Hackerzwischenfall am Klimaforschungszentrum der University of East Anglia
Lemma TF. Darstellung entspricht nicht NPOV. Artikel behandelt einen praktisch folgenlosen Vorfall, an den sich in 2 Wochen - nach der Kopenhagener Klimakonferenz - niemand mehr wird erinnern können. JBo Disk Hilfe ? ± 15:26, 5. Dez. 2009 (CET)
Climategate ist die Bezeichnung für einen international Aufsehen erregenden Vorfall im November 2009, bei dem eine Vielzahl von wissenschaftlichen Dokumenten und Schriftverkehr der Climatic Research Unit (CRU) der University of East Anglia durch Hacker ins Internet gestellt wurden.[1] Die Dokumente, über 1073 E-Mails und 3485 andere Dateien stammen aus einem Zeitraum von 1996 bis 2009 und sind nach Phil Jones, dem Direktor der CRU echt.[2] Der Begriff ist eine Anlehnung an die Watergate-Affäre, um einen vermeintlichen Skandal in der Klimaforschung im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung zu beschreiben. Zu den Tätern ist bislang nichts genaueres bekannt.
E-Mails

Einigen Wissenschaftlern, in erster Linie dem Leiter des CRU, Phil Jones, und dem an der Pennsylvania State University arbeitenden Michael E. Mann, wird aufgrund bestimmter E-Mails vorgeworfen, Daten manipuliert und geheimgehalten sowie Absprachen zur Bedrängung von Kritikern getroffen zu haben. Deren Publikationen sollten laut den Vorwürfen zum Beispiel aus dem Bericht des Weltklimarats herausgehalten werden. Jones wird zudem vorgeworfen, er habe Mann die Löschung von bestimmten E-Mails nahegelegt, möglicherweise um Anfragen im Rahmen des Freedom of Information Act zu konterkarieren.[3]
"Klimaskeptiker" sehen in dem Vorfall eine Bestätigung ihrer These, dass die globale Erwärmung nicht menschenverursacht sei.
Reaktionen
Phil Jones wies den Verdacht einer Datenmanipulation als „kompletten Blödsinn“ zurück. Die Universität East Anglia, die Pennsylvania State University und der Weltklimarat kündigten Untersuchungen an.[4][5] Phil Jones trat vorläufig von seinem Amt als Leiter des CRU zurück.[6]
Hans von Storch ist der Auffassung, Forscher des CRU hätten „ein fundamentales Grundprinzip der Wissenschaft verletzt“, indem sie Daten anderen Forschern nicht zugänglich gemacht hätten.[7] Zudem müsse künftig vermieden werden, daß führende Zuarbeiter des Weltklimarates im Rahmen von Peer review Verfahren ihre eigenen Arbeiten und die ihrer Kumpels bevorzugten und abweichende Meinungen ausbooteten.[3] Insbesondere Phil Jones und Michael Mann sollten aufgrund ihres Verhaltens künftig von solchen Verfahren ausgeschlossen werden. George Monbiot sprach von einem "schweren Schlag".[8]
Klimaskeptiker gehen in ihren Reaktionen weiter und sprechen von einer Verschwörung seitens der Klimawissenschaftler. Hierfür gibt es jedoch bisher keine Anhaltspunkte.[9] Das Fachmagazin Nature nennt die Interpretation der E-Mails durch Klimaskeptiker gar "paranoid".[10]
Die American Association for the Advancement of Science befürchtet, dass die Bemühungen, die Treibhausgasemssionen zu reduzieren, durch den Vorfall geschwächt werden.[11] Der republikanische Senator und Klimaskeptiker James Inhofe verlangte, die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen auszusetzen. Der saudische Chef-Unterhändler kündigte an, die Affäre werde riesigen Einfluss auf die Verhandlungen haben.
Richard Somerville, einer der Hauptautoren des Vierten Sachstandsbericht des IPCC, bezeichnet den Vorfall als Teil einer Hetzkampagne.[12][13] Kevin Trenberth wirft den Tätern vor, nur solche Materialien veröffentlicht zu haben, die „Klimaskeptiker“ in der Kontroverse um die globale Erwärmung zu ihrem Zweck missbrauchen könnten.[14]
Seitens der Universität wurde Phil Jones als Leiter der Forschungsabteilung für die Dauer einer Untersuchung durch Sir Muir Russell ersetzt. Untersucht soll unter anderem werden, inwieweit Daten manipuliert oder unterdrückt wurden und ob die Forschungspraktiken wissenschaftlichen Standards entsprachen. Der Vorsitzende des IPCC, Pachauri kündigte eine offizielle Untersuchung der Manipulationsvorwürfe an.[15][16][17]
Weblinks
- Michael Le Page: Why there's no sign of a climate conspiracy in hacked emails - Artikel auf der Webseite des New Scientist (abgerufen 5. Dezember 2009)
Einzelnachweise
- ↑ Datenklau lässt Klimaskeptiker jubeln. ARD-Tagesschau, 5. Dezember 2009.
- ↑ Klima-Gate nährt Klimawandelskepsis. Deutschlandfunk, 4. Dezember 2009.
- ↑ a b Skandal um gehackte Mails: Deutsche Klimaforscher verlangen Reformen. Der Spiegel, 5. Dezember 2009.
- ↑ PSU investigates 'Climategate'. The Daily Collegian, 20. November 2009.
- ↑ Weltklimarat kündigt Untersuchung an. Der Standard, 4. Dezember 2009.
- ↑ Vorläufiger Rücktritt: Konsequenzen des Klimadaten-Klaus. Focus, 3. Dezember 2009.
- ↑ Lawmakers Probe Climate Emails. Wall Street Journal, 24. November 2009.
- ↑ KIMBERLEY A. STRASSEL: 'Cap and Trade Is Dead' Wall Street Journal, 26. November 2009.
- ↑ Schlammschlacht um den Klimawandel. Süddeutsche Zeitung, 3. Dezember 2009.
- ↑ Climatologists under pressure. Nature, 3. Dezember 2009.
- ↑ Climate Emails Stoke Debate. Wall Street Journal, 23. November 2009.
- ↑ Hacked Climate Emails Called A „Smear Campaign“. Reuters, 26. November 2009.
- ↑ Schmierenkampagne für mehr Transparenz. Rheinischer Merkur, 3. Dezember 2009.
- ↑ Scientist: Hackers selective in stolen e-mails. News-Sentinel, 23. November 2009.
- ↑ Pretending the climate email leak isn't a crisis won't make it go away, by George Monbiot, The Guardian, 25. November 2009
- ↑ Matt Dempsey: Listen: Inhofe Says He Will Call for Investigation on "Climategate" on Washington Times Americas Morning Show. In: The Inhofe EPW Press Blog. U.S. Senate Committee on Environment and Public Works, 23. November 2009, archiviert vom am 5. Dezember 2009 .
- ↑ Hickman, Leo, "Climate change champion and sceptic both call for inquiry into leaked emails", 23.November 2009, The Guardian