Zum Inhalt springen

Benutzer:Rainer Lippert/Spielwiese 13

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2009 um 20:45 Uhr durch Rainer Lippert (Diskussion | Beiträge) (Entdeckung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Charlottenhöhle ist eine Tropfsteinhöhle bei Hürben, einem Stadtteil von Giengen auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg. Die Höhle ist mit Seitengängen 587 Meter lang, liegt 487,5 Meter über Normalnull und dürfte zweieinhalb bis drei Millionen Jahre alt sein. Der Höhleneingang, das sogenannte Hundsloch, war schon 1591 in einer Forstkarte eingetragen. Die Bevölkerung warf in dieses Loch Kadaver von verendeten Haustieren. Die erste Befahrung mit einer Strickleiter fand durch Oberförster Hermann Emil Sihler im Frühjahr 1893 statt. Bei weiteren Befahrungen und Grabungen wurde die Höhle freigelegt, für den Publikumsverkehr erschlossen und mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Die feierliche Eröffnung fand am 17. September 1893 statt. Am 23. September besuchte die Königin von Württemberg, Charlotte von Schaumburg-Lippe, die nach ihr benannte Höhle. Sie wird als Schauhöhle auf einer Länge von 532 Metern touristisch genutzt und ist eine der Attraktionen des Geo-Naturparks Schwäbische Alb, etwa 100 Kilometer östlich von Stuttgart.

Der von fließendem Wasser gebildete, verhältnismäßig enge Höhlengang zieht sich schlauchartig durch den Berg und ist von mehr als zehn geräumigen, oft recht hohen Hallen, unterbrochen. Die Höhle enthält reiche Versinterungen mit verschiedenen Tropfsteinformen. Die Charlottenhöhle gilt aufgrund ihres Tropfsteininventars als eine der schönsten Schauhöhlen in Deutschland. Im Juli 2005 wurde am Fuße der Charlottenhöhle das Informationszentrum HöhlenHaus erbaut. Um das HöhlenHaus entstand die HöhlenErlebnisWelt und am Aufgang zur Charlottenhöhle ein Zeitreisepfad. Im Juli 2008 wurde das HöhlenSchauLand, ein multimediales Museum in unmittelbarer Nähe des HöhlenHauses eröffnet.

In den letzten Jahren konnten die jährlichen Besucherzahlen gegen den Trend der meisten anderen deutschen Schauhöhlen auf über 40.000 Besucher gesteigert werden.

Geschichte

Entdeckung

Die älteste Erwähnung der Höhle ist der Eintrag in der sogenannten Giengener Forstkarte des Ulmer Stadtmalers Philipp Renlin der Ältere im Jahre 1591. Die Höhle wird dort als Hundsloch im Hürbener Gewann Krauthalde bezeichnet. Es fehlt jedoch die genaue Lage. Der Name der Doline von etwa drei Meter Durchmesser leitet sich wohl davon ab, dass die Bevölkerung vermutlich bereits seit dem Mittelalter Kadaver von verendeten Haustieren hineinwarfen. Aus diesem Grund wurde das Loch von dem Einheimischen längere Zeit nicht näher untersucht. Erstmals hatte 1893 der Giengener Oberförster Hermann Emil Sihler Interesse an der Erkundung des Lochs. Sihler war ein erfahrener Höhlenforscher und das Waldrevier mit dem Hundsloch lag in seinem Betreuungsbereich. Er hatte sich schon vorher mit den Höhlen der Schwäbischen Alb befasst und 1892 die Irpfelhöhle bei Giengen entdeckt. Sihler versuchte im Frühjahr 1893, unterstützt durch den Forstwart Gaiser und einen Tagelöhner aus Hürben, mit einer Leiter in die Höhle einzudringen. Da die Leiter nicht bis zum Boden der Höhle reichte, scheiterte dieser Versuch. [1]

Eine weitere, geheimgehaltene Befahrung fand am Sonntag den 7. Mai 1893 statt. Drei Einwohner der Gemeinde Hürben, die Zimmerleute Friedrich Strauß, Jakob Beutler und Kaspar Schlumpberger stiegen mit einer 15 Meter langen Strickleiterin die Höhle ein. Friedrich Strauß sprang von der zu kurzen Leiter auf einen Knochenhaufen. Es gelang nicht, in weitere Höhlenteile, die andeutungsweise zu erkennen waren, vorzudringen. Am 9. Mai erfolgte der zweite Abstieg, diesmal mit Sihler, wobei Forstwart Gaiser von oben sicherte. Die Männer waren angeseilt. Zunächst beseitigten sie in mehreren Stunden den Knochenberg so weit, dass sie in die eigentliche Höhle eindringen konnten. Als Erstes entdeckten sie einen etwa zwei Meter hohen Bodentropfstein, der später Berggeist genannt wurde. Sie drangen 163 Meter bis zu einer Engstelle in der Schatzkammer vor. Unterwegs entdeckten sie zahlreiche Tropfsteinformationen. Die Befahrung dauerte etwa zwei Stunden. Unter der Leitung von Oberförster Sihler fanden in den nächsten Tagen weitere Höhlenbefahrungen statt, bei denen die Hürbener Feuerwehr mithalf. Die Männer konnten sich so einen Überblick über die Ausmaße der Höhle verschaffen. Die ersten Berichte über die entdeckte Tropfsteinhöhle erschienen am 10. und 13. Mai im Brenztal-Boten. Er schrieb am 15. Mai 1893:[2]

„Unter Mithilfe der Hürbener Feuerwehr wurde gestern früh die Höhle einer genauen Besichtigung unterzogen. Es ergab sich hierbei das überraschende Resultat, dass die Höhle eine Länge von ca. 500 Meter haben dürfte (also den Hohlenstein an Ausdehnung übertrifft) und dass sich dieselbe in westlicher Richtung unter dem Staatswald Wasserhau gegen Reuendorf hinzieht, mit der Kaltenburg demnach nicht in Verbindung steht. Die Höhle besteht zum Teil aus sehr geräumigen Hallen mit prächtigen Tropfsteingebilden und kann mit Ausnahmen einer kurzen Strecke in aufrechter Haltung begangen werden. Außer den in Nr. 55 erwähnten Pferdeknochen wurden gestern Überreste des Höhlenbären, der Höhlenhyäne und anderer Raubtiere gefunden. Die Höhle dürfte bei fortgesetzter energischer Arbeit eine schöne Ausbeute zu Tage fördern. Unaufgeklärt ist noch, auf welche Art und Weise seiner Zeit die Pferde, von denen Überreste gefunden wurden, sich in die Höhle verirrt haben.
Ein passierbarer Zugang zur Höhle ist leider noch nicht vorhanden, bis jetzt ist der Zutritt zu derselben nur mittels Strickleiter möglich, auf welcher erst eine Strecke von 16 Metern in die Tiefe zurückgelegt werden muss. Eine große Gesellschaft von Giengen war gestern früh zur Besichtigung der Höhle in Hürben eingetroffen.“

Brenztal-Bote. 15. Mai 1893.

Erschließung

Auf Beschluss des Gemeinderates vom 16. Mai wurde das Begehen der Höhle streng verboten, da bereits Tropfsteine entwendet worden waren. Weiterhin wurde über das zukünftige Vorgehen hinsichtlich der Höhle beraten. Die Höhle wurde mit Unterstützung des Oberamtsvorstands Filser ausHeidenheim an der Brenz auf ihrer gesamten Länge erforscht und begehbar gemacht, wobei die Kosten die Gemeinde trug. Der eigentliche Eingang der Höhle war bis auf eine schmale Öffnung, die als Einschlupf für einen Fuchsbau diente, verschüttet. Von innen wurden die angeschwemmten Schuttmassen entfernt, wodurch der einstige Ausfluss des Höhlenbaches freigelegt werden konnte. Damit hatte die Höhle einen ebenerdigen Zugang. [1]

Nach der Erschließung der Höhle bis in die hinteren Räume konnte der Geologe und Paläontologe Professor Eberhard Fraas aus Stuttgart am 17. Juni mit einer Gruppe von Sachverständigen die Höhle wissenschaftlich untersuchen. Dabei fanden auch Grabungen statt. Fraas fand zahlreiche Knochen von einzeitlichen Tieren, vor allem von Höhlenbären, aber keine prähistorische menschliche Spuren. Er bescheinigte noch am Tag des Besuches, „daß die Höhle zu den schönsten Naturschönheiten von Württemberg gehört und darum eine weitere Zugänglichmachung sich im höchsten Grade lohnen dürfte.“[2] Des Weiteren sagte er über die Höhle: „Eine neue Naturschönheit ersten Ranges ist auf unserer Alb erschlossen und gewiß wird kein Besucher den Gang durch diese prächtige Höhle bereuen.“[2] Diese ermutigte die Gemeinde, die Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am 2. Juli 1893 schrieb der Grenzbote des Amts- und Intelligenzblattes für den Oberamtsbezirk Heidenheim, dass die Höhle „an Ausdehnung und Schönheit der Tropfsteingebilde alle bis jetzt bekannten Höhlen Württembergs übertrifft und wohl in kurzer Zeit eine der besuchtesten Naturschönheiten der Gegend bilden dürfte“.[2] Fraas schilderte dort auch seine Begehung der Höhle:[2]

„Wir dringen auf dem meist ebenen und fast immer trockenen Weg vor und gelangen an das hintere Ende der Höhle, wo die kulissenartig von der Decke herabhängenden Stalagtiten in Verbindung mit den gleich Riesenspargeln aus dem Boden aufsteigenden Stalagmiten einen prächtigen Anblick gewähren. Doch wie ließe sich all das Schöne und Interessante mit Worten schildern, dem wir mit jedem weiteren Schritt begegnen. Bald sind es förmliche Teppiche mit Spitzen, die von den Wänden herabhängen, bald sind es mächtige Säulen und Portale aus honiggelbem, durchscheinendem Kalkspat, bald zierliche, glashelle Röhren, die wir bewundern und die unsere Phantasie zu den kühnsten Vergleichen anregen. Ein scheinbar nicht enden wollendes Labyrinth von schmalen, aber hohen Spalten und Klüften, unterbrochen von weiten Halle, läßt uns immer weiter vordringen, und immer wieder nehmen uns neue Naturgebilde in Anspruch.“

Professor Eberhard Fraas: Amts- und Intelligenzblatt für den Oberamtsbezirk Heidenheim. 2. Juli 1893.

Die Gemeinde bat die Königin von Württemberg, Charlotte von Schaumburg-Lippe, die Höhle nach ihr benennen zu dürfen. Die Gemeinde dürfte sich dabei auch erhofft haben, einen staatlichen Zuschuss zur Erschließung der Höhle zu erhalten. Später wurden 1000 Mark zugesagt. Die Gemahlin des letzten württembergischen Königs Wilhelm II. wurde zu einer Besichtigung der Höhle eingeladen. Man begann, die Höhle komplett auszubauen und begehbar zu machen. An einer Engstelle in der Höhle, der heutigen Schatzkammer, 163 Meter vom Eingang entfernt, musste ein Durchbruch geschaffen werden. Um in das Zyklopengewölbe zu gelangen, musste zur Überbrückung des Höhenunterschiedes eine Treppenanlage gebaut werden. In der Nähe der Höhle, unterhalb an der Straße, wurde am 13. August eine Gastwirtschaft, ein 32 Meter langer Holzbau, eröffnet. [1]

Elektrische Beleuchtung

Auf Initiative von Oberamtmann Filser und Schultheiß Kost wurde die elektrische Beleuchtung von einem Pionier der Elektrotechnik, Paul Reißer aus Stuttgart, eingerichtet. Ihm wurde auferlegt, die komplette elektrische Anlage innerhalb von 14 Tagen auszuführen, damit sie zur Eröffnung der Höhle fertig war. Die Charlottenhöhle gehört damit zu den ersten Schauhöhlen mit elektrischer Beleuchtung weltweit, nach der Kraushöhle in der Steiermark, die 1883 als erste Höhle der Welt elektrisch beleuchtet wurde. In Deutschland folgten 1884 die Olgahöhle und 1891 die Gußmannshöhle. [1]

Im Höhlengang wurden an der Decke Querstreben angebracht, an denen die Leitungen mit den Lampen auf Glasisolatoren befestigt waren. In der Höhle führten zwei blanke Kupferleitungen an der Decke entlang. An dem 570 Meter langen Bleikabel hingen 89 Kohlefaden-Edisonlampen. Der Strom wurde mit einem wassergekühlten Dieselmotor mit vier Zylindern erzeugt, der einen Generator mit Nebenschlussregulator antrieb. Damit wurde Gleichstrom von 105 Volt erzeugt. Die Kosten der Höhlenbeleuchtung beliefen sich auf 13.130 Mark, die von der Gemeinde mit einem Kredit finanziert wurde. [1]

Eröffnung

Die offizielle Eröffnung der Höhle, die aufgrund der Berichterstattungen schon weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt war, fand am 17. September 1893 statt. Schon vorher hatten sie sonntags 500 bis 1000 Personen, die zu Fuß oder mit dem Wagen gekommen waren, aufgesucht. Es wurden Höhlenführer eingestellt und die Eintrittspreise festgelegt. Zur Einweihung kamen zahlreiche Schaulustige mit Pferdekutschen und Leiterwagen. Ein Festzug wurde von der Stadtkapelle Heidenheim begleitet. Schultheiß Kost dankte in seiner Begrüßungsrede Profesor Fraas für die wissenschaftliche Erforschung der Höhle. Die Festrede hielt Oberamtmann Filser, der Vorsitzende des Höhlenkomitees und überreichte feierlich dem ersten Höhlenführer, Beutler, den Höhlenschlüssel. Daraufhin wurde die Höhle für die Allgemeinheit freigegeben. Der zugesagte Besuch der Königin wurde am 23. September 1893 nachgeholt. Bis zum Jahresende besuchten etwa 15.000 Personen die Höhle. Der Eintritt belief sich auf eine Mark für Erwachsene, das entsprach damals dem Drei- bis Vierfachen des durchschnittlichen Stundenlohnes eines Arbeiters. [1]

Königin Charlotte

Ihren Besuch am Samstag, dem 23. September 1893 wollte die Königin mit einer Visitation von sozialen Einrichtungen in Stadt und Bezirk Heidenheim verbinden. Sie reiste mit einem Extrazug nach Heidenheim und fuhr in einem offenen Hofwagen bei strömendem Regen durch die Stadt, wo das dichtgedrängte Publikum die geschmückten Straßen säumte. Um 15.15 Uhr erreichte die Königin unter Glockengeläut den bekränzten und mit Fahnen geschmückten Ort Hürben. Neben dem Gefolge der Königin waren alle Bezirks- und Gemeindebeamten und Geistlichkeiten zum Empfang erschienen. Da der Weg zur Höhle durch den starken Regen aufgeweicht war, war er auf einer Länge von mehreren 100 Metern mit Leinen ausgelegt worden. Die Höhle wurde mit weiteren 149 Lampen, darunter 39 farbigen, ausgeleuchtet. Die von der Schönheit der Höhle sichtlich überraschte und beeindruckte Königin wurde bis zur Höhlenmitte, dem Königssaal, von Professor Fraas geführt. Bis dahin reichte die elektrische Beleuchtung. Von dort ging es mit Kerzenlicht tiefer in die unbeleuchteten Höhlenbereiche bis zur Kristallgrotte. Nach einer halben Stunde verließ die Königin die Höhle und begab sich zur neu errichteten Gaststätte. Gegen 16.30 Uhr fuhr die Königin zunächst zur Kinderrettungsanstalt in Herbrechtingen und später zum Bahnhof, wo sie ein Extrazug mit ihrem Gefolge zurück zur Residenz brachte. Die Kosten des Besuchs der der Einweihungsfeierlichkeiten beliefen sich auf 2000 Mark. [1]

Schauhöhle

Als die erste Begeisterung für die Höhle nachließ und die Besucherzahlen abnahmen, reichten die Einnahmen zur Bestreitung der Unkosten nicht mehr aus. Insbesondere fielen hohe Stromkosten an. Diplomingenieur Carl Gaulé aus Stuttgart sollte klären, ob eine kostengünstigere Beleuchtung vorzuziehen sei. Er wägte in seinem Gutachten vom 25. November 1902 Vor- und Nachteile von Fackeln, Magnesiumfackeln, Acetylengasanlage, Acetylengas-Handlampen und elektrischer Beleuchtung ab und kam zum Ergebnis, das letztere die zweckmäßigste Beleuchtungsart war. Am 3. Juni 1903 kam es im Maschinenhaus zu einem Brand, bei dem Motor, Dynamo und sonstiges Zubehör vernichtet wurden.[3]

Die Gemeindeverwaltung beschloss daraufhin, die Höhle ab 3. August 1905 auf 30 Jahre an den Gastwirt Friedrich Föll aus Herbrechtingen zu verpachten. Es bestand noch ein Restdarlehen von 5650 Mark aus der Erschließungszeit der Höhle, die der Pächter übernehmen musste. Im Gegenzug erhielt er die Versicherungssumme aus dem Maschinenhausbrand in Höhe von 7568 Mark.[3] Mit diesem Geld schaffte er 1906 einen neuer Motor und eine Dynamomaschine an. 1934 wurde der Pachtvertrag nicht verlängert und die Höhle ging ab 1. April 1935 wieder in die Verantwortung der Gemeindeverwaltung über. [1]

Auf Initiative des Bürgermeisters Ernst Bosch wurde 1957 damit begonnen, die Beleuchtung der Höhle zu erneuern. Dabei wurden die Lichtquellen so verlegt, dass sie nicht mehr einsehbar sind und die Tropfsteine gezielt anstrahlen. In der Höhle wurden bis 1965 203 Lampen und zwei Scheinwerfer angebracht.[4] Im Winter 1976/1977 wurde die elektrische Installation auf den neuesten Sicherheitsstandard gebracht. Die Tropfsteinhöhle gehört seit 2004 zum UNESCO-Geo-Naturpark Schwäbische Alb. Im August 2005 wurde am Fuß der Höhle das Informationszentrum HöhlenHaus des Höhlen- und Heimatvereins Hürben eingeweiht. Um das Höhlenzentrum entstand die HöhlenErlebnisWelt mit einem Zeitreisepfad am Aufgang zur Charlottenhöhle. In unmittelbarer Nähe des HöhlenHauses besteht seit Juli 2008 das HöhlenSchauLand, ein multimediales Museum. Die Kosten beider Einrichtungen einschließlich der Gestaltung der Außenanlage beliefen sich auf etwa 1,8 Millionen Euro, wobei die Europäische Union und das Land Baden-Württemberg sich mit 1,2 Millionen Euro beteiligten.[5]

Geologie

Entstehung

Das Alter der Höhle beträgt etwa zweieinhalb bis drei Millionen Jahre.[6] Sie entstand im Weißen Jura einer Karstlandschaft. Zunächst bildete sich eine Höhlung im stehenden Grundwasser, das als kalkgesättigtes Sickerwasser von der Kuppe her entlang der Schichtfugen und Klüfte eingedrungen war. Nach der Eintiefung der Brenz, die damals durch das heutige Hürbetal floss, kam es zu einem Abfluss des Wassers. Die Schwäbische Alb wurde am Ende des Tertiärs im Übergang zum Quartär angehoben, die Brenz tiefte sich ein und passte sich dem neuen Gefälle an. Der Brenz wurde in der Karstlandschaft das Wasser entzogen und es bildete sich ein Trockental. Später floss dann in diesem Tal die Hürbe. Der ehemalige Höhlenfluss schnitt sich immer tiefer in die ursprüngliche Röhre ein und weitete die Höhle aus. Nach der weiteren Tieferlegung des Brenztales wurde die Höhle trockengelegt. Die Charlottenhöhle ist eines der seltenen Beispiele einer Flusshöhle. Vergleichbare Schauhöhlen sind die Eberstadter Tropfsteinhöhle und die Binghöhle. Durch die Eintiefung des ehemaligen Brenztals sank der Karstwasserspiegel. Die höhergelegenen Abflusssysteme waren nicht mehr an der Entwässerung beteiligt. Das Umfeld der Höhle hat sich dadurch geändert. Das Wasser hatte das Gangsystem verlassen und floss nun obertägig in das tiefer liegende Brenztal ab. Das Tal, das nun von der Lone durchflossen wird, liegt etwa 35 Meter tiefer. Der Wasserlauf in der Höhle fiel schließlich trocken. Die Aneinanderreihung von Räumen mit Kaminen, hallenartigen Erweiterungen im unteren Höhlenteil und die engen Verbindungsgänge mit Wasserstandsmarken sind ebenfalls ein Hinweis auf das Flusshöhlenstadium. Es bildeten sich Versturzhallen, nachdem das ausgewaschene Gestein von der Höhlendecke herabgebrochen war. Auf den Gesteinsmassen am Hohlenboden entwickelten sich teilweise Tropfsteine. [7]

Höhlendaten

Die Höhle im dolomitischen Weißen Jura Zeta (Tithon) besteht aus einem engen schlauchartigen Höhlengang, der von mehr als zehn geräumigen, oft recht hohen Hallen unterbrochen wird.[8] Der von fließendem Wasser gebildete Gang ist häufig schlüssellochförmig ausgebildet. Die Höhle besitzt zwei zwei Kluftrichtungen; die eine verläuft von Osten nach Westen, die andere von Nordosten nach Südwesten. Das abrupte Umschwenken in eine andere Richtung lässt sich innerhalb der Höhle an vielen Stellen beobachten. Zu erkennen sind die Klüfte auch beinahe immer an der Decke. Die für Flusshöhlen typischen Wasserstandsmarken lassen die Auswaschungsabschnitte (Erosionsgrenzen) im Kalkgestein und den stark wechselnden Wasserstand erkennen. Die Höhle mit klammartigen Profil hat vom Höhlenende bis zum Eingang ein Gefälle von etwa zehn Metern, durchschnittlich etwa zwei Prozent. Der Boden der Höhle verläuft entsprechend dem Gefälle schräg. Der Höhleneingang liegt auf 487,5 Meter über Normalnull.[9] Am letzten Messpunkt kurz vor dem Höhlenende liegt der Boden auf einer Höhe von 495,6 Metern über Normalnull[9] und im verstürzten Bereich am Höhlenende auf 500,1 Meter über Normalnull.[9] Das Hürbetal liegt 452,7 Meter hoch.[10] Die Gesamtlänge der Höhle beträgt 587 Meter.[11] Dabei ist ein etwa 50 Meter langer, nicht begehbarer Gang, der über einen acht Meter hohen Schacht erreichbar ist, eingeschlossen. Die eigentliche Höhle ohne diesen Nebengang ist 532 Meter lang.[11] Die Höhle liegt durchschnittlich 25 bis 30 Meter unter der Erdoberfläche.[12] [7]

Tropfsteine

Die Charlottenhöhle besitzt reiche Versinterungen, mit allen möglichen Formen von Tropfsteinen. Sie ist damit auffällig unregelmäßig besetzt. Das erste Drittel ist tropfsteinarm, weiter hinten sind der Gang und die Hallen reicher ausgestattet. Dies kann mit den Kluftkreuzungen begründet werden, die weiter hinten häufiger auftreten. In der Höhle befinden sich Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten in den verschiedensten Größen und Formen. Es gibt kugel-, stäbchen-, fransen-, röhrchen- und schleierförmige Tropfsteingebilde. In der Höhle zeigen sich an manchen Stellen Excentriques, unabhängig von der Schwerkraft seitwärts oder nach oben gekrümmte Auswüchse von einigen Zentimetern Länge. Im Eingangsbereich der Höhle befinden sich nur weniger Tropfsteine, dafür aber Mondmilchausscheidungen aus weißem, rauhem Kalk. Zum Ende der Höhle hin werden die Versinterungen immer reichhaltiger, es gibt vor allem große Bodentropfsteine (Stalagmiten). Eine Besonderheit sind rüben- und rettichartige große Deckentropfsteine. Auch runder Perlsinter ist dort vorhanden. Der Wechsel zwischen Tropfstein- und Perlsinterwachstum könnte die Ursache für die runden Stalaktiten sein. Aufgrund des Verschlusses der Höhle im eiszeitlichen Klima kam es durch Vermischung von Sickerwasser mit kohlendioxidangereicherter Höhlenluft zu einer Korrosion von älteren Tropfsteinpartien.

Führungsweg

In der Höhle tragen alle Raumerweiterungen der besseren Unterscheidung wegen Namen. Manche davon wurden nach geschichtlichen Persönlichkeiten benannt. Die meisten markanten Tropfsteinformen haben ebenfalls einen Namen, wobei die meisten aufgrund ihrer Ähnlichkeit benannt wurden. An einem noch vorhandenen Abschnitt des originalen Leitungsstückes aus dem Jahre 1893 hat sich in den letzten hundert Jahren ein nach oben als auch nach unten gewachsener etwa sieben Zentimeter großer Tropfstein gebildet. Seion relativ schnelles Wachstum ist mit einer mit Humus gefüllten Doline an der Erdoberfläche zu begründen. Die Huminsäuren führten zu einer verstärkten Lösung von Kalk. In der Höhle ist an verschiedenen Stellen sogenannter Bärenschliff mit glatt polierten Wandpartien zu sehen. Diese entstanden an Stellen, wo der Bär sein Fell von getrocknetem Schlamm und juckendem Ungeziefer zu beseitigen versuchte. Die Glättung entstand durch das Reiben der Quarzanteile des Lehms an der Wandung. [13] In der Höhle wird nach wenigen Metern eine größere Felsenhalle erreicht. Darin befinden sich die ersten Tropfsteine, wie der zwei Meter hohe und fast zwei Meter im Umfang messende Berggeist. Die Halle ist Sihlerhalle nach dem Ersterforscher, dem Oberförster Hermann Sihler benannt. Damals war der Berggeist noch strahlend weiß. Er hat heute durch Verunreinigung eine viel dunklere Farbe. Der Weg macht anschließend einen Knick von fast 90 Grad , es folgt ein Trockengang mit dem Namen Vulkans Esse. Danach öffnet sich der Gang zu einer geräumigen Halle, in der vielgestaltige Tropfsteinformen anzutreffen sind. Diese Halle heißt Paulinendom, nach dem einzigen Kind des damaligen Königs von Württemberg, Wilhelm II. (Württemberg)|Wilhelm II]]. [13] Die nächste größere Halle, ebenfalls mit einer Vielzahl weißer Tropfsteine nennt sich Elfenbeinkammer. Die Tropfsteine des darin befindlichen Schlösschens sehen wie Türme und Zinnen aus. Durch einen engeren Gang geht es wieder in eine größere, etwa 98 Meter vom Eingang entfernte Halle, dem Refektorium der Mönche. Darin befinden sich viele Stalagmiten und vorhangartige Stalaktiten. Durch einen spitzbogenartigen Gangabschnitt geht es weiter zur Kanzel mit Kanzelredner, benannt nach den Bodentropfsteinen, die dort bis an die Decke gewachsen sind. Einer der schönsten Stellen der Höhle folgt 163 Metern nach dem Eingang mit der Schatzkammer. Darin befindet sich eine etwa drei Meter hohe Tropfsteinwand wie ein gefrorener Wasserfall. Bis dorthin drangen die Höhlenentdecker 1893 nach dem Wegräumen des Schuttberges am Eingang vor. Dort wird der einzige künstlich geschaffene Durchgang passiert. Danach geht es in einem etwas engeren Gang zum 222 Meter vom Eingang entfernten Hohen Kamin. An dieser Stelle zweigt ein Kamin etwa 14 Meter senkrecht nach oben ab. An seinem Ende befindet sich ein etwa 50 Meter langer, waagerecht verlaufender, mit zahlreichen Tropfsteinen ausgestatteter Gang, der jedoch bei der Führung nicht begeh- und einsehbar ist. Nach dem Kamin macht der Höhlengang mehrere Windungen, danach folgt der Königssaal mit dem Königsthron. Hier wurde bei der Erschließung eine Treppe angelegt, um in das Zyklopengewölbe zu gelangen. Das Gestein ist dort durch die dauernde Auswaschung wild zerklüftet. Als nächste Räume folgen die Rettichgrube und das Braustübchen. Eine Besonderheit der Charlottenhöhle sind dort tausende rettich- ünd rübenartige Tropfsteine an der Decke, die in keiner anderen Schauhöhle in Deutschland in dieser Vielzahl zu finden sind. Der folgende Gang verbreitert sich zu einer großen Halle, dem Hohen Chorturm. An dem weitgespannten hohen Gewölbe hängen zahlreiche Tropfsteine. Die Halle ist beinahe 400 Meter vom Höhleneingang entfernt. Danach geht es durch einen Gang zur Kapelle mit vielen Boden- und Deckentropfsteinen, die teilweise große Ausmaße haben. [13] 436 Meter vom Eingang entfernt folgt der Göttersaal, eine der schönsten Hallen. Dort gibt es die eigenartigsten Tropfsteinformen. Neben zahlreichen Deckentropfsteinen befindet sich dort ein großer Bodentropfstein mit dem Namen Schiefer Turm, der wegen seiner Lage an den Schiefen Turm von Pisa erinnert. Nach mehreren Windungen führt der Weg durch das Wilhelmsportal. Dort befindet sich quer über dem Höhlengang ein Versturzfelsblock. Auf diesem sind zwei Tropfsteine mit einem, beziehungsweise einem halben Meter Höhe gewachsen. Benannt ist das Wilhelmsportal nach König Wilhelm II. Von dort sind es noch 31 Meter bis zum Höhlenende. Der Führungsweg endet dort dann nach 532 Metern. Verschiedene Grabungsversuche nach einer vermuteten Fortsetzung der Höhle blieben ergebnislos. Um zum Eingang zurückzugelangen, geht man den gesamten Weg zurück, wobei es zu der Begegnung mit einer zweiten Gruppe kommen kann. [13]

Flora und Fauna

Tierwelt

Die Tierwelt der Höhle wurde mehrmals erforscht. Ausführliche Arbeit stammen von K. Lampert aus dem Jahre 1908 und von E. Strand aus den Jahren 1907 und 1910. Weitere Untersuchungen haben H. Hölker undHans Löhrl 1960 durchgeführt. Ebenfalls aus dem Jahre 1960 stammen einschlägige Forschungen von Klaus Dobat. Es werden drei Gruppen von Tieren unterschieden. Die höhlenfremden Tiere geraten zufällig in die Höhle, weil sie sich dorthin verirren. Sie gehen bald zugrunde, da die Höhle nicht ihr eigentlicher Lebensraum ist. Eine weitere Gruppe sind die Höhlenfreunde (Troglophilen), die ihr gesamtes Leben in der Höhle verbringen. Sie können aber auch in der Außenwelt existieren. Die dritte Gruppe werden Troglobionten bezeichnet und haben im Laufe der Evolution Eigenschaften entwickelt, die ihnen ein dauerhaftes Leben in der Höhle ermöglichen. In der Charlottenhöhle wurden Tiere aller drei Gruppen gefunden. [14]

An Nagetieren gibt es in der Höhle den Siebenschläfer (Glis glis). Sechs Arten von Höhlenspinnen (Nesticidae) sind bekannt, darunter die troglophilen Spinnenarten Lepthyphantes pallidus und Nesticus cellulanus. Die Baldachinspinne Lepthyphantes pallidus ist nur zwei Millimeter groß. Hygrophil (feuchtigkeitsliebend) ist die Höhlenspinne Nesticus cellulanus. Auch Weberknechte befinden sich in der Höhle. In Wasserbecken gibt es kleine, meist nur bis zu einem Millimeter große, weiße und augenlose Springschwänze (Collembola), von denen bisher bisher zehn Arten bekannt sind. Sie zählen zu den Troglobionten. Als Schmetterling ist der Eulenfalter (Noctuidae), ein evolutionär weit entwickelter Nachtfalter, bekannt. Von den Zweiflüglern (Diptera) gibt es Mücken (Nematocera), wie (Culex pipiens L.) und Fliegen (Brachycera), wie (Holomyza serrata L.). [14]

Mehrere Fledermausarten konnten in der Höhle nachgewiesen werden. Sie halten ab Spätherbst, etwa ab November, bis in den März und April hinein dort ihren Winterschlaf und zählen zu den höchstentwickelten Höhlenbewohnern. Untersuchungen über die Fledermäuse der Charlottenhöhle unternahm im Jahre 1960 Löhr. Nach seinen Beobachtungen überwinterten acht Fledermausarten in der Höhle. Sie halten sich meistens in Ecken und Nischen auf und sind kaum sichtbar. Am häufigsten war die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) vertreten. Am zweithäufigsten beobachtete Löhr das Große Mausohr (Myotis myotis). Seltener ist die kleine schwärzliche Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) anzutreffen. Die restlichen fünf Fledermausarten, Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus), Fransenfledermaus (Myotis nattereri) und Braunes Langohr (Plecotus auritus) wurden nur vereinzelt angetroffen.[14] In der heutigen Zeit wird von den beiden ergiebigen Fledermausarten nur noch das Große Mausohr angetroffen. In den 1970er Jahren kam es vermutlich zum Aus für die Kleine Hufeisennase.[15]

Lampenflora

Im Schein der Lampen hat sich in der Charlottenhöhle eine ausgeprägte, als Lampenflora bezeichnete Pflanzengemeinschaft entwickelt. Im Bereich der Lichtquellen können sich vor allem Algen, Moose, Pilze und Farnpflanzen ansiedeln. Dabei handelt es sich meistens um Kümmerformen, die in absoluter Dunkelheit ohne künstliche Beleuchtung nicht überleben könnten. Die Pflanzen sind nicht gleichmäßig verteilt, es kommt auf den Zufall an, welche Sporen mit dem Sickerwasser von der Erdoberfläche durch Klüfte in die Höhle gelangen. Zur Verbreitung der Pflanzen tragen auch Tiere und die Höhlenbesucher bei. In manchen Höhlenbereichen konnte sich aufgrund der Trockenheit keine oder nur eine geringe Lampenflora ausbilden. Außerdem konnten sich zwei von der Beleuchtung unabhängige (Heterotrophie) Pilzarten (Fungi), Mucor mucedo und Gloeophyllum abietinum ausbilden. [14]

Umfangreiche Untersuchungen zur Lampenflora fanden in den 1960er Jahren statt. Im Jahre 1960 untersuchten W. Weber, Otti Wilmanns und K. Mahler, und 1966 Klaus Dobat die Lampenflora. Dabei fanden sich neben neun Blau- (Cyanophyta) und Grünalgenarten (Chlorophyta) auch 31 verschiedene Moose (Bryophyta) und zwei Farne (Pteridophyta-Filices). Außer in der Charlottenhöhle und der Bärenhöhle konnte das Lebermoos (Hepaticophytina, auch Hepaticae) in keiner anderen Schauhöhle in Deutschland nachgewiesen werden. Bei kleinen Moosen ist die senkrechte Einstellung der Blättchen zur stärksten Lichtquelle zu beobachten. Die Pflanzen sind genötigt, dass geringe Licht so gut wie möglich zu nutzen. In der Charlottenhöhle müssen die Algen, Moose und Farne während der Ruhephase des Schauhöhlenbetriebes im Winter eine mehrmonatige Dunkelperiode überstehen. [14]

Fossilien

In der Charlottenhöhle wurden zahlreiche jungdiluviale Säugetierreste gefunden, die alle der letzten großen Eiszeit zuzuordnen sind. Dies ist damit zu begründen, dass die Höhle lange einen ebenerdigen Zugang hatte, bevor dieser verschüttet und zugeschwemmt wurde. In der Höhle fanden 1893 Grabungen für wissenschaftliche Untersuchungen und zum Verlegen der elektrischen Beleuchtung statt. Eberhard Fraas fand Überreste von acht eiszeitlichen Säugetieren, darunter zwei Mittelfußknochen des Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) und ein Oberkieferbruchstück einer Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea). Kurz nach der Entdeckung der Höhle, am 29. Juni 1893, berichtete er in Kirchheim unter Teck bei der 48. Generalversammlung des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg von ausgegrabenen Knochen und Zähnen einer kleinen schlanken Form des Höhlenbären (Ursus spelaeus). [16]

Beim ausgraben des verschütteten Höhleneinganges konnten Knochen von Wildpferde (Equus ferus) und Rentier (Rangifer tarandus) geborgen werden. Bei Grabungen wurden außerdem das Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) und das Wildrind (Bos), sowei der groß- und kleinwüchsige Höhlenbär. Insgesamt konnten 136 Skelettteile gefunden und einst ins Königliche naturalienkabinett zu Stuttgart zur Verwahrung gebracht werden. Im Jahre 1960 fanden weitere Grabarbeiten in der Höhle statt, wobei weitere Funde, wie von der eiszeitlichen Großkatze, darunter ein 45 Zentiemter langer Ellenknochen, gefunden werden. Weitere Funde von zahlreichen Knochen in der gesammten Höhle, wie Knochen und Zähne von Pferde und Rinder, Schafe und Schweine, Katzen und Hunde, gehören alle einer jüngeren Generation an. Dabei dürfte es sich um Tiere handeln, die erst nach dem Verschluss des eigentlichen Höhleneinganges durch das Hundsloch in die Höhle gelangten. Überreste von eiszeitliche Jäger, wie sie bei Höhlen im benachbarten Lonetal, etwa der Vogelherdhöhle, gemacht wurden, konnte in der Charlottenhöhle nicht nachgewiesen werden. [16]

Tourismus

Allgemein

Logo Charlottenhöhle

Direkt an der Straße südlich von Hürben ist ein großer Parkplatz mit öffentlichen Toiletten. Vom Parkplatz aus geht ein kurzer, etwas steilerer Fußweg zur Charlottehöhle hoch. Bei der Höhle befindet sich ein kleiner Kiosk, für den Kartenverkauf und Andenken. In der Nähe des Parkplatzes beginnt der Zeitreisepfad.[17] Auf dem Weg hoch zur Höhle geht es an acht Stationen vorbei, wobei es von der Gegenwart in die Vergangenheit geht. Direkt am Parkplatz befindet sich das HöhlenHaus, welches täglich das ganze Jahr über geöffnet hat.[18] Darin befindet sich ein Info- und Service-Zentrum. Es bietet Einblicke in die Erdgeschichte der Region und über die Entstehung und Geschichte der Charlottenhöhle. Darin befindet sich auch das Portal des GeoParks Schwäbische Alb.[19] Dem Höhlenhaus schräg gegenüber, auf der Seite des Höhlenaufgangs, befindet sich das HöhlenSchauLand, welches ebenfalls täglich und ganzjährig geöffnet hat.[20] Darin befindet sich auf 450 Quadratmeter Ausstellungsfläche die Erlebnisaustellung Faszination Höhle-Mensch-Natur. Es wird dort in verschiedenen Themenbereichen wissenschaftlich die Geschichte und Geologie der Höhle vermittelt und an Modellen verschiedene Gesteins- und Erdschichten der Schwäbischen Alb erleutert.

Führungen

In der Charlottenhöhle gehen die Führungen über gut begehbare Wege in die einzelnen Höhlenerweiterungen und an den Tropfsteinformationen vorbei. Während einer Führung werden insgesamt 74 Treppenstufen basiert. Führungen finden von Anfang April bis Ende Oktober täglich statt.[21] Eine Führung dauert etwa 45 Minuten.[22] Dabei wird eine Strecke von 532 Metern zurückgelegt. Damit weißt die Höhle den längsten Führungsweg aller Schauhöhlen der Schwäbischen Alb und einer der längsten in Deutschland auf. Da die Höhle nur einen Zugang hat, muss nach dem erreichen des Höhlenendes die gleiche Strecke wieder zurück gegangen werden. In der Höhle herrscht ständig eine Temperatur von etwa neun Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent. Es werden auf Anfrage auch Führungen in Französisch angeboten. In der Höhle werden auch Sonderführungen für Kinder und Erwachsene durchgeführt. Bei der Sinnesführung bleibt während der Führung das Höhlenlicht aus.[23] Jeder Höhlebesucher geht hierbei mit einer Taschenlampe ausgerüstet in die Höhle. In der Höhle gibt es dann Stationen zum Sehen, riechen und tasten. Bei der Märchenführung werden in der Höhle bei verschiedenen Stationen entsprechende Märchen und Geschichten erzählt.[24]

Besucherzahlen

Besucherzahlen seit 2002

Im Jahre 1893, dem Jahr der Eröffnung der Höhle, besuchten 15.000 Personen die Höhle.[25] In den nächsten Jahren ließ der Besuch der Höhlle rasch nach. Das hatte damit zu tun, dass Hürben und die Höhle von der Verkehrslage her nur schlecht zu erreichen war. Als die meisten interessierten der näheren Umgebung die Höhle besucht hatten, ging der Besucherstrom zurück. Die Besucherzahlen lagen vor dem zweiten Weltkrieg bei nur noch jährlich etwa 3.000 Besucher. Ab etwa dem Jahre 1950, als die Motorisierung immer mehr zunahm, und die Entdeckung neuer Höhlenteile in der Bärenhöhle bei Erpfingen und der dadurch gestiegenem Interesse für Höhlen, stiegen die Besucherzahlen. In den 1950er Jahren lagen die jährlichen Besucherzahlen bei 32.000 bis 38.000.[26] Die Steigerung setzte sich auch in den 1960er Jahre fort. Ende der 1960er Jahre, 1968 und 1969, gab es mit 40.000, beziehungsweise 42.500 Besucher, neue Besucherrekorde.[26]

In den 1970er Jahren wurden sogar mehrmals die 50.000er-Grenze überschritten. Danach ging es mit den Besucherzahlen nicht mehr aufwärts. In den 1990er Jahre vielen die jährlichen Besucherzahlen sogar auf 25.000. Ab dem Jahrtausendwechsel ist, entgegen dem allgemeinen Trend deutscher Schauhöhlen, wieder einen Anstieg der Besucherzahlen zu verzeichnen. Innerhalb von etwa zehn Jahren haben sich die jährlichen Besucherzahlen beinahe verdoppelt. Die Höchstwerte der letzten Jahre ist mit der gesteigerten Aktraktivität im Umfeld der Höhle, wie dem HöhlenHaus ab dem Jahre 2005 zu begründen. So lagen diese im Jahre 2001 bei etwa 28.000, dem letzten Jahr mit weniger als 30.000, um dann im nächsten Jahr wieder über 30.000 zu liegen. Die Besucherzahlen steigerten sich danach bis zu einem Höchstwert im Jahre 2007 mit 47.255 Besucher.[27] Im Jahre 2008 ging die Besucherzahl um etwa elf Prozent auf 42.013 zurück.[27]

In den Jahren 2004 bis 2008 lag die durchschnittliche Besucherzahl bei 41.904.[27] Mit diesem Wert liegt die Schauhöhle im oberen Mittelbereich der Schauhöhlen in Deutschland. Von den zwölf Schauhöhlen der Schwäbischen Alb[28] wird die Charlottenhöhle im gleichen Vergleichszeitraum nur von der Bärenhöhle (jährlich 98.500 Besucher) und der Nebelhöhle (jährlich 49.900 Besucher) übertroffen. Von den 25 Schauhöhlen Süddeutschlands (Baden-Württemberg und Bayern)[28] wird die Charlottenhöhle von fünf Höhlen überboten, wobei die Teufelshöhle bei Pottenstein mit jährlich 161.500 Besucher die meisten hat.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Dr. Karl Dietrich Adam, Hans Binder, Dr. Klaus Eberhard Bleich und Dr. Klaus Dobat: Die Charlottenhöhle bei Hürben. In: Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (Hrsg.): Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde. Reihe A, Speläologie, Heft 3. Fr. Mangold'schen Buchhandlung Blaubeuren, München 1968, Vom „Hundsloch“ zur Schauhöhle.
  2. a b c d e Die Entdeckung der Charlottenhöhle. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  3. a b Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 34.
  4. Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 36.
  5. Charlottenhöhle: Mystisches Naturwunder bei Giengen. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  6. Ein Kunstwerk der Natur – die Charlottenhöhle. (pdf-Datei (8,4 MB)) Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  7. a b Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, Die Entsehung der Charlottenhöhle, S. 37–44.
  8. Hans Binder, Anke Lutz, Hans Martin Lutz: Schauhöhlen in Deutschland. Aegis Verlag, Ulm 1993, ISBN 3-87005-040-3, S. 82.
  9. a b c Ende, Joos, Köpf, Schubert – Originalplan: Köpf: 7427/03 Charlottenhöhle bei Hürben. 1967/68.
  10. Dr. Karl Dietrich Adam, Hans Binder, Dr. Klaus Eberhard Bleich und Dr. Klaus Dobat: Die Charlottenhöhle bei Hürben. In: Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (Hrsg.): Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde. Reihe A, Speläologie, Heft 3. Fr. Mangold'schen Buchhandlung Blaubeuren, München 1968, Zur Geologie der Charlottenhöhle, S. 2.
  11. a b Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 17.
  12. Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 15.
  13. a b c d Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, Charlottenhöhle bei Hürben – Ein spannender Gang durchs Tropfsteinparadies, S. 5–15.
  14. a b c d e Dr. Karl Dietrich Adam, Hans Binder, Dr. Klaus Eberhard Bleich und Dr. Klaus Dobat: Die Charlottenhöhle bei Hürben. In: Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (Hrsg.): Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde. Reihe A, Speläologie, Heft 3. Fr. Mangold'schen Buchhandlung Blaubeuren, München 1968, Die Pflanzen- und Tierwelt der Charlottenhöhle.
  15. Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 44.
  16. a b Dr. Karl Dietrich Adam, Hans Binder, Dr. Klaus Eberhard Bleich und Dr. Klaus Dobat: Die Charlottenhöhle bei Hürben. In: Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (Hrsg.): Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde. Reihe A, Speläologie, Heft 3. Fr. Mangold'schen Buchhandlung Blaubeuren, München 1968, Eiszeitliche Säugetierfunde aus der Charlottenhöhle bei Hürben.
  17. Zeitreisepfad an der Charlottenhöhle. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  18. Das HöhlenHaus in Hürben – HöhlenErlebnisWelt Giengen. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  19. GeoPark Schwäbische Alb. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  20. Das HöhlenSchauLand in Hürben bei Giengen. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  21. Öffnungszeiten Charlottenhöhle. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  22. Schauhöhlen in Baden-Württemberg. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
  23. Sinnesführung – die besondere Führung durch die Charlottenhöhle. (pdf-Datei) Abgerufen am 28. Oktober 2009.
  24. Märchenführungen in der Charlottenhöhle – ein zauberhaftes Angebot für die ganze Familie. (pdf-Datei) Abgerufen am 28. Oktober 2009.
  25. Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 33.
  26. a b Große Kreisstadt Giengen (Hrsg.): Die Charlottenhöhle, das Tropfsteinparadies, bei Giengen-Hürben. Druckerei Schmid GmbH&Co., Giengen an der Brenz 2000, S. 35.
  27. a b c Angaben vom Höhlen- und Heimatverein Giengen-Hürben.
  28. a b Schauhöhlen. Abgerufen am 29. Oktober 2009.