Dean O’Banion

Charles Dion "Deany" O'Banion (*8. Juli 1892, Aurora nahe Chicago; † 10. November 1924, Chicago) war Gang-Anführer und Rivale Al Capones.

Leben

Er war Nichtraucher, mäßiger Trinker und ein häuslicher Mensch. Vermutlich ahnte Viola Kaniff, die er am 5. Februar 1921 heiratete nicht, was sein täglicher Job war. Bill Schofield sagte einmal über ihn: Er sei der "netteste Kerl, der je gelebt hat." O'Banion konnte tatsächlich Großzügigkeit zeigen, wurde aber schnell auch unbedacht - unter Umständen eben sogar mörderisch.

O'Banion war der Sohn von Charles H. einem Farmer, Anstreicher und Stukkateur. Er wuchs in der Kleinstadt Maroa nahe Chicagos auf, nach der Schule arbeitete er zunächst als Zeitungsjunge, Kellner und Sänger. Er schloss sich aber bald der Market Street Gang an und wurde zu einem Jackroller – jemand, der Betrunkene ausraubt. Dadurch hatte er bereits mehrere Aufenthalte in einer Jugendbesserungsanstalt Chicagos, die einzigen Gefängnisaufenthalte seines Lebens. Ab 1917 wurde er auch Safeknacker. Einmal sprengte er eine gesamte Gebäudefassade in die Luft, während der Tresor heil blieb.

Mit Beginn der Prohibition 1919 fing Deany mit Alkohol-Diebstählen an, kaufte sich später allerdings direkt bei Brauereien ein. Er konnte in Chicago die gesamte North Side kontrollieren. Zeitweise stellte er die einzige ernstzunehmende Konkurrenz zu Al Capone und Johnny Torrio dar.

O'Banion galt als furchteinflößender Feind und gefährlicher Killer, dabei war er nicht unbedingt der Intelligenteste. Schätzungen belaufen sich auf 25 bis 60 Morde, die auf sein Konto gingen. Wahrscheinlich war Hymie Weiss sein Ratgeber, der ihn auch erst zum Alkohol-Schmuggel überredet hat.

Das Hauptquartier seiner Gang und gleichzeitig sein Hobby war ein Blumenladen in der North State Street 738. Er hatte sich zusammen mit Nails Morton bei Bill Schofields Laden eingekauft. Die Belieferung für Begräbnisse von Bandenmitgliedern stellte sich ebenfalls als ziemlich ertragreich heraus. Nails Morton hatte, bis er 1923 bei einem Unfall starb, einen mäßigenden Einfluss auf Deany, außerdem sorgte er für den gesellschaftlichen Schliff wie das Tragen von Smokings.

Bei der Razzia in einer Brauerei im Mai 1924 verriet O'Banion den ahnungslosen Torrio, dem eine Gefängnisstrafe drohte. Da O'Banions Hitzköpfigkeit Torrios Outfit und den Zusammenhalt des damaligen Alkohol-Kartells bedrohte, beschloss Torrio, ihn außer Gefecht zu setzen. Am 10. November 1924 betraten Frankie Yale, John Scalise und Albert Anselmi Schofields Laden. Da sie Blumen bestellt hatten, begrüßte Dion O'Banion sie unbedacht und schüttelte Yale die Hand, der allerdings nicht mehr losließ. In diesem Augenblick zogen die beiden Killer ihre Achtunddreißiger und töteten ihn mit sechs Schüssen.

Seine Beerdigung wurde von einem riesigen Trauerzug begleitet, die Mitglieder der North Side organisierten einen pompösen Sarg und ein Blumenmeer. Die Polizei hatte zwar unter anderem Frankie Yale aufgegriffen, dieser konnte allerdings ein Alibi nachweisen. Darüber hinaus gab es keine Verurteilung, weil sich entweder Zeugenaussagen widersprachen oder Geschworene nicht aussagen wollten. Sein Nachfolger wurde Hymie Weiss.