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Meyersche Stollen

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Die Meyerschen Stollen sind ein Wasser-Sammelsystem von mehreren Kilometern Länge im Untergrund der Schweizer Stadt Aarau. Dieses Stollensystem wurde unter der Anleitung von Johann Rudolf Meyer senior und junior um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert zur Energiegewinnung gebaut. Das gesammelte Wasser wurde über ein Wasserrad von 10 m Durchmesser geleitet, welches dem Antrieb einer in der Nähe gelegenen Seidenbandfabrik diente.

Diese aufwändige Methode zur Energiegewinnung wurde deshalb gewählt, weil am seinerzeitigen Stadtbach bereits alle Wasserrechte anderweitig vergeben waren. Um allfälligen Problemen vorzubeugen, entstand das Stollennetz skurrilerweise im Geheimen. Dennoch wurde die Aarauer Bevölkerung mit der Zeit auf das unterirdische Wasser-Sammelsystem aufmerksam. Es kam zu einem Beschwerdeschreiben und die Meyers mussten nachträglich um eine Konzession nachsuchen. Diese wurde 1827 rückwirkend auf das Jahr 1820 erteilt.

Bauweise

Der Bau der Stollen wurde sorgfältig - in verschiedenen Stilen - ausgeführt und entspricht dem der Zeit entsprechenden Stand der Bergbautechnik. Kleine unterirdische Wehre, Staubecken und ein System von Querstollen erlaubten es, Wasser während der arbeitsfreien Zeit aufzustauen und - wenn benötigt - gezielt einzusetzen. Bergarbeiter aus dem Tirol und anderen Gebieten führten die Bauarbeiten aus. Es gelang, das Ausbruchmaterial unbemerkt abzutransportieren.

Erhaltene Bauteile

Blick in die Baugrube des Neubaus des Bahnhofes Aarau. Darauf sieht man einen stehengelassenen Erdblock mit gerundeten Seitenrändern. Darunter befindet sich das Teilstück, das zum Besucher-Tunnel ausgebaut wird.

Unterhalb der Seidenbandweberei, dem heutigen katholischen Pfarrhaus, sind voll ausgebaute Keller mit den Abflussstollen Richtung Aare erhalten geblieben. Unter dem Bahnhof ist ein Teil mit über zwei Kilometer der Zulaufstollen noch intakt. Er steht teilweise unter Wasser und wirkt wie ein Höhlenlabyrinth. Die beiden einst zusammenhängenden Teile sind heute nicht mehr direkt verbunden, das Wasserrad – somit der Kernteil – wurde beim Neubau der Post in den 1980er Jahren zerstört. Selbst heute noch werden manchmal bei Tiefbauarbeiten isolierte Stollenabschnitte entdeckt, so z. B. im Gönhardquartier.

Die Ablaufstollen unter der ehemaligen Seidenbandweberei können in Führungen besichtigt werden. Diese werden von der Pfadi St. Georg Aarau durchgeführt. Das Naturama in Aarau widmet zudem einen Teil seiner Dauerausstellung den Meyerschen Stollen. Ein neuer Ausstellungsraum soll im Bahnhof Aarau entstehen, der zur Zeit vollständig neu errichtet wird. Im dritten Untergeschoss, wo die ursprünglichen Planungen ein Archiv der SBB vorsahen, wird eine 120 m² grosse Kaverne entstehen, die über zwei Zugänge zu den Stollen verfügt.[1]

Einzelnachweise

  1. Fenster zur Industriegeschichte, azonline.ch, 25. November 2008