Röstigraben
Röstigraben ist ein schweizerischer Ausdruck und bezeichnet einerseits den Unterschied in den Mentalitäten von Deutschschweizern und Romands, andererseits den latenten Konflikt zwischen der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit der Schweiz und den frankophonen und italophonen Minderheiten.
Politisch gesehen äussert sich der Röstigraben immer wieder in gegensätzlichem Abstimmungsverhalten der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Bereich der Außenpolitik. Ebenfalls feststellbar, jedoch weniger ausgeprägt, ist diese Grenze bei Themen, die die Verkehrspolitik, Umweltpolitik oder Sozialpolitik betreffen.
Der Röstigraben zeigt sich bereits in der Bezeichnung: Deutschschweizer nennen ihn Röstigraben, Romands nennen ihn Röstibarriere.
Andererseits wird die Meinung vertreten, dass die knappe 100 km weiter östlich, ebenfalls grob in Süd-Nord-Richtung verlaufende Brünig-Napf-Reuss-Linie die einzige wirklich einschneidende Kulturgrenze der Schweiz sei, viel bedeutender als die Sprachgrenze, da die "westlichen" Bräuche allesamt sowohl für die französische wie für die deutsche Westschweiz gelten [Haas 2000]. Dies sieht man z. B. beim Jass. Westlich der Brünig-Napf-Reuß-Linie wird mit französischen (Herz, Pik, Karo, Schaufel), östlich jedoch mit deutschschweizer Spielkarten (Eichel, Schelle, Schilde, Rose) gejasst.
Literatur
- Büchi Christophe: Röstigraben. Buchverlag NZZ. Zürich, 2001. ISBN 3-85823-940-2.
- Walter Haas in: Die viersprachige Schweiz, herausgegeben von Hans Bickel und Robert Schläpfer, 2. Auflage Sauerländer, Aarau, 2000.
Verwandte Themen
Siehe auch der Weißwurstäquator - die dem Röstigraben ähnliche, bayerisch-deutsche Kulturgrenze.