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SECAM

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Welkarte mit Fernsehvervahrenverteilung: Länder mit SECAM-Standard sind Rot

SECAM ist eine vor allem in Frankreich und Osteuropa gebräuchliche analoge Fernsehnorm für die Farbübertragung und wurde von Henry de France entwickelt und 1956 vorgestellt. Die Abkürzung SECAM steht für Séquentiel Couleur avec Mémoire, zu deutsch "Sequenzielle Farbe mit Speicher".

Grundidee

Genauso wie bei PAL handelt es sich auch bei SECAM um eine Weiterentwicklung des NTSC-Systems. In beiden Fällen sollten die Farbveränderungen bei Störungen auf dem Übertragungsweg verhindert werden. Jedoch stellt SECAM gegenüber NTSC eine starke Veränderung dar, während PAL nur eine kleine Veränderung von NTSC ist.

Gemeinsamkeiten mit NTSC und PAL

Wie bei NTSC und PAL werden die zusätzlich zur Helligkeit (also dem Schwarzweiß-Bild) benötigten Farben Rot und Blau in der Form (Rot minus Helligkeit) und (Blau minus Helligkeit) übertragen und dann mittels Frequenzverkämmung in den oberen Frequenzbereich des BAS-Signals eingearbeitet.

Für die Grundlagen der Farbübertragung siehe ebenda. Siehe auch: Fernsehsignal.

Funktionsweise

SECAM verwendet zur Farbübertragung die Frequenzmodulation anstatt der bei NTSC und PAL vorkommenden Amplitudenmodulation. Der Vorteil der Frequenzmodulation liegt darin, daß Phasenverschiebungen das Signal, also die Farbinformation nicht verändern können. Dafür gibt es keine Möglichkeit, zwei Signale in einer Trägerfrequenz unterzubringen, also kein Pendant zur Quadraturamplitudenmodulation. Dies bedeutet, es kann pro Zeile immer nur eine Farbe übertragen werden! Deswegen werden beide Farben bildzeilenweise abwechselnd übertragen; die jeweils übertragende Farbe wird gespeichert und für die nächste Zeile noch einmal verwendet. Für die beiden Farbinformationen werden zwei unterschiedliche Trägerfrequenzen benutzt.

Gemeinsamkeit mit PAL

Bei PAL wird ebenfalls die Farbinformation zweier Zeilen zusammengefasst, die vertikale Farbauflösung also halbiert. Diese Auflösungsreduzierung hat keinen Effekt, da menschliche Augen eine weit geringere Farbauflösung besitzen und deswegen auch die horizontale Farbauflösung gewaltig reduziert ist.

Verzögerungsleitungen

Für SECAM benötigt man zwingend Verzögerungsleitungen im Empfangsgerät, um das Farbsignal für die Dauer einer Zeile zu speichern, während man bei PAL darauf verzichten kann (Simple-PAL). Allerdings stehen solche Leitungen seit Anfang der 60er Jahre preisgünstig zur Verfügung.

Schmalband-FM

Der entscheidende Nachteil von SECAM ist seine Störanfälligkeit, wobei Rauschen zu "Farbfeuern" führt. Deswegen wird die Abkürzung SECAM häufig scherzhaft mit "Seven Extra Colours a Minute" (sieben zusätzliche Farben pro Minute) gedeutet. Im Gegensatz zum UKW-Rundfunk handelt es sich nicht um ein bandspreizendes Verfahren! So werden die 15 kHz Frequenzbereich einer Radiosendung mit 75 kHz moduliert, der Faktor 5 vermindert hierbei die Störungsempfindlichkeit immens. Für solch einen Faktor ist im Frequenzraster der Fernsehsender kein Platz. Infolgedessen ist das Signal sehr störungsempfindlich, was besonders beim Satellitenfernsehen zum tragen kommt - hier sollte man auf SECAM generell verzichten.

Kompatibilität mit Schwarzweiß-Bildern

Der Farbhilfsträger ist aufgrund der verwendeten Frequenzmodulation unabhängig von der Farbintensität immer gleich intensiv im Bild vorhanden. Der Träger wird deswegen regelmäßig in der Phase umgeschaltet, um Störmuster zu vermeiden, was aber nicht perfekt gelingt. Bei echten Schwarzweißsendungen wurde er im DDR-Fernsehen deshalb komplett abgeschaltet.

Überblenden

SECAM-Signale lassen sich nicht überblenden, aus diesem Grund verwendet man im Studio PAL und wandelt das Signal erst beim Ausstrahlen um. So konnte man auch das DDR-Fernsehen problemlos auf PAL umstellen.

weitere Nachteile

Die zwei Farbkomponenten haben keinen definierten Nullpunkt. Diesen darf der Fernsehzuschauer stattdessen mittels zweier Farbstichkorrekturregler selbst festlegen. Auch sind die Cross-Color-Störungen bei SECAM am unangenehmsten. Sie machen sich bemerkbar als blaue und rote Streifen, die an scharfen Kanten hervorblitzen, bzw. als intensiv rote Farbflächen bei feinen Mustern.

Verbreitung

Die Entwicklung von SECAM in Frankreich war politisch motiviert, um die einheimische Geräteindustrie vor Importen schützen zu können. Bei der Einführung von SECAM in den ehemaligen Ostblockstaaten haben ebenfalls politische Gründe eine Rolle gespielt. Frankreich befand sich in einer Annäherung an diese Staaten. Weiterhin wollte es eine Verbreitung seines Systems erreichen und hat Studio- und Sendetechnik günstig abgegeben. In der DDR wollte man Westfernsehen unattraktiv gestalten, indem man es nur Schwarz-Weiß sehen konnte. Dies war freilich nur von kurzer Dauer, da sehr bald PAL-Decoder in Eigenbau entstanden und die überhaupt wenigen Farbfernsehgeräte zumindest zum Teil ab Werk mit SECAM/PAL-Decodern ausgestattet wurden, nachdem sich reine SECAM-Geräte als unverkäuflich erwiesen.

Einige der osteuropäischen Länder haben ihre Fernsehsysteme von SECAM auf PAL umgestellt, andere befinden sich noch in der Umstellung.

Man muss beachten, dass SECAM-Frankreich und SECAM-Osteuropa nicht ganz identisch sind! Viele SECAM-fähige Fernseher und Videorekorder (außer französischen Modellen) kommen nur mit SECAM-Osteuropa zurecht, funktionieren aber nicht mit SECAM-Frankreich.

MESECAM

MESECAM ist ein Verfahren, um SECAM-Signale in einer PAL-ähnlichen Weise auf VHS-Videorekordern aufzuzeichnen. Die meisten in Deutschland als SECAM-fähig verkauften VHS-Rekorder beherrschen nur MESECAM und kommen daher mit französischen Videobändern, die in echtem SECAM aufgezeichnet sind, nicht zurecht.