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Fußball in Frankreich

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Die populärste Sportart Frankreichs ist der Fußball (französisch-umgangssprachlich: le foot). Als identitätsstiftendes Band gerade zwischen den verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen Frankreichs gilt hierbei die französische Fußballnationalmannschaft, die so genannte Équipe Tricolore (nach der Nationalfahne Blau-Weiß-Rot) oder Les Bleus (nach der traditionell blauen Spielkleidung). Allerdings ist die Popularität des Fußballs vergleichsweise jungen Datums: Boule, Rugby, Pétanque und der Radsport lagen in der Gunst der Franzosen bis nach dem 2. Weltkrieg vorne.

Anfangsjahre

Der älteste französische Fußballverein, der Athlétic Club Le Havre, wurde bereits 1872 gegründet, betrieb allerdings bis 1892 die Rugbyversion des Balltretens; der Assoziationsfußball (FA) hingegen (also das, was heute unter Fußball verstanden wird) entwickelte sich erst um 1900 auf breiterer Basis. Dabei blieb das Fußballgeschehen zunächst auf Paris, den am Ärmelkanal gelegenen schwerindustriellen Norden (Lille, Roubaix, Tourcoing) sowie einige südfranzösische (überwiegend Hafen-) Städte (Marseille, Nîmes, Sète, Bordeaux) beschränkt und wurde ganz überwiegend von Menschen britischer Abstammung betrieben.

Verbandsvielfalt statt -einheit

Der erste französische Sportverband, der auch FA-Vereine aufnahm, war die Union des Sociétés Françaises des Sports Athlétiques (USFSA), die von 1904 bis 1908 dem Fußballweltverband FIFA angehörte. 1894 führte die USFSA eine erste "nationale Meisterrunde" durch (mit lediglich 6 Pariser Vereinen), ab 1898/99 eine "Landesmeisterschaft", die die drei Regionalmeister von Paris, der Normandie und des Nordens ausspielten. 1911/12 nahmen immer noch erst 22 Mannschaften an diesem "Championnat de France" genannten Wettbewerb teil.
Neben der USFSA existierten aber mehrere weitere Verbände, die ebenfalls ihre französischen Meister ermittelten:

  • die katholische Fédération Gymnastique et Sportive des Patronages Français (FGSPF) ab 1905
  • die kleine Fédération Cycliste et Athlétique de France (FCAF) ab 1905
  • die Ligue de Football Association (LFA), eine Abspaltung von der UFSFA ab 1910
  • die FAA (nur 1907 eine eigene Meisterschaft)

Bis zu 4 französische Meister in einem Jahr

Um die Verwirrung zu vervollständigen, gründeten FGSPF und weitere kleine Verbände als gemeinsamen Dachverband das Comité Français Interfédéral (CFI), der sich vehement gegen den bezahlten Sport aussprach und 1910 anstelle der USFSA in die FIFA aufgenommen wurde. Erst 1913 trat schließlich auch die USFSA dem CFI bei. Immer noch allerdings trugen die Einzelverbände ihre jeweiligen Meisterschaften (1904/05 zwei, 1905-1910 drei, 1910-1914 vier) aus. Zwar ermittelten die CFI-Verbände zwischen 1907 und 1913 auch ihren gemeinsamen Titelträger (Trophée de France), aber die Vereine des ältesten und mitgliederstärksten Verbandes blieben davon ausgeschlossen. Der erste gemeinsame Meister aller Verbände unter dem Dach des CFI kam denn auch prompt aus der USFSA (Olympique Lillois Lille, 1914).
Immerhin wurde 1917/18, mitten im 1. Weltkrieg, ein landesweiter Pokalwettbewerb geschaffen, an dem Vereine aller Verbände teilnehmen durften: die Coupe Charles Simon (seit 1919 "Coupe de France"). Aber selbst unter dem am 7. April 1919 gegründeten einheitlichen Französischen Fußballverband (FFFA, später FFF) dauerte es noch bis 1926/27 (Ermittlung mehrerer Meister pro Saison), tatsächlich sogar bis 1932/33, ehe auch eine gleichwertige französische Meisterschaft (in einer einzigen nationalen Liga, der Division 1, auf Profibasis) ausgespielt wurde. Und diese Entwicklung wurde schon 1940 erneut durch Krieg und Besetzung unterbrochen.

Deshalb zählt die FFF zwar die französischen Pokalsieger ab 1918, die Landesmeister hingegen nur von 1933 bis 1939 und wieder ab 1946.

Verband und Ligasystem heute

Heute ist der französische Fußball in der Fédération Française de Football (FFF) organisiert, der sich inzwischen im Herrenbereich – ähnlich der Entwicklung in Deutschland – in einen Profi- (Ligue de Football Professionnel) und einen Amateurbereich (Ligue Fédérale Amateur) aufgegliedert hat. Die FFF ist für die Nationalmannschaft zuständig. Der nationale Spielbetrieb wird gegenwärtig in der Spitze in einem dreistufigen Ligasystem abgewickelt: Ligue 1, Ligue 2 und National bestehen aus je einer Staffel mit 20 Profivereinen. Darunter gibt es als Spitze des Amateurbereichs den Championnat de France Amateur (CFA) (je 18 Klubs in 4 regionalen Staffeln) und den fünftklassigen CFA 2 (je 16 Klubs in 8 regionalen Staffeln).

Nationalmannschaft

Jacques Santini ist Trainer der französischen Fußballnationalmannschaft. Sie ist eine der erfolgreichsten im Fußball. Frankreich gewann einmal die Fußballweltmeisterschaft und zweimal die Fußball-Europameisterschaft. Bei den Europameisterschaften war Frankreich bisher fünf Mal vertreten und bei den Weltmeisterschaften bereits elfmal dabei. 2003 gewann es zudem den Confederations Cup.
Wesentlicher Grund für die international herausragende Stellung, die sich der französische Fußball seit etwa 1990 erarbeitet hat, ist das System der Talentförderung, das unter anderem alle Erstligaclubs dazu verpflichtet, eine Art Sportinternat und eine 2. Mannschaft für Nachwuchsspieler (Reserve Pro) zu unterhalten; zudem bietet der Fußball gerade den Nachkommen der zahlreichen Einwanderer aus der französischsprachigen Welt in Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum eine der wenigen Chancen zu gesellschaftlicher Anerkennung und sozialem Aufstieg. Die Kehrseite dieses fußballerischen Aufschwungs: seit Jahren spielen die allermeisten Spieler des erweiterten Nationalkaders nicht mehr in Lens, Nantes, Paris oder Toulouse, sondern in den Top-Ligen Italiens, Englands und Spaniens.

Französische Vereine in den europäischen Wettbewerben

Auch aus diesem Grund sind die französischen Erfolge auf Vereinsebene nicht ganz so beeindruckend wie die der Nationalmannschaft:

Französische Meisterschaft

Ligue 1 – die aktuelle Saison

Die Ligue 1 (bis 2002: Division 1/D1) ist die höchste Spielklasse im französischen Fussball, in ihr wird der Französische Meister ausgespielt. In der Saison 2004/05 waren folgende Mannschaften vertreten: Olympique Lyon, AS Monaco, Paris St. Germain, AJ Auxerre, FC Sochaux, Olympique Marseille, FC Nantes, Girondins Bordeaux, RC Lens, OGC Nizza, OSC Lille, Stade Rennes, SC Bastia, RC Strasbourg, FC Metz, FC Toulouse, AC Ajaccio sowie die Aufsteiger AS Saint-Étienne, SM Caen und FC Istres.

Am Ende dieser Spielzeit verteidigte Lyon mit großem Vorsprung vor Lille seinen französischen Meistertitel. Als Absteiger in die Ligue 2 stehen Caen, Bastia und Istres fest; ihre Plätze im Oberhaus nehmen in der Saison 2005/06 die AS Nancy, UC 72 Le Mans und ES Troyes ein.

Olympique Lyon wurde in der Saison 2004/05 zum viertenmal in Serie französischer Meister. Die vier Titelgewinne seit 2002 sind die ersten in der Vereinsgeschichte. Vier Mal in Folge konnten bislang lediglich die Traditionsvereine AS St. Étienne (1967 bis 1970) und Olympique Marseille (1989 bis 1992) feiern. Fußballtrainer Paul Le Guen ist der dritte Fußballlehrer, der in Frankreich drei Titel in Folge gewinnen konnte. Zuvor war dies Albert Batteux (1968 bis 1970) und Robert Herbin (1974 bis 1976) gelungen. Lyons erste Meisterschaft 2002 wurde unter Jacques Santini gewonnen.
Mit dem Ende der abgelaufenen Spielzeit tritt einer der profiliertesten Vereinstrainer aus Altersgründen zurück: Guy Roux hat die AJ Auxerre seit rund 30 Jahren bis in die Spitzengruppe der höchsten Spielklasse geführt und dabei 1996 auch den Titel geholt.

Champions de France

  • A.S. Saint-Étienne 10
  • Olympique Marseille, FC Nantes(-Atlantique) je 8
  • A.S. Monaco 7
  • Stade Reims 6
  • Girondins Bordeaux 5
  • O.G.C. Nizza, Olympique Lyon je 4
  • Olympique Lille 3
  • FC Sète, FC Sochaux-Montbéliard, Paris Saint-Germain FC je 2
  • Racing Club Paris, Club Olympique Roubaix-Tourcoing, Racing Club Strasbourg, AJ Auxerre, Racing Club Lens je 1

siehe auch Französischer Fußballmeister

Pokalwettbewerbe

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Spielerpersönlichkeiten

Aktuell herausragende Spieler

Ehemalige Spieler

Die Nationalmannschaft bei internationalen Wettbewerben

Teilnahme an der Fußball-Europameisterschaft

Frankreich war bereits zweimal Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft: bei der ersten EM 1960 und 1984.

  • 1. EM 1960 in Frankreich / 4. Platz
  • 4. EM 1984 in Frankreich / Europameister
  • 9. EM 1992 in Schweden / Vorrunde
  • 10. EM 1996 in England / Halbfinale
  • 11. EM 2000 in Belgien und den Niederlanden / Europameister
  • 12. EM 2004 in Portugal / Viertelfinale

Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft

Frankreich war zwei Mal, 1938 und 1998, Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft.

  • 1. WM 1930 in Uruguay / Vorrunde
  • 2. WM 1934 in Italien / Vorrunde
  • 3. WM 1938 in Frankreich / Viertelfinale
  • 5. WM 1954 in der Schweiz / Vorrunde
  • 6. WM 1958 in Schweden / 3. Platz
  • 8. WM 1966 in England / Vorrunde
  • 11. WM 1978 in Argentinien / Vorrunde
  • 12. WM 1982 in Spanien / 4. Platz
  • 13. WM 1986 in Mexiko / 3. Platz
  • 16. WM 1998 in Frankreich / Weltmeister
  • 17. WM 2002 in Japan und Südkorea / Vorrunde

Frauenfußball

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Literatur

  • Hardy Grüne: Enzyklopädie der europäischen Fußballvereine. Die Erstligamannschaften Europas seit 1885 (Agon) Kassel 2002 ISBN 3-89784-163-0
  • Radovan Jelínek/Jiří Tomeš (Hg.): Fußball Weltatlas (Copress) München 2001 ISBN 3-7679-0651-1