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World Conference Center Bonn

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Neuer Plenarsaal
Baustelle – links das Kongressgebäude – im Hintergrund das Ameron World Conference Hotel (März 2009)

Das World Conference Center Bonn (WCCB) befindet sich im Bundesviertel von Bonn, in unmittelbarer Nähe des Rheins. Es umfasst die ehemaligen Plenargebäude des Deutschen Bundestages – den Neuen Plenarsaal und das Wasserwerk – und Teile des Bundeshauses. Die Grundsteinlegung für einen Erweiterungsbau, ein Kongresszentrum und ein angeschlossenes Hotel, erfolgte im Mai 2007. Die Bezeichnung „World Conference Center Bonn“ (WCCB) löst die bis zum 14. Mai 2007 benutzte Bezeichnung „Internationales Kongresszentrum Bundeshaus Bonn“ (IKBB) ab. Im Februar 2009 war der Investor für den Erweiterungsbau, SMI Hyundai, nicht mehr in der Lage, das Projekt fertig zu stellen. Die Stadt sucht seitdem nach einem neuen Investor. Im September 2009 verhaftete die Staatsanwaltschaft Bonn Akteure des Projektes und wirft ihnen Betrug, Untreue im besonders schweren Fall und Bestechlichkeit vor. Nach Beantragung eines Insolvenzverfahrens durch den Generalübernehmer kam es Ende September 2009 zu einem Baustopp.

Neuer Plenarsaal

Plenum

Der Bundestag hatte bis Mitte der 1980er-Jahre in der ehemaligen Turnhalle der Pädagogischen Akademie getagt. Nachdem sich der Saal als zunehmend baufällig und den Anforderungen des Parlamentes nicht mehr gewachsen erwies, entschied man, das denkmalgeschützte Gebäude abzureißen und an seiner Stelle von der Stuttgarter Architektengruppe Behnisch & Partner einen Neubau errichten zu lassen. Das Gebäude sollte dem Geiste der alten Bundesrepublik folgend Transparenz, Bürgernähe und Bescheidenheit ausdrücken.

Alle Bereiche des Glas- und Stahlgebäudes sind einsehbar, es gibt keine einzige durchgehende Wand. Die aus statischen Gründen unvermeidlichen Betonwände sind durch großflächige Kunstwerke kaschiert. Die Sitzordnung ist im Unterschied zu bisherigen Parlamentsgebäuden kreisrund gewählt. Dadurch sitzen die Abgeordneten Regierung, Präsidium und Redner nicht gegenüber, sondern mit ihnen zusammen. Außerdem gibt es so keine Außensitze. Seit der Bundestagswahl 1998 ist die Sitzordnung unverändert, lediglich die Stenografenplätze vor dem Rednerpult wurden entfernt.

Der eigentliche Plenarsaal liegt unter dem Boden der Umgebung, wodurch das gesamte Gebäude kleiner und somit bescheidener wirkt. Die Eingänge für die Abgeordneten und für die Besucher liegen nur wenige Meter auseinander und auch das Foyer ist von einem Besucherbalkon einsehbar.

Der Bundestagsadler, die so genannte fette Henne, ist eine Kopie des ersten Adlers aus dem alten Plenarsaal, die aus optischen Gründen aus Aluminium anstatt aus Gips gefertigt wurde. Das Gefieder des Wappenvogels ist asymmetrisch und lückenhaft, um den Abgeordneten vor Augen zu führen, dass sie niemals Perfektion erreichen werden.

Wasserwerk

Für die Zeit des Abrisses des alten Plenarsaals und des Neubaus benötigte der Bundestag ein Ausweichquartier. Die Wahl fiel auf das Pumpenhaus des ehemaligen Wasserwerks Gronau direkt am Fuße des Langen Eugen. Das Wasserwerk war 1875 gebaut worden, um Bonn mit Rhein-Uferfiltrat zu versorgen. Nachdem Bonn seit Anfang der 1950er-Jahre mit Wasser aus der Wahnbachtalsperre versorgt wurde, war das Wasserwerk stillgelegt worden.

Für den Bundestag wurde das Pumpenhaus von 1892 im Jahre 1985 zum Sitzungssaal umgebaut und von 1986 bis 1992 genutzt. Das Gebäude hat etwa die halbe Grundfläche des alten und des neuen Plenarsaals, wodurch die Abgeordneten sehr beengt saßen. Einige Teilnehmer berichten, die Sitzungen seien deshalb außergewöhnlich friedlich gewesen. Alle Bundestagssitzungen zur Wiedervereinigung fanden im Wasserwerk statt. Die Raumnot wurde dann durch die zusätzlichen Abgeordneten aus den neuen Bundesländern noch verschärft, weshalb teilweise Klappstühle aufgestellt werden mussten. Auch die knappe Entscheidung zum Berlin-Umzug fiel im Wasserwerk.

Kongresszentrum und Hotel

Nachdem der Plenarsaal und das Alte Wasserwerk am 1. August 1999 zum „Internationalen Kongresszentrum Bundeshaus Bonn“ überführt wurden, konkretisierten Bund und Stadt Überlegungen zu einem umfassenden Erweiterungsbau. Im August 2000 wurde dafür ein 100 Meter hoher „Bonn-Kegel“ ins Spiel gebracht, der als Multifunktionshalle auch Stätte von Konzerten und Sportereignissen werden sollte. Ende des Jahres wurden die Überlegungen seitens der Stadt forciert. Die über 400 Millionen Mark teure Halle stellte sich aber später als unrealistisch dar.

Modell des im Bau befindlichen Kongresszentrums und Hotels

Im Februar 2002 wurden die Planungen wieder aufgenommen. Am 27. Februar 2002 trafen in Anwesenheit des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan Bund, Land NRW und der Stadt Bonn die „Vereinbarung über die Ansiedlung internationaler Einrichtungen in Bonn und IKBB“. Die Stadt erhielt vom Bund den Plenarsaal, das Wasserwerk und den sogenannten „Vizepräsidentenbau“ zur Nutzung zur Verfügung und übernahm die Trägerschaft für das Projekt. Am 21. Dezember 2004 ging das Büro „YES architecture“ – Prof. Ruth Berktold aus München und Marion Wicher aus Graz – als Sieger aus einem sechsmonatigen Architektenwettbewerb hervor.

Am 10. November 2005 legte der zu diesem Zeitpunkt als selbständiger Berater tätige Dr. Michael Thielbeer der städtischen Projektleitung für das Kongresszentrum eine „Einschätzung Wirtschaftlichkeitsberechnung SMI Hyundai“ [1] vor, in der er der Stadt die Firma SMI Hyundai als Investor empfahl. Dieser Investor sei in der Lage, für 130 - 140 Mio. € sowohl das Kongresszentrum als auch ein Hotel mit 352 Zimmern zu errichten. Am 28./29. November 2005 wurde den Gremien des Rates der Stadt Bonn eine von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann unterzeichnete "Beschlussvorlage" [2] vorgelegt, die die Empfehlung des Beraters umsetzt. Am 14. Dezember 2005 entschied der Rat der Stadt Bonn, den Bau des Kongresszentrums mit SMI Hyundai durchzuführen.

Investor

Bevor 2005 das US-amerikanische Unternehmen SMI Hyundai den Zuschlag als Investor für das Projekt erhielt, waren Verhandlungen mit zwei anderen potentiellen Investoren im Laufe des Jahres 2005 abgebrochen worden. Die anderen potentiellen Investoren waren die Gesellschaft für Grundstücksentwicklung (GEAG) aus Frankfurt/Main und eine Gruppe, die unter dem Namen „IKBB AG“ firmierte.[3]

SMI Hyundai hat seinen Hauptsitz in den USA. Der Bau des Bonner Kongresszentrums sollte das erste Großprojekt in Europa sein. In das Gesamtprojekt erklärte Man Ki-Kim, zum damaligen Zeitpunkt Präsident der SMI Hyundai, ca. 140 Mio. Euro zu investieren, um am Rhein das „führende Kongresszentrum in Deutschland“ und eine „internationale Begegnungsstätte für Geschäftsleute[3] entstehen zu lassen. Der Investor verpflichtete sich per Vertrag, für die Zeit von 30 Jahren die „Bewirtschaftungs- und Serviceleistungen“ für das Kongresszentrum zu übernehmen. „ohne dass hierfür die Stadt einen dauerhaften Zuschuss zahlen muss“. [4] Im Frühjahr 2009 wurde bekannt, dass der Investor von den ursprünglich zugesagten 40 Mio. € Eigenanteil nur 10 Mio. € selbst eingebracht hatte [5]. Im Januar 2009 übernahm der US-Amerikaner David Dale den Vorsitz von SMI Hyundai.

Ursprüngliche Finanzierung

Bis Anfang 2009 wurden die Kosten für den Bau mit einem Kredit der Sparkasse KölnBonn in Höhe von 74 Mio. € und von dem Investor aufgebrachte Mittel finanziert. Weiterer Förderer mit 36 Mio. Euro ist das Land Nordrhein-Westfalen. Unterstützt wird die Erweiterung des Kongresszentrums zudem vom Bund mit Grundstücken im Wert von 43,5 Mio. Euro und Rücklagen aus den Ausgleichsvereinbarungen des Berlin/Bonn-Gesetzes in einer Höhe, über die es verschiedene Angaben gibt und dich sich zwischen 42,3 Mio. € und 52 Mio. € bewegen. Damit soll die Bundesstadt Bonn als Standort internationaler Organisationen, insbesondere der Vereinten Nationen, ausgebaut werden. Die Rücklagen sollen dazu dienen, mögliche Mindereinnahmen durch die Zinseinnahmen auszugleichen. Reichen diese nicht aus, sollen die Rücklagen selbst herangezogen werden und notfalls muss die Stadt die entstehenden Kosten tragen.

Beginn der Bauarbeiten

Gelände, auf dem der Erweiterungsbau des WCCB entstanden ist, rechts die – mittlerweile abgerissene – Villa Dahm (März 2006)
Archäologische Grabungen (Juni 2006)

Am 13. März 2006 unterzeichneten die Beteiligten den Vertrag. Mit der weiteren Planung, der Projektsteuerung und dem Baumanagement wurde die Firma HONG Architekten beauftragt. Ihr Besitzer, Young-Ho Hong, gründete danach die Firma „SMI-Hyundai Europe“, die das Projekt als Generalübernehmer bauen sollte.

Im Februar 2006 wurde das Baugrundstück gerodet. Von Mai bis Oktober 2006 untersuchten Archäologen das Gebiet, das zum römischen „vicus bonnensis“ gehörte. Anfang Juni wurde mit dem Abriss der Villa Dahm (ehemaliger Sitz der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft) begonnen, der am 11. Juli abgeschlossen wurde.

Im November 2006 fand der erste Spatenstich statt. Vor 200 geladenen Gästen lobte Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann SMI Hyundai und deren damaligen Präsidenten: „Sie sind ein Glücksfall für Bonn.“ [6] Die Grundsteinlegung erfolgte im Mai 2007 und im September 2008 konnte das Richtfest gefeiert werden. Ende 2009 sollte - so die damalige Planung - das WCCB eröffnet werden, im Januar 2010 dann das „Ameron World Conference Hotel Bonn“.

Der Gebäudekomplex umfasst neben dem Kongressgebäude das 17-stöckige Ameron World Conference Hotel mit insgesamt 68 Metern Höhe und 334 Zimmern und 2 „Präsidialsuiten“ [7], das von der Althoff-Gruppe betrieben werden wird. Im Bau befindet sich daneben ein Parkhaus an der Dahlmannstraße. Nach der Fertigstellung soll das neue Kongresszentrum über einen großen Saal mit einer Kapazität von 2650 Teilnehmern verfügen. Dieser Saal kann auf 3500 Plätze vergrößert werden, indem er mit einem anschließenden kleinen Saal kombiniert wird. Daneben gibt es vier weitere unterteilbare Konferenzsäle, die zwischen 345 und 600 Personen Platz bieten. Das 2.500 Quadratmeter große, von einem stützenfreien Kristalldach überspannte Foyer des Erweiterungsbaus wird zukünftig für Ausstellungen, Empfänge oder Präsentationen genutzt. Entlang der Dahlmannstraße sind 3.500 m² Einzelhandelsfläche vorgesehen.[8]

Baukosten steigen von 140 auf 200 Mio. Euro

Im Februar 2009 wurden Probleme mit dem Investor SMI Hyundai bekannt. Die Kosten für das Projekt waren zu diesem Zeitpunkt von 140 Mio. € auf 200 Mio. € gestiegen [9]. SMI Hyundai war nicht in der Lage, die zusätzlichen 60 Mio. € zu finanzieren. Zur Erhöhung der Baukosten trug - so die Auskunft der Stadt - die Vergrößerung des Hotels von 200 auf nun 336 Zimmer, der Bau größerer Ausstellungsflächen, die Materialkostensteigerungen und die Abwertung des US-Dollars (die Finanzierung basierte auf dem US-Dollar) bei. Tatsächlich war zumindest das Hotel seit 2005 in der nun geschaffenen Größe schon vorgesehen. Der Rat der Stadt Bonn beschloss am 7. Mai 2009, dass der Rechnungsprüfungsausschuss die Baukostensteigerung untersuchen soll.

Datei:Wccb2.jpg
Dachkonstruktion über dem Foyer (Juni 2009)

Anstelle von SMI Hyundai präsentierte die Stadt im Frühjahr 2009 „Honua“ als einen neuen koreanischen Investor. Dabei handelt es sich um ein Konglomerat von Firmen. Dazu gehört „Honua Investment Management“, die ihren Hauptsitz in Honolulu (Hawaii) hat und sich im Besitz von drei südkoreanischen Lebensversicherern befindet: der „Dongbu Insurance Company“, der „Dongbu Life Insurance Company“ und der „Kumho Life Insurance Company“. Zu dem von der Stadt genannten Investor gehören außerdem zwei koreanische Fonds-Gesellschaften, der „Real Estate Fund I“ und der „Honua Commercial Properties Fund I“. Honua habe 94% der Gesellschaftsanteile von SMI Hyundai übernommen.[10] Vertreten wird Honua in Bonn von Andrew Jang, der sich der Stadt gegenüber verpflichtet hat, das Finanzloch von 60 Millionen Euro zu stopfen [11]. Der neue Investor ließ die Termine am 30. Juni 2009 und 10. Juli 2009 verstreichen, ohne dass die zugesagten 30 Mio. € Eigenkapital überwiesen wurden. Im August forderte die Oberbürgermeisterin dann erneut „ultimativ“ auf, das Geld zu überweisen [12]. Am 28. August teilte die Stadt Bonn mit, dass die Bedingungen nicht erfüllt worden sind [13]. Eine Sondersitzung des Bonner Stadtrates am 13. August 2009 zum Thema WCCB, zu der CDU [14]und Grüne [15] umfangreiche Fragen vorgelegt hatten, brach die Oberbürgermeisterin aufgrund von Unterstellungen der Beihilfe zur Untreue und Betrug gegenüber Mitarbeitern der städtischen Verwaltung, ab. Am 1. September 2009 trat die städtische Projektleiterin Evi Zwiebler von ihrem Amt zurück. Am 9. September 2009 teilte die Stadt mit, dass die Firma Pricewaterhouse Coopers AG die Projektleitung der Stadt für das WCCB übernimmt. Am 14. September 2009 legte die Stadt einen „Sachstandsbericht“ [16] vor.

Zusätzliche Finanzierung

Nach dem Bekanntwerden der Baukostensteigerung und der Finanzierungsprobleme mit privaten Investoren stellte die Sparkasse KölnBonn zu den ursprünglich 74 Mio. € im Sommer 2009 einen weiteren Kredit in Höhe von 30 Mio. € zur Verfügung, so dass sie mit 104 Mio. € an dem Projekt beteiligt ist. Zur Absicherung dieses Kredites übernahm die Stadt Bonn eine Nebenabrede in Höhe von 104 Mio. €.

Die UNCC GmbH

Von SMI Hyundai wurde die UNCC GmbH gegründet, die das Projekt als Bauherr realisieren soll und Eigentümerin des WCCB ist. Als SMI Hyundai nicht in der Lage war, 10 Mio. € Eigenanteil zum Bau zu finanzieren, wandte sich ihr damaliger „Präsident“ Man Ki-Kim an Arazim Ltd. zur Beschaffung der finanziellen Mittel. Dabei verpfändete Man Ki-Kim 94% der Anteile der UNCC GmbH. Nach einer nicht fristgerechten Rückzahlung des Kredites an Arazim wurde die israelische Firma mit diesen Anteilen Haupteigentümer der UNCC. Aufgrund dessen konnte die Firma Widerspruch gegen die Übertragung der Gesellschafteranteile von SMI Hyundai auf Honua in das Handelsregister einlegen. Am 5. August 2009 bestätigte das Landgericht Bonn in einer vorläufigen Entscheidung die Ansprüche von Arazim.

Bei der israelischen Firma handelt es sich um Arazim Investments Ltd. [17], eine Investment-Firma mit Sitz in Ramat Gan. Sie operiert in Großbritannien, Deutschland [18] und Israel.

Aufgrund der ungeklärten Besitzverhältnisse bei der UNCC GmbH verlangte Honua im Juli 2009 von der Stadt Bonn eine Erklärung, sie von möglichen Forderungen freizustellen, die sich aus den Auseinandersetzungen um die UNCC GmbH ergeben könnten. In der „Bestätigung und Absichtserklärung“, die die Stadt daraufhin vorlegte, brachte die Stadt zum Ausdruck, alles zu tun, um die Ansprüche des neuen Investors zu unterstützen. Weiterhin erklärte sie, dass Honua als Partner anerkannt wird und sie alles möglichen Maßnahmen ergreift, dass Honua auch alleiniger Besitzer der Betreibergesellschaft wird (s.u. Kapitel: „Betreibergesellschaft“).

Betreibergesellschaft

Bis zum Januar 2007 führte der „Gegenbauer Location Management & Services GmbH“ der Berliner Unternehmensgruppe Gegenbauer den Betrieb des WCCB (und der Beethovenhalle). Danach übernahm ihn die „SMI HYUNDAI Management GmbH“. Seit August 2008 firmiert die „World Conference Center Bonn Management GmbH“ als Betreiber des Kongresszentrums. Die Gesellschaft sollte, nach Überweisung der versprochenen Finanzmittel, zu 100% in den Besitz von Honua übergehen. Die Stadt Bonn ist mit 1 € an der Gesellschaft beteiligt.

Zum Betrieb des WCCB erhielt die Betreibergesellschaft 2007 und 2008 jeweils 600.000 € Zuschüsse, die aus den Rücklagen für das Projekt finanziert werden. Am 7. Mai 2009 beschloss der Rat der Stadt Bonn eine Verlängerung der Subventionszeit für den Betreiber. Er erhält bis 2014 – und nicht wie zunächst vereinbart bis 2010 – pro Jahr rund 600.000 € einen Betriebskostenzuschuss. Dafür verlangt der Rat von dem Betreiber, seine Wirtschaftspläne offenzulegen. Einen Marketingzuschuss in Höhe von jährlich 1 Mio. € für 2009 und 2010 sagte die Stadt Honua in einer „Bestätigung und Absichtserklärung“ vom Juli 2009 zu.

Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt

Am 15. September 2009 teilte die Bonner Staatsanwaltschaft mit, dass sie im „Zusammenhang mit den tatsächlichen und finanziellen Abläufen betr. das WCCB“ ein Ermittlungsverfahren gegen „Dr. Man-Ki Kim und Young Ho Hong, u. a. Geschäftsführer verschiedener am Bau des WCCB beteiligter Firmen, sowie Rechtsanwalt Dr. Michael Thielbeer, Geschäftsführer und Gesellschafter der WCCB Management GmbH eingeleitet“ hat. Gegen die vorgenannten Beschuldigten besteht, so die Bonner Staatsanwaltschaft, „der Verdacht des Betruges zum Nachteil der Stadt Bonn, der Untreue z. N. von Gesellschaften sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr“ [19]. Zusammen mit dem Landeskriminalamt Düsseldorf wurden am 15. September 2009 14 Durchsuchungsbeschlüsse u. a. in Bonn und Berlin vollstreckt. Young Ho Hong und Dr. Michael Thielbeer wurden festgenommen und in der Sache verhört, gegen Dr. Man-Ki Kim Haftbefehl erlassen.

Rücktrittsforderung an die Bonner Oberbürgermeisterin

Bonns CDU-Chef Axel Voss forderte den Rücktritt der Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann. Sie solle die politische Verantwortung übernehmen und ihren bereits gewählten Nachfolger Jürgen Nimptsch (SPD) ans Ruder lassen.[20] Am 17. September 2009 forderte auch der Rat der Stadt Bonn Bärbel Dieckmann auf, ihr Amt als Oberbürgermeisterin niederzulegen. Hauptgrund für diese mit 34 : 24 Stimmen gefällte Entscheidung war der Vorwurf, sie habe „auf gravierende Weise ihre Informationspflicht gegenüber dem Rat verletzt“, wie die Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN, Dorothee Paß-Weingartz, formulierte.[21]

Insolvenzantrag des Generalübernehmers und Baustopp

Am 24. September 2009 teilte der Vertreter des zu diesem Zeitpunkt in Haft sitzenden Chefs von SMI-Hyundai Europe, Young-Ho Hong, mit, dass die Firma einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt hat [22]. In Folge dieses Antrages kam zu einem völligen Baustopp auf der Baustelle. Den Projektvertrag mit der UNCC GmbH kündigte die Stadt am 29. September 2009, nachdem zuvor die Sparkasse KölnBonn den Kreditvertrag gekündigt hatte. Damit begann über das Bauprojekt die Zwangsverwaltung. Die UNCC GmbH beantragte am 1. Oktober 2009 Insolvenz, die „World Conference Center Bonn Management GmbH“ am 5. Oktober 2009.

Aufklärungsbemühungen

Parallel zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen um die Vorgänge um das WCCB bemühen sich Medien wie der Bonner General-Anzeiger [23]und der wdr [24] um Beiträge zur Aufklärung. In einem Änderungsantrag [25] legten CDU und Grüne zur Sitzung des Stadtrates im November einen umfangreichen Katalog der offenen Fragen vor.

Städtebauliche Auswirkungen der Erweiterung

Der denkmalgeschützte „Bundeshaus-Kiosk“

Der Erweiterungsbau des WCCB erforderte vor dem Baubeginn die Niederlegung großer Flächen im Bereich zwischen Dahlmann-, Saemisch- und Görrestraße. An der Dahlmannstraße mussten mehrere Gebäude abgerissen werden, die für die Zeit Bonns als Bundeshauptstadt eine große Bedeutung hatten. Dazu gehörten die ehemalige Landesvertretung Niedersachsens, die 1992 von Sachsen-Anhalt übernommen wurde, das Studio Bonn des WDR, das 1949 von der Bundesregierung für Nachrichtenagenturen und Pressevertreter aufgestellte Pressehaus an der Görrestraße und die provisorischen Bürocontainer für das Sekretariat der Vereinten Nationen zur Frühwarnstrategie.

Der seit 2002 denkmalgeschützte Kiosk vor dem Bundeshaus ist verlegt worden. Die zunächst ebenfalls geplante Niederlegung der 1965 und 1966 gebauten Abgeordneten-Wohnhäuser an der Heussallee wurde aufgrund der historischen Bedeutung nicht durchgeführt, da diese sich auf dem Randbereich des Areals befinden und deshalb in das Gesamtkonzept besser zu integrieren sind.

Literatur

  • Jörg Damm, Karin Eßer: Kurskorrektur – Architektur und Wandel in Bonn. Hatje Cantz Verlag 2002, ISBN 3-7757-1269-0. Neue ISBN ab 1/2007: 978-3-7757-1269-9
Commons: World Conference Center Bonn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Michael Thielbeer: „Einschätzung Wirtschaftlichkeitsberechnung SMI Hyundai“
  2. Beschlussvorlage Internationales Kongresszentrum Bundeshaus Bonn (IKBB)
  3. a b „Koreaner bauen Kongresszentrum“, Kölner Stadt-Anzeiger, 30. Juli 2005
  4. Eckpunkte des Projektvertrages für das World Conference Center Bonn (WorldCCBonn, ehemals IKBB)
  5. Bernd Leyendecker: „Die hektische Suche nach einem neuen Investor“, General-Anzeiger, 14. April 2009
  6. zit. in: „Bonn will in die erste Liga der Konferenzstädte“, General-Anzeiger, 4. November 2006
  7. WCCB-Homepage
  8. „Bonn International Conference Center at the United Nation Campus“ Das World Conference Hotel Bonn
  9. WCC Bonn: Politiker fordern mehr Information, General-Anzeiger Bonn, 4. März 2009
  10. „Stadt sieht keine dunklen Wolken mehr über dem WCC Bonn“, General-Anzeiger, 20. März 2009
  11. Bernd Leyendecker: „Die hektische Suche nach einem neuen Investor“, General-Anzeiger, 15. April 2009
  12. „WCC Bonn: Bis Ende September reicht das Geld zum Weiterbau“, General-Anzeiger, 20. August 2009
  13. „WorldCCBonn: Verhandlungen dauern an - Alternativen werden vorbereitet“
  14. Dringlichkeitsantrag WCCB
  15. Antrag auf Sondersitzung des Rates (23. August 2009)
  16. Stadt Bonn: „World Conference Center Bonn - Sachstandsbericht“ (14. September 2009)
  17. Google Finance über Arazim
  18. ein Bericht über die Rolle von Arazim in Hattingen
  19. Staatsanwaltschaft Bonn: „Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit den Ereignissen um das World Conference Center Bonn (WCCB)“
  20. WCCB: Razzia in Bonn, Verdächtige verhaftet, General-Anzeiger, 16. September 2009
  21. Ratsmehrheit stimmt für Rücktritt der OB, Bonner General-Anzeiger, 18. September 2009
  22. WCCB: Hong beantragt Insolvenz, General-Anzeiger, 25. September 2009
  23. „WCCB - Die Millionenfalle“
  24. wdr-Lokalzeit zum WCCB
  25. Sachstandsbericht World Conference Center Bonn (WCCB)

Koordinaten: 50° 43′ 10,07″ N, 7° 7′ 27,33″ O