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Vogelbeere

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Vogelbeere oder Eberesche
Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia), Illustration
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Rosales
Vorlage:Familia: Rosengewächse (Rosaceae)
Vorlage:Subfamilia: Kernobstgewächse Maloideae
Vorlage:Genus: Maulbeeren (Sorbus)
Wissenschaftlicher Name
Sorbus aucuparia
L. 1753
Eberesche als Feldgehölz
Reife Vogelbeeren
Blütenstand und Blätter der Vogelbeere
Blüten der Vogelbeere

Die Vogelbeere, auch Eberesche genannt, (Sorbus aucuparia) ist ein Baum in der Gattung Mehlbeeren (Sorbus). Andere Bezeichnungen sind Drosselbeere oder Krametsbeerbaum. Die Zugehörigkeit zu der Unterfamilie Kernobstgewächse Maloideae kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen, sie sehen wie kleine Äpfel aus.

Vorkommen

Die Vogelbeere ist in Europa (mit Ausnahme des Mittelmeerraumes) sowie in den gemäßigten Bereichen Asiens heimisch. Die Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von Brachflächen und kommt auf Lichtungen, in Hecken oder an Waldrändern vor. Im Gebirge findet man den Baum bis an die Baumgrenze.

Eigenschaften

Die Vogelbeere ist mit einer durchschnittlichen Höhe von bis zu 15 m ein kleinwüchsiger Baum. In seltenen Fällen erreicht ein Vogelbeerbaum 25 m.

Der deutsche Name stammt von den orangefarbigen Beeren, die der Baum im Herbst trägt und die gerne von Vögeln gefressen werden. Mit dem Kot der Vögel werden die Samen weit verbreitet. Die runden Beeren haben einen Durchmesser von etwa 1 cm. Sie enthalten viel Vitamin C, wirken aber aufgrund des Gehaltes an Parasorbinsäure abführend. Der Geschmack wird durch Apfelsäure und Gerbstoffe bestimmt, die dem Menschen den Verzehr der Beeren trotz ihres Zuckergehaltes von über 10 % verleiden.

Die Blätter sind unpaarig gefiedert und dabei etwa 15 cm lang; ein Blatt hat in der Regel zwischen 9 und 19 Fiedern, die am Rand gesägt sind.

Die Eberesche oder Vogelbeere ist eine Aber-Esche, eine falsche Esche. Nur auf den ersten Blick erscheint sie mit ihrem gefiederten, am Blattrand jedoch scharf gesägten Laub eschenverwandt. Ihr zweiter Name Vogelbeerbaum spricht die Vorliebe der Vögel für die scharlachroten Beeren an; für den Menschen sind sie zwar ungiftig, aber roh ungenießbar. Fruchtrote Ebereschenzweige lockten vor allem die Krammetsvögel, die Wacholderdrosseln ins Netz oder auf die Leimrute. Darauf spielt auch der botanische Name, der vogelfängerische Sorbus, an. Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Von den Früchten leben 63 Vogel und 20 Säugetierarten.

Krankheiten

Seit 1960 wurden bei Ebereschen im mitteleuropäischen Raum starke Krankheitssymptome beobachtet, darunter chlorotische Ringe und Scheckungen. Reduziertes Wachstum und langsamer Verfall wurden ebenfalls beobachtet. Untersuchungen [1] deuten darauf hin, dass es sich vermutlich um einen Virus handelt, welcher mit der Familie der Bunyaviren verwandt ist.

Vogelbeere in der Küche

Der magenfreundliche Sechsämtertropfen, der seit mehr als hundert Jahren im Fichtelgebirge gebrannt wird, weist als Grundstoff Vogelbeeren auf. Auch der tschechische Ebereschenlikör, der Jarcebinka, ist eine Spezialität aus diesen Früchten.

Vogelbeere in der Pflanzenheilkunde

Auch wenn sich im Volksglaube hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte seien giftig, ist dies nicht richtig. Täglich ein paar rohe Früchte gekaut, sind dem Stuhlgang förderlich; getrocknet dagegen gelten die Beeren als Hausmittel gegen Durchfall. Aufgrund der Parasorbinsäure der Früchte rufen größere Mengen roh gegessen Magenbeschwerden hervor. Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren bitteren Geschmack, und werden leicht süßlich.

Kulturelles

Der Vogelbeerbaum war den Germanen als Thor geweihter Baum heilig. Die Vogelbeere wurde in Deutschland zum Baum des Jahres 1997 erklärt.

Das Holz der Vogelbeere ist elastisch feinfasrig und schön gemasert. Es eignet sich daher sehr gut zu Drechsler und Schnitzarbeiten. In den ärmlichen Waldgegenden war das Holz bei den Drechslern und Spielzeugmachern so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den ihren Holzbedarf nicht gern teuer kaufenden armen Drehern von Spielwaren zu beschützen.

Literatur

[1] W. Benthack, N. Mielke, C. Büttner, H.-P. Mühlbach Double-stranded RNA pattern and partial sequence data indicate plant virus infection associated with the ringspot disease of European mountain ash (Sorbus aucuparia L.) Arch. Virol. 2005 150, 37-52.