Wasserburg (Bodensee)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 34′ N, 9° 38′ O keine Zahl: 399–450 | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Schwaben | |
Landkreis: | Lindau (Bodensee) | |
Höhe: | 399–450 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,33 km2 | |
Einwohner: | 3841 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 607 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88142 | |
Vorwahl: | 08382 | |
Kfz-Kennzeichen: | LI | |
Gemeindeschlüssel: | 09 7 76 128 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Lindenplatz 1 88142 Wasserburg (Bodensee) | |
Website: | www.wasserburg-bodensee.de | |
Bürgermeister: | Thomas Eigstler (CSU) | |
Lage der Gemeinde Wasserburg (Bodensee) im Landkreis Lindau (Bodensee) | ||
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Wasserburg am Bodensee ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Lindau (Bodensee). Der staatlich anerkannte Luftkurort ist eine der drei bayerischen Anrainergemeinden am Ufer des Bodensees.
Geografie
Ortsteile
Die Gemeinde besteht aus mehreren Orten:
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Auf der rund 2,3 Hektar großen Halbinsel Wasserburg mit Kirche und Schloss wohnen permanent nur 27 Menschen.
Geschichte
784 taucht erstmals der Name „wazzarburuc“ in einer Urkunde des Klosters Sankt Gallen auf. In dieser wird eine Kirche des Heiligen Georg genannt, die zum Kloster Sankt Gallen gehört. Bis 1280 waren die Herren von Kisslegg als Ministerialen des Klosters für Wasserburg verantwortlich, dann ging die Herrschaft für 500 Mark Silber an die Herren von Schellenberg. Sie bauten Wasserburg als Sankt Gallener Lehen (bis 1826) zur Festung aus.
Am 24. Juni 1358 wurde die Festung Wasserburg von den Truppen des Städtebundes in Schutt und Asche gelegt. 1386 kam Wasserburg auf Vermittlung der Grafen von Ebersberg für 650 Pfund Heller an die Grafen von Montfort.
1519 gab es in Freiburg eine Pestepidemie und der Unterricht für die Studierenden wurde im Januar 1519 für die Dauer eines Jahres an den Bodensee nach Wasserburg, Lindau und Konstanz verlegt.[2]
Die Montforter Grafen mussten im Jahr 1592 Wasserburg aufgrund hoher Verschuldung für 63.000 Gulden an die Grafen Fugger von Kirchberg und Weißenhorn zu Babenhausen verkauften. In Wasserburg fanden zwischen 1655 und 1664 unter der Fuggerschen Herrschaft Hexenverfolgungen statt, denen mindestens 25 Menschen zum Opfer fielen.[3]
- Wasserburg im 18. Jahrhundert
1720 wurde von den Fugger ein Verbindungsdamm zur Insel aufgeschüttet. Eine Sandsteinsäule erinnert an den Verlust der Inseleigenschaft. Infolge hoher Schulden traten die Fugger die Herrschaft Wasserburg 1755 an das Erzhaus Österreich ab. Die Österreicher richteten im Weiler Bichel eine Poststation ein, um neben dem Mailänder Boten in Lindau auch eine österreichische Poststation am See zu haben.
Im Zuge der Franzosenkriege (1792–1805) wütete 1799 und 1800 auch vor Wasserburg der Seekrieg auf dem Bodensee. Am 11. Mai 1800 wurde Bregenz dann von den Franzosen besetzt, die über Südwestdeutschland vorgerückt waren.[4]

Wasserburg gehörte Vorderösterreich, bis das Gebiet nach dem Pressburger Frieden vom 26. Dezember 1805 zum Kurfürstentum Bayern kam, das am 1. Januar 1806 Königreich Bayern wurde. 1826 wurde der Weinzehent an das Kloster Sankt Gallen aufgehoben. 1872 wurde eine Dampferanlegestelle gebaut und 1899 erhielt der Ort einen Bahnhof an der Bodenseegürtelbahn.
- Wasserburg im 20. Jahrhundert
Ab 1911/12 gab es elektrisches Licht in Wasserburg.
Im Jahre 2009 feierte Wasserburg das 1225-jährige Jubiläum der ersten Nennung. Im Rahmen der Veranstaltungen fand in den Sommermonaten August und September eine Ausstellung der etwa ein Meter großen United Buddy Bears auf der Wasserburger Halbinsel statt.[5]
Politik
Name
Wasserburg wurde erstmals in einer Sankt Gallener Urkunde im Jahr 784 als „Wazzarburuc“ (wörtlich: eine Burg im Wasser) erwähnt.
Wappen
Das heutige Wappen wurde im Jahre 1954 vom Kreispräsidium Lindau zuerkannt.[6] Es stellt einen von Silberweiß über Blau erhöht geteilten Schild dar: Oben auf Silberweiß ist ein nach links blickender bewehrter Bär (Bär von St. Gallen) dargestellt darunter auf Blau ist eine im Wasser stehende Burg zu sehen.
- Die Darstellung des Bären von St. Gallen beruht auf der Tatsache, dass die Wasserburger Sankt-Georgs-Kirche zum Kloster Sankt Gallen gehörte.
- Die Burg stellt das Schloß Wasserburg dar – ein Geschenk des dankbaren Abtes von St. Gallen im Jahre 1537 an Graf Hugo von Montfort, der als Vermittler im Bauernkrieg wirkte.
- Die Farben Weiß und Blau drücken die heutige Zugehörigkeit der Gemeinde zum Bundesland Bayern aus.
Religionen
Die ehemalige Pfarrei Wasserburg umfasst heute die drei Gemeinden: Bodolz, Wasserburg (ehemals Mitten, Mooslachen und Hege) und Nonnenhorn.
Die evangelische Gemeinde St. Johannes umfasst Wasserburg, Nonnenhorn und Teile von Bodolz.
Sehenswürdigkeiten


Kennzeichen von Wasserburg ist seine malerische Halbinsel, auf der die Kirche St. Georg, das Schloss Wasserburg und das Malhaus (früheres Gerichtshaus - beherbergt heute ein Museum) liegen.
Zugleich befindet sich hier auch die Schiffsanlegestelle, von der aus Passagierschiffe nach Lindau, Bregenz (A), Konstanz und Rorschach (CH) fahren, außerdem der Fischereihafen und der Sportboothafen. Von Wasserburg aus hat man einen einzigartigen Blick auf die Berge der Schweiz, Liechtensteins und Österreichs.
Kirchen und Kapellen
- Katholische Pfarrkirche Sankt Georg
Die 784 erwähnte erste Kirche auf der Insel Wasserburg war vermutlich aus Holz gebaut. Der heutige Chor (Altarraum) ging aus einem gotischen Vorgängerbau (um 1400) hervor, zu dem wohl auch der Unterbau des ursprünglich spitzen Kirchturms gehörte.
Im 17. Jahrhundert erhielt der Turm der Sankt-Georgs-Kirche eine welsche Haube im Stil des Augsburger Baumeisters Elias Holl
Den Innenraum schmückt ein barocker Hochaltar mit den lebensgroßen Figuren der Heiligen Gallus und Otmar. Einen Epitaph des Fugger-Grafen-Leopold findet man über der Sakristeitür.
An drei der vier Hauptpfeiler erinnern Steintafeln an die Seegfrörnen der Jahre 1573, 1830 und 1963. Bemerkenswert sind die Deckenfresken (1919) von Professor Otto Hämmerle mit Motiven aus der bewegten Geschichte Wasserburgs.
- Sankt Jakobus Kapelle in Reutenen
Diese kleine „Gfrörenkapelle“ wurde im Jahr 1643 erbaut und dem Heiligen Jakobus geweiht. Wahrscheinlich wurde sie ursprünglich als Pestkapelle errichtet (Gfrörnen = Pestbeulen) die Grausamkeiten des 30-jährigen Krieges mögen ein weiterer Anlass für die Errichtung einer solchen Votiv-Kapelle gewesen sein.
Die Kapelle ist aus Sandsteinquadern, Feldsteinen und Bodenseewacken gebaut, das Dach ist mit handgestrichenen Biberschwänzen gedeckt und auf dem Boden ist Rorschacher Sandstein verlegt.
Im Jahre 2004 wurde die Kapelle im Ortsteil Reutenen in privater Initiative gründlich und sensibel renoviert, die vorhandenen Kunstwerke wurden in ihrer Substanz erhalten. Heute strahlen eine volkstümliche Madonnenfigur und der Heilige Leonhard in neuem Glanz.[7]
- Antoniuskapelle
Die Antoniuskapelle liegt im Ortsteil Selmnau, wurde 1492 erstmals genannt und war ursprünglich eine Einsiedelei.
In der heutigen Form entstand die Kapelle 1696 im barocken Stil. Zur Ausstattung gehören eine gotische Madonnenfigur und mehrere barocke Skulpturen. Die Kapelle liegt auf einem Moränenhügel – mit weitem Ausblick über den Bodensee.
- Evangelische Kirche St. Johannes
Die Kirche ist nach Johannes dem Evangelisten benannt und wurde am 11. November 1937 eingeweiht. Seit dieser Zeit finden jeden Sonn- und Feiertag die evangelischen Gottesdienste in dieser Kirche statt.
Im Innenraum sind der Flügelaltar des Münchner Künstlers Karl Hemmeter, das an den Seitenwänden umlaufende, hölzerne „Vater-unser-Fries“ und ein monolithischer Taufstein besonders hervorzuheben.
Bauwerke
Schloss Wasserburg
Im Zentrum der Halbinsel liegt das Schloss Wasserburg – zwischen 1537 und 1555 von den Montfortern als Renissanzeschloss anstelle einer früheren Burganlage der Herren von Schellenberg, als Dreiflügelanlage aufgeführt.
Am 17. Februar 1750 wurde durch einen Brand der Westflügel vollständig zerstört und nicht mehr aufgebaut.
Das Schlossgebäude besitzt Mauern bis drei Meter Stärke, war seit 1812 in Privatbesitz der Familie Köberle und beherbergt heute ein Hotel und Restaurant.
Museum im Malhaus
→ Hauptartikel: Museum im Malhaus
Das Museum im Malhaus wurde 1597 erbaut, war früher ein Gerichtsgebäude der Fugger und beherbergt seit 1979 das „Museum im Malhaus“. Es liegt auf der Halbinsel, direkt beim Landesteg der Bodensee-Schiffsbetriebe.
Schutzgebiete
Im östlichen Gemeindegebiet, nahe der Grenze zu Bodolz, liegt im Naturschutzgebiet Bichelweiher und Bichelweihermoos der Bichelweiher, ein ehemaliger Mühlenteich.
Drei weitere Wasserburger Naturschutzgebiete, Teile des im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 ausgewiesenen Wasserburger Bodenseeufers und der Biotoplehrpfad Birkenried sind über acht Stationen des Bodenseepfads miteinander verbunden.
Naturschutzgebiet Mittelseemoos
Am Wanderparkplatz an der Straße nach Hengnau, erhält man Informationen zum Naturschutzgebiet Mittelseemoos. Es ist eines der artenreichsten Flachmoore im Landkreis Lindau. Geformt durch die Würmeiszeit vor 15.000 Jahren entstand in dieser Landschaft ein Moränensee, der im Lauf der Zeit verlandete und zu einem Moor wurde. Durch die einmalige jährliche Mahd im September verbuscht das Gelände nicht und die Artenvielfalt bleibt erhalten. Aufmerksame Beobachter entdecken hier zwischen Breitblättrigem Wollgras, Sumpf-Stendelwurz oder Shuttleworths Rohrkolben einen Lungenenzian-Ameisenbläuling, einen Neuntöter, eine Sumpf-Heidelibelle oder einen Sumpfrohrsänger.
Biotoplehrpfad Birkenried
Neun Stationen vermitteln dem Besucher des 1996 eingerichteten Lehrpfads im Birkenried, der Name leitet sich von „Rodung eines Birkenwaldes“ ab, Informationen zu Hochstaudenfluren, Tümpel, Totholz, Nisthilfen für Insekten, dem das Gebiet durchfließenden Eschbach mit Altarm, Weidengebüsch, Lesesteinhaufen und Benjeshecke.
Im Birkenried können viele Vogel- und Libellenarten, zum Beispiel Teichrohrsänger und Große Heidelibelle, beobachtet werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wasserburg ist mit 3.500 Einwohnern [8] heute vor allem vom Tourismus und vom Obstanbau geprägt.
Fremdenverkehr
Die Gemeinde verfügt über einen Campingplatz, ein Strandbad (mit beheiztem Schwimmbecken), einen Bootsverleih und eine Segelschule. Zahlreiche Hotels, Pensionen und Privatquartiere bieten mehr als 1.700 Gästebetten.
Als direkt am See liegende Gemeinde ist Wasserburg auch Anlaufpunkt des Bodensee-Radwegs und des Bodensee-Rundwanderwegs.
Fischerei
Bodenseefischer versorgen die Restaurants mit frischem Bodenseefisch, vor allem Felchen. Die Fischerei ist erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Erwerbszweig in Wasserburg belegt – war sie doch bis dahin neben der Jagd stets ein Privileg der adeligen Herrschaft.
Weinbau
Wasserburg ist Weinbauort des Bereichs Bayerischer Bodensee im Weinbaugebiet Württemberg.
Obstbau
In Wasserburg wachsen verschiedene Obstarten, stark verbreitet ist der Kernobstanbau mit verschiedenen Apfel- und Birnensorten
Persönlichkeiten
- Rudolf Agricola (1490–1521), von Kaiser Maximilian I. zum Dichter gekrönt
- Horst Wolfram Geißler (1893–1983), Schriftsteller („Der liebe Augustin“) und Wahl-Wasserburger
- Martin Walser (* 1927), Schriftsteller, Ehrenbürger der Gemeinde Wasserburg
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2023; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
- ↑ Burmeister, Karl Heinz, Die Freiburger Universität im Exil in Wasserburg 1519, in: Jahrbuch des Landkreises Lindau 18 (2003), S. 46–54
- ↑ Die fuggerische Herrschaft Wasserburg und die Hexenverfolgungen; von Manfred Tschaikner und Karl Heinz Burmeister (SBN-10: 3-89870-506-4)
- ↑ Die Franzosenkriege 1792-1805
- ↑ Bilder der Ausstellung der United Buddy Bears in Wasserburg
- ↑ HdBG Bayerns Gemeinden: Geschichte, Wappen, Links
- ↑ Auszug aus dem Werk „Wasserburg am Bodensee“, von Fridolin Altweck (Kunstverlag Josef Fink)
- ↑ http://www.trendmile.de/staedte/wasserburg-am-bodensee.php Einwohner (Stand Januar 2007)