Fußball-Wettskandal 2009
Als Fußball-Wettskandal 2009 werden die Manipulationen von Fußballspielen zum Zwecke des Wettbetruges im Jahr 2009 bezeichnet, die im Zuge der internationalen Ermittlungen unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Bochum im November 2009 bekannt wurden. Der Wettskandal wurde durch Ermittlungen mittels einer Telekommunikationsüberwachung im Umfeld der organisierten Kriminalität aufgedeckt.
Ausmaß des Wettskandals
Der Fußball-Wettskandal 2009 gilt als die größte Affäre im europäischen Fußball seit dem Fußball-Wettskandal 2005 um den Schiedsrichter Robert Hoyzer und dem Bundesliga-Skandal in der Saison 1970/71, als zahlreiche Spieler, Trainer und Funktionäre an Spielverschiebungen beteiligt waren. Ausmaß und Wirkung werden als noch größer als bei den vorhergehenden Manipulationen im Fußball angesehen.[1] Einige Zeitungen bezeichnen diesen Wettskandal als „größten Betrugsskandal aller Zeiten“ und Peter Limacher, der Leiter der Disziplinarabteilung der UEFA, spricht vom „größten Betrugsskandal, den es im europäischen Fußball jemals gegeben hat“.[2]
Nach Informationen der Staatsanwaltschaft Bochum am 20. November 2009 sind nach Ermittlungen seit Jahresanfang 2009 in neun europäischen Ländern mindestens 200 Fußballspiele manipuliert worden, davon 32 Partien in Deutschland.[3] Die Betrüger sollen Spieler, Trainer und Offizielle bestochen haben, um Spielausgänge zu beeinflussen.
Als Verdächtige wurden am 19. November 2009 die beiden kroatischen Brüder Ante und Milan Sapina verhaftet, die durch den Betrug mit den manipulierten Spielen bei Wetten in Asien (Anbieter: SBOBET mit Lizenz auf den Philippinen[4]) und Europa insgesamt rund 10 Millionen Euro erzielten und bereits eine Haftstrafe nach dem Fußball-Wettskandal 2005 ableisten mussten.[1] Weitere 15 Personen in Deutschland wurden verhaftet.[5] Bei einem der Festgenommenen handelt es sich um den Würzburger Landesligaspieler Kristian Sprecakovic.[6] Über 50 Hausdurchsuchungen erfolgten in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Niedersachsen, Schleswig Holstein, der Schweiz, Österreich und Großbritannien. Dabei wurden Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von mehr als einer Million Euro gesichert. Die Auswertungen des Beweismaterials sind, wie auch die weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, noch nicht abgeschlossen.[1] In der Schweiz wurden bisher zwei Verdächtige festgenommen. Auch ein DFB-Schiedsrichter soll bei einem Regionalliga-Spiel im Mai 2009 von den mutmaßlichen Wettbetrügern bestochen worden sein. Vier Spiele des SSV Ulm 1846 in der Endphase der Regionalligasaison 2008/2009 stehen unter Manipulationsverdacht.[7]
Betroffene Spiele
Deutschland
In Deutschland sollen mindestens 32 Spiele von der 2. Fußball-Bundesliga bis in den Juniorenbereich manipuliert worden sein.
Dabei handelt es sich um 4 Spiele der 2. Fußball-Bundesliga, 3 Spiele der 3. Fußball-Liga, 18 Spiele in den Fußball-Regionalligen, 5 Fußball-Oberliga-Spiele und 2 Spiele der Fußballnationalmannschaft (U-19-Männer).[1]
Österreich
In Österreich sind 11 Spiele der Fußball-Bundesliga und der Ersten Liga betroffen.
Schweiz
In der Schweiz sind 22 Spiele der Challenge League betroffen.[1]
Andere Staaten
Bisher betroffene Spiele in weiteren europäischen Staaten:[1]
- 12 Partien der UEFA Europa League 2009/10
- 3 Partien der UEFA Champions League
mehrere Spiele der 1. und 2. Liga:
- 8 Spiele der Premijer Liga in Bosnien und Herzegowina
- 14 Spiele der 1. HNL in Kroatien,
- 7 Spiele der Slovenska Nogometna Liga in Slowenien,
- 29 Spiele der Turkcell Süper Lig und weitere Ligen in der Türkei,
- 13 Spiele der Nemzeti Bajnokság in Ungarn
- 17 Spiele der EXQI-League in Belgien
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f M. Glindmeier und J. Korge:Riesiger Wettskandal erschüttert Europas Fußball. In: Spiegel-Online vom 20. November 2009 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „so20091120“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ M. Leingruber: Fußball: Der größte Betrugsskandal aller Zeiten. In: Die Presse vom 20. November 2009
- ↑ Die gekauften Tore der Profikicker. In: Süddeutsche Zeitung vom 20. November 2009
- ↑ G. Derichs: Schlimmer als Hoyzer. In Focus-Online vom 20. November 2009
- ↑ O. Müller: Wettskandal: Größter Betrug der Fußball-Geschichte. In: Die Welt vom 21. November 2009
- ↑ Im Würgegriff der Wett-Mafia. In: Hamburger Abendblatt vom 21. November 2009
- ↑ DFB-Schiedsrichter im Visier der Ermittler. In: Focus-Online vom 21. November 2009