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Solipsismus

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Der Solipsismus (von lat. solus allein und ipse selbst) ist eine in der Philosophie erwogene Denkweise eines Menschen, der das ganze Sein mit dem eigenen Bewusstsein gleichsetzt.

Beschreibung

Das Universum des Solipsisten kann, zur besseren Einordnung, in zwei Teile eingeteilt werden: der Teil, der sich als ihr bewusstes, und der Teil, der sich als ihr unbewusstes Denken manifestiert.

Dem Solipsismus zufolge verhalte sich der unbewusste Teil des Denkens genauso komplex und unberechenbar, als ob er „äusserlich“, also überhaupt kein Bestandteil ihres Selbst, wäre. Der Unterscheidungswille zwischen dem realistischen Universum und dem Universum des Unterbewusstseins kollabiere, wenn man realisiere, dass die Idee eines „äusserlich“ und eines „unbewussten“ lediglich unterschiedliche Begrifflichkeiten darstellen, die unkennbare, noumenale Ereignisse ausserhalb der bewussten Erkenntnis beschreiben. Dies führe zur Schlussfolgerung, dass das Unbewusste nicht das eigene Selbst, sondern eine fremdartige, noumenale Entität darstellt.

In der Philosophie nach Hegel wird, häufig gestützt durch eine subjektivistische Interpretation sinnesphysiologsicher Ergebnisse, von subjektiv-idealistischen Strömungen die angebliche Subjektivität der Qualitäten mit dem Argument verteidigt, dass die Verneinung der Objektivität der Eigenschaften den Dualismus von Physischem und Psychischem aufhebe. Diese Tendenz kann unmittelbar von der Betrachtung der Qualität des Dings in den Solipsismus führen, da diese letztlich in die Verneinung der objektiven Realität führt.

Schlussfolgerungen

Die wissenschaftliche Empirie spielt nicht nur in den eigentlichen empirischen Erfahrungs-Wissenschaften, insbesondere in der Naturwissenschaft und Medizin, sondern auch in der Philosophie eine Rolle. So wie laut Kant Erfahrung die Grundlage der ganzen theoretischen Philosophie bildet, kann durch bloße Erfahrung eine rein philosophische Erkenntnis nicht geschaffen werden. Erfahrungen, seien sie noch so sehr gehäuft, aus allen Teilen der Welt und aus allen Zeiten zusammengerafft, bilden nur eine Masse von Einzelheiten, welcher jene Ordnung und höhere Einheit abgeht, ohne welche überhaupt keine wissenschaftliche, geschweige eine philosophische Erkenntnis denkbar ist. Es sei also nötig, mit dem reinen Denken an die gesammelte Erfahrung heranzutreten und die durch diese gefundenen Begriffe einer regelmäßigen Bearbeitung zu unterwerfen. Hieraus entwickelt sich die Philosophie, welche als eine Erkenntnis aus Begriffen vermittelst einer regelmäßigen Bearbeitung derselben bezeichnet wird.

So ist der Solipsismus als Idealismus im Gegensatz zum Realismus zunächst eine Erkenntnistheorie, die eine äußere, vom Bewusstsein unabhängige Realität für unerkennbar hält.

Eine bedeutsame Schlussfolgerung, die aus dem Solipsismus gezogen werden kann, ist die von Arthur Schopenhauer: Wille sei die Wesenheit einer unerreichbaren, externen Realität, und somit eine Illusion. Der Mensch kann sich frei definieren, wenn er es aber tue, so sei es sein Schicksal gewesen, es getan zu haben und nicht sein Wille. Der Wille als solcher wird nicht negiert, jedoch als Phänomenon des Unbewussten erachtet.

Kritik

Egoismus. – Der Solipsismus hält nur die eigene Subjektivität für Realität oder zumindest für das einzig Erkennbare und stellt somit ein subjektivistisches Extrem des Idealismus dar. Von Kritikern des Solipsismus wird eine solche Haltung meist als extremer Egoismus wahrgenommen, da auch andersartige Denkweisen subjektiviert werden. Der den meisten Dogmen inhärente Anspruch auf Absolutismus werde somit frustriert.

Realität. – Nach Ansicht der Kritiker zieht der Solipsismus die Realität von Fremdpsychischem nicht ernsthaft in Betracht, da vom eigenen auf ein anderes Bewusstsein nur per vager Analogie geschlossen werden kann, und da Kommunikation mit Fremdpsychischem nur über die symptomatische Manifestation im Bewusstsein des Beobachters stattfinden kann, also innerhalb des subjektiven Erfahrungsfeldes.

Diktatur. – Es wird von Kritikern ebenfalls angeführt, dass einigen historischen Personen aufgrund ihres Handelns eine solipsistische Weltanschauung zugeschrieben werden könne, so den Diktatoren Adolf Hitler oder Alexander der Große. Auch die fiktive Figur des Sternenkaisers in Andreas Eschbachs Romanen lebe eine extreme, solipsistische Weltanschauung, da er das gesamte Universum dazu einspanne, seine persönlichen Lebensziele zu verwirklichen.
Nach Ansicht der Solipsisten seien solche Individuen gerade deshalb so gefährlich, weil ihre Weltanschauung von den Menschenmassen nicht psychoanalytisch-solipsistisch, sondern absolutistisch oder kollektivistisch nach dem Prinzip der Unterordnung unter eine Person oder den Staat interpretiert worden war.

Sprachtheorie. – Gegen den Solipsismus lässt sich auch sprachphilosophisch zu argumentieren versuchen. Kritiker werfen dem Solipsismus vor, er verstricke sich in einen Widerspruch, indem er eine Sprache zu seiner Formulierung erfordere. Dies setze eine intersubjektive Welt voraus, deren Existenz der Solipsismus leugne.
Nach Ansicht der Solipsisten sei Sprache ein Phänomenon symbolischer Geräusche, und entspringe einer noumenalen Welt der chaotischen Muster und Formen.

Vergleich mit anderen Denkweisen

Erkenntnistheorie. – Im erkenntnistheoretischen Subjektivismus wird der Standpunkt vertreten, dass die menschliche Erkenntnis ausschließlich beziehungsweise vornehmlich durch das menschliche Subjekt bedingt ist. Als Konsequenz führt dieser Standpunkt zu einer Form des Solipsismus, der die Existenz beziehungsweise die Erkennbarkeit objektiver Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten weitgehend negiert.

Existenzialismus. – Der Solipsismus weist deutliche Parallelen zum Existenzialismus auf, jedoch verortet er die Fähigkeit des Menschen sich selbst zu definieren, die er nicht bestreitet, im noumenalen Unbewussten.

Der Solipsismus leugnet jedoch die Existenz einer noumenalen Welt des ursächlichen Urgrundes – deren Existenz ja durch das Anerkennen des Fremdpsychischen per vager Analogie impliziert wird – nicht, allerdings leugnet er deren Erkennbarkeit. Der Solipsismus stellt die Frage, inwieweit es überhaupt sinnvoll sei, das nicht Erkennbare, Noumenale erkennen zu wollen.

Radikaler Konstruktivismus. – Der Radikale Konstruktivismus vertritt einen erkenntnistheoretischen Standpunkt, der dem Solipsismus teilweise nahe steht.