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Gut (Wirtschaftswissenschaft)

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Als ökonomisches Gut oder auch wirtschaftliches Gut bezeichnet man allgemein alle Mittel oder Leistungen (Sachgüter, Dienstleistungen und Nutzungsrechte), die direkt oder indirekt der Bedürfnisbefriedigung dienen.

Güterarten nach dem Kriterium der Verfügbarkeit

Freie und knappe Güter

Hier lassen sich freie und knappe (wirtschaftliche) Güter unterscheiden. Ein Gut ist frei, wenn es im betrachteten Gebiet zur betrachteten Zeit in so großer Menge vorhanden ist, dass jeder Mensch so viele Einheiten des Gutes konsumieren kann, wie er will, beziehungsweise bis seine Sättigungsmenge erreicht ist. Ein Beispiel für ein freies Gut ist Sand in der Wüste oder Salzwasser im Meer. Freie Güter haben die Eigenschaft, dass man für sie keinen Preis verlangen kann. Allerdings ist die Trennung zwischen beiden Gütertypen unscharf: Ein normalerweise freies Gut ist unter anderen Umständen möglicherweise nicht mehr frei (Salzwasser in der Wüste oder Sand im Meer) und kostet Geld.

Knappe Güter und Wirtschaften

Da freie Güter keinen Preis haben, sind Wirtschaften und wirtschaftliche Organisation nur im Zusammenhang mit knappen Gütern von Bedeutung (Knappheit). Zu deren Erwerb muss sparsam mit den verfügbaren Mitteln umgegangen werden (haushalten).

Allgemein lehrt die Theorie des Tausches als Ursprungsgedanke des wirtschaftlichen Handelns, dass Güter nur dann wirtschaftlich genutzt (getauscht) werden können, wenn der Tausch Ziel eines Ausgleich unterschiedlicher Grenzraten der Substitution ist. Hierfür sind für den jeweiligen Tauschpartner folgende Kriterien wichtig, welche ein Gut zur Tauschfähigkeit und damit zur Wirtschaftsreife werden lassen: Verfügbarkeit, Begehrtheit, Knappheit, Tauschbarkeit.hgjghjjgjg

Güterarten nach Ausschließbarkeit und Rivalität

Güterarten nach dem Kriterium der Ausschließbarkeit anderer potenzieller Nutzer

Hier kann man unterscheiden in Ausschluss ermöglichende Güter und Ausschluss nicht ermöglichende Güter. Die meisten Güter des täglichen Lebens machen es möglich, Personen von ihrem Konsum auszuschließen. Nicht der Fall ist dies jedoch bspw. bei Luft; um eine Person vom Konsum der Luft auszuschließen, müsste die in seinem Umfeld befindliche Luft abgepumpt werden. Typische andere Beispiele für Güter, die einen Ausschluss einzelner nicht möglich machen sind Landesverteidigung (man kann nicht einen einzelnen Bürger davon ausschließen, dass er im Falle eines Angriffs militärisch verteidigt wird) oder Deiche (alle Menschen, die hinter einem Deich wohnen, werden vor Hochwasser geschützt - der Ausschluss einzelner ist nicht möglich). Jedoch zeigt sich eine Tendenz zu zunehmender Ausschließbarkeit: Güter wie Fernsehen oder die Benutzung von Straßen erlauben heute, anders als früher, den Ausschluss einzelner (über Bezahlfernsehen und Maut). Anders ausgedrückt: Das Erreichen von Ausschließbarkeit ist lediglich eine Frage des Preises - durch hohe Kosten könnte der erwähnte Deich beispielsweise um ein bestimmtes Haus herum gebaut werden und dieses somit vom Schutz ausschließen.

Güterarten nach der Rivalität im Konsum

Man unterscheidet hier in rivale Güter und nicht-rivale Güter. Rivale Güter zeichnen sich dadurch aus, dass der Konsum eines Gutes durch einen Konsumenten den Konsum desselben Gutes durch einen anderen Konsumenten be- oder verhindert. Typische nicht-rivale Güter sind z. B. Fernsehen (wenn im Nachbarhaus ferngsehen wird, verschlechtert sich der eigene Empfang dadurch nicht) oder Atmen. Hingegen kann ein Brot, das ein Konsument isst, nicht gleichzeitig in vollem Umfang von einem anderen Verbraucher konsumiert werden. Auch in dieser Kategorie ergeben sich Grauzonen: So ist das Gut Autobahnbenutzung zunächst nicht rival, da ein zweites Auto auf der Autobahn den einzelnen Fahrer nicht stört. Bei stark zunehmendem Verkehr jedoch wird auch die Autobahnbenutzung rival.

Güterklassifikation nach Ausschließbarkeit und Rivalität

Aus den beiden letztgenannten Kriterien lässt sich eine Vier-Felder-Matrix erstellen:

Ausschließbarkeit
ja nein
Rivalität ja Individualgut oder auch privates Gut
(z. B. Kleidung, Speiseeis)
Allmendegut oder auch Quasikollektivgut
(z. B. Fischbestände der Weltmeere, öffentliche Straßen)
nein Clubgut oder auch Klubkollektivgut, natürliche Ressource
(z. B. Kabelfernsehen, Feuerschutz)
reines Öffentliches Gut oder auch reines Kollektivgut
(z. B. frei zugängliches Wissen, Nationale Verteidigung, Rechtsordnung, Währungssystem)

Güterarten nach der Gegenständlichkeit (Materialität)

Man unterscheidet diesbezüglich in materielle Güter (auch als "Sachgüter" oder "Waren" bezeichnet, z. B. Haus) und [[immaterielle Güter]. Letztere lassen sich wiederum unterteilen in Dienstleistungen (z. B. Arztbesuch) und ideelle Güter (wie z. B. Patent). Auch hier ist der Übergang fließend. So ist ein Auto zweifelsohne ein Sachgut, während der Kundendienst an besagtem Auto eine Dienstleistung ist.

Güterarten nach dem Verwendungszweck

Trennung nach Konsumgütern und Produktionsmitteln

Unterschieden wird hier in Konsumgüter (z. B. Nahrungsmittel, Bücher) und Produktionsmittel (z. B. eine kommerzielle Eismaschine), durch welche die Konsumgüter erst hergestellt werden.

Weitere Aufteilung der Produktionsmittel

Auch die Produktionsmittel weisen unterschiedliche Eigenschaften auf. Manche Produktionsmittel werden während des Produktionsprozesses explizit verbraucht (Rohstoffe (z. B. Eisenerz), Betriebsstoffe (beispielsweise Kohle) und Hilfsstoffe (z. B. Schutzanzug)). Bei anderen Gütern, die bei der Produktion eingesetzt werden, steht nicht der Verbrauch im Vordergrund sondern der Gebrauch. Diese Güter bezeichnet man als Investitionsgüter.

Güterarten nach ihrer Produktionseigenschaft

Trennung in direkte Güter oder auch Rohstoffe, die direkt in eine Produktion fließen (z. B. Metall für ein Autowerk) und indirekte Güter, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes dienen (z. B. Schleifpapier, Büromöbel); Letztere werden im Kontext des E-Procurement oft als MRO-Güter genannt (vom englischen Maintain - Repair - Operate).

Güterarten nach dem Nachfrageverhalten

Nachfrageverhalten in Abhängigkeit vom Preis des Gutes

Normale Güter zeichen sich dadurch aus, dass sie bei steigendem Preis in geringerem Umfang nachgefragt werden (negative Preiselastizität). Hingegen werden Inferiore Güter bei steigendem Preis vermehrt konsumiert (positive Preiselastizität).

Nachfrageverhalten in Abhängigkeit vom Einkommen

Giffen-Güter (oder Luxusgüter) stellen einen Extremfall inferiorer Güter dar - sie werden bei steigendem Einkommen in geringerem Umfang nachgefragt (negative Einkommenselastizität). Das Gegenteil von Giffen-Gütern sind lebensnotwendige Güter. Sie weisen eine Einkommenselastizität größer 0, aber kleiner 1 auf.

Nachfrageverhalten zwischen zwei Gütern

Substitionsgüter zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus der Sicht des Konsumenten ähnliche Bedürfnisse stillen und somit einem "entweder oder" unterliegen. Typische Substitutionsgüter sind Brot und Brötchen. Komplementtärgüter werden aus Konsumentensicht nur gemeinsam nachgefragt (Beispiele hierfür sind linke und rechte Schuhe oder Messer und Gabeln).

Güterarten nach Nachfragerpräferenzen

Güter lassen sich auch danach unterscheiden, ob ein Nachfrager für zwei verschiedene Fabrikate einer Gutsklasse unterschiedliche Präferenzen aufweist. Wenn ja, so spricht man von heterogenen Gütern, wenn nein von homogenen Gütern.

Die unterschiedlichen Präferenzen können sowohl durch objektive Produktunterschiede (Größe, Zweck, Kaufort, Qualität etc.) begründet sein als auch durch subjektive Produktunterschiede (z. B. Markenimage). Typische Beispiele sind elektrischer Strom (für homogene Güter) und Autos (für heterogene Güter).

homogene Güter

Homogene Güter sind vollkommen gegeneinander austauschbar. Dabei existieren weder objektive Unterschiede (d. h. die Güter sind materiell, von ihrer Zweck, ihrem Kaufort etc. gleichartig) noch subjektive Unterschiede (d. h. die Nachfrager haben auch keinerlei Präferenzen für bestimmte Anbieter). Liegt ein homogenes Gut vor, determiniert also allein der Preis die Kaufentscheidung.

Die Homogenität der Güter ist eine notwendige Voraussetzung für den vollkommenen Markt. Beispiele für homogene Güter sind Call-by-Call-Telefontarife, Elektrische Energie, Aktien vom gleichen Unternehmen

Von der Beschaffenheit weitgehend homogen sind Banknoten der gleichen Währung und Kraftstoffe, solange sie nicht durch Additive heterogen gemacht wurden.

heterogene Güter

Ein typisches Beispiel für heterogene Güter sind Autos, die sich in Qualität, Ausstattung, Markenimage etc. unterscheiden. Materielle Güter sind im Allgemeinen nicht homogen, da ihre Beschaffung standortabhängig ist und mit unterschiedlichen Kauferlebnissen verbunden ist.

Güterarten nach der Möglichkeit des Transports

Mobilien und Immobilien

Mobilien zeichnen dadurch aus, dass sie transportiert werden können, während der Standort von Immobilien nicht verändert werden kann. Damit ist der volkswirtschaftliche Immobilien-Begriff breiter aufzufassen als der des allgemeinen Sprachgebrauchs. Volkswirtschaftlich zählen hierzu nicht nur Gebäude oder Grundstücke sondern auch Straßen oder Stromleitungen.

Handelbare und nicht handelbare Güter

Es existieren handelbare (so genannte Tradeables) und nicht handelbare Güter (so genannte Non-Tradeables), wobei bei nicht handelbare Güter durch zu hohe Transportkosten oder andere Gründe nicht international gehandelt werden. Beispiele für nicht handelbare Güter sind in vielen Fällen bestimmte Dienstleistungen. Per Definition sind alle Immobilien nicht handelbare Güter.

Güterarten nach Wohlfahrtswirkungen

Jeder Konsument eines Gutes misst diesem einen bestimmten individuellen Nutzen zu, welcher in der VWL über die marginale Zahlungsbereitschaft des Nachfragers quantifiziert wird.

Neben dem individuell zugemessenen Nutzen, welcher sich von Nutzer zu Nutzer unterscheidet, kann Gütern auch ein allgemeiner Nutzen, eine gesellschaftliche Wohlfahrtswirkung zugewiesen werden. Unterscheidet sich diese hinreichend stark von dem individuellen Nutzen, der einem Gut zumindest von Teilen der Gesellschaft beigemessen wird, so greift der Staat durch Regulierung ein: Güter, denen er einen hohen Nutzen beimisst, fördert er, während er Güter, die er für schädlich erachtet, verbietet oder beschränkt.

Meritorische Güter

Meritorische Güter sind Güter, die (aus staatlicher Sicht) einen großen ökonomischen Nutzen stiften und deswegen von staatlicher Seite gefördert werden, da sie ansonsten nicht in ausreichendem Maß konsumiert werden. Beispiele hierfür sind Bildung, Milch, Sport, Jugendbetreuung etc.

Demeritorische Güter

Demeritorische Güter zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus staatlicher oder gesellschaftlicher Sicht einen Schaden verursachen, weswegen es im öffentlichen Interesse ist, ihren Konsum zu verbieten oder zu beschränken. Beispiele sind hier Drogen, schnelles Autofahren oder Graffiti.

Güterarten nach Zurechenbarkeit zu einem Kostenträger

Im Rechnungswesen lassen sich Einzel- und Gemeinkosten unterscheiden. Gemeinkosten sind Kosten, die einem Kostenträger (z. B. Produkt oder Dienstleistung) - anders als Einzelkosten - nicht direkt zugerechnet werden können. Güter, die den Gemeinkosten zugerechnet werden, bezeichnet man auch als indirekte Güter. Einzelkosten-Güter werden als direkte Güter bezeichnet.

Siehe auch: Gut (juristisch)