Zum Inhalt springen

Böhmit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. November 2009 um 19:45 Uhr durch Ra'ike (Diskussion | Beiträge) (deutsche Fundorte zusammengeschoben u. korrekt verlinkt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Böhmit
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel AlO(OH)
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide (Hydroxide und oxidische Hydrate)
System-Nummer nach
Dana

6.1.2.1
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) 3 bis 3,07
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, gut nach {100}
Farbe weiß, hellgelb, gelbgrün, rotbraun
Strichfarbe rötlich-weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz bis Perlmuttglanz
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = Δ=0,017-0,020
Pleochroismus farblos

Böhmit ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und der Ordnung der Hydroxide und oxidische Hydrate. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung γ-AlO(OH) und entwickelt überwiegend körnige bis massige Aggregate in den Farben weiß, hellgelb, gelbgrün oder rotbraun. Nur selten bildet Böhmit kleine Kristalle von einigen Millimetern Größe.

Etymologie und Geschichte

Böhmit wurde nach dem deutschen Geologen und Paläontologen Johannes Böhm (1857-1938) benannt. Erstmals gefunden und beschrieben wurde es 1927.

Modifikationen und Varietäten

Böhmit ist eine Modifikation von Aluminiumhydroxid und eng verwandt mit Diaspor (α-AlO(OH)).

Bildung und Fundorte

Böhmit ist zusammen mit Diaspor, Gibbsit, sowie den Eisenmineralen Hämatit und Goethit ein Bestandteil von Bauxit.

Fundorte sind unter anderem Northern Territory und Queensland in Australien, Henan in China, Oberwiesenthal/Erzgebirge und Ilfeld/Harz in Deutschland, Foix in Frankreich, Ontario in Kanada, Markt Piesting (Dreistetten) und Salzburg in Österreich, sowie Žlutice (Luditz) in Tschechien.

Verwendung

Als Bestandteil von Bauxit ist Böhmit ein wichtiger Rohstoff zur Gewinnung von Aluminium.

Durch vorsichtige Dehydration von Böhmit kann chemisch Aluminiumoxid (Al2O3) erzeugt werden, welches vor allem zur Herstellung von Keramiken, zur Isolation von Hochöfen oder in modernen Panzerungen für Fahrzeuge benutzt wird.

Man verwendet "Böhmitschichten" für den Korrosionsschutz. Sachgemäß erzeugte Schichten (durch kochendes entionisiertes Wasser oder Wasserdampf) sind farblos bis milchig, weitgehend porenfrei, geschmacksneutral und gesundheitlich völlig unbedenklich. Der pH-Bereich liegt zwischen 3,5 und 9. Böhmitschichten schützen gegen Angriffe von kochendem Leitungswasser, Fruchtsäuren, Milchsäuren und leicht aggressiven Nahrungs- und Genussmitteln. Des Weiteren werden sie benutzt zum Schutz von Innenwänden von Behältern, Wärmetauschern und Leitungssystemen, da sie auch nach der Montage aufgebracht werden können.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage, Springer Verlag, Berlin 2005. ISBN 3-540-23812-3
  • Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage, Christian Weise Verlag, München 2002. ISBN 3-921656-17-6