Benutzer:Nikswieweg/Cyanid- und Dynamiteinsatz beim Fischfang in Palawan
Illegale Fischfangmethoden, besonders durch Cyanid und Dynamit werden hier speziell an einem Fallbeispiel Palawans / Philippinen vorgestellt.
34 000 km² sollen die Korallenriffe in den Philippinen umfassen, 37.8% davon in der Provinz Palawan. Leider sind sie zu 60-90% beschädigt, an einigen Stellen bis hin zum Totalschaden! Dies wird z.T. von der Statistik noch gar nicht berücksichtigt.
Bis 2000 war Dynamitfischen "in", dann sorgten zunehmende Kontrollen und Beschlagnahmungen für ein zunehmendes Ausweichen auf Cyanid - was nicht zu hören ist -, wodurch nicht nur in ganz Palawan wie auch in Port Barton viele Plätze auf Jahre hinaus zerstört sind. Natriumcyanid (englisch sodium cyanid), NaCN, ist eine chemische Verbindung aus Natrium, Kohlenstoff und Stickstoff. Sie riecht typisch nach Mandeln bzw. Persipan und ist extrem lebensbedrohlich. In wässriger Umgebung oder durch Säureeinwirkung zerfällt sie in Natrium- und Cyanid-Ionen. Letztere blockieren beim Menschen das Hämoglobin, bei Fischen ist es ein eng verwandtes Hämoglobin, das Sauerstoff noch schneller binden kann. Durch die feste und irreversible Bindung des Cyanid-Ions an die aktive Domäne wird ähnlich einer Kohlenmonoxidvergiftung verhindert, dass der Sauerstoff sich reversibel binden kann, der lebensnotwendige Transport zu den Zellen unterbrochen. Beim Menschen tritt eine Bewusstlosigkeit bereits nach einer Minute auf, dann erfolgt die "innerliche" Erstickung. Geringere Dosen führen zu vorübergehenden oder bleibenden Lähmungen und / oder sensorischen Ausfällen. Fische reagieren erst bei etwas höheren Dosen.
Schuld an der drastischen Abnahme des Fischbestandes sind natürlich auch die gewaltigen Hochseeflotten aus Japan, Korea und China sowie die exotischen Wünsche ihrer Kunden. Mit Überfischung hat der Rückgang im küstennahen Bereich jedoch primär nichts zu tun und auch nicht in erster Linie mit dem El Niño - Phänomen. Selbst die Fischernetze werden manipuliert und weisen nur auf den ersten drei Metern die erforderliche Maschenbreite auf, um dann immer enger zu werden. Kein Kontrolleure macht sich die Mühe das Netz auch noch abzuwickeln. Dies spielt aber keine entscheidende Rolle, obwohl Synergieeffekte mit den anderen Fangmethoden auftreten. Zunächst hat vorwiegend das Dynamit viele Korallen zerstört - und als Kollateralschaden etliche Handamputationen und Erblindungen gefordert -, wobei vor allem die verzweigten Korallentypen ein wichtiger Schutzbereich für Jungfische waren. Was noch übrig blieb ist dann durch das Gift eingegangen, bekannt durch das verwandte Zyankali, da Korallenpolypen noch empfindlicher darauf reagieren und nicht weglaufen können. Dass die Jungfische und Fischbrut mit dran glauben musste hat man wohl auch übersehen. Daneben wird noch lagtang (tubli) verwendet, ein Gift, das aus Pflanzensamen gewonnen wird, ein weiteres aus einer Baumrinde.
In den letzten 10 Jahren hat sich die Prokopfausbeute im Fischfang in vielen Bereichen Palawans um 75% verringert, aber nicht weil die Bevölkerung drastisch gewachsen wäre! Und so wird an der Basis lamentiert: die Hausfrauen über die hohen Fischpreise, die Männer über das Essen mit der Frage "Walang ulam?" (Keine Beilage?!) und die Fischer über den stetig zurückgehenden Fang.
Auf einmal interessieren sich auch die ersten Politiker dafür, finden aber offensichtlich keine Schuldigen und verteilen, bevor gar nichts getan wird, erst einmal Aufkleber mit der Aufschrift "Ban Cyanid". Gleichzeitig werden weiterhin gewaltige Pestizidmengen auf den Reisfeldern eingesetzt, die mit der nächsten Regenzeit ins Meer geschwemmt werden. Dafür will man jetzt die Kompressoren für das Primitivtauchen mit einem dünnen Atemschlauch verbieten; eigentlich schon ein Gesetz von 1995, das damals die Speerfischerei mit Atemhilfe im Auge hat. Danach sind als Strafe vorgesehen: 500 Pesos pro Person, die sich an Bord befindet, beim zweiten Mal 1000 und beim dritten Mal 2000 plus Konfiszierung des Fischgeräts und / oder 6 Monate Gefängnis. Doch die Tagelöhner werden einen selbstgebastelten Ersatz finden oder sich andere Methoden ausdenken, sich weiterhin der Gefahr einer Verhaftung oder Vergiftung aussetzen und für die nächste Flugzeugladung Lebendfisch sorgen, so lange noch was zu holen ist und der Preis stimmt - zum Überleben etwas über der Armutsgrenze. Die so gefangenen Fische, von denen etliche an einer Überdosis eingehen, kommen erst einmal für 10-14 Tage ins Frischwasser zum "durchspülen", damit die Restaurantgäste in Manila nicht gleich aus den Latschen kippen. Bunte Korallenfische werden sofort in Plastiktüten abgepackt, wobei auf den Transportwegen bis zu zwei Drittel ins Seegras beißen, das man für die Sauerstoffproduktion hineingelegt hat. Bestimmt sind sie für den einheimischen und ausländischen Markt der Aquarienliebhaber, allerdings gibt es nicht einen lizenzierten Händler in Puerto Princessa dafür!
Noch in den 90iger Jahren kamen allein 80% der Korallenfische aus Palawan auf den westlichen Ladentisch. Offiziell darf Lebendfisch nur streng reglementiert über Puerto Princessa ausgeflogen werden. Jeder weiß aber, dass von abgelegenen Airstrips laufend kleine Propellermaschinen starten, immer wieder stürzen überladene Flugzeuge ab. Lebendfisch erbringt bis zu 2000 Pesos pro Kilo in Manila, in Korea, Japan, Hongkong und Shanghai sogar noch mehr; üblicher Fangfisch dagegen erheblich weniger. Je 25 000 Pesos benötigt man in etwa für die Entlohnung der Fischer - durchschnittlich 250 Pesos, 80 Pesos pro kg mehr als üblich - und für das Kleinflugzeug, das 100 kg Fisch plus dem gewaltigen Wassergewicht transportiert. Da bleibt ein saftiger Gewinn hängen. Es gibt nur eine Möglichkeit diese extreme und umweltbelastende Raubfischerei zu stoppen: Lebendfisch verbieten und damit die Marge abgraben. Aber es ist kein Geheimnis, dass die wirklichen Hintermänner sogar in den entsprechenden Kontroll- und Planungsgremien sitzen und nicht daran interessiert sind sich das Geschäft verderben zu lassen. "Die letzte Grenze", mit der die Tourismusbehörden Palawan intensiv umwerben, wurde auch unter Wasser dramatisch verschoben.