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S-Bahn Berlin

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Datei:S-Bahn Berlin Logo.png

Die Berliner S-Bahn ist die älteste S-Bahn Deutschlands. Sie bildet zusammen mit der U-Bahn, Straßenbahn und den Bussen ein engmaschiges Verkehrssystem in Berlin. Es gibt insgesamt 155 Bahnhöfe, die gesamte Streckennetzlänge beträgt 331 km.

Geschichte

Datei:S-Bahn Berlin Erster Zug in Bernau 1924.jpg
Erster elektrischer S-Bahn-Zug in Bernau am 8. August 1924

Die Berliner S-Bahn basiert auf einem System von Vorortzügen, die seit 1882 auf der Berliner Stadt- und Ringbahn, sowie weiteren Vorortstrecken zunächst mit Dampfbetrieb auf überwiegend eigenen, vom Fernverkehr getrennten Gleisen fuhren. Nach mehrjährigen Vorarbeiten ging am 8. August 1924 die erste elektrifizierte Strecke, Stettiner Bahnhof (heute Berlin Nordbahnhof) nach Bernau, in den Regelbetrieb. Ab dem 1. Dezember 1930 erhielten die auf den verschiedenen Strecken verkehrenden Berliner Vorortbahnen die aus dem Wort Stadtbahn abgeleitete Kurzbezeichnung S-Bahn.

Die Berliner S-Bahn wurde von der Deutschen Reichsbahn betrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Deutsche Reichsbahn (DR) der DDR das Betriebsrecht für das Gesamt-Berliner Streckennetz. So wurde die S-Bahn zur Zielscheibe des Unmuts vieler West-Berliner, als die DDR-Führung 1961 die Mauer baute. Politiker und Gewerkschaften riefen zum S-Bahn-Boykott auf mit Parolen wie „Der S-Bahn-Fahrer zahlt den Stacheldraht“ oder „Keinen Pfennig mehr für Ulbricht. Im Laufe der folgenden Jahre gingen die Fahrgastzahlen deutlich zurück. Ungeachtet dessen fuhr die S-Bahn weiter in West-Berlin, teilweise auf ihren Westlinien auch unter Ost-Berliner Gebiet durch Geisterbahnhöfe.

Unterirdischer S-Bahnhof Potsdamer Platz

In Ost-Berlin blieb die S-Bahn dagegen das wichtigste Verkehrsmittel. Dort wurde auch eine neue Baureihe konstruiert, die heute unter der Baureihen-Bezeichnung 485 im Einsatz ist. Im Ostteil der Stadt wurde das Streckennetz weiter ausgebaut, unter anderem mit den Streckenabschnitten:

Im September 1980 plante die DR deutliche Einschnitte im West-Berliner Netz. Dies führte zu einem Streik der dortigen Beschäftigten, der jedoch erfolglos beendet wurde. Auf den meisten Strecken wurde daraufhin der Betrieb eingestellt. Am 9. Januar 1984 übernahm die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) im Auftrag des West-Berliner Senates das inzwischen stark heruntergekommene Streckennetz West-Berlins. Zunächst wurden nur die Strecken Anhalter BahnhofLichtenrade und FriedrichstraßeCharlottenburg betrieben (insgesamt 21 km). Nach Wiedereröffnung Richtung Frohnau und Wannsee stiegen die Fahrgastzahlen im Westteil wieder stark an. Im Auftrag der BVG wurden neue S-Bahn-Züge konstruiert, die heute unter der Baureihen-Bezeichnung 480 auf dem Berliner S-Bahn-Netz unterwegs sind.

Nach dem Mauerfall wurden viele Anstrengungen unternommen, das Streckennetz in Westberlin wieder vollständig in Gang zu bringen. Seit 1995 betreibt die Deutsche-Bahn-Tochter S-Bahn Berlin GmbH das Gesamtnetz. Heute verkehren in und um Berlin auf 16 Linien moderne Stromschienen-Gleichstromtriebwagen, die die vor kurzem noch fahrenden Triebzüge aus den 1920er und 1930er Jahren ablösten. Die Streckenlänge beträgt 331 km.

Linien

Derzeit gibt es 16 S-Bahnlinien mit 331 Kilometern und 155 Bahnhöfen. Aufgrund des Berliner S-Bahnsystems ist die Liniennummerierung sehr flexibel im Gegensatz zur U-Bahn. Nicht selten wechselten die S-Bahnlinien ihre Streckenführung. Schon benutzte, aber derzeit nicht benötigte Liniennummern sind zum Beispiel S4, S6, S86, S10 und S19.

Grundsätzlich fährt jede S-Bahnlinie im 20-Minuten-Takt, der im Berufsverkehr durch Verstärker verdichtet wird. Auf der Stadtbahn, Ringbahn und im Nord-Süd-Tunnel gibt es einen durch Linienbündelungen dichteren Takt. Seit 2003 fahren auch S-Bahnlinien in den Nächten Freitag zu Samstag und Samstag zu Sonntag im 30- bis 60-Minuten-Takt. Abgesehen vom Abschnitt Hohen Neuendorf - Blankenburg wird somit überall ein Nachtverkehr durchgeführt. Für die Zeit der Fußballweltmeisterschaft 2006 ist sogar geplant, einen 24-Stunden-Betrieb auf gewissen Linien zu fahren.

Karte S-Bahn Berlin

Linie Strecke Bahnhöfe Länge Befahrene Strecken
S1 Potsdam HbfOranienburg 36 58,18 km Wannseebahn, Nord-Süd-Tunnel, Nordbahn
S2 BlankenfeldeBernau 29 46,50 km Dresdener Bahn, Nord-Süd-Tunnel, Stettiner Bahn
S25 NordbahnhofHennigsdorf 13 21,25 km Kremmener Bahn
S26 Teltow StadtPotsdamer Platz 11 18,65 km Anhalter Bahn
S3 OstbahnhofErkner 13 24,28 km Schlesische Bahn
S41 Gesundbrunnen - Papestr. - Gesundbrunnen 27 37,75 km Ringbahn (im Uhrzeigersinn)
S42 Gesundbrunnen - Papestr. - Gesundbrunnen 27 37,75 km Ringbahn (gegen den Uhrzeigersinn)
S45 Flughafen Berlin-Schönefeld ↔ Gesundbrunnen 26 39,67 km Güteraußenring, Görlitzer Bahn, Ringbahn
S46 Königs Wusterhausen ↔ Gesundbrunnen 28 49,62 km Görlitzer Bahn, Ringbahn
S47 Spindlersfeld ↔ Gesundbrunnen 23 33,10 km Görlitzer Bahn, Ringbahn
S5 SpandauStrausberg Nord 36 59,10 km Olympiabahn, Stadtbahn, Ostbahn
S7 WannseeAhrensfelde 26 38,64 km Wetzlarer Bahn, Stadtbahn, Wriezener Bahn
S75 Spandau ↔ Wartenberg 27 36,53 km Olympiabahn, Stadtbahn, Berliner Außenring
S8 ZeuthenBirkenwerder 25 56,04 km Görlitzer Bahn, Ringbahn, Stettiner Bahn, Außenring
S85 GrünauWaidmannslust 20 31,20 km Görlitzer Bahn, Ringbahn, Nordbahn
S9 Flughafen Berlin-Schönefeld ↔ Grunewald 23/24 34,71 km Güteraußenring, Görlitzer Bahn, Stadtbahn, Wetzlarer Bahn

Bauvorhaben und Projekte

Baureihe 481
Baureihe 485
Baureihe 480
Inzwischen ausgemusterte Baureihe 477

Bei der Berliner S-Bahn wird, auch wenn schon ein Großteil des Netzes in Betrieb ist, weiterhin viel gebaut, saniert und auch eröffnet. Ziel ist es nach einem Beschluss des Berliner Abgeordnetenhaus letztendlich, das S-Bahnnetz im Umfang des Jahres 1961 wiederherzustellen. Diese Willensbekundung ist jedoch nur symbolisch gemeint, da schon viele Bauvorhaben über das Ziel hinausgehen bzw. abweichen. Aufgrund der extremen Haushaltsnotlage wurden bereits viele Projekte verschoben beziehungsweise abbestellt.

Derzeit laufen noch die Sanierungen für die Bahnhöfe Westkreuz und Charlottenburg. Am 6. Juni 2005 konnten dort bereits jeweils die nördlichen Bahnsteige eröffnet werden, die jeweils südlichen sollen im Mai 2006 folgen. Mit der Gleissanierung im Bahnhof Zoologischer Garten wird die Sanierung der westlichen Stadtbahn abgeschlossen sein, womit ein sehr effizientes Schnellbahnsystem für die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Berlin zur Verfügung steht. Zu dieser Veranstaltung sollen Züge im 90-Sekunden-Takt zum Berliner Olympiastadion fahren.

Im Jahr 2005 soll endlich die lang verschobene Sanierung des Bahnhofes Ostkreuz, dem wichtigsten des Berliner S-Bahnnetzes, beginnen. Neben der kompletten Umgestaltung des Gleisfeldes sollen auch zwei neue Regionalbahnsteige entstehen. Zusätzlich sollen auch Aufzüge und Rolltreppen eingebaut werden. Die wichtigste Neuerung wird jedoch der geplante Richtungsbetrieb sein, so sollen am Bahnsteig D die Züge in Richtung Stadt und am Bahnsteig E die Züge ins östliche Umland fahren. Da die Sanierung unter laufendem Betrieb stattfinden wird, ist noch kein Fertigstellungstermin bekannt, es wird mit einer Bauzeit von sieben bis 10 Jahren gerechnet.

Mittelfristig ist es ebenfalls geplant, eine neue S-Bahnlinie S21 zum Lehrter Bahnhof zu errichten. Dafür wurden schon Vorleistungen geschaffen, unter anderem Ausfädelungen an den Ringbahnhöfen Westhafen und Wedding. Die Strecke soll zukünftig vom Nordring über die Bahnhöfe Perleberger Brücke, Lehrter Bahnhof, Reichstag, Potsdamer Platz, Gleisdreieck, Yorckstraße (Großgörschenstraße) und dann über die wiederzuerrichtende Cheruskerkurve zum Südring führen. Die Bauarbeiten für den nördlichen Streckenteil, der vom Bund durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) mit 24 Millionen Euro gefördert wird, könnten laut Senatsangaben zwischen 2011 und 2013 beendet werden. Die restlichen Abschnitte sollen laut des Finanzszenarios des Landes Berlin bis 2030 realisiert werden. Durch die Verzögerung der S21 gibt es immer wieder Stimmen, namentlich unter anderem die Bundestagsabgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig der Grünen, die eine Zweisystem-S-Bahn durch den Tiergartentunnel fordern.

Weitere Bauarbeiten betreffen die Reaktivierung der Siemensbahn, die jedoch nur mit einer Verlängerung über die Havel zur "Wasserstadt Spandau" wirtschaftlich zu betreiben wäre. Ebenfalls gibt es noch kontroverse Diskussionen und Diskussionbedarf um die Verlängerung Spandau - Falkensee. Da dort die Regionalexpresse regelmäßig überfüllt sind, wäre dort eine Wiederbelebung der S-Bahn sinnvoll und notwendig. Damit stünde auch einem dichteren Fernverkehr in Richtung Hamburg nichts mehr im Wege. Auf Berliner Gebiet würden zusätzlich noch drei S-Bahnhöfe entstehen, die den westlichen Teil Spandaus besser erschließen würden, da dort nur Busverkehr betrieben wird. Geplant ist außerdem die Verlängerung der S 75 von Wartenberg nach Sellheimbrücke. Da die dortige Bebauung jedoch noch keinen dichten S-Bahnverkehr rechtfertigt, ist die Inbetriebnahme vorerst aufgeschoben. Zusätzlich gibt es bei dieser Verlängerung noch eine Option bis zum Karower Kreuz, wo ein riesiger Kreuzungsbahnhof entstehen würde. Ob das jedoch für dieses relativ dünn besiedelte Gebiet sinnvoll wäre, ist fraglich. Des Weiteren ist in Abhängigkeit von der richterlichen Zustimmung zum Planfeststellungsbeschluss für den geplanten Großflughafen in Schönefeld die Verlängerung der S-Bahnstrecke vom derzeitigen Endpunkt Flughafen Berlin-Schönefeld bis zum Terminal des künftigen Großflughafens in Planung. Neben geplanten Streckenverlängerungen gibt es auch noch wichtige Strecken- und Bahnhofssanierungsprogramme. In Zukunft sollen die Strecken nach Hennigsdorf, Teltow Stadt, Strausberg Nord und Potsdam abschnittsweise zweigleisig ausgebaut werden. Außerdem ist die Sanierung der Görlitzer Bahn ab Ende 2005 geplant. Zusätzlich werden jährlich mehr und mehr Stationen durch Aufzüge und Rampen behindertengerecht ausgestattet.

Eingesetzte Baureihen

Unfälle

Seit der Eröffnung der ersten S-Bahnstrecke gab es nur wenige Unfälle, bei denen jedoch noch nie ein Mensch gestorben ist. So gilt die Berliner S-Bahn als eines der sichersten Schnellbahnsysteme.

Am 24. September 1989 fährt morgens um 5 Uhr ein Zug der Baureihe 486 im Bahnhof Bernau über den Prellbock. Das Fahrgestell des ersten Wagens stürzt in das Bahnhofsgebäude.

Im abendlichen Berufsverkehr am 11. Februar 2000 gerät ein S-Bahnwaggon der Baureihe 480 mit der Nummer 480 053 bei der Einfahrt in den Bahnhof Yorckstraße in Brand und brennt vollständig aus. Die Aufsicht hatte dichten Rauch bemerkt und den Fahrer informiert, welcher die Räumung der Bahn veranlaßte. Der S-Bahn Zug hatte gerade den Nord-Süd-Tunnel verlassen. Ursache des Brandes war ein defektes 750 Volt Kabel, welches den Stromabnehmer mit dem Antriebsmotor verbunden hatte.

Am 10. August 2004 gerät ein S-Bahnwaggon der Baureihe 480 im unterirdischen Anhalter Bahnhof in Brand und brennt vollständig aus. Nur durch beherztes Eingreifen der S-Bahnangestellten konnte eine Katastrophe verhindert werden. Der Bahnhof erlitt schwere Schäden, derzeit laufen noch die Sanierungsarbeiten, sodass nur der Bahnsteig in Richtung Norden angefahren werden kann. Die Züge in Richtung Süden fahren durch. Mit diesem Unfall wurde beschlossen, analog zur Berliner U-Bahn allen unterirdischen Bahnhöfen, die nur einen Ausgang besitzen, einen weiteren zu bauen. Explizit betrifft das jedoch nur die Station Oranienburger Straße, der Bahnhof Anhalter Bahnhof erhält noch einen weiteren Ausgang in Richtung Tempodrom.

Elektrifizierungsdaten

Die folgende Liste enthält das Datum der ersten Inbetriebnahme und den Streckenabschnitt.

Literatur

  • Wolfgang Kiebert: Die Berliner S-Bahn 1924 bis heute, Transpress, Juli 2004, ISBN 3613712423
  • Peter Bley: Berliner S-Bahn, Alba Publikation, Düsseldorf, September 2003, ISBN 3870943637
  • Robert Schwandl: Berlin S-Bahn Album, Robert Schwandl Verlag, Berlin, April 2003, ISBN 3936573026
  • Jürgen Meyer-Kronthaler und Wolfgang Kramer: Berlins S-Bahnhöfe – Ein dreiviertel Jahrhundert, be.bra. verlag, Berlin, Oktober 1998, ISBN 3-930863-25-1
  • Klaus Scheddel: Ab ins Grüne, Ausflüge mit der Berliner S-Bahn, Viareise, April 2003, ISBN 3935029071
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