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Kugelschreiber

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Spitze eines Kugelschreibers.

Der Kugelschreiber (umgangssprachliche Kurzform: Kuli) ist ein Schreibgerät, das Tinte mittels einer Kugel auf Papier überträgt.

Funktionsweise

Kugelschreiber haben einen Vorratsbehälter mit zähflüssiger, schnell trocknender Tinte.

Streicht der Kugelschreiber über das Papier, so dreht sich die Kugel, nimmt dabei auf ihrer einen Seite Tinte auf und gibt sie auf der anderen an das Papier ab. Die Kugel besteht aus extrem hartem Metall, um den Verschleiß gering zu halten. Um die Kugel zu schützen, wird die Kugelschreiber-Mine während der Zeit in der man den Kugelschreiber nicht benötigt, mittels eines Mechanismus zurückgeführt. Dies kann durch ein Drehsystem geschehen, oder durch ein Federsystem, das mittels Taster auf dem Kugelschreiberende aktiviert wird. Dies ist auch in Anbetracht der Tatsache, dass ein Kugelschreiber sehr leicht auf Kleidung abfärbt und nur schwer wieder entfernbar ist sinnvoll.

Je nach gewünschter Strichdicke misst die Kugel dabei zwischen 0,7 und 1,4 Millimetern, bei besonders feinen Kugelschreibern, zum Beispiel in Japan, auch nur 0,2 Millimeter.

Einsatz als Zeichenwerkzeug

Walter Koschatzky schreibt in seinem 1981 erschienenen Buch „Die Kunst der Zeichnung“:

Das Aufdrücken der Kugelspitze bringt keinerlei Veränderung der Strichstärke zustande, eine Differenzierung der Linie in Haar- und Schattenstriche gibt es daher nicht, [...] (daher) schliesst es eine künstlerische Verwendung nahezu aus. Zeichnungen mit Kugelschreiber weisen einen durchwegs toten Strichcharakter auf.

Diese Abwertung des vielseitigen Schreibwerkzeugs muss jeden überraschen, der, unabhängig von künstlerischem Talent, schon einmal mit einem Kugelschreiber gezeichnet hat. Zwar ist mit dem Kugelschreiber durch technische Gegebenheiten ein Linienspektrum wie beim Bleistift oder der Feder nicht möglich - durch ein leichtes Abheben vom Papier lassen sich jedoch sehr feine Linien erzeugen, und entsprechende Papierstärke und/oder eine weiche Unterlage machen durch starkes Aufdrücken einen intensiven Strich möglich.

Besonders Schraffuren sind mit dem Kugelschreiber gut durchzuführen. Er benötigt keinerlei Pflege und es gibt keine Einschränkungen der Zeichenrichtung, wie bei der Zeichenfeder. Auch kann er im Gegensatz zu der Feder, dem Bleistift oder sogar dem Fineliner nicht durch zu festen Aufdrücken oder groben Umgang beschädigt werden. Der Inhalt eines Standard-Kulis reicht für einen circa einen Kilometer langen Strich - viele andere, teurere Schreib-und Zeichengeräte sind um einiges schneller leer. Er ist sehr verlässlich, die schwarze Tinte ergibt einen tiefdunklen Strich.

Weiterhin ist der Kugelschreiber sehr beständig - ein Verwischen wie beim Bleistift gibt es nicht, und er kann auf nahezu jedem Papier verwendet werden, ideal ist jedoch möglichst glattes, festes Papier. Die meisten Kugelschreiber sind zudem dokumentenecht, d. h. lichtbeständig.

Der negative Ruf als Zeichenmittel mag durch eben diese Anspruchlosigkeit der Mittel, des kunstgeschichtlich noch jungen Alters, und des Massengebrauchs entstanden sein - wohl jeder wird als Schüler schon einmal während öder Schulstunden Muster und Kringel gezeichnet haben. Tatsächlich haben viele modernere Künstler, unter anderem Horst Janssen, gelegentlich den Kugelschreiber zum Zeichnen benutzt. Vor allem für kontrastreiches, schraffurenlastiges Zeichnen ist ein Kugelschreiber geeignet, und durch seine bleistiftähnliche Form, seinen oft niedrigen Preis und seine Verlässlichkeit ist er ein häufig verwendeter Stift.

Geschichte

Erste Patente zu Schreibgeräten, die ihre eigene Tinte mitführen, gab es schon im 19. Jahrhundert.

1888 erhielt der Amerikaner John J. Loud ein Patent auf ein kugelschreiberähnliches Gerät, mit dem man Leder markieren können sollte. 1938 erfand der gebürtige Ungar László József Biró, unterstützt von seinem Bruder Georg, die Grundform des heutigen Kugelschreibers. Vermutlich kam ihm die Idee beim Anblick rotierender Druckwalzen, die die Farbe auf ähnliche Weise auf das Papier auftragen. Sein in Ungarn erteiltes Patent ließ er 1943 in Argentinien erneuern, wohin er 1940 vor den Deutschen geflohen war. Der erste größere Auftrag für Kugelschreiber kam von der britischen Luftwaffe, die ein Schreibgerät für ihre Piloten suchte, das auch in großen Höhen funktioniert, ohne dabei zu klecksen. Nach dem 2. Weltkrieg begannen mehrere Unternehmen Kugelschreiber zu produzieren, teilweise ohne die Patentrechte zu besitzen.

In mehreren Ländern wird der Kugelschreiber nach seinem Erfinder genannt, so z. B. biro in England und birome in Argentinien. In Frankreich stellte Baron Marcel Bich große Mengen billiger Einweg-Kugelschreiber unter dem Markennamen BIC her, wodurch bic ein Synonym für Kugelschreiber wurde. In Argentinien wird der „Tag des Erfinders“ jährlich am Geburtstag László Birós (29. September) gefeiert.

Die ersten Kugelschreiber wurden 1945 für 8,50 Dollar verkauft. In Deutschland kosteten die ersten Modelle 1950 etwa 20 DM.

Als eine Urban Legend gilt, dass die NASA für eine Million Dollar einen speziellen Kugelschreiber entwickeln lies, der auch im Weltall unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit zuverlässig funktioniert, während die Sowjetunion der Einfachheit halber einen Bleistift benutzte. Vielmehr entwickelte der Amerikaner Paul Fisher bereits 1965 den Fisher Space Pen ohne einen Auftrag der NASA dafür vorliegen gehabt zu haben. Fishers Kugelschreiber besteht bis auf die Tinte komplett aus Metall und hält problemlos Temperaturen bis 200° Celsius aus ohne Schaden zu nehmen. Die Tinte befindet sich in einem versiegelten Druckbehälter. Die NASA befand den Stift für tauglich und setzte ihn seit 1968 bei jeder Bemannten Mission in den Weltraum ein. Die amerikanische Weltraumbehörde kaufte zunächst 400 Stifte und zahlte für jeden einzelnen 2,95 US-Dollar. Die Entwicklungskosten trug Fisher alleine.