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Rumänische Revolution von 1848

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Wasserfarben von Costache Petrescu, Demonstration während der wallachischen Revolution
Fürst Alexandru Ioan Cuza
Rumänien 1856 – 1859

Die Rumänische Revolution von 1848 fand zur Zeit der europäischen Revolutionen von 1848/49 statt und hatte die Beseitigung der sozialen und politischen Strukturen in der Region und die nationale rumänische Einheit zum Ziel. Trotz ihres anfänglichen Scheiterns führte sie zur Bildung des Staates Rumänien.

Hergang

Während der Periode der österreichischen Herrschaft in Siebenbürgen und der osmanischen Oberhoheit über den Großteil der Gebiete, in denen ethnischen Rumänen Verbreitung fanden, mussten sich diese oftmals mit einer Rolle als Bürger zweiter Klasse begnügen. In den meisten siebenbürgischen Städten war den Rumänen nicht einmal das Wohnen innerhalb der Stadtmauern erlaubt. In der Romantik entwickelte sich wie in vielen anderen Völkern in Europa auch unter den Rumänen ein nationales Bewusstsein. Da sie sich im Kontrast zu den nahegelegenen Slawen, Deutschen und Ungarn sahen, schauten die nationalistischen Rumänen in anderen romanischen Ländern, besonders Frankreich, nach Vorbildern für die Nationalität .

In der Revolution von 1848 versuchten die rumänischen Revolutionäre in ihren Forderungen westeuropäische Gegebenheiten auf Rumänien zu übertragen. Sie propagierten die Abschaffung des russischen Protektorats, Vereinigung von Moldau und Walachei, sowie Vereinigung aller Rumänen unter Einschluss der österreichisch besetzten Gebiete Siebenbürgen, Bukowina, Banat und des russisch besetzten Bessarabien, die Emanzipation der Bauern, und allgemeines Wahlrecht.

Die nationale Renaissance in Siebenbürgen wurde verkörpert durch den griechisch-katholischen Bischof Ioan Inocentiu Micu (Klein), ein Kämpfer für die Emanzipation aller Rumänen aus Siebenbürgen, unabhängig von ihrem Bekenntnis, ihren sozialen und ethnischen Unterschieden. Die Werke von Gelehrtern wie Constantin Cantacuzino und Dimitrie Cantemir wurden in Siebenbürgen von einer Gruppe rumänischer Intellektueller , der Siebenbürgischen Schule, weitergeführt. Die Verse der heutigen Hymne Rumäniens Deşteaptă-te, române! entstanden in dieser Zeit und bildeten zuerst die siebenbürgische Hymne.

Die Revolution von 1848 umfasste die geographischen Gebiete mit hohen Kozentrationen an rumänischer Bevölkerung (außer Bessarabien), und förderte damit das nationale Bewusstsein. Die Moldau, die Wallachei und Siebenbüren, repräsentiert von Mihail Kogalniceanu, Nicolae Balcescu, und Simion Barnutiu machten ihre Entscheidung bekannt, die alten sozialen und politischen Strukturen zu beseitigen, um neue Interesse für eine nationale Einheit zu finden. Eine der Aufgaben der Revolution von 1848 war es, das rumänische Volk näher an die Moderne zu bringen. Jedoch vereinten die Türkei und Russland ihre Kräfte um dieses Vorhaben zu unterdrücken. Im Fürstentum Moldau dauert die Revolution nur kurz, aber in der Walachei agieren die Revolutionäre von Juni bis September 1848. In Siebenbürgen kämpfen die Rumänen anfänglich an der Seite der Ungarn, jedoch kam es nach der Annektion Siebenbürgens durch Ungarn 1849 zum Bruch. Am Ende scheiterten die Revolutionen, doch das revolutionäre Programm lebte weiter als national ersehnter Wunsch und Hoffnung der Rumänen auf einen eigenen unabhängigen Staat blieb bestehen.

Entstehung Rumäniens

Als die zaristischen Truppen im Krimkrieg 1853 den Fluss Pruth überschritten und der Zar Nikolaus I. trotz Ultimatums der Westmächte und Entsendung eines französisch-englischen Geschwaders bis zur Dobrudscha marschierte, sah auch Österreich seine Interessen gefährdet und schickte sich an, aufgrund eines geheimen Abkommens mit dem Osmanischen Reich die Moldau und den größten Teil der Walachei zu okkupieren. Die Drohung Österreichs nötigte Russland zum Rückzug. Die Konferenz von Paris 1856 brachte für die rumänischen Fürstentümer das Ende des russischen Protektorats und erstmals eine gemeinsame Garantie der europäischen Mächte für ihre Unabhängigkeit, allerdings nominell weiter unter osmanischer Suzeränität. Bessarabien blieb bei Russland.

In den Versammlungen zur Revision der Reglements fanden sich die revolutionären rumänischen Führer von 1848 wieder. Diese forderten einen neutralen Staat mit dem Namen România. Dieser expansionistische Name war für die Garantiemächte, insbesondere für Österreich, nicht akzeptabel.

Erst in der neuen Konvention von Paris vom 19. August 1858 fand man auf Veranlassung von Napoléon III. eine Formel für die verfassungsmäßige Entwicklung der Fürstentümer. 1859 beschlossen die verfassungsgebenden Versammlungen von Moldau und Walachei eine nahezu identische Verfassung. Unter Verletzung der Konvention von Paris wählten dann die beiden Parlamente, die Moldau am 17. Januar 1859, die Walachei am 5. März 1859, Oberst Alexandru Ioan Cuza zum Fürsten und obersten Repräsentanten. Damit war faktisch die Vereinigung gegen den Wunsch der Garantiemächte herbeigeführt, denen nichts anderes übrig blieb, als das Fait accompli anzuerkennen.

Unter der Führung des Cuzas entstanden die Vereinigten Fürstentümer der Moldau und Walachei, die sich zwei Jahre später, als Cuza Bukarest zur einzigen Hauptstadt deklariert hatte, am 11. November 1861 den Namen Rumänien gaben. Für einige Zeit jedoch sollten Österreich-Ungarn, besonders unter der Doppelmonarchie von 1867, den Ungarn die feste Kontrolle selbst in jenen Teilen Siebenbürgens geben, wo die Rumänen eine örtliche Mehrheit ausmachten.

Literatur

  • Thede Kahl, Michael Metzeltin, Mihai-Răzvan Ungureanu: Rumänien. Raum und Bevölkerung – Geschichte und Geschichtsbilder – Kultur – Gesellschaft und Politik heute – Wirtschaft – Recht – Historische Regionen. Österreichische Osthefte, Wien 2005, ISBN 3-8258-0069-5, S. 976.

Siehe auch