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Baptisten

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Wie alle evangelischen Kirchen sind auch die Baptisten ein Produkt der Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts (Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli, Thomas Müntzer u.a.). Auch sie sind in ihrer Geschichte vielen Einflüssen unterlegen, die sich nicht immer historisch fassen lassen. Die Hauptentwicklungslinie lässt sich unbestritten folgendermaßen darstellen:

1529 kam es unter Heinrich VIII zur Abspaltung der englischen katholischen Kirche von Rom und der Gründung der nationalen anglikanischen Kirche. Nach Heinrichs Tod machten sich auch hier die Auswirkungen der kontinentalen Reformation bemerkbar - unter anderem in der Entwicklung des calwinistisch geprägten "Puritanismus". Die englischen Könige waren jedoch immer darauf bedacht die Einheit der anglikanischen Kirche zu erhalten. So gründeten Auswanderer 1609 in Amsterdam eine erste eigenständige puritanische Gemeinde.

Den Namen Baptisten (aus dem Griechischen = "taufen") erhielten Sie als Spottnamen, da sie Menschen nur aufgrund einer freiwilligen Entscheidung tauften und damit in die Gemeinde aufnahmen (das schließt eine Kindertaufe aus). Hierbei gibt es durchaus theologische parallelen zu der deutschen Wiedertäuferbewegung, die im Gegensatz zum Puritanismus teilweise fanatisch-sektiererische Ausprägungen hatte (Münster 1534/35). Ob ein Austausch zwischen den beiden Bewegungen bestand kann allerdings nicht nachgewiesen werden.

Wie viele andere Anhänger reformatorisch geprägter Glaubensbewegungen zogen es es schließlich auch die Puritaner vor in die USA auszuwandern. Dort wurde 1611 eine erste Gemeinde gegründet. Vor allem im 18. Jh. erlebten die dortigen Gemeinden einen großen Aufschwung, u.a. wegen ihrer kompromisslosen Haltung gegen den Sklavenhandel.

Im 19. Jahrhundert kehrte der Baptismus wieder nach Europa zurück. Der Hamburger Kaufmann Johann Gerhard Oncken hatte sich zunächst auf einer Englandreise in einer methodistischen Gemeinde bekehrt. Nach Deutschland zurückgekehrt kam er in Kontakt mit einem amerikanischen baptistischen Theologen, der die Glaubentaufe an ihm vollzog. Oncken gründete 1834 die erste Gemeinde in Hamburg.

Heute gibt es in Deutschland rund 900 Gemeinden mit ca. 88.000 Mitgliedern. Damit ist sie die Mitgliederstärkste Freikirche in Deutschland. Der offizielle Name lautet heute Evangelisch -Freikirchliche Gemeinde (Baptisten)

(Die Unterscheidung zwischen Landeskirchen und Freikirchen in Deutschland stellt im internationalen Vergleich eine einmalige Besonderheit dar. Verschiedene evangelische Kirchen - lutherische, reformierte und einige wenige andere - ziehen Ihre Mitgliedsbeiträge über den Weg einer Kirchensteuer ein. Die Freikirchen hingegen bestehen auf einer strikten Trennung von Staat und Kirche. Sie erhalten ihre Zuwendungen von ihren Mitgliedern direkt.)

Die einzelnen Gemeinden sind weitgehend selbständig, jedoch in einen deutschen und internationalen Bund integriert. Der deutsche Bund unterhält neben diakonischen Einrichtungen auch eine Bibelschule in Elstal bei Berlin, in der eigene Pastoren ausgebildet werden. Auch Absolventen eines evangelischen oder katholischen Theologiestudiums können (nach einem Aufbaustudium) als Pastoren in den Gemeinden tätig werden.

Grundsätzlich sind die evangelisch-freikirchlichen Gemeinden auf allen Ebenen in der ökumenischen Bewegung sehr aktiv. Sie sind Mitglied in der ""Deutschen Evangelischen Allianz"" und Gründungsmitglied der ""Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen"".

Ein wesentliches Merkmal der Baptisten ist nach wie vor ihre Ablehnung der Kindertaufe, welche nach ihrem Verständnis nicht dem biblischen Gebot entspricht. Stattdessen lassen sich Baptisten im Erwachsenenalter, in der Regel als Jugendliche, durch vollständiges Eintauchen taufen. Im Allgemeinen kann man nur durch eine solche Glaubenstaufe Mitglied einer Baptistengemeinde werden.