NATO
Die NATO (North Atlantic Treaty Organization, auch: Nordatlantikpakt-Organisation) ist ein militärisches Bündnis europäischer und nordamerikanischer Staaten, das 1949 durch die Unterzeichnung des Nordatlantikvertrages gebildet wurde.
Der Sitz der NATO (Generalsekretariat) ist in Brüssel.
Mitglieder der NATO
- Belgien
- Dänemark
- Deutschland (Westdeutschland seit 1955 / Deutschland nach der Wiedervereinigung 1990)
- Frankreich
- Griechenland (seit Februar 1952, 1974 bis 1979 ausgeschieden)
- Großbritannien
- Island
- Italien
- Kanada
- Luxemburg
- Niederlande
- Norwegen
- Polen (seit dem 12. März 1999 - im Rahmen der NATO Osterweiterung)
- Portugal
- Spanien (seit Februar 1982)
- Tschechien (seit dem 12. März 1999 - im Rahmen der NATO Osterweiterung)
- Türkei (seit Februar 1952)
- Ungarn (seit dem 12. März 1999 - im Rahmen der NATO Osterweiterung)
- USA
Frankreich und Spanien sind militärisch nicht integriert. Island besitzt keine eigenen Streitkräfte.
Inhalt
- Defensivbündnis ohne automatische militärische Beistandspflicht
- Institution zur Bewahrung westlich-liberaler Gesellschaftsordnung (politische, ökonomische, soziale und kulturelle Zusammenarbeit und Anerkennung demokratischer Prinzipien)
Organe
- oberstes Gremium, das nach dem Konsensprinzip entscheidet, ist der Nordatlantikrat: Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer
- Nordatlantische Versammlung: 188 Parlamentarier der Mitgliedsstaaten
- Exekutivorgan: Generalsekretariat
- höchstes militärisches Organ: Militärausschuss (Stabschefs aller Bündnispartner) Vorsitzender ist seit Juli 2002 Harald Kujat, deutscher General
- Nordatlantischer Kooperationsrat seit 1991, seit 1997 Euro-Atlantischer Partnerschaftsrat: 43 Staaten (NATO und 24 Mitgliedern der Partnerschaft für den Frieden) => Zusammenarbeit mit osteuropäischen Staaten in der Sicherheitspolitik, Rüstungskontrolle, Demokratisierung
Militärische und zivile Struktur
Die Mitgliedsstaaten beraten sich im Nordatlantikrat. Dieser tagt normalerweise zweimal pro Jahr auf Ministerebene mit den sechzehn Außenministern der Mitglieder. Außerdem kommt er aber auch noch auf der Ebene von ständigen Vertretern mindestens einmal pro Woche zusammen. Die ständigen Vertreter sind zumeist Botschafter.
Bei Beratungen, die militärische Beteiligung erfordern, tagen nur fünfzehn Mitglieder (d.h. ohne Frankreich) im "Ausschuss für Verteidigungsplanung" (DPC).
Weitere Ausschüsse wurden zwecks Arbeitsteilung vom Nordatlantikrat eingesetzt. Darunter sind die Ausschüsse für:
- Verteidigungs-Erhebung
- zivile Verteidigung
- Haushalt
- Politik
- Rüstung
- Fernmeldefragen
- Umwelt
- Wirtschaft
- Infrastruktur
- nukleare Verteidigung
Der Vorsitzende des Rats und der Ausschüsse ist der NATO-Generalsekretär. Er leitet ebenfalls das Generalsekretariat, das sich aus Angehörigen der Mitgliedsstaaten zusammensetzt.
Höchstes militärisches Organ der NATO ist der Militärausschuss. Er besteht aus den militärischen Stabschefs der Mitgliedsstaaten und berät den Nordatlantikrat. Auch gibt er die nötigen Weisungen an die Kommandobereiche.
Entwicklung bis 1991
- bis 1967 Strategie der massiven Vergeltung: Abschreckung
- 1967 Harmel Bericht: flexible response zur Vermeidung nuklearer Risiken; Triade von konventionellen, taktisch-nuklearen und strategisch-nuklearen Potentialen, neues NATO Selbstverständnis: Sicherheit = Verteidigung + Entspannung
- 1979 Nato-Doppelbeschluss: Nachrüstung von Mittelstreckenraketen in Europa + Verhandlungsangebot an die SU
Entwicklung seit 1991
- Gipfeltreffen 1997 in Madrid: Einladung zum Beitritt für Polen, Ungarn, Tschechien
- Partnerschaft für den Frieden, Brüssel 1994: Zusammenarbeit in militärischen und sicherheitspolitischen Fragen, Beitrittsperspektive
- Paris 1997 Grundakte mit Russland:
- Beendigung der Gegnerschaft von NATO und Russland
- Wandel der NATO von militärischer zu politischer Organisation
- Ziel: gemeinsam dauerhaften Frieden schaffen
- Friedenssicherung im Rahmen der UNO:
- ab 1992 Bereitschaft der NATO zu Out-of-area Einsätzen nach Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat
- Beteiligung an UN-Operationen in Ex-Jugoslawien
- Umsetzung des Friedensabkommens von Dayton 1995 in Bosnien-Herzegowina
- Umbau der NATO zur schnellen Eingreifsfähigkeit in Krisengebieten, größerer Flexibilität, Abkehr vom bipolaren Bedrohungsdenken
- aktive Kriegseinsätze
- Luftangriffe gegen Jugoslawien während des Kosovo-Krieges
- Gipfeltreffen 2002 in Prag:
- Im Rahmen der Pläne der USA zur Invasion im Irak kam es in der NATO zu einer schweren Krise:
- Bei der Frage, ob der Türkei präventiv Abwehrsysteme bereit gestellt werden sollten, damit sie sich im Fall eines Angriffes auf den Irak gegen eventuelle Gegenangriffe verteidigen kann, legten Frankreich, Belgien und Deutschland ein Veto ein. Dies führte zu einer Verstärkung der vorher schon vorhandenen transatlantischen Verstimmungen zwischen diesen Ländern und Russland auf der einen Seite und den USA und Großbritannien auf der anderen Seite. Unklar ist, wie sich dieser Riss durch das Bündnis auf seine langfristige Perspektive als aus Sicht der USA relevantes Militärbündnis auswirkt.
Neues strategisches Konzept seit 1999
Grund
Der Grund für die neue Situation der NATO liegt primär in der neuen sicherheitspolitischen Situation der Gegenwart. Faktoren dieser Situation sind:
- Auflösung des Warschauer Pakts.
- Wiedervereinigung Deutschlands.
- Zahlreiche nationale und lokale Krisen und Kriege am Rand des NATO-Gebietes.
- Gefahr des Terrorismus.
- Neue Atommächte, wie Pakistan oder Indien.
Grundzüge des neuen Konzepts
- Neben der auch weiterhin als Hauptaufgabe bestehenden, kollektiven Verteidigung der Mitgliedstaaten treten auch Aufgaben, die außerhalb des NATO-Gebietes liegen können, in den Vordergrund. So z.B. die Stabilisierung der Situation in Osteuropa. Truppenkontingente der NATO stehen seit 1995 in Bosnien-Herzegowina (SFOR) und seit 1999 in Kosovo (KFOR).
- Die NATO setzt sich damit verstärkt für die Sicherung der Menschenrechte ein.
- Neben der Konfliktbewältigung unterstützt sie auch Konfliktverhütung.
- Sie fördert aktiv ein vertieftes Verhältnis zwischen den Bündnispartnern. Zu diesem Zweck dient die Partnership for Peace (PfP).
- Auch unterstützt sie die Bestrebungen Europas eine eigene Verteidigungsidentität aufzubauen.
Vergleich des neuen Konzepts gegenüber dem von 1949
- Die reine Verteidigungsfunktion wird durch die Möglichkeit zur Intervention im Falle von sicherheitsbedrohenden Krisen ergänzt.
- Das NATO-Gebiet erstreckt sich dadurch praktisch über die ganze Welt.
- Es besteht keine unabdingbare Bindung an ein UNO-Mandat mehr.
Probleme des neuen Konzepts
- Ermöglicht Out-of-Area-Einsätze der NATO auch unter Verletzung des Völkerrechts.
- Die Organisation steht im direkten Konkurrenzkampf mit dem UNO-Sicherheitsrat.
- Man kann der NATO den Vorwurf machen, sie versuche durch militärische Mittel, wirtschaftliche oder soziale Interessen hinter dem Deckmantel der bedrohten Sicherheit zu verfolgen.
Weiterführende Informationen
Siehe auch
Geschichte Europas, Westeuropa, OSZE, Abrüstung
Weblinks
- http://www.nato.int/ NATO-Homepage (engl.)
- http://www.nato.int/docu/other/de/deutsch.htm
- Grundlegende Dokumente der NATO in dt. Sprache - Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland mit Grundsatzinformationen