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Allergie

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Als eine Allergie (griechisch αλλεργία - die Fremdreaktion, von άλλο, állo - anders, fremd und έργο, érgo - die Arbeit, Reaktion) wird eine überschießende und unerwünschte heftige Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte und normalerweise harmlose Umweltstoffe (Allergene) bezeichnet, auf die der Körper mit Entzündungszeichen und der Bildung von Antikörpern reagiert (Antigen(Allergen)-Antikörper-Reaktion).

Die konkrete Bezeichnung Allergie wurde von Freiherr Clemens von Pirquet 1906 geprägt.

Symptome

Allergien können folgende Symptome auslösen:

Auslöser

Sie lassen sich in vier Kategorien einteilen:

, Kot der Hausstaubmilbe, Hautschuppen von Tieren, Schimmelpilzsporen, Speichel als Putzrückstand auf Tierhautschuppen, -haare oder Vogelfedern, Lösungsmitteldämpfe)

  • Kontaktallergene (u.a. Tierhaare, Blumen und Pollen, Formaldehyd in Kosmetika, Latex in Einmalhandschuhen, Radiergummis oder Kondomen, Additive in Kraft-, Kunst- und Beschichtungsstoffen, Metalle (z.B. Nickel)
  • Insektengifte (vor allem Bienen- und Wespengift)
  • Nahrungsmittelallergene (Milch, Fisch, Obst, Getreide, Nüsse)
  • Medikamente, die als Allergene wirken (u.a. Antibiotika wie Penicillin)

NIcht jedes Allergen hat nurein bestimmtes Zielorgan. Vielmehr können beispielsweise über die Atemluft aufgenommene Allergene bei einer Person zu tränenden und juckenden Augen führen, bei einer zweiten Niesreiz und starken Schnupfen auslösen, während eine dritte Person mit Asthmaanfällen reagiert. Viele Nahrungsmittel können sowohl Hautreaktionen als auch Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auslösen.

Von Kreuzallergien spricht man, wenn sich die allergische Reaktion auf ein bestimmtes Allergen auf einen anderen Auslöser überträgt, der eigentlich nichts mit dem ersten Allergen zu tun hat.


Nachweis einer Allergie

Es gibt drei Arten, um einen Patienten darauf zu untersuchen, ob er gegen jegliche Stoffe allergisch ist. Das sind 1. Hauttests, 2. so genannte Provokationstests und 3. Blutuntersuchungen.

Hauttests

Sie sind die Standarduntersuchung bei dem Verdacht, dass der Patient gegen bestimmte Stoffe allergisch reagiert. Ein Allergenextrakt wir dabei auf verschiedene Weisen mit der Haut in Kontakt gebracht. Dabei wird dann bei sensibilisierten Betroffenen Histamin freigesetzt, dringt in das anliegende Gewebe und bewirkt dort eine Entzündung.

  • Der Reibetest wird bei besonders empfindlichen Menschen angewandt. Der Arzt reibt mit dem unter Verdacht stehenden Stoff kräftig an der Unterseite des Unterarms. Bei positiver Reaktion zeigen sich großflächige Rötungen oder Quaddeln.
  • Beim Scratchtest wird der Allergenextrakt auf die Beugeseite des Unterarms gegeben und mit einer Lanzette (zweischneidiges kleines Operationsmesser) die Haut 5 mm oberflächlich angeritzt. Somit gelangt der Extrakt in die Haut.
  • Die heute am häufigsten angewendete Methode ist der Pricktest, bei dem die Allergenlösung entweder auf den Unterarm oder den Rücken gegeben wird. Durch den Tropfen hindurch wird mit einer Spezialnadel etwa 1 mm in die Haut gestochen.
  • Ähnlich wird der Intrakutantest angewendet, nur, dass dabei der Allergenextrakt mit einer feinen Kanüle unter die Haut gespritzt wird. Dieser Test ist jedoch schmerzhafter als der Pricktest.
  • Bei Kontaktekzemen greift man zum Pflastertest. Dabei werden Pflaster, die mit den in Frage kommenden Allergenen versehen und, auf den Rücken oder den Oberarm des Patienten geklebt. Da die Kontaktallergie langsamer verläuft, muss das Pflaster zwei bis drei Tage auf der Haut bleiben. Danach wird es abgenommen und das Ergebnis abgelesen.

Provokationstests

Hauttests sind eigentlich nichts anderes als Provokationstest, denn dem Organismus werden Allergene genau so zugeführt wie auch in Wirklichkeit. Zum Beispiel wird einem Patienten zuerst ein Kontrastmittel zu schlucken gegeben, um unter dem Röntgengerät beobachten zu können, wie sich der Magen-Darm-Kanal nach Einnahme des verdächtigen Nahrungsmittels verhält. Doch diese Tests sind nicht ganz ungefährlich. Deshalb sollten sie nur von einem Arzt durchgeführt werden, der bereits Erfahrungen mit der Methode hat und über die erforderlichen Gegenmittel und Apparate verfügt. Denn die Intensität der Reaktion lässt sich nicht vorhersehen und kann im Ernstfall bis zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reichen.

Blutuntersuchungen

  • Beim RIST (Radio-Immuno-Sorbens-Test) wird Immunglobin E im Blut nachgewiesen. Da aber prinzipiell alle Antikörper Immunglobine sind, muss bei einer Allergie der Gesamt-Immunglobinspiegel erhöht sein. Also, je höher die Überempfindlichkeit, desto höher ist der Immunglobinspiegel. Mit solch einem Befund kann jedoch nur einer Allergie nachgewiesen werden, aber nicht wogegen der Patient allergisch reagiert.
  • Der RAST (Radio-Allergo-Sorbens-Test) ist weit teurer und aufwendiger als die RIST-Untersuchung, wobei dabei der Verdacht auf den Auslöser der allergischen Reaktion, also spezifischer Immunglobine, bestätigt wird, was aber vorher einen Hauttest verlangt.

Symptomatisch für Allergien ist ein erhöhter Anteil von Eosinophilen im Blut.


Entwicklung der Allergie

Woher die grundsätzliche Bereitschaft rührt, eine Allergie zu entwickeln, ist nicht vollständig erforscht. Diskutiert werden u.a.:

  • Erbliche Einflüsse (Allergien sind HLA-assoziiert - human leucocyte antigen-System)
  • Unterforderung des Immunsystems in der frühen Kindheit mit "echten" Erregern, z.B. durch übertriebene Hygiene (Flächendesinfektion)
  • Die bei vielen allergischen Reaktionen hauptsächlich auftretenden Immunglobuline vom Typ E (IgE) dienen ursprünglich der Abwehr von, in den Industrienationen selten gewordenen, Infektionen mit Parasiten wie Bandwürmern
  • Ungünstige Ernährung
  • Übersäuerung
  • Psychosomatik
  • Unerkannte Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Schlechte Darmflora
  • Zinkmangel

Wenn ein Allergen die erste Schranke (Haut oder Schleimhäute) überwunden hat und von dem Immunsystem als Fremdkörper erkannt wird, werden B-Lymphozyten zur Produktion des für das Allergen passenden Antikörpers (Immunglobulin vom Typ E) angeregt. Dies dauert ein bis zwei Tage. Diesen Vorgang nennt man die Sensibilisierungsphase, denn der Organismus ist bei einem weiteren Kontakt mit diesen Allergenen sofort in der Lage die entsprechenden Antikörper zu bilden. Die Antikörperproduktion beim ersten Kontakt mit einem Allergen löst noch keine Symptome aus.

Die gebildeten Antikörper setzen sich an der Oberfläche von Mastzellen fest und sind dadurch in der Lage bei erneutem Kontakt die Allergene an die Mastzelle zu binden. Als Folge der Bindung wird die Membran der Mastzellen durchlässig und die in ihnen gelagerten Bläschen schütten das Histamin aus, welches eine Entzündungs-Kaskade initiiert, die zu den bekannten Symptomen führt.

Klinische Einteilung

Die folgende Einteilung nach Coombs und Gell von 1963 lässt dennoch fließende Übergänge beim einzelnen Kranken zu; klassischerweise unterscheidet man vier Typen:

  1. Typ I, Soforttyp, Anaphylaxie (häufigster Typ): innerhalb von Sekunden oder Minuten vermitteln zellständige IgE-Antikörper die Freisetzung diverser Mediatoren wie Histamin, aber auch Prostaglandine und Leukotriene aus den basophilen Granulozyten und Mastzellen
  2. Typ II, zytotoxischer Typ: innerhalb von Stunden (bis zu zwölf) bilden zellständige Antigene (also aufgenommene Fremdsubstanzen wie gewisse Medikamente oder transfundiertes Blut) Immunkomplexe mit körpereigenen, im Blutstrom kreisenden IgG-Antikörpern; diese aktivieren zytotoxische Killerzellen und Komplement, daraufhin kommt es zur Zerstörung (Lyse) körpereigener Zellen
  3. Typ III, Immunkomplex- oder Arthus-Typ: auch innerhalb von Stunden bilden sich hier Klumpen von Antikörpern und Antigenen, die sowohl zellständig sein als auch frei im Blut schwimmen können; auch hier wird Komplement aktiviert und führt zur Phagozytose (Aufnahme) der Komplexe durch Weiße Blutkörperchen, welche wiederum Enzyme freisetzen, die Gewebe angreifen.
  4. Typ IV, Spättyp, verzögerter Typ: nach einem halben bis drei Tagen setzen sensibilisierte T-Lymphozyten Lymphokine frei, welche weitere Weiße Blutzellen zum Ort des Allergens locken, woraufhin dort eine Entzündung entsteht

Therapie

Überempfindlichkeitsreaktionen: Arten und Definitionen

Symptome der Überempfindlichkeitsreaktionen beruhen auf unnötigen und überschießenden Reaktionen gegen harmlose Substanzen:

Handelt es sich bei einer Intoleranz ursächlich um ein falsch oder zu wenig gebildetes Enzym, so spricht man auch von einer Idiosynkrasie.

Übersicht der häufigsten allergischen Krankheiten

Siehe auch