Biosphärenreservat


Die UNESCO weist weltweit Biosphärenreservate im Rahmen des Programms Mensch und Biosphäre (Man and Biosphere) zum Schutz typischer Kulturlandschaften aus. Dieses Programm wurde 1970 als zwischenstaatliches und interdisziplinäres Wissenschaftsprogramm von der UNESCO gestartet. Die UNESCO Generalversammlung legt 1995 in Sevilla, Spanien die Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate fest und definiert Biosphärenreservate wie folgt:
"Biosphärenreservate sind Gebiete, bestehend aus terrestrischen und Küsten- sowie Meeresökosystemen oder aus einer Kombination derselben, die international im Rahmen des UNESCO-Programms Der Mensch und die Biosphäre (MAB) nach Maßgabe vorliegender internationaler Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate anerkannt werden."
Es geht daher in erster Linie um den Schutz der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaften für welche die Unesco zuständig ist und nicht um Natur- oder Landschaftschutz. Im November 2004 gab es 459 Biosphärenreservate in 97 Ländern.
Ziel
Biosphärenreservate sollen Modellstandorte zur Erforschung und Demonstration von Ansätzen zu Schutz und nachhaltiger Entwicklung auf regionaler Ebene sein und haben die folgenden Funktionen:
- Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt
- Entwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung, die soziokulturell und ökologisch nachhaltig ist
- Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten, Umweltbildung und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung im Rahmen lokaler, regionaler, nationaler und weltweiter Themen des Schutzes und der nachhaltigen Entwicklung
Zur Umsetzung der verschiedenen Ziele und Funktionen sind Biosphärenreservate räumlich in drei Zonen gegliedert.
- Kernzonen: Zonen, die langfristigem Schutz gewidmet sind und die mit den Schutzzielen des Biosphärenreservats übereinstimmen sowie eine ausreichende Größe zur Erfüllung dieser Ziele aufweisen. Kernzonen sind in der Regel von jeglicher Nutzung ausgeschlossen.
- Pflegezonen: Zonen, die die Kernzonen umschließen oder an sie angrenzen, in denen nur Aktivitäten stattfinden, die mit den Schutzzielen vereinbar sind. Hier darf nur eine schonende, naturnahe Landnutzung stattfinden.
- Entwicklungszonen: Zonen in der Vorgehensweisen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Ressourcen gefördert und entwickelt werden.
Nationale Umsetzung
Die einzelnen Biosphärenreservate verbleiben unter der Hoheitsgewalt des Staates, zu dem sie gehören. Im Rahmen der Internationalen Leitlinien der UNESCO ergreifen die Staaten Maßnahmen, die sie nach Maßgabe ihres nationalen Rechtes als erforderlich erachten.
Deutschland
Die gesetzliche Grundlage dazu bildet in Deutschland das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). In § 25 des BNatSchG wird festgelegt, dass Biosphärenreservate großräumig für einen bestimmten Landschaftstyp charakteristisch sein und diesen einheitlich schützen sollen. Die Festlegung von Biosphärenreservaten soll großräumig bestehende Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete zusammenfassen, deshalb können sie sich überlagern. Biosphärenreservate sollen im Wesentlichen die Voraussetzungen für ein Naturschutzgebiet mitbringen und im Übrigen überwiegend einem Landschaftsschutzgebiet entsprechen.
Biosphärenreservate haben zum Ziel, historisch geprägte Kulturlandschaften zu erhalten, zu entwickeln oder wiederherzustellen. Dadurch tragen sie dazu bei, natürliche Ressourcen zu erhalten, Umweltbelastungen vorzubeugen und umweltgerechtes Verhalten bewusst zu machen.
Grundsätzlich sind hier alle Handlungen, Eingriffe und Vorhaben verboten, die dem Schutzzweck zuwiderlaufen. Im Übrigen gilt für jedes bauliche oder sonstige Vorhaben die Eingriffs-Ausgleichs-Regelung des Bundesnaturschutzgesetzes.
Die Entwicklungsziele der Biosphärenreservate sind bei der Bauleitplanung zu berücksichtigen und müssen in Bebauungsplänen dargestellt und beachtet werden, soweit sie in dem Maßstab eine Rolle spielen. Man spricht hier von einer nachrichtlichen Übernahme.
Österreich
Schweiz
Neben dem Biosphärenreservat kennt das Bundesnaturschutzgesetz weitere Schutzmöglichkeiten, die mehr oder weniger rigide sind und unterschiedliche Zweckbestimmungen haben:
- Besonderer Gebietsschutz: Naturschutzgebiete, Nationalparke, Landschaftsschutzgebiete, Naturparke,
- Schutz einzelner Landschaftsteile: Naturdenkmale, geschützte Landschaftsbestandteile
- Schutz von Arten und Biotopen: Biotopschutz
- Europäische Schutzgebiete nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zur Bildung eines europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000
Biosphärenreservate
Deutschland
- 1979: Biosphärenreservat Vessertal, s. Thüringer Wald (17.000 ha) (1991 erweitert)
- 1979: Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe (374.432 ha), AGUBE, (1997 erweitert) mit den vier Teil-Biosphärenreservaten:
- 1981: Biosphärenreservat Bayerischer Wald, s. Bayerischer Wald (13.300 ha)
- 1990: Biosphärenreservat Berchtesgaden (46.742 ha)
- 1990: Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (285.000 ha)
- 1990: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (129.161 ha)
- 1991: Biosphärenreservat Rhön (siehe auch Rhön) (130.488 ha)
- 1991: Biosphärenreservat Spreewald, (Brandenburg) (47.492 ha)
- 1991: Biosphärenreservat Südost-Rügen (23.500 ha)
- 1992: Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer (11.700 ha)
- 1992: Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer (240.000 ha)
- 1996: Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (30.120 ha)
- 1998: Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord, grenzüberschreitend (deutscher Anteil: 179.800 ha)
- 2000: Biosphärenreservat Schaalsee, s. Schaalsee (30.257 ha)
zusammen etwa 4,3% des Bundesgebietes.
Österreich
In Österreich gibt es 18 vom Europarat anerkannte Reservate und sechs Biosphärenreservate, die der UNESCO unterstehen.
- 1977: Gossenköllesee (Tirol)
- 1977: Gurgler Kamm (Tirol)
- 1977: Lobau (Wien)
- 1970: Neusiedler See (Burgenland)
- 2000: Grosses Walsertal (Vorarlberg, http://biosphaerenpark.grosseswalsertal.at/)
Schweiz
- 1979: Schweizer Nationalpark (Kanton Graubünden)
- 2001: Entlebuch (Kanton Luzern)
Weitere Biosphärenreservate siehe Kategorie:Biosphärenreservate
Literatur
- Klaffl Ingrid, Oberleitner Irene, Tiefenbach Maria: BIOGENETISCHE RESERVATE UND BIOSPHÄRENRESERVATE IN ÖSTERREICH. (Biogenetic Reserves and Biosphere Reserves in Austria - English Summary) Wien, 1999. (Reports; R-161)
- Ständige Arbeitsgruppe der Biosphärenreservate in Deutschland (Hrsg.)(1995): Biosphärenreservate in Deutschland. Leitlinien für Schutz, Pflege und Entwicklung. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York. ISBN 3-540-58722-5.
- DEUTSCHES MAB-NATIONALKOMITEE (Hrsg.) (2004): Voller Leben. UNESCO Biosphärenreservate - Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung. 314 S., Springer Verlag. ISBN 3-540-20080-0
Weblinks
International
- Das Programm "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) der UNESCO
- Programm Man and Biosphere der UNESCO (englisch)
- Weltweites Netzwerk der Biosphärenreservate (mit Liste, englisch)
- Die Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate