Zum Inhalt springen

SIAT 223 Flamingo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2009 um 11:47 Uhr durch Xqbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: it:SIAT 223 Flamingo, ja:MBB 223 フラミンゴ; kosmetische Änderungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
SIAT 223 MBB Flamingo
SIAT 223 A1
Typ A1
Entwurfsland

Deutschland

Hersteller Siebel Flugzeugwerke-ATG GmbH Donauwörth
Erstflug 1. März 1967
Indienststellung 1968
Produktionszeit

1967-1986

Stückzahl 96

Die SIAT 223 Flamingo ist ein Trainer-Flugzeug des deutschen Herstellers Siebelwerke-ATG, Donauwörth.

Entstehung

Durch die Wiederbelebung der zivilen Luftfahrt in Deutschland nach 1955 gab es Bedarf für geeignete Schulflugzeuge. Auch bei der Siebel Flugzeugwerke-ATG in Donauwörth besann man sich daher auf die Tradition im Flugzeugbau. Bereits 1938 war mit der Siebel Si 202 Hummel eine erfolgreiche Konstruktion geglückt. So entschloss man sich 1956 zur Projektierung der Siebel Si 222 Super Hummel, aus der 1959 die Siebel Siat 222 entwickelt wurde. Der Erstflug fand 1961 statt. Bei der abschließenden Trudelerprobung kam es zu einem tragischen Unfall, bei dem der Testpilot und bekannte Kunstflugmeister Albert Falderbaum ums Leben kam. Bei hinterer Schwerpunktlage konnte das Rückentrudeln nicht beendet werden und beim Ausstieg blieb Falderbaum mit dem Fallschirm hängen. Nach diesem Unfall wurde das Projekt gestoppt. Die Siebel-ATG beteiligte sich 1960 an einem Wettbewerb um ein leichtes Schulflugzeug, ausgeschrieben vom Bundesministerium für Wirtschaft. Der Siebel Entwurf SIAT 223, entwickelt aus der SIAT 222, gewann den 1. Preis. Im Jahr 1966 wurde die SIAT 223 erstmals als Attrappe auf der Luftfahrtmesse in Hannover vorgestellt.

Geschichte

Das Flugzeug SIAT 223/K ist die erste deutsche Nachkriegsentwicklung, die eine Schulung in fast allen Kunstflugfiguren (zweisitzig) erlaubt. Der Erstflug erfolgte am 1. März 1967 durch Herbert Plasa vom Flugplatz Laupheim. Entwickelt wurde das Flugzeug durch die Siebel Flugzeugwerke-ATG, einer Tochtergesellschaft der Waggon- und Maschinenbau GmbH Donauwörth (WMD),bei der seit 1965 die Bölkow GmbH Hauptgesellschafter war und die seit 1968 zum MBB Konzern gehört, heute EADS. Zunächst fertigte man 4 Vorserienflugzeuge, die bei Lufthansa und Swissair erprobt sowie auf in- und ausländischen Luftfahrtmessen gezeigt wurden. Die Entwicklungskosten beliefen sich auf fast 5 Millionen DM. 1968 startete die Serienproduktion im Werk Laupheim. Von dem preisgekrönten Schul-, Kunst- und Reiseflugzeug sollten in einer ersten Serie 125 Stück gebaut werden. Für die Swissair wurden 10 SIAT 223 Flamingo produziert, 15 für die türkische Luftwaffe. Der Einführungspreis betrug damals 75.000,- DM. Die Lufthansa entschied sich nicht für die SIAT 223, sondern bestellte die Beech Debonair. Man erhoffte sich auch die Bundeswehr als Kunden, die aber nicht von der Piaggio 149 wechseln wollte. Die Produktionskosten der S 223 betrugen 125.000,- DM pro Flugzeug, da man anstelle der geplanten 3.000 Arbeitsstunden tatsächlich 9.000 Stunden benötigte. Die Flamingoproduktion wurde 1970 in Laupheim eingestellt. Von 1972 bis 1976 übernahm die spanische CASA in Sevilla die SIAT 223 Fertigung (CASA C-223 Flamingo). Aus dieser Produktion gingen 4 Flamingo an die spanische Luftwaffe, 45 an die syrische Luftwaffe. Der schweizer Flugzeughersteller Farner (Grenchen) baute 1977 in Lizenz weitere 17 Flamingo für Syrien. Eine angefangene Produktion für die Türkei wurde nicht mehr fertiggestellt. Unter der Leitung von Biterolf Essenfelder baute Fa. Farner 1979 eine Flamingo aus spanischer Produktion auf einen turboaufgeladenen Motor um, es entstand die verbesserte Version 223T1. Der Erstflug erfolgte am 25. April 1979 in Grenchen durch Hermann Liese. 1986 wurde in dieses Flugzeug dann ein Porsche Flugmotor PFM 3200 (Erstflug am 16. April 1986) eingebaut und auf der ILA Hannover vorgestellt. Dieses Flugzeug steht heute in der Flugwerft Schleissheim. Zu einer Serienfertigung der SIAT 223 kam es wegen zu geringer Nachfrage nicht mehr. Insgesamt wurden 96 SIAT 223 gebaut, 29 in Deutschland, 50 in Spanien und 17 in der Schweiz. Im Jahr 2009 fliegen noch 8 Flamingo in Deutschland (2 V1, 1 K1, 5 A1), eine in Spanien sowie einige in Syrien.

Konstruktion

Die SIAT 223 Flamingo ist ein 2+2 -sitziger, freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise. Der Rumpf ist in Schalenbauweise aus Aluminium hergestellt. Die Tragflächen aus Aluminium verfügen über einen Haupt- und einen Hilfsholm. Der Hauptholm ist innerhalb des Rumpfes als Kastenprofil und in den Flügelflächen als C-Konstruktion ausgeführt. Die Hauptholme sind über das Kastenprofil und eine Holmbrücke durchgängig fest verbunden. Das Flächenprofil NACA 642-A-215 wurde für die rechteckigen Tragflächen verwendet. Mit dem Steuerknüppel werden die Querruder und das Höhenruder über Gestänge betätigt. Über Seilzüge wird das Seitenruder bedient. Querruder und Seitenruder sind über eine Feder miteinander verbunden, um ein Jet-ähnliches Flugverhalten zu erreichen. Das Flugzeug ist auf allen 3-Achsen trimmbar. Die Steuerung ist leichtgängig, gut ausbalanciert und präzise. Die Landeklappen werden elektrisch betätigt. Es hat ein geschlepptes, starres Fahrwerk mit einem ungelenkten Bugrad. Die verwendete Bremsanlage stammt von Goodyear. Die Schiebehaube des Cockpits erlaubt eine ausgezeichnete Rundumsicht aus der geräumigen, 1,12 m breiten Kabine. Eine Wartungsklappe in der Rumpfbeplankung, zwischen Brandschott und Frontscheibe, ermöglicht einen einfachen Zugang zur Avionik. Cowling und Randbögen sind aus GfK. Durch den Einsatz vieler baugleicher, wiederkehrender Teile war das Flugzeug kostengünstig zu produzieren. Es wurde Wert gelegt auf eine stabile Konstruktion. Als Antriebsmotor dient der Boxermotor Lycoming IO-360 C1B und in der Acroversion AIO-360 A. In Prototypen setzte man den Motor TO-360 sowie den Porsche PFM 3200 ein. Bei der Luftschraube handelt es sich um einen Constant-Speed-Propeller Hartzell HC-C2YK-1B. In Verbindung mit dem Porschemotor baute man einen Hofmann 3-Blattpropeller ein. Die Tragflächentanks fassen zusammen 170 l (V-Modelle 220 l). Die Acroversion K1 verfügt über eine Rückenflugschmierung und einen Rückenflugtank.

Nutzung

Der Trainer SIAT 223 wurde entwickelt als robustes Schulflugzeug für angehende Jet-Piloten der Lufthansa, der Swissair und für die militärische Anfangsschulung. Es sollte ein 3-sitziger Trainer mit höherer Flächenbelastung, stärkerem Motor, Verstellpropeller und Kunstflugtauglichkeit sein. Auch eine Version als Srühflugzeug wurde entwickelt.

Versionen

  • V1 Vorserienausführung
  • A1 Utility/Normal bedingt Kunstflugtauglich
  • K1 Acroversion
  • T1 Verbesserte Version mit Turbolader
  • PFM 3200 mit Porschemotor

Technische Daten

Kenngröße Daten
Sitzeplätze 2+2
Länge 7,43 m
Spannweite 8,28 m
Höhe 2,70 m
Flügelfläche 11,5 m²
Flächenbelastung 91,3 kg/m²
Belastbarkeit +6 g / -4 g
Startrollstrecke 220 m
Leergewicht 685 kg
Startgewicht 1050 kg
Reisegeschwindigkeit 117 kts
Höchstgeschwindigkeit 131 kts
Höchstzul. Geschwindigkeit 165 kts
Dienstgipfelhöhe 12300 ft
Reichweite 880 km
Triebwerk Lycoming IO-360 C1B

Siehe auch

Literatur

Quellen

  • Kyrill von Gersdorff, Bölkow Sportflugzeuge
  • Kyrill von Gersdorff, Ludwig Bölkow und sein Werk-Ottobrunner Innovationen
  • Flughandbuch SIAT 223