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Reinhold Vorberg

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Reinhold Vorberg (* 5. Juli 1904 in Kiel; † 2. Oktober 1983 in Bonn) war ein Beamter in der Kanzlei des Führers und mitverantwortlich für die Krankenmorde der Aktion T4.

Werdegang

Reinhold Vorberg schloss eine kaufmännische Ausbildung ab und war zeitweilig in Spanien und in Südwestafrika tätig. 1932 machte er sich selbstständig und verkaufte Modeschmuck. Sein Geschäft ging 1935 in Konkurs[1].

Funktion im NS-Staat

Vorberg, der 1929 in die NSDAP eingetreten war, erhielt vermutlich durch Vermittlung seines Vetters Viktor Brack eine Stelle in der Kanzlei des Führers. Maßgeblich war er am Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten beteiligt. Er hatte sein Büro in der Kanzlei des Führers und leitete die Gemeinnützige Krankentransport GmbH (Gekrat), die den Transport von Kranken in die Vergasungsanstalten organisierte. Vorberg, der bei der Aktion mit Tarnnamen als „Hintertal“ zeichnete, stellte anhand der eingegangenen Meldebogen die Verlegungslisten zusammen[2]. Vorberg war bei den „Probevergasungen“ im Alten Zuchthaus Brandenburg anwesend.[3] und soll sich anfangs in der Zentrale der Gekrat in Grafeneck aufgehalten haben.[4]

Vorberg widmete seine Arbeitszeit in der Kanzlei des Führers hauptsächlich anderen Aufgaben; seine Tätigkeit für die Aktion T4 nahm zeitlich nur geringen Raum ein. Für diese Zusatzarbeit erhielt er jedoch „allmonatlich steuerfreie Zusatzzahlungen“.[5].

Nachkriegszeit

Nach 1945 ließ er sich einen Pass auf den Namen Heinz Vorberg mit falschem Geburtsdatum ausstellen. Er wurde Geschäftsführer einer Lackfabrik.

Juristische Verfolgung

1961 flüchtete Vorberg nach Spanien und wurde 1962 verhaftet. Am 20. Dezember 1968 verurteilte ihn das Landgericht Frankfurt am Main wegen Beihilfe zum Mord in 70.237 Fällen zu 10 Jahren Haft.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Henry Fiedlander: Der Weg zum NS-Genozid. Berlin 1997, ISBN 3-8270-0265-6, S. 128
  2. Ernst Klee: "Euthanasie" im NS-Staat. Frankfurt/M. 1985, ISBN 3-596-24326-2, S. 118
  3. Henry Fiedlander: Der Weg zum NS-Genozid. S. 154
  4. Henry Fiedlander: Der Weg zum NS-Genozid. S. 316
  5. Henry Fiedlander: Der Weg zum NS-Genozid. S. 310