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Maingau

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Der Maingau (Gau am Main) war in der Zeit des Fränkischen Reiches das Siedlungsgebiet im Knie des Mains östlich von Frankfurt am Main und im nördlichen Odenwald um die Mainzuflüsse Rodau, Gersprenz und Mümling, sowie rechts des Mains um Aschaffenburg. Im Maingau ("in pago Moingewi") wurde Einhard 770 geboren.

Im Westen wurde der Maingau durch den Rheingau, im Norden (nördlich des Maines) durch den Niddagau und Wettergau (siehe Wetterau) begrenzt. Es bestand in der Regel keine feste Grenzziehung. Die Grenze zwischen Rheingau und Maingau befand sich im ausgedehnten Waldland der Dreieich wohl entlang der Wasserscheide der dort entspingenden Bäche. Die späteren Bezeichnungen Rodgau und Bachgau sind Unterteilungen des Maingaues.

Viele Orte des Maingaus werden in Schenkungsurkunden an das Kloster Lorsch erstmalig erwähnt. Dadurch kam das Kloster im frühen Mittelalter zu umfangreichen Besitzungen in diesem Gebiet. Der Teil des Maingaus, welcher dem heutigen nördlichen Kreis Offenbach und der kreisfreien Stadt Offenbach entspricht, gehörte vom Mittelalter bis in das frühe 19. Jahrhundert der Biebermark an.

Die auch heute noch südlich des Main zahlreichen Wälder gehörten ebenso wie die nördlich des Flusses früher ausgedehnten Waldgebiete dem Wildbann Dreieich an.

Urkundliche Erwähnungen aus fränkischer Zeit sind von folgenden Orten des Maingaues überliefert:

Bieber, Bürgel, Rumpenheim, Mühlheim, Dietesheim, Meielsheim (später verwüstet), Klein-Auheim, Großauheim, Hainstadt, Hausen, Heusenstamm, Seligenstadt, Klein-Welzheim, Mainflingen, Großwelzheim, Klein-Ostheim, Stockstadt, Babenhausen, Hergershausen, Oberroden und Niederroden.

Geschichte

Während der römischen Besatzungszeit war der spätere Maingau Teil der Civitas Auderiensium in der Provinz Obergermanien. In Schriften des Tacitus wurde bereits zur Zeit Julius Cäsars über die Bewohner der Region ("Zehntland") geschrieben.

Nach dem Abzug der römischen Truppen aus dem Zehntland (Gebiet rechts des Rheines) bis 260 nach Christus blieb die kelto-germanische Mischbevölkerung ansässig und trieb weiterhin regen Handel mit den Römern auf der linken Rheinseite.

Von den in der Völkerwanderungszeit durchziehenden Völkern sind vor allem die Alamannen zu nennen. Auf sie gehen mehrere Ortsgründungen zurück: Bellingen, Sprendlingen ("Sprendlingun"), Mainflingen ("Manolfingen"), Hainstadt ("Heinstadt"), Seligenstadt ("Saligunstadt"), Stockstadt ("Stoddenstadt") sowie Groß- und Klein-Krotzenburg ("Cruzenburch").

Nach dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig über die Alamannen im Jahre 496 kam das allemannische Siedlungsgebiet unter fränkische Herrschaft. Unter den Franken wurde der Mainagu als Verwaltungsgebiet den Maingaugrafen unterstellt.

Maingaugrafen

Unter den Nachfolgern Karls des Großen wandelte sich die Amtsgrafschaft in eine Erbgrafschaft. Über die Gaugrafen des Maingaus ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass sich das Geschlecht derer von Hagenhausen (mit Sitz im heutigen Rodgauer Stadtteil Hainhausen) auf sie zurückführte. Auf die Hagenhausener gehen ihrerseits die Herren von Eppstein zurück.

  • Gaugraf Warin und seine Frau Fiderun schenkten 773 bzw. 780 ansehnlichen Besitz aus Bieber dem Kloster Fulda, wie dort schriftlich festgehalten. Das spätere deutsche Kaisergeschlecht der Salier soll von Gaugarf Warin abstammen.
  • Gaugraf Walah tätigte ca. 786 eine Schenkung in Bieber.
  • Gaugraf Drogo besaß nach einer Urkunde aus dem Jahr 815 die Dörfer Ober- und Untermühlheim.
  • Gaugraf Gerlach ("Gerlahi") taucht 1013 in einer Schenkungsurkunde des Königs Heinrich II. als Besitzer des Ortes Dietesheim auf.

Der Maingau heute

In neuerer Zeit findet sich die Tendenz, den Begriff Maingau, der ja schon lange keine Verwaltungseinheit mehr bezeichnet, unspezifisch auf größere Teile des Rhein-Main-Gebiets anzuwenden. Dahinter stehen wohl ursprünglich die Bezirkseinteilungen der Turn- und Schützengilden. Der Sport-Schützengau 8 bezeichnet sich als "Maingau" und beinhaltet die Kreise 81 Frankfurt, 82 Offenbach, 83 Main-Taunus, 84 Hochtaunus und 85 Usingen. Im Jahre 1890 wurde im Frankfurter Stadtteil Nordend vom Vaterländischen Frauen-Verein vom Rothen Kreuz das Maingau-Krankenhaus eröffnet. In Flörsheim am Main erschien bis 1989 der Maingau-Bote (heute Flörsheimer Zeitung).

Aber auch für das ursprüngliche Gebiet gibt es den Begriff noch: Ein in den 1990er Jahren beschlossener Zusammenschluss von Volksbanken in Stadt und Kreis Offenbach trägt den Namen Volksbank Maingau. Weiter gibt es z. B. die Maingau Energie GmbH (vormals Gasversorgungsverband Obertshausen) und die Maingau-Halle in Kleinostheim.