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Antike

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Antike (lateinisch antiquus, alt, altertümlich) bezeichnet im Allgemeinen die klassischen Völker des europäischen Altertums (Griechen und Römer), sowie die Ergebnisse ihrer staatlichen und kulturhistorischen Entwicklung.

Allgemeines

Die Antike bildet darum einen Gegensatz zu der mittelalterlichen und modernen Weltanschauung, steht aber auch jenen Völkern des Altertums, die zu dieser Entwicklung nicht gelangt waren, gegenüber.

Die ganze römische und griechische Welt fasst man unter dem Namen der Antike zusammen. Die ursprüngliche antike Bildung ging von den Griechen aus, verbreitete sich aber nach Alexander dem Großen auch über die Völker des Orients, dann über die Römer, welche sie in sämtliche Teile ihres Reichs trugen.

Im engern Sinn versteht man unter Antike die uns erhaltenen Gegenstände der griechischen und römischen Kunst und zwar nicht bloß die der größern Skulptur, sondern auch die der Kleinkunst, Töpferei etc. Sammlungen derartiger Werke nennt man Antikenkabinette (Antikensäle), die in neuerer Zeit, namentlich infolge der leichten Vervielfältigung durch den Gipsabguss, sich überallhin verbreitet haben. Wichtige Sammlungen dieser Art befinden sich in Rom, Neapel, Paris, London, München, St. Petersburg, Wien und Berlin.

Für die Kenntnis des antiken Lebens sind namentlich die Ausgrabungen in Pompeji, Olympia, Pergamon u. a. bedeutsam geworden. Als die italienische Kunst im 15. Jahrhundert durch den Einfluss der erhaltenen (meist römischen) Überreste einer gänzlichen Umwandlung entgegenging, bezeichnete man dies als die Renaissance der Antike, und da die eigentlich griechische Kunst erst in unserm Jahrhundert zur vollen Geltung kam, so hat man bei den ihr nachahmenden modernen Künstlern, wie Carstens, Karl Friedrich Schinkel und Berthel Thorwaldsen, von der "Renaissance der griechischen Antike" gesprochen.

siehe auch Klassizismus - Philosophie der Antike

Geschichte

Historisch meint Antike im Allgemeinen die Zeit bis zum Ende des weströmischen Reichs im Jahr 476, gängig sind aber auch andere Definitionen des Endzeitpunktes wie die Taufe des Germanen Chlodwig 498.

Ursprung

Der Beginn der europäischen Antike liegt im Dunklen: Etwa 2000-1400 vor Christus spricht man von der minoischen Palastzeit auf der Insel Kreta, von der uns aus der Frühzeit einige schriftliche Überreste erhalten sind (u.a. sog. Linearschrift A), die aber bisher nicht entschlüsselt werden konnten. Die Texte der entschlüsselten Linearschrift B deuten darauf hin, dass die Wirtschaft Kretas zu dieser Zeit vom Palast von Knossos aus gesteuert wurde.


Griechenland

Auf dem griechischen Festland blühte derweil (etwa 1700-1200 v. Chr.) die so genannte mykenische Kultur, die uns archäologisch durch die mykenischen Burgen überliefert ist. Die Burgen entstanden wohl aufrund des Einflusses der minoischen Palastkultur. Etwa 1100-800 v. Chr. setzt man das "Dunkle Zeitalter" an, von dem uns nur wenig überliefert ist, von ca. 1050-900 v. Chr. dauerte die Ionische Wanderung, in deren Verlauf die Einwohner des griechischen Festlandes die Inseln der Ägäis und Kleinasiens kolonisierten.

Das so genannte archaische Zeitalter beginnt im frühen 8. Jahrhundert vor Christus. 776 v. Chr. beginnt die olympische Siegerliste, von 770 bis 540 v. Chr. breiten sich die Griechen während der Großen Kolonisation im westlichen Mittelmeer, an der nördlichen Ägäis und am Schwarzen Meer aus. Zu dieser Zeit wurden auch die berühmten Homerischen Epen (Ilias, Odyssee) schriftlich fixiert (etwa 750-650 v. Chr.).

Die Stadt Sparta im Süden des Peloponnes unterwirft 720-600 v. Chr. Messenien und kontrolliert somit den gesamten südwestlichen Teil der Halbinsel. Die Stadt kann mit ihrem demokratisch kontrollierten Doppelkönigtum als das erste Beispiel der fortan beherrschenden Polis-Struktur gelten - einer Verfassung, die das Zusammenleben innerhalb einer Stadt regelt. Diese Verfassung bestand ebenso in vielen anderen griechischen Städten, war jedoch nicht zwangsläufig demokratisch: um 650 v. Chr. regierten beispielsweise in Korinth und Megara so genannte Tyrannen, die alle Macht auf sich selbst vereinigten. Zu dieser Zeit wurde in Athen das demokratische System durch die Gesetzgebung des Drakon (621 v. Chr.) und Solon (594/93 v. Chr.) festgeschrieben, was aber den Tyrannen Peisistratos nicht daran hinderte von - nach umstrittener Chronologie - 561 bis 528 v. Chr., mit Unterbrechungen, die Macht zu übernehmen. Seine Söhne regierten in Athen bis 510 v. Chr., als sie mit Hilfe Spartas gestürzt wurden. In den folgenden Jahren bis 501 v. Chr. wurde die athenische Demokratie durch die Reformen des Kleisthenes wiederhergestellt, der das athenische Staatsgebiet in über 100 so genannte Demen aufteilte, die im gesetzgebenden "Rat der 500" proportional vertreten waren.

Das klassische Zeitalter Griechenlands beginnt ca. 500 v. Chr. mit dem sog. Ionischen Aufstand, der den Beginn des jahrhundertelangenn Konflikts mit Persien darstellt. 490 v. Chr. siegten die Athener über die Perser in der berühmten Schlacht bei Marathon, neun Jahre später vereinten sich die griechischen Poleis zur Abwehr der Offensive des Perserkönigs. 477 v. Chr. wurde der erste Attische Seebund gegründet, der unter der Hegemonie Athens die Persergefahr zunächst abwenden konnte, dafür aber in einen Krieg mit Sparta geriet (Erster Peloponesischer Krieg), der erst 446 v. Chr. in einem Friedensvertrag beigelegt wurde.

Der Konflikt mit Persien war jedoch noch nicht beendet. Bis 362 v. Chr. sind die Verhältnisse relativ unübersichtlich. Verschiedene Städte Griechenlands verbündeten sich mal mit den Persern, mal mit den Athenern, 371 v. Chr. siegte Theben über Sparta und gewann die Hegemonie über Griechenland, 362 v. Chr. ging sie jedoch in der Schlacht bei Mantineia wieder verloren.

Eine entscheidende Wende nahm die griechische Geschichte mit Philipp II. von Mazedonien, der von seinem von den Griechen als kulturlos und halbbarbarisch angesehenen Staat aus bis 337 v. Chr. nach einigen Kriegen die Hegemonie über Griechenland gewann. 336 v. Chr. wurde Philipp II. ermordet, sein Sohn Alexander der Große folgte ihm auf den mazedonischen Thron und eroberte bis zu seinem Tod 323 v. Chr. östliche Gebiete bis nach Indien. Die nachfolgenden Diadochenkämpfe spalteten das Reich in drei Teile auf, von denen als letztes Ägypten im Jahre 30 v. Chr. von Octavian unterworfen wurde.

Römisches Reich

Die zweite Hauptrolle in der antiken Geschichte spielt die Stadt Rom in Mittelitalien. Einer späten Überlieferung zufolge wurde sie im Jahr 753 v. Chr. gegründet, die moderne Wissenschaft geht jedoch davon aus, dass die dörflichen Siedlungen an der Mündung des Tiber erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. zu einer Stadt zusammengefasst wurden. Rom konnte sich um 470 v.Chr. von der bis dahin wirksamen Regierungsform des etruskischen Stadtkönigtums befreien. In den Zwölftafelgesetzen, die um 450 v. Chr. entstanden, wurden die ersten zivil-, straf- und prozessrechtlichen Normen des römischen Rechts festgehalten. Die Verfassung bestand von nun an in einem Zusammenwirken der drei Institutionen Senat, Magistratur und Volksversammlung, die sich in ihrer Macht theoretisch gegenseitig beschränkten, von denen aber faktisch der Senat, die Versammlung der Häupter der adligen Familien, dominierte. Bis zum Jahr 272 v. Chr. konnten die Römer daraufhin ganz Süditalien unterwerfen. Das Ende des (West-)Römischen Reiches im Jahre 476 n. Chr. wird überlicherweise mit dem Ende der Antike gleichgesetzt (vgl. auch Spätantike). Im Oströmischen Reich lässt sich eine klare Grenze zum Mittelalter dagegen nicht ziehen.

Siehe auch: Liste antiker Stätten

Literatur

  • Detlef Lotze: Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Hellenismus. München 2000. (S. auch weitere Bände aus dieser Reihe von Bringmann, Brandt etc).
  • The Cambridge Ancient History, diverse Hrsg., 14. Bde., 2. völlig neubearb. Aufl., Cambridge 1970 ff.
  • Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, hrsg. von H.-J. Gehrke und H. Schneider, Stuttgart 2000. Grundlegende Einführung !
  • Oldenbourg Grundriß der Geschichte, hrsg. von J. Bleicken u.a., Bd. 1-4, diverse Auflagen, München 1980 ff.