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Lettische Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lettisch (Latviešu)

Gesprochen in

Lettland
Sprecher 1,4 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Lettland, Europäische Union
Sprachcodes
ISO 639-1

lv

ISO 639-2 (B) lav (T)

Die Lettische Sprache (Lettisch) ist die Amtssprache in Lettland.

Allgemeine Beschreibung

Das Sprachkürzel nach ISO 639 ist lv bzw. lav.

Lettisch gehört zusammen mit dem Litauischen und der ausgestorbenen kurischen Sprache zur östlichen Gruppe der baltischen Sprachen innerhalb der indoeuropäischen Sprachen. Es hat sich aus dem in Lettgallen gesprochenen Lettgallischen entwickelt und ist in seiner Struktur moderner als die litauische Sprache. Das Vokabular enthält viele Lehnwörter, aus dem Deutschen, aber auch aus dem Schwedischen und Russischen und neuerdings aus dem Englischen.

Das Lettische wird mit lateinischer Schrift geschrieben.Das erste Grammatikbuch für Lettisch wurden von Russland 1886 herausgegeben. Ursprünglich wurde eine an das Deutsche angelehnte Orthographie verwendet, Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch in einer radikalen Rechtschreibreform eine phonologische Schreibweise eingeführt. Diese verwendet einige diakritische Zeichen, vor allem den Überstrich zur Anzeige eines langen Vokals und das Komma unter einem Konsonanten zur Anzeige der Palatalisierung.

Typisch für die lettische Sprache ist das Fehlen von Artikeln, das Anhängen eines -s/-is an maskuline, und eines -a/-e an feminine Substantive, auch wenn es sich um ausländische Eigennamen handelt, sowie der Umstand, dass ausländische Lehnwörter und auch Eigennamen der Aussprache folgend "lettisch" wiedergegeben werden (z.B. Gerhards Šrēders für Gerhard Schröder).

Geschichte im 20. Jahrhundert

Aufgrund der heutigen nationalistischen lettischen Politik müssen alle Schulkinder Lettisch lernen. Die Muttersprache der russischen Minderheit, die immherin fast 30% der Bevölkerung stellt, soll so nach und nach gänzlich verdrängt werden. Dieser Vorgang wird, in Anlehnung an Ethnozid, als Linguizid bezeichnet. Dies wird unter anderem dadurch verdeutlicht, dass die russische Minderheit gezwungen wird, ihrem Namen den Buchstaben "s" anzuhängen, um eine weitreichende Lettifizierung zu erreichen. Wer sich weigert, diesem Vorgang zuzustimmen, bekommt keine Dokumente ausgestellt.

Seit dem 1. Mai 2004 ist Lettisch eine der Amtssprachen in der EU.

Mit dem Beitritt Lettlands zur EU und der Übersetzung umfangreicher Gesetzestexte zeigen sich Lücken im lettischen Vokabular. Das staatliche Übersetzungsbüro prüft und verabschiedet Wortneuschöpfungen.

Alphabet

Das lettische Alphabet besteht aus 33 Zeichen: Aa Āā Bb Cc Čč Dd Ee Ēē Ff Gg Ģģ Hh Ii Īī Jj Kk Ķķ Ll Ļļ Mm Nn Ņņ Oo Pp Rr Ss Šš Tt Uu Ūū Vv Zz Žž

Aussprache

Im Lettischen liegt die Betonung fast immer auf der ersten Silbe. Es gibt wenige Aunahmen, so werden zum Beispiel die Floskeln "labdien" (Guten Tag) oder "labvakar" (Guten Abend) auf der letzten Silbe betont.

Die Vokale mit Makron (also ā, ē, ī und ū) werden lang ausgesprochen, wogegen die normalen Vokale sehr kurz sind, am Wortende meist kaum hörbar. Das "Komma" unter beziehungsweise über den Konsonanten g, k, l und n führt zur Palatalisierung. Das ģ wird beispielsweise als eine Art "gj" ausgesprochen, tendiert aber schon leicht zum "dj". Besonders die Laute ķ und ļ bereiten Ausländern, die die Spache lernen, Probleme. Die Buchstaben Č, Š und Ž werden wie "tsch", "sch" (stimmlos) und "sch" (stimmhaft) ausgesprochen.

Das C wird als tz gesprochen, E wird in den meisten Fällen wie ä gesprochen, seltener als e wie im Deutschen. Das wird H nicht gehaucht, sondern wie "ch" (wie in hauchen) gesprochen. Das R wird wie in vielen slavischen Sprachen oder wie im Italienischen oder Spanischen gerollt. S wird stets stimmlos, das Z als stimmhaftes s ausgesprochen. Das V wird im Gegensatz zum deutschen nie wie F, sondern immer wie das deutsche W gesprochen.

Grammatik

Wie oben erwähnt, enden Wörter des Männlichen Geschlechts bis auf wenige Ausnahmen immer auf -s, -is oder -us und weibliche Wörter stets auf -a oder -e. Es gibt einige weibliche Wörter, die auf -s enden, zum Beispiel ūdens (Wasser) oder pils (Burg/Schloss). Es gibt im Männlichen Geschlecht 4 Deklinationsklassen, im Weiblichen 3. Zu den uns aus dem Deutschen bekannten vier Fällen Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ kommen noch Lokativ und Vokativ.

Fall Frage (Jautājumu vards)
Nominativ (Nominatīvs) wer? was? kas?
Genitiv (Ģenitīvs) wessen? kā?
Dativ (Datīvs) wem? kam?
Akkusativ (Akusatīvs) wen? was? ko?
Lokativ (Lokatīvs) wo? kur?
Vokativ (Vokatīvs) (Anredeform) ---

Die Verben enden auf -ēt, -āt, -īt, -ot oder t. Es gibt 3 Konjugationsklassen.

Bemerkenswert ist, dass auf jede Präposition zwar ein bestimmter Fall folgen muss (auf pie (bei) beispielsweise folgt immer Genitiv), aber in der Mehrzahl folgt auf jede Präposition der Dativ. In diesem Beispiel heißt "Bei dem Freund" Pie drauga, aber "Bei den Freunden" Pie draugiem.