu kommen".

Anders in der Systemtheorie. Das Selbst, auf das sich etwas bezieht, ist ein System von Beobachtungen, in dem gefragt wird, wie es möglich ist, dass ein Beobachter, der beobachtet, wie ein Beobachter beobachtet, was er beobachtet.

Im Unterschied zur klassischen Erkenntnistheorie ist die Systemtheorie, ausgehend vom radikalen Konstruktivismus, differenzorientiert und nicht einheitsorientiert. Denn die Beobachtung unterscheidet, was sie unterscheidet. Sie geht so gesehen blind vor, da sie im Moment der Unterscheidung nicht sagen kann, wie sie das macht.

Siehe auch: Portal Philosophie, Reflexion (Physik), Reflexionstheorie, Selbstbewusstsein, Güntherlogik