Benutzer:Veleius/Spielwiese
Kastell Traismauer | |
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Alternativname | Augustianis |
Limes | Norischer Limes |
Abschnitt | Strecke 1 Noricum |
Datierung (Belegung) | julisch claudisch oder flavisch, 1. bis 5. Jahrhundert n.Chr |
Typ | Reiterlager (Auxilia) |
Einheit | a) legio XIV?, b) ala I Hispanorum Auriana? c) ala I Augustiana Thracum, d) equites Dalmatae |
Größe | 3,75 - 4,1 ha |
Bauweise | a) Holz-Erde Kastell (mehrphasig), b) Steinkastell (mehrphasig) |
Erhaltungszustand | quadratische Anlage mit abgestumpften Ecken, Osttor im mittelalterlichen Wienertor (Römertor) integriert, nördlicher Hufeisenturm nahezu vollständig erhalten, zwei Fächertürme (SW/SO-Ecke) tw. erhalten, ein spätantiker Burgus oder Restkastell werden unter dem Stadtschloss vermutet |
Ort | Traismauer |
Geographische Lage | 48° 20′ 0″ N, 15° 43′ 59″ O |
Vorhergehend | Burgus Hollenburg (westlich) |
Anschließend | Kastell Zwentendorf (östlich) |

Kastell Augustianis war ein römisches Reiterlager im heutigen Traismauer, in Niederösterreich, Bezirk Sankt Pölten-Land. Es war Teil der Sicherungsanlagen des Donaulimes der Provinz Noricum und vermutlich vom 1. bis ins 5. Jahrhundert mit römischen Truppen belegt.
Name
In antiken Quellen wird das Kastell lediglich in der Notitia Dignidatum (ND), erwähnt und zwar als Standort einer Einheit dalmatinischer Reiter der „equites Dalmatae“ in Augustianis.[1]. In der Nähe des heutigen Herzogenburg lag laut der Tabula Peutingeriana die Straßenstation Trigisamum (= Fluss Traisen), an der Verbindungsstraße St. Pölten/Cetium - Wien/Vindobona, welches eine Zeitlang mit dem Kastell gleichgesetzt wurde. Dieser Ort war aber wahrscheinlich nur die Bezeichnung einer Furt über die Traisen[2]. Der Name Augustianis (Adjektivbildung zum Namen Augustus[3]) leitet sich mit ziemlicher Sicherheit von der Reitertruppe der ala I Augusta Thracum ab, deren Stationierung hier durch Inschriften und Ziegelstempel bezeugt ist.
Lage
Traismauer liegt am südwestlichen Rand des Tullner Beckens, direkt am Ausgang des Traisentales. Östlich ist die Landschaft durch die Donauauen und das Traisental geprägt. Letzteres wird im Osten von Hügelland und im Westen von den Ausläufern des Dunkelsteinerwaldes umschlossen. Der Fluß Traisen führt auch als einziger Nebenfluss der Donau bis in das Gebiet der Kalkalpen hinein. Über mehrere leichte Übergänge gelangt man auch ins Wiener Becken. Die markantesten Erhebungen der Ebene um Traismauer sind der Venus- und der Schullerberg, zwei Ausläufer des Wienerwaldes.
Das Kastell selbst lag in verkehrsgünstiger Lage auf einem leicht erhöhtem Gelände östlich der damaligen Mündung der Traisen, direkt am Schnittpunkt von mehreren Straßen und der schiffbaren Traisen. Die Reste des ca. 3,7 - 4,1 ha großen Kastells liegen heute zur Gänze unter dem mittelalterlich geprägten Stadtkern. Der rechteckige Grundriss des zunächst in Erde-Holz-Bauweise, später in Stein errichteten Kastells orientierte sich an seiner Breitseite am nördlich gelegenen Ufer der Donau. Westlich stieß es an den damaligen Flusslauf der Traisen. Die via principalis führte unmittelbar zum Ufer der Traisen und quert diese in ihrem weiteren Verlauf nach Westen. Dies war der schnellste Weg um das Überschwemmungsgebiet zu durchqueren. Hier stand einst eine „Steinerne Säule“ (columna lapidea) die in einer Urkunde aus dem 9. Jahrhundert n.Chr. erstmals erwähnt wird. Vermutlich ein römischer Meilenstein. Sie wurde erst beim Schotterabbau in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entfernt.[4] An dieser Stelle zweigte vermutlich die Limesstraße von der nach St.Pölten führende Straße ab. Einige Meter neben der Säule soll ein Wachturm gestanden haben.[A 1] Eine oberflächige Begehung brachte jedoch keine Ergebnisse.
Das Lagerareal nahm auf der Niederterasse zur Donau und zur Traisen eine äußerst hochwassergefährdete Lage ein wie die immer wieder durch Schwemmablagerungen aufgefüllten Wehrgräben beweisen. Grund dürfte eine ab dem 2. Jahrhundert n.Chr. einsetzende allgemeine Klimaverschlechterung sein, die zur Zunahme von Hochwasserkatastrophen und einem Ansteigen des Grundwasserspiegels führte [5]
Forschungsgeschichte
Frühe Beobachtungen
Eine auf einem Altar eingemeisselte Weihinschrift, der Ala I Augusta Thracum aus den Jahren um 140-144 n. Chr., war bereits im 16. Jahrhundert dem bayrischen Humanisten Johannes Aventinus als einziger für Niederösterreich verzeichneter römischer Inschriftenstein bekannt[6]. Auf ihr wird berichtet, dass diese Einheit dem Kaiser Antoninus Pius einen Altar gewidmet hat. Sie ist heute oberhalb des Schloßtores eingemauert. Der Grabstein eines Veteranen dieser Truppe wurde 1828 in einer Kiesgrube in der Ortschaft Gemeinlebarn entdeckt und anschließend ins Traismauer Schloß verbracht wo er auch heute noch besichtigt werden kann[7]. Zwei Jahre später wird berichtet, dass auch auf dem Venusberg noch sehr alte Mauern zu sehen gewesen sein sollten[8]. Die aussagekräftigsten Funde wurden aber beim Bau der Eisenbahnstrecke 1884/85 gemacht. Es gelang nicht nur Fundamentsegmente des Kastells aufzudecken sondern auch Gräber und deren Beigaben wie z.B. Münzen, Keramik, Glas sowie Bronze- und Eisenfragmente zu bergen. Um die Sicherstellung dieser Fundstücke machten sich insbesondere A. Dungl und die Mitglieder der Familie Wolfram verdient. Ein 1885 beim Bahnbau ebenfalls entdeckter Grabstein wurde allerdings zerstört.
20. Jahrhundert
1925 wurde ca. 720 m vom nördlichen Lagertor (etwa 100 m südlich der Straße nach Gemeinlebarn) entfernt zwei antike Steinkistengräber und ein Teil eines Steinplattengrabes entdeckt, das als letzte Ruhestätte eines Soldaten der ala I Augusta Thracum gedient hatte. Das Heimatmuseum Traismauer wurde 1931 gegründet, um die zahlreichen Funde aufzunehmen.
1952 wurde bei Erdarbeiten für eine Frischwasserleitung auf dem Gelände des Pfarrhofes hinter der Hauseinfahrt eine Hypokaustenanlage mit gewölbten Durchlässen untersucht.
1962: Beim Bau der Volksbankfiliale wurden am Hauptplatz (Haus-Nr. 3) römische und mittelalterliche Kulturschichten durchstochen; die dabei zutage getretenen Mauerzüge und Estriche wurden dabei allerdings zerstört [9].
1964 kam es auch immer wieder zu Rettungsgrabungen im spätantiken Gräberfeld
1966 wurde auf Parz. 61 ein Wohnhaus errichtet. Im SW der Baugrube stieß man auf die Reste eines römischen Kellers. In seinem Schuttablagerungen fanden sich Stücke von Terra Sigillata, rätischer Keramik, zwei Farbtöpfchen, ein Henkelkrug, eine Reibschüssel und eine Münze (Beobachtung Korrespondent des Österreichischen Bundesdenkmalamtes (BDA) Alois Gattringer). Die Funde werden im Heimatmuseum Traismauer aufbewahrt.
1967-1970: Beim Errichten eines Tanklagers auf Parz. 46 wurden antike Kulturschichten angegraben, die zur Innenbebauung des Kastells zählten. Schon 1968 und 1970 wurden mehrmals römische Schichten zerstört, darunter eine Schotterlage, das wohl der Belag einer Lagerstraße war und mehrere Räume eines Gebäudes. Die Funde gingen jedoch bis auf ein Sigillatafragment verloren.
1969 wurde beim Bau eines Kanal unter dem Wienertor (Römertor) das Fragment einer Steinplatte geborgen, die noch Spuren von auf ihr angebrachten bleiernen Buchstabenlettern aufwies. Es handelte sich hierbei um eine für Mark Aurel von der Ala I Augusta Thracum gewidmete Inschrift. Aufgrund ihres Fundortes nahe der Porta principalis dextra (Osttor) ist es naheliegend, dass es sich dabei um die Bauinschrift des Steinkastell I handelt. Die Tafel befindet sich heute im Besitz von Alois Gattringer. Die bei Bautätigkeiten im mittelalterlichen Stadtkern gemachten römerzeitlichen Befunde wurden seit 1962 vor allem von Alois Gattringer dokumentiert. Es folgten auch immer wieder Ausgrabungen, bei denen auch mehrere Bauphasen des Kastells erkannt werden konnten.
1969/70 wurden neben mehreren Mauerzügen, Estriche und einer römischen Heizanlage auch ein ca. 4 m langer Streifen römischen Mauerwerks im Westteil des Südturmes des Wienertores identifiziert. Weiters konnte eine beschädigte Gewandstatue geborgen werden.
1971 fand sich in der Florianigasse (südlicher Teil) ein Stück des umlaufenden Spitzgrabens des Lagers; ein zweiter in W-O Richtung verlaufender folgte 10 m weiter nördlich. Im Bereich der Parzelle Nr.14 wurde wiederrum ein Teil des Spitzgrabens angeschnitten. Die antiken Befunde waren hier allerdings durch eine breite Lehmschicht überlagert.
1974 führte eine Notgrabung in der Wiener Straße Nr.93 zum Nachweis eines Holz-Erde-Lagers und des nachfolgenden mehrphasigen Steinkastells. Im selben Jahr konnte auf dem Areal der Wiener Straße (Nr.6) neben der Pfarrkirche wieder eine Notgrabung (BDA, H. Ubl) durchgeführt werden. Als erster römerzeitlicher Befund wurden Siedlungsstrukturen der Holz-Erde-Phase erkannt, eine (Herdstelle, Keramik mit Einglättdekor, Rutengeflecht mit Lehmbewurf und ein Webgewicht. Direkt darunter wurden Pfeilerreste eines hallenartigen Gebäudes beobachtet, das mehrere Bauphasen aufwies. In der obersten Schicht fanden sich die Bruchstücke eine bronzenen Panzerstatue (Reiterstandbild eines Kaisers?). In der untersten Lage zeigten sich Verfärbungen eines Holzbaus, begleitet von Fundmaterial mit Applikensigillata und Amphoren, die dem frühen Holz-Erde-Kastell zugewiesen werden konnten. H. Ubl glaubte, hier auf die Principia des Lagers gestossen zu sein. Nach deren Zerstörung wurde das Areal mit primitiven Lehmhütten neu bebaut. Die Funde sowie die Fragmente der Panzerstatue werden heute im BDA aufbewahrt.
1976 wurde bei Renovierungsarbeiten am Römertor festgestellt, dass sein antikes Mauerwerk noch bis in das Obergeschoss erhalten war.
1978 war dann auch eine Untersuchung innerhalb des Torbereiches möglich. Hierbei traten die Mauerreste der früheren Toranlage zutage, die aber offensichtlich planmäßig bis zu den untersten Steinscharen abgetragen worden war. Der rechte Torturm mass in seiner Länge etwa 5,4 m, der linke war nach Norden um 5,5 m versetzt. Seine Mauerstärke betrug an die 1,4 m. Das spätantike, heute noch hervorragend erhaltene Tor ist dann weiter im Osten hochgezogen worden. Ein im Fundament des Vorgängerbauwerkes verbauter Ziegel trägt den Stempel der legio XIII Gemina. Vor dem nördlichen Hufeisenturm konnten auch wieder die Spitzgräben beobachtet werden. Im gleichen Jahr wurde im Areal westlich des Römertores wieder eine Ausgrabung durchgeführt (A. Gattringer). In einer Flächengrabung die etwa sechs Planquadrate umfasste, wurden in der untersten Schicht ein SW-NO verlaufender Graben erkannt, der 3 m breit und 2 m tief war. Die hier beobachteten Holzbauten datieren in das 1.Jahrhundert n.Chr., die Funde wohl in die 2.Hälfte des 1. Jahrhunderts. Gegen Ende des 2.Jahrhunderts wurde das Gelände dann planiert. In der Grabenverfüllung fanden sich noch Kleinfunde aus dem 3.Jahrhundert. Darüber lagerten Schichten, die Mörtelreste und Fragmente von Wandbewurf enthielten die eventuell von einem nahe gelegenen Steinbau stammen könnten.
1979 konnten in einem ca. 3 x 3 m großen Suchareal weitere römerzeitliche Besiedlungsschichten angeschnitten werden. Die Holz-Erde-Phase datiert hier in flavische Zeit; in diesen Siedlungshorizont war auch ein NO-SW verlaufender, 2,6 m tiefer und 3 m breiter Graben eingetieft, der zu Beginn des 2. Jhdt. offensichtlich zugeschüttet wurde.
1980 konnte auf Parzelle 22/2 durch A. Gattringer eine Ausgrabung durchgeführt werden. Schon bei den vorhergehenden Baggerarbeiten wurden bereits die Kastellmauer und an der südlichen Baugrubenbegrenzung ein Innenturm des Steinkastell II angeschnitten werden. Es zeigte sich, dass die bis zu 1 m breite Kastellmauer 5 m nördlich der mittelalterlichen Wehrmauer verlief und aus Bruchsteinen in Mörtelbindung zusammengefügt war. Der Innenturm (2,3 x 3m) stand auf einem 0,50 m tiefen Rollschotterfundament, seine Mauerstärke betrug an die 0,60m. 8 m nördlich der Kastellmauer wurden zwei Estrichböden (Kasernenblock?) untersucht; dazwischen lag eine mehrfach ausgebesserte geschotterte Straße.
- Lapidarium Stadtschloß Traismauer
1983 wurde in der Krümmung des Hauses Venusbergerstraße 10 die Mauern eines spätantiken Fächerturmes (4. Jahrhundert) erkannt. Beim nachträglichen Einbau eines Kellers konnte das römerzeitliche Mauerwerk bis in eine Tiefe von 4 m verfolgt werden. Unter diesem lagen die Spitzgräben des Steinkastell II, die durch Überschwemmungsablagerungen verfüllt worden waren.
1991 wurde in der Wiener Straße 12 (Parz Nr.3), durch Johann Offenberger eine Notgrabung durchgeführt. Der Suchschnitt verlief von der Stadtmauer Richtung Südwesten. Es konnten stratigraphisch mehrere Phasen des Kastells unterschieden werden (drei Holz-Erde-Phasen, eine Steinbauphase). Mehrere seicht angelegte Gruben waren mit einer Straßenschotterung aufgefüllt, die parallel zum frühen Erdwall und der späteren Kastellmauer verlief. Ein Holzbau wurde durch eine großflächige Brandkatastrophe zerstört, Nach dessen Planierung wurden über ihn Steinbauten errichtet. Auch Teile der östlichen Kastellmauer wurden freigelegt. Wie die Befundsituation ergab, wurde die Kastellmauer wahrscheinlich noch bis weit ins Mittelalter als Befestigung genutzt.
1997 wurden im Zuge eines größeren Bauprojektes auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofes ( Gartenring, Parzelle 20/1) im Westen des Kastellareals insgesamt drei Suchgräben angelegt (BDA, Johann-Wolfgang Neugebauer, Ch. Biesl) und deren Profile dokumentiert. Dabei wurde der Verlauf eines Altarmes der Traisen verfolgt, in dessen Schwemmsand sich auch römerzeitliches Fundmaterial befand. Ein Zusammenhang mit Überschwemmungen, die man auch bei den Grabungen am Stadtschloss, in der NW- Ecke des Kastells, beobachtet hatte (J. Offenberger) ist äußerst wahrscheinlich.
1998-1999 wurde östlich des sogenannten "Hungerturmes" oder "Reckturmes" ein hölzerner Zubau abgerissen; man nutzte diese Gelegenheit um eine Fläche von 6 x 3,5 m archäologisch zu untersuchen (BDA, Johann-Wolfgang Neugebauer, Ch. Biesl). In etwa 2,3 m Tiefe konnte eine Lage parallel zueinander verlegter Hölzer angetroffen werden. Dies wurde als Unterbau einer älteren Befestigungsanlage gesehen, die aus einem Wallring bestand.
Kastell
Nach einer genauen Untersuchung des älteren Mauerbestandes und Vergleich mit dem Katasterplan durch Eduard Novotny kam dieser zu der Überzeugung, dass sich die Fläche des mittelalterlichen Ortskerns größtenteils mit dem römischen Reiterkastell deckte.[10] Die heutige Wienerstraße deckt sich fast zur Gänze mit der via principalis des einstigen Reiterlagers. Nach Novotnys Berechnungen bedeckte das Kastell ein Areal von ca. 4,7 ha. Das Praetorium vermutete er (im Vergleich mit Ala Nova) unter dem südlichen Seitenschiff der Pfarrkirche. Auch Eduard Polaschek erkannte im Häuserplan Traismauers die Umwehrung und Fläche des einstigen Kastells. Zudem vertrat er auf Grund der damals bekannten Bauinschrift die Ansicht dass vor dem Steinlager bereits ein früheres Lager existiert haben musste.[11]
Insgesamt konnten fünf mehr oder weniger gut unterscheidbare römische Bauphasen, drei Holz-Erde- und zwei Steinbauphasen, bebobachtet werden. Das früheste Lager war möglicherweise etwas weiter im Osten situiert als seine Nachfolger, [12]Die Füllung der Fundamentgruben der Holz-Erde-Phase lässt vermuten dass diese im Zuge von Erneuerungsarbeiten planmäßig abgerissen wurde. Danach wurde das Gelände planiert und anschließend darauf das Steinkastell I neu errichtet.
Holz-Erde-Kastell
Die Überreste des frühkaiserzeitlichen Holz-Erde-Kastells wurden bei den Grabungen mehrfach angeschnitten (Kasernenblöcke); die genaue Ausdehnung ist allerdings bis heute ungewiss. Bekannt sind ein 1971 in der Florianigasse Nr. 1 beobachteter Spitzgraben und Bodenverfärbungen eines antiken Holzgebäudes neben der Pfarrkirche, das sich auf Grund der Fundkermamik (Sigillaten) bis in flavische Zeit datieren lässt. Funde aus der Zeit der frühesten Befestigungsanlage fanden sich u.a. in der Wiener Straße Nr. 93 sowie 1975 im Langhaus der Pfarrkirche wo Mörtelestriche und Schwellbalkenuntermauerungen eines mehrräumigen Fachwerkgebäudes ebenfalls der Holz-Erde-Periode zugewiesen werden konnten. 1991 konnte in einer Notgrabung die Ostfront angeschnitten werden. Man legt Teile eines Lehmwalles der mit einem waagrecht verlegten Holzrahmenrost gegen Abrutschung befestigt war. Vor dem Wall verlief eine geschotterte Straße. Der Bau wurde durch ein Feuer zerstört.
Steinkastell I und II
Die Umwehrung des Steinkastells liegt innerhalb der mittelalterlichen Mauern und bildet ein an seiner Westseite ein wenig nach Osten verzogenes Rechteck mit einer Fläche von ungefähr 3,75 ha.[13] Die Nordwestecke wurde vermutlich durch eine Laufänderung der Traisen zerstört [14]. Durch zunehmenden Grundwasseranstieg in der Zeitperiode des 2. Jahrhundert n.Chr. konnte auch die Nordfront des ersten Steinlagers nicht genau über der des Holz-Erde-Kastells errichtet sondern musste etwas zurückversetzt werden.[15] Die Fundamente der östlichen Toranlage, sowie unter den spätantiken Fächertürmen liegende Spitzgräben konnten nachgewiesen werden. An der Südmauer wurde weiters ein Zwischenturm mit rechteckigem Grundriss entdeckt und an der Südostecke ein nach innen offener spätantiker Fächerturm lokalisiert. An der Nordostecke wird noch ein nach außen vorkragender Zwischenturm vermutet.[16]
- Die Nordmauer dürfte sich Richtung Westen bis zur Nordfront des Schlossgebäudes zu ziehen.
- Ungeklärt ist jedoch der genaue Verlauf der Westmauer und der Nordwestecke bis zur porta principalis sinistra. Sie deckt sich aber vermutlich mit der mittelalterlichen Befestigung[17].
- Auch die teilweise erhalten gebliebene südliche Stadtmauer scheint nicht auf den Fundamenten der Kastellmauer aufzusitzen. Dies wurde 1980 durch Grabungen im Bereich der Kirchengasse Nr.2 bestätigt (Fund eínes Innenturmes).
Die Kastellumwehrung konnte hier anhand eines mehr als 1 m breiten Fundamentsegmentes aus Mörtelmauerwerk untersucht werden. Zusätzlich war hier auch der schon oben erwähnte 2,3 x 3 m messende Innenturm aus der Zeit des Steinkastell I (Mauerstärke 0,6 m) angesetzt. Faktum ist auch, dass die von der Westmauer kommende Südmauer des Kastells hier nicht im rechten Winkel abbog sondern eine abgestumpfte Ecke aufwies. Zudem befand sie sich etwa 5 m hinter der mittelalterlichen Umwehrung. 1991 wurde bei der Grabung an der Ostflanke des Lagers festgestellt, dass die Steinmauer in die Ostwange des Holz-Erde Walles einschneidet. Mehrere eben mit der Fundamentstufe verbundene Steinplatten zeigten, dass die Berme (Geländestreifen zwischen Mauer und Graben) mit solchen Platten gepflastert gewesen sein muss.
Auch in der Spätantike herrschte in Augustianis eine rege Bautätigkeit. Lagermauer und Tore wurde mit Hufeisen- und Fächertürmen ausgestattet. Gleichzeitig wurde das Kastell nach Westen hin etwas vergrößert wie einige Anomalien der Turmachsen zum decumanus maximus zeigen. Die Grabenanlage des Steinkastell I wurde durch den südwestlichen Fächerturm überbaut. Das Mauerwerk nahm jedoch merklich an Qualität ab. Anstelle von Estrichböden fand man in Gebäuden dieser Zeitperiode oft nur mehr Stampflehmböden vor. Das Kastell scheint an der Schwelle zum 5. Jahrhundert n.Chr. durch Brand zerstört worden zu sein. Danach wurde in der Ruine eine Siedlung aus kleineren Rutengeflechthütten angelegt.
Man vermutete lange Zeit, dass die Stadtmauer genau auf den Fundamenten der Kastellmauer errichtet wurde, da sich das Lagerareal heute noch im Stadtplan erkennen läßt. Bei den Grabungen wurde jedoch festgestellt, dass Traismauer im Mittelalter über das Kastellareal hinausgewachsen ist. Teile der Kastellmauer waren aber wahrscheinlich noch bis ins Hochmittelalter und bis ins 18. Jahrhundert (insbesondere die Fächertürme) in Gebrauch. Auf spätmittelalterlichen Holzstichen kann man noch mehrere Römertürme erkennen. Die heute noch erhaltenen Stadtmauersektionen wurden größtenteils zur Zeit der Türkenkriege gebaut.
Türme und Tore
Römertor
1976 wurde das aus dem 16./17. Jahrhundert stammende "Wiener-" oder "Römertor" im Osten der Altstadt von Grund auf saniert. Dabei wurde auch der Verputz entfernt woraufhin das Mauerwerk der porta principales dextra (Osttor) des Kastells bis in das 2. Obergeschoß zutage trat. Es war an seinem Fugenstrich, Gerüstlöchern etc. klar identifizierbar. Zwei Hufeisentürme flankierten das Tor. Das Erdgeschoß wird von einem rundstäbigen Gesims umlaufen. Der sich heute zwischen den Flankentürmen befindliche Torturm ist nicht antik. Die Spuren der Kastellmauer sind an den Seiten noch sichtbar. Sie lassen erkennen, dass die U-Türme etwas zur Kastellmauer zurückgesetzt waren. Westlich des Tores wurden noch mehrere Lehmstampfböden und eine von West nach Ost verlaufende Mauer sondiert. Hier führte die Lagerhauptstraße, die via Principalis, in Richtung Lagerdorf, in dem auch vereinzelt Befunde aus dem 4. Jahrhundert festgestellt werden konnten. [18] 1978 wurde auch eine genauere Untersuchung innerhalb des Torbereiches möglich. Die Reste einer älteren Toranlage, die in der Antike sorgfältig abgetragen worden war, konnten dabei beobachtet werden. In der Spätantike war das Osttor offensichtlich etwas weiter nach Osten versetzt worden und überdeckte eine frühere, mit quadratischen Flankentürmen versehene Toranlage. Der rechte Turm maß 5,4 m in der Länge, der linke war um circa 5,5 m nach Norden versetzt. Sein Mauerwerk war 1,4 m breit. Einer der im Fundament aufgefundenen Ziegel trägt den Stempel der legio XIII Gemina[19] An den Fundamenten des Nordturmes konnten zwei Spitzgräben beobachtet werden die durch ein Hochwasser außer Funktion gesetzt wurden.[20]
Südlicher Zwischenturm
Der 1980 an der südlichen Kastellmauer entdeckte Zwischenturm des Steinlager I war innen angesetzt und maß 2,3 x 3 m im Quadrat. Sein aus Bruchsteinen errichtetes Mauerwerk war 0,6 m breit. Das Rollsteinfundament war 0,5 m eingetieft. Der Innenverputz des Turmes war in zwei Lagen aufgetragen. Die zwei Bodenestrichschichten lagen auf einer 0,4 m starken Schuttschicht. Auf dem Estrich fand sich noch eine ca. 0,2 m starke Lehmablagerung vermutlich eine spätantike Planier- und Ausgleichschicht.
Reck- oder Hungerturm
Nach Untersuchungen an den Fundamenten dieses im Mittelalter umgestalteten Turmes konnte auch hier zweifelsfrei römerzeitliche Bausubstanz nachgewiesen werden. Es handelt sich um einen spätantiken Hufeisenturm (valentinianisch ?), der fast vollkommen erhalten geblieben ist. [21]. Östlich des Turmes wurde in den Jahren 1998-1999 ein Holzbau entfernt; wodurch eine Fläche von 6 x 3,5 m archäologisch genauer untersucht werden konnte (BDA, Johann-Wolfgang Neugebauer, Ch. Biesl). In etwa 2,3 m Tiefe stieß man auf eine Lage parallel verlegter Hölzer. Diese werden als Unterbau einer älteren Befestigung interpretiert, die aus einem Wallring bestand [22]. Heute ist u.a. das Heimatmuseum von Traismauer im diesem Turm untergebracht. Hier werden Skulpturen, Ziegelstempel und diverse Kleinfunde ausgestellt. An seiner Außenmauer sind Inschriftensteine angebracht.
Fächertürme
In der Venusberg Straße, gegenüber der Kreuzung zur Kirchengasse, ist an der Südwestecke des Lagers noch ein spätantiker Fächerturm des 4. Jahrhunderts in seinen Grundmauern erhalten geblieben, man kann ihn noch gut anhand der Krümmung des Hauses Venusbergstraße 10 ausmachen. Sein Mauerwerk konnte beim Einbau eines Kellers bis in eine Tiefe von 4 m nachgewiesen werden. Sie waren 1,5 m (nördliche Turmwange) und 1,8 m breit. In unregelmäßigen Abständen waren 1,9 m über den Boden in die Wand Gerüstlöcher eingelassen. Der Halsansatz maß 2,2 m, der Innenbereich etwa 9 m. Der Turm besaß in der Mitte eine Feuerstelle und war mit einem Terrazzoboden ausgestattet. Die Südecke des Turmes konnte nicht ergraben werden. Sein Fundament besteht aus Bruchsteinen und war bis zur Sohle sorgfältig vermörtelt. Unter dem Fächerturm fanden sich auch noch die beiden Spitzgräben des Steinkastell I, die durch Überschwemmungsablagerungen verfüllt waren. In der Spätzeit diente er vielleicht als Behausung für die Zivilbevölkerung wie der Fund von zwei Webgewichten erahnen lässt. Eine Schuttschicht legt nahe, dass der Turm nach Abzug der Römer verfiel. Infolge eines Hochwassers stürzte die Südwestecke des Turmes ein. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden die Reste des Turmes in das St. Pöltner Tor (auch Wall- oder Neutor) integriert.[23]. An der Südostecke hat sich in der Stadtmauer ebenfalls ein Mauerrest der Front des Fächerturmes erhalten. Er wurde tw. freigelegt und sichtbar gemacht.
Burgus

An der von der Traisen abgeschwemmten Nord-West-Ecke entstand um 1247 eine erzbischöfliche Stadtburg (sog. Burg in der Mauer). Man nimmt an, dass sie über den Fundamenten eines spätantiken Restkastells oder einer späteren, karolingischen, Anlage erbaut wurde. Bei Sondierungen im Inneren des Schlosses konnten jedoch nur geringe Spuren römischen Mauerwerkes nachgewiesen werden. Sie wurden vermutlich beim Bau der Burg sorgfältig abgetragen.[24]
Innenbebauung
Mehrere Gebäudereste der Innenbebauung konnten bei kleinflächigen Untersuchungen angeschnitten werden. Etwa 8 m nördlich des südlichen Zwischenturmes fand man 1983 Reste von Estrichböden und verbrannten Flechtwerkwänden die vermutlich von Kasernenbauten stammten. Die Fußgängerbrücke Kirchengasse deckt sich genau mit der via decumana des Lagers.
Principia
In der Wiener Straße 6 konnte in der Umgebung der Stadtkirche nach Abbruch eines Hauses noch eine Notgrabung durchgeführt werden. Als erste römerzeitliche Befunde wurden Gebäude in Holzbauweise beobachtet. Danach wurden rechteckige Pfeilerstümpfe der Stützkonstruktion einer Halle eines größeren Gebäudes aufgedeckt, das mehrmals umgebaut wurde. In der obersten Schicht (Brandschicht) lagen weiters Fragmente einer bronzenen Panzerstatue. Als unterste Schicht konnten Erdverfärbungen eines Holzgebäudes erkannt werden, nach dem Fundmaterial zu schließen dürfte es aus der Periode des ersten Holz-Erde-Kastells stammen. Ubl interpretiert die Befunde als Bestandteil der frühen Principia von Augustiana.[25] Die Principia des Steinlager II wurde wahrscheinlich um 400 n.Chr. niedergebrannt, in deren Reste wurde im Frühmittelalter die kryptaähnliche Grabkapelle des karolingischen Markgrafen Cadaloc eingebaut die wiederum vom antiken Mauerwerk des aerariums umgeben sind. Danach erfolgte eine kontinuierliche Entwicklung zur heutigen Kirche. Die Kapelle und einige konservierte Räume (Fahnenheiligtum) der Principia wurden in Form eines Grabungskellers für Interessierte zugänglich gemacht.
Funktion und zeitliche Einordnung
Die geographische Lage von Augustianis ist für die Anlage einer römischen Befestigung hervorragend geeignet. Hier schnitt sich eine wichtige Nord-Süd-Verbindung (Traisen-Kamptal) mit der Limesstraße entlang der Donau. Im Norden war der Platz durch die Donau, im Nordwesten durch die Traisen abgesichert. Eine aus dem Murtal in der Steiermark heranführende Handelsstraße (Eisen und Salz) traf bei Traismauer auf die Donau, querte diese und schloß sich am Nordufer an zwei alte Fernverkehrsrouten, die sog. Manhartsberglinie und den Kamptalweg, an. Ein in der Nähe des Lagers vermuteter Donauübergang ermöglichte weiters die Anlage einer Straßenverbindung nach Süden, nach Aelium Cetium/St.Pölten. Aufgrund der prähistorischen Funde vermutet man diese Straße am rechten Ufer der Traisen. [26] Von hier aus beherrschte man das Binnenland und konnte sofort eventuelle Feindbewegungen am Nordufer des Stromes (Mündung des Kamp) erkennen und beobachten. Zusätzlich rückt hier das Hügelland des 345 m hohen Seelackenberges bis weit gegen die Donau vor und schließt das südliche Tullnerfeld gegen Westen ab. Augustianis fungierte an diesem Engpass wohl als eine Art Verbindungsstelle zwischen Favianis (Mautern) und Comagenis (Tulln). Bei einer Belagerung war die Besatzung bei ihren Verteidigungsbemühungen jedoch im Nachteil, da die Erhebungen des Venus- und Schullerberges eine gute Sicht in das Innere des Lagers ermöglichten.

Konkrete Anhaltspunkte für die Entstehungszeit des Lagers lieferten erst die Grabungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach Ausweis der dabei gemachten Funde dürfte das Kastell zur Zeit der Herrschaft der Flavier oder evt. schon unter Claudius Dynastie in Holz-Erde-Technik errichtet und gegen Ende des 1. Jahrhunderts durch Feuer wieder zerstört worden sein (20-60 cm dicke Brandschicht). Nach der Bauinschrift am Traismauer Schloß war wohl um 140 – 144 n.Chr. der Neubau in Stein abgeschlossen der mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die ala I Augusta Thracum ausgeführt wurde. Obwohl beim Steinlager mehrere Umbauphasen festgestellt werden konnten, lassen sich diese zeitlich kaum auseinanderhalten. Aufgrund einer Brandschicht zwischen den Fundhorizonten von Steinlager I und II kann man hierfür wohl eine Art Zwischenphase (wahrscheinlich Zerstörungen in Folge der Markomannenkriege) annehmen. Sicher ist nur, dass die Anlage bis zum 4. Jahrhundert n.Chr. mehrfach umgebaut, bzw. den Erfordernissen angepasst worden ist. Der Aufbau des nördlichen Hufeisenturms (Hunger- oder Reckturm) erfolgte wohl unter Valentinian I. (frühes 4. Jahrhundert).[27] Im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert dürfte das Lager jedoch niedergebrannt worden sein. Ein Reiterstandbild auf den Forum des Lagers wurde dabei ebenfalls zerstört. Laut den Befunden des südlichen Gräberfeldes dürfte hier aber bis ins späte 5. Jahrhundert dennoch eine größere Ansiedlung aus lehmverputzten Holzgebäuden weiterexistiert haben. Hannsjörg Ubl hält es für möglich, dass in den Lagerruinen eine sich nach Osten erstreckende Siedlung „mit durchaus kleinstädtischen Charakter“ entwickelt hat [28] Herma Stiglitz nimmt weiters an, dass Augustianis zu denjenigen oppida gehörte die den Rugiern tributpflichtig waren obwohl der Ort nicht in der Vita Sancti Severini erwähnt wird (unpublizierter Fund einer Kupfermünze des Justinus II.), vielleicht war die Siedlung aber zu dieser Zeit schon völlig bedeutungslos geworden. Die nachweisbare Wiederbesiedlung des Kastellareals erfolgte erst wieder im 9. Jahrhundert (urkundliche Erwähnung des Ortes "Traisma" um 799 n.Chr.)[29]
Garnison
Ala I Hispanorum Auriana
Über die Besatzung des Holz-Erde-Kastells lassen sich keine definitiven Aussagen machen da bis dato keine diesbezüglichen Inschriften aufgetaucht sind. Das frühe Lager wurde möglicherweise durch die legio XIV für eine teilberittene Kohorte errichtet.[30] Polaschek vermutet die ala I Hispanorum Auriana als die erste Besatzungstruppe des Kastells. Die Truppe stammte ursprünglich aus Spanien und wurde vermutlich von einem Mann namens Aurius oder Aurianus kommandiert. Laut einer Inschrift aus Aquincum [31] wurde sie unter Tiberius vom Rhein nach Pannonien verlegt. Ihr voller Name ist allerdings erst seit trajanischer Zeit bekannt. Vielleicht ist sie mit der ala I Hispanorum milliaria ident die unter Claudius von der Rheingrenze an die Donau kam. Die ala Auriana wird auch bei Tacitus[32] als Teil einer kleineren Heeresgruppe erwähnt die im Vierkaiserjahr 69 n.Chr. an den Inn marschierte um dort dem Aufgebot des Vitellius entgegenzutreten. Ein Grabstein aus Semriach in der Steiermark[33]lässt auf eine Anwesenheit in Noricum in der Zeit zwischen der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts und Anfang des 2. Jahrhunderts schließen. Durch ein Militärdiplom aus Weißenburg (30.Juni 107 n.Chr.) ist ihre Anwesenheit in Raetien bekannt[34]. Möglicherweise lag sie dannach auch einige Zeit in Kastell Burghöfe wie eine Weihinschrift andeutet. Auf pannonischen Diplomen aus den Jahren 84 und 85 n.Chr.[35] wird die Einheit jedenfalls nicht mehr erwähnt. Möglicherweise wurde sie in diesem Zeitraum Bestandteil der norischen Provinzarmee.
Ala I Augusta Thracum
Ihre Stationierung in Augustianis ist spätestens ab 140 n.Chr. gesichert. Sie stammte ursprünglich aus Syrien, kam danach nach Raetien und wurde im Zuge der Partherkriege Trajans wieder in den Osten verlegt. Wo sie sich im frühen 2. Jahrhundert aufgehalten hat liegt im Dunkeln. Nach Ansicht von Herma Stiglitz wurde die Einheit schon um 107 n.Chr. an die norische Donau verlegt[36]. Sie stützt sich dabei auf einen Grabsteinfund der in seiner Inschrift einen Angehörigen dieser Formation, Trouclaimarus, nennt sowie auf die Weihinschrift an Antoninus Pius (pro salute imperatoris) die auf die Jahre 140-144 n.Chr. datiert werden kann. Auch für Hannsjörg Ubl wurde die Einheit[37] bereits vor 140 n.Chr. nach Noricum verlegt, da sie „mit größter Wahrscheinlichkeit“ auf einem Militärdiplom aus Mautern[38] genannt wird. Auf einem sich heute im Schloßhof von Traismauer befindlichen Grabstein werden zwei Veteranen der ala I Thracum genannt, der Waffenmeister C.Julius Acricola und T.Aelius Quartio, der Stifter des Grabsteines. 1925 wurde eine Sandsteinplatte geborgen die erneut einen Reitersoldaten namens Trouclaimarus Demari filius, erwähnt. 1969 wurde bei Kanalausschachtungen unter dem Osttor wieder ein Inschriftenfragment mit Nennung der ala I Thracum entdeckt. Ob die Truppe auch noch im 3. Jahrhundert in Traismauer lag ist nicht bekannt.
Equites Dalmatae
Für die Spätantike wird in der Notitia Dignitatum in der Liste des Dux Pannoniae Primae et Norici Ripenses für Traismauer eine Abteilung dalmatinischer Reiter (equites Dalmatae), angeführt. Dies ist auch der letzte Hinweis auf eine römische Besatzungstruppe im Kastell Augustianis.
Vicus und Gräberfelder
Die Zivilsiedlung von Augustiana begann knapp östlich der Lagergräben und bestand teilweise aus massiven Steinbauten, darunter auch eine Therme.[39] Sie reichte von hier aus fast einen Kilometer bis nach Osten und Süden. Laut den Kleinfunden entwickelte sich die Siedlung gleichzeitig mit dem Militärlager.
Vicus Süd
Das südliche Lagerdorf erstreckte sich hauptsächlich entlang der aus dem Osttor führenden Straße und in den Fluren südlich des Kastells. Die Befunde der Zivilsiedlung kamen hauptsächlich bis zur Bahntrasse, in einem topographisch eng begrenzten Raum (die Ausläufer des Venusberges reichen bis ca. 200 m an die Kastellmauer heran), zutage. Die Ausrichtung der Siedlungsbauten deutet auf eine planmäßig errichtete Anlage hin. Schon seit dem Bau der Westbahn 1884/85, die südlich an der Stadt vorbei führt, wurden hier immer wieder römerzeitliche Funde gemacht, insbesonders bei der Verlegung des Gasrohrnetzes in den 70er Jahren des 20.Jahrhunderts. Bei der Fundamentierung für einen Zubau des Hauptschulgebäudes wurde 1950 unter dem südlichen Seitenflügel zur Hälfte ein römischer Töpferofen freigelegt. Der Brennraum (seine Kuppel wurde wahrscheinlich 1897 beim Bau der Schule zerstört) enthielt noch Tonwaren, die in das 3. Jahrhundert datiert werden konnten. 1972 konnte durch A.Gattringer in der Bahnhofsstraße wieder ein frührömischer Siedlungshorizont angeschnitten werden, der mit einer Aufschüttung überlagert und in eine Roulierung für Mauerwerk eingetieft war. Weiters wurde eine circa 8 m breite Straßenschotterung in der Höhe der porta decumana freigelegt. Beiderseits der Straße waren Richtung Osten und Westen noch Spuren von Siedlungtätigkeit (Stampflehmfußböden und diverse Mauerreste) festellbar.
Im Jahre 2002 wurde es auch möglich, mehrere Bauphasen des südlichen Vicus zu unterscheiden. Das BDA (Neugebauer/Gattringer) führte hierbei auf einer Fläche von 890 m² eine Ausgrabung durch. Die frühesten Funde (Pfostengruben, Fundamentgräbchen, Kellergruben) stammen aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. Die in Stein errichteten Bauten der mittleren Kaiserzeit waren nach Nord-Süd ausgerichtet. Sie waren mit glatt verstrichenen Estrichböden ausgestattet, ihre Mauern standen auf einer Schotterroulierung. Weiters wurden zwei Brunnen, jeweils mit Holz- und Steinverkleidung untersucht. Einer davon wurde in einem Park konserviert und zugänglich gemacht[40].
Vicus Ost
Der östliche Vicus dehnte sich ca. bis zu einer Länge von 500 m vor dem Kastell aus. Die Untersuchung der Mauerreste ergab, dass sich die Gebäude nach der aus dem heutigen "Wiener Tor" führenden Hauptausfallsstraße orientierten, die ebenfalls an mehreren Punkten beobachtet werden konnte. Die ersten Quartiere waren mit Stampflehmfußböden ausgestattet, ihre Seitenwände in Rutenflechtechnik mit Lehmverputz errichtet, auch eine Schotterplanierung konnte an mehreren Stellen erkannt werden. Die verschiedenen Steinbauphasen ließen sich in größeren Gebäudekomplexen gut erkennen. Gleichzeitig wurden auch spätantike Umbauten nachgewiesen und Töpferöfen entdeckt. In den Jahren nach 1945 kamen bei zahlreichen Neubauten römerzeitliche Gebäudereste zutage, die manchmal bis zu vier Bauphasen aufwiesen. Erste systematische Grabungen durch das Österreichische Archäologische Institut erfolgten in den 60er Jahren (Herma Stiglitz). Beim Bau des neuen Postamtes in der Wiener Straße Nr. 18 wurden beim Römertor mehrere Mauerzüge, Terrazzoböden und Abfallgruben untersucht die ebenfalls zum Vicus des Kastells gehörten. [41]
Gräberfelder
Sie begrenzten den Vicus im Süden und Osten. Die Gräberfelder aus unterschiedlichen Zeitstellungen wurden hauptsächlich südöstlich des Lagers und am Venusberg lokalisiert. Nordöstlich der Stadt, in Stollhofen, wurde ebenfalls ein spätantikes Gräberfeld untersucht. Hier wurden bei diversen Grabungen bis 1995 insgesamt 382 Bestattungen untersucht und deren Funde geborgen. Es konnte allerdings in seiner gesamten Ausdehnung noch nicht erfasst werden. Auch das spätantike Gräberfeld am Venusberg ist in seiner Ausdehnung nach Osten noch nicht gänzlich geklärt. Im Bereich unterer Venus- und Schullerberg wurden ebenfalls derartige Gräber untersucht. 1948 wurden u.a. auch am Weinhauerinnung römische Gräber entdeckt. [42] Einige Jahre zuvor waren etwas weiter oberhalb antike Gräber zerstört worden. 1958 wurde bei der Verlegungsarbeiten für eine Gasleitung u.a. der Übergang von der Zivilstadt zum Gräberfeld entdeckt. [43]Im einem Baugrubenaushub zwischen Werksbach und Werkstraße wurden 1959 ein Grabstein und ein Konglomeratstein (Maße: 160 x 70 x 50 cm) gefunden, der zusätzlich in der Mitte eine Aussparung von 40 x 22 x 20 cm hatte und mit einem Stein verschlossen war (Grabbau?). [44] Die Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (Herwig Friesinger, S. Schmiedt) konnte 1964 39 Körperbestattungen und ein Urnengrab bergen die aus dem 4./5. Jahrhundert n.Chr. stammen. Das Gräberfeld setze sich nach Einschätzung der Ausgräber hier in südöstlicher und nordwestlicher Richtung fort[45] 1976 stieß der Bauer G. Gollner am sog. Gemeindeacker auf ein antikes Steinkistengrab. Schon 1925 waren hier Steinkistengräber gefunden [46]und dannach auch einzelne Streufunde aufgelesen worden. 1976 wurde die Fläche planmäßig ergraben (BDA, Ch. Farka). Mauerfundamente (Grabbau), Grubenobjekte, mehrere Körperbestattungen (teilweise wieder in Steinkistengräbern) und Brandbestattungsgräber konnten dabei geborgen werden. [47]Die Ausgrabung wurde 1980 wieder aufgenommen. Hierbei kamen 19 Körpergräber und 3 Brandbestattungen zutage, Steinaufhäufungen, die mit Ziegelbruch durchsetzt waren, wurden dabei ebenfalls dokumentiert. Ihre Funktion ist allerdings unklar. [48]Bei Untersuchungen im Jahre 1995 stellte man hier weiters fest, dass sich das Gräberfeld offenbar nach allen Richtungen ausdehnte.[49]
Anmerkungen
- ↑ Nach Auskunft eines Bauern aus Wagram an der Traisen habe dieser vor Jahrzehnten an dieser Stelle steinerne Fundamente ausgeackert. Die Weitergabe der Meldung wurde ihm jedoch vom Grundherren untersagt
Einzelnachweise
- ↑ ND occ. XXXIV
- ↑ Johann Offenberger: 1983, Seite 158
- ↑ G.Rasch: 1950, II, S. 22
- ↑ H.L.Werneck: Grundlagen zur Frühgeschichte zwiwchen Dunkelsteinerwald und Unterlauf der großen Tulln, Herzogenburg 1955, S. 137
- ↑ J.Offenberger, 1983, S. 152 – 154
- ↑ CIL 3, 5654
- ↑ CIL 3, 5655
- ↑ Plasser A.: 1894, S. 6
- ↑ Meldung A. Gattringer
- ↑ E.Novotny: 1923, s. 20
- ↑ E.Polaschek: 1933, S. 5 und 1936b, s 1001
- ↑ Johann Offenberger: 1993, S. 542
- ↑ Kandler-Vetters, 1989, S. 144
- ↑ Offenberger 1983, S. 149
- ↑ Johann Offenberger: 1983, s. 150
- ↑ Johann Offenberger: 1983, S 150
- ↑ Kurt Genser: 1986, S. 315
- ↑ PRO AUSTRIA ROMANA 26, 1976, S. 16, Johann Offenberger 1983, S. 137
- ↑ Pro Austria Romana, 26, 1976, S. 16. sowie Hannsjörg Ubl: 1990, S. 89
- ↑ Fundberichte aus Österreich, 22, S 137
- ↑ Johann Offenberger: 1983, S. 146, FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 38, 1999, S. 486
- ↑ :FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 37, 1998, S. 38f. und Band 38, 1999, S. 486
- ↑ Johann Offenberger: 1983, S. 138-143
- ↑ J.Offenberger: Fundberichte aus Österreich, 22, 1983, S. 137
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH , 13, 1974, S. 119
- ↑ J.Offenberger, 1983, S. 154
- ↑ Hannsjörg Ubl in: Severin zw. Römerzeit uns Völkerwanderung, Katalog, Linz 1982, S. 534
- ↑ H.Ubl: 1980a, S. 598
- ↑ K.Genser, 1986, S. 322
- ↑ Eduard Polaschek: 1936b, S. 1003, E.Hadinger: 1940, S. 88, S. Seutter v.Loetzen, 1945, S. 175
- ↑ CIL 3, 14349
- ↑ Historia III, 5, 2
- ↑ CIL 3, 11749
- ↑ CIL 16, 55
- ↑ CIL 16, 30 und CIL 16, 31
- ↑ Herma Stiglitz: 1973, S. 50 und 1975b, S. 89
- ↑ H.Ubl: 1977/78, S. 242, Anm. 16
- ↑ CIL 16, 174
- ↑ Kandler-Vetters, 1989, S. 144
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH, 41, 2002, S. 33f
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH, 7, 1956-60, S. 112. und Nr. 10, 1971, S. 77
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 5, 1946-50, 113
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 10, 1971, S. 77
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH, 7, 1956-60, S. 112
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH, 5, 1946-50, S. 113, sowie Nr. 8, 1961-66, S. 102 und Nr. 9, 1966-70, S. 288
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 1, 1930-34, S. 60
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH, 15, 1976, S. 273 und Nr.1, 1930-34, S. 60
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 19, 1980, S. 545
- ↑ FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH 34, 1995, S. 30
Literatur
- Johann Offenberger, Das römische Lager Augustianis-Traismauer, Fundberichte aus Österreich 22, 1983, S. 133ff.
- Johann Offenberger, Archäologische Untersuchungen in der Stadtpfarrkirche von Traismauer, Fundberichte aus Österreich 16, 1977, S. 215ff.
- Johann Offenberger, Traismauer - Ergebnisse einer Sondage an der östlichen Stadtmauer, Fundberichte aus Österreich 32, 1993, S. 535ff.
- Kurt Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht, Der römische Limes in Österreich 33, 1986,
- Manfred Kandler und Hermann Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989,
- Herwig Friesinger und Fritz Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002,
Siehe auch
Weblinks