Heinz von Lüder
Heinz von Lüder (* 1490; † 23. Januar 1559 in Ziegenhain), auch Hentz von Lewther, Leuther oder Lütther, entstammt als Sohn des fuldischen Zentgrafen Wigand von Ludder und seiner Frau Margarete einer bürgerlichen Familie und war hochgeachteter Verwalter unter kaiserlichen Diensten. Von Lüder heiratete 1551 die wohlhabende Marburger Witwe und Patriziertochter Kunigunde Meintz (1500–1562) erst sehr spät und hatte keine Nachkommen.
Mit 24 Jahren dient er bei der Familie Riedesel Freiherren zu Eisenbach. Ein Totschlag im Affekt führt zu seiner Entlassung. 1515 wird er als Bediensteter im benachbarten Fuldaischen genannt. In den Jahren ab 1520 wird er als Hauptmann von Landgraf Philipp (Philipp dem Großmütigen) in verschiedenen Missionen eingesetzt, so von 1525 bis 1531 zur Visitation aller hessischer Klöster, Hospitäler und Krankenkasten.[1]
Kirchlich-soziale Dienste

In den Jahren 1533 bis 1542 wurden auf Veranlassung von Philipp dem Großmütigen vier Hohe Hospitäler gegründet. Diese sollten die Aufgabe der Krankenpflege in der ländlichen Region weiterführen, die bis 1526 von den Klöstern wahrgenommen worden waren und nun, seit dem Übertritt des Landesherren zum Protestantismus 1524, vorübergehend ihrer Aufgabe enthoben waren. Die erste Gründung war 1533 Haina, es folgten noch im selben Jahr Merxhausen, 1535 in Hofheim und 1542 in Gronau.
Diese Neugründungen werden wahrscheinlich auf Anregung Heinz von Lüders zurückzuführen sein, der bereits einige Jahre zuvor – zusammen mit Adam Krafft – in der Landgrafschaft Hessen für die Organisation der Spitäler in den Städten zuständig war. Die von Lüder entwickelte Hospitalordnung war für viele Generationen die organisatorische und finanzielle Grundlage für die Hohen Hospitäler. Diese Einrichtungen waren sozial-karitativ ausgerichtet, entsprachen dem Grundgedanken des Stephan Harding und waren in ihrer Art kongenial und Vorbild vieler weiterer ähnlicher Anstalten in Mitteleuropa.
Die vom tiefgläubigen von Lüder entwickelte Hospitalordnung hatte als wichtigstes Grundelement den regelmäßigen Besuch von Gottesdiensten (sogenannte „Seelen-Arzeney“) und die Grundversorgung der christlichen Werke der Barmherzigkeit. Eine strenge Tagesordnung mit festgelegten Betstunden, Essenszeiten und Arbeitszeiten bestimmte den Tagesablauf. Die Hospitalordnung mit ihren 50 Paragraphen regelte ferner wortgenau die Aufgaben der Hospitalvorsteher sowie jedes einzelnen Beamten und Mitarbeiters, in der „ein jeder in seinem Amt dieser Ordnung treulich nachkommen und leben wird“.[2]
Das Amt des Oberaufsehers aller hessischen Hohen Hospitäler hatte von Lüder ab 1543 bis zu seinem Tod 1559 inne. Sein Grabdenkmal ist heute nicht mehr erhalten, aber zwei Gedenksteine erinnern an ihn. Eines in der Klosterkirche von Haina dessen Epitaph ein Lilienwappen und ein weiteres Wappen mit der Jakobsmuschel und zwei gekreuzten Pilgerstäben zeigt, stammt – wie das abgebildete Waldrelief von Philipp dem Großmütigen – von Philipp Soldan.
Auf dem Steinrelief, im Volksmund Philippstein genannt, ist neben dem Landesherren auch die heilige Elisabet, Mutter von Johannes dem Täufer, zu sehen. Diese Gegenüberstellung soll die Tradition darstellen, in der Philipp und sein karitatives Werk stehen.[3] Der Philippstein steht heute als Mahnmal, die Fürsorge unvermindert fortzusetzen.[4]
Militärisch-Organisatorische Dienste
1537 wurde Heinz von Lüder zusätzlich als erster Kommandant im Range eines Hauptmann der Wasserfestung Ziegenhain eingesetzt und war als oberster Verwaltungsaufseher für Recht und Ordnung in Schulen, Kirchen und Klöstern zuständig. Eine solch hohe Stellung konnte er nur durch völlige Loyalität zu Kaiser Karl V. erreicht haben.[5] Die Wasserfestung Ziegenhain war Verwaltungssitz der Grafschaft Ziegenhain. Dort lagerte unter der Aufsicht Lüders ein Teil des Staatsschatzes von Hessen sowie das hessische Archiv.
Ihm zu Ehren wurde das östlich des Paradeplatzes gelegene Stadttor nach ihm „Lüdertor“ benannt.
Quellen
- ↑ Horst-Peter Wolff: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte: „who was WHO in Nursing History“, Band 4, herausg. von Hubert Kolling, Verlag Urban und Fischer, 1. Aufl. 2008; Seite 184
- ↑ Landeswohlfahrtsverband Hessen, Rede des LWV-Landesdirektors Uwe Brückmann zur 475-jährigen Feierstunde
- ↑ Site des Altenberger Dom zu Kloster Haina
- ↑ Landeswohlfahrtsverband Hessen, Rede von Prof. Dr. med. Gerhard Aumüller zur 475-jährigen Feierstunde
- ↑ aus dem Vorwort von Carl Loewe: Balladen und Gesänge, Gesamtausgabe, Band IV, herausg. von Dr. Max Runze, Verlag von Breitkopf und Härtel, Leipzig, 1900; Seite XIV
Personendaten | |
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NAME | Lüder, Heinz von |
ALTERNATIVNAMEN | Hentz von Lewther |
KURZBESCHREIBUNG | evangelischer Kirchenreformer Hessens |
GEBURTSDATUM | 1490 |
GEBURTSORT | Fulda |
STERBEDATUM | 13. Januar 1559 |
STERBEORT | Ziegenhain |