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Kastell Schloßau

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Kastell Schloßau
Limes ORL 51 (RLK)
Strecke (RLK) ORL Strecke 10
Neckar-Odenwald-Limes
Odenwaldlinie
Datierung (Belegung) trajanisch[1]
bis max. 159
Typ Numeruskastell
Einheit Numerus Brittonum Triputiensium
Größe 80x73 m = 0,6 ha
Bauweise a) Holz-Erde-Mauer
b) Steinmauer
Erhaltungszustand schwache Spuren
Ort Mudau-Schloßau
Geographische Lage 49° 32′ 26″ N, 9° 8′ 58″ OKoordinaten: 49° 32′ 26″ N, 9° 8′ 58″ O
Höhe 520 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Seitzenbuche (nordwestlich)
Anschließend ORL 52 Kastell Oberscheidental (südlich)

Das Kastell Schloßau ist ein ehemaliges römisches Numeruskastell der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes. Es befindet sich am nördlichen Rande des Ortszentrums von Schloßau, einem Ortsteil der Gemeinde Mudau im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg.

Möglicherweise geht der heutige Name Schloßau auf das viel ältere römische Kastell zurück, in dem man früher eine Pfalz vermutete. So wird der Platz urkundlich 1271 als Slozzahe und 1413 als Pfalcz zu Shloßauw bezeichnet.

Befunde

Schon bei den ersten Ausgrabungen, die 1809 im Auftrag des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach stattfanden, konnten nur noch wenige Reste des Kastells festgestellt werden. Weitere Ausgrabungen wurden 1863 und 1866 durch den Buchener Altertumsverein und um 1900 durch die Reichs-Limes-Kommission durchgeführt. Zwischen dem Lager und dem heutigen Ortskern wurde der Kastell-Vicus lokalisiert. In diesem Bereich, etwa 60 m von der Lagerumwehrung entfernt, befand sich auch das Badegebäude. Seit 2003 finden neuerliche Untersuchungen des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg im Bereich des Kastell-Vicus statt. Aufgedeckt wurden Streifenhäuser in Fachwerkbautechnik (ca. 8-9x20 m) entlang einer 5 bis 6 m breiten gepflasterten Straße, von der ein freigelegtes Stück erhalten bleiben soll. Der Vicus scheint sich nach dem Stand der gegenwärtigen Forschung (2006) in ein Gewerbe- und ein Wohngebiet zu teilen.

Der Vicus wurde nach Aufgabe des Kastells und Verlegung des Numerus an den obergermanischen Limes noch weiter bewohnt, vermutlich vor allem von Handwerkern. Im Zusammenhang damit könnte ein Heiligtum wenige Kilometer nördlich im Gewann Schneidershecke stehen.

Es handelt sich um ein typisches Numeruskastell von etwa 5800 m² Größe. Einem in trajanischer Zeit[1] erbauten Holz-Erde-Lager folgte später ein Steinbauwerk. Spätestens mit der Vorverlagerung des Limes um 159 wurde das Kastell aufgegeben. Das Lager verfügte über drei Tore, die Porta Praetoria war nach Osten hin auf den Limes ausgerichtet. Von den Innenbauten wurde nur wenig festgestellt, erwähnenswert sind hier insbesondere die Reste der Principia.

Ein bemerkenswerter Fund ist ein 1850 entdeckter Weihealtar, der wertvolle Informationen über die in Schloßau stationierte Auxiliartruppe liefert. Er wurde laut Inschrift von einem Zenturio Titus Manius Magnus gestiftet, der aus Sinope in Paphlagonien stammte. Dieser Zenturio war von der Legio V Macedonica an der unteren Donau zur Legio XXII Primigenia nach Mainz (Mogontiacum) gekommen und wohl von dort nach Schloßau abkommandiert worden. Hier befehligte er als Praepositus Numeri die örtliche Besatzung, den Numerus Brittonum Triputiensium.

Schwache Bodenspuren des Kastells sind für das geübte Auge noch im Gelände erkennbar.

Illustrationen

Denkmalschutz

Das Kastell Schloßau und die erwähnten Bodendenkmale sind geschützt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Aufl. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0
  • Philipp Filtzinger (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986, ISBN 3-8062-0287-7
  • Britta Rabold: Der Odenwaldlimes im neuen Licht. Forschungsstand 2005 zum Kastellvicus von Mudau-Schloßau. In: Gabriele Seitz (Hrsg.): Im Dienste Roms. Festschrift für Hans Ulrich Nuber. Greiner, Remshalden 2006, ISBN 3-935383-49-5, S. 279−284.
  • Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Vom Main bis an den Neckar. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0328-8

Grabungsbericht der Reichs-Limes-Kommission:

  1. a b Die konventionelle Anfangsdatierung auf das Jahr 100 (+/-5) stützt sich auf die Ergebnisse der Ausgrabungen, die Dietwulf Baatz in den Jahren 1964 bis 1966 im Kastell Hesselbach vornahm. Sie basiert im Wesentlichen auf der Auswertung der dabei gefundenen Sigillaten (vgl. den entsprechenden Abschnitt im Hesselbach-Artikel und Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 85–96). In der jüngeren Literatur wird einer Anfangsdatierung des Kastells Hesselbach wie des gesamten Odenwaldlimes auf den Zeitraum 107/110 der Vorzug gegeben. Dieser Datierungsansatz stützt sich nicht auf neue Ausgrabungsbefunde, sondern auf eine statistische Neubewertung der Münzfunde aus allen Kastellen des Obergermanisch-raetischen Limes, die der Archäologe Klaus Kortüm 1998 erstmals vorgelegt hat und auf die sich inzwischen einige Autoren der jüngeren Literatur stützen. (vgl. Klaus Kortüm: Zur Datierung der römischen Militäranlagen im obergermanisch-raetischen Limesgebiet. In: Saalburg-Jahrbuch 49, 1998. Zabern, Mainz 1998, S. 5−65 und Egon Schallmayer: Der Limes. Geschichte einer Grenze. Beck, München 2006, ISBN 3-406-48018-7, S. 49–52 sowie S. 54f.)