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Sächsische Volkspartei

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Die Sächsische Volkspartei war eine sozialliberale Partei, die am 1. August 1866 unter entscheidender Mitwirkung von Wilhelm Liebknecht und August Bebel in Leipzig gegründet wurde. Die Partei stellte eine politische Allianz zwischen antipreußischen bürgerlich-liberalen Kräften und Angehörigen der sozialistischen Arbeiterbildungsvereine in Sachsen dar. Sie gilt als eine, wenn auch relativ kleine und kurzlebige Vorläuferpartei der späteren SPD.

Unmittelbar nach Preußens Sieg gegen Österreich im deutschen Krieg und kurz vor der Gründung des norddeutschen Bundes am 18. August 1866 stellte diese kleine Partei sozusagen ein Zweckbündnis zwischen Radikaldemokraten, Marxisten und Bürgerlichen dar, die das gemeinsame Ziel der Eindämmung der preußischen Vorherrschaft im neuen Staatenbund miteinander verband.

Im Gegensatz zu Preußen, und der dortigen sozialdemokratischen Konkurrenzpartei, dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) favorisierte die Sächsische Volkspartei eine „großdeutsche Lösung“, d.h., eine deutsche Reichseinigung unter Einbeziehung Österreichs, während in Preußen mehrheitlich eine „kleindeutsche Lösung“ (ohne Österreich) bevorzugt wurde.

Der Sieg Preußens über Österreich und die Gründung des norddeutschen Bundes, der den seit dem Wiener Kongress 1815 bestehenden deutschen Bund ablöste und der die deutschen Fürstentümer nördlich der Mainlinie enger an Preußen band, war ein erster Schritt des konservativen preußischen Ministerpräsidenten und norddeutschen "Bundeskanzlers" Otto von Bismarck, die kleindeutsche Lösung durchzusetzen, und damit das monarchische Prinzip unter Hoheit der preußischen Hohenzollern zu sichern.

Für die sächsische Volkspartei stand die Bismarck´sche Politik für antidemokratische Reaktion, Militarismus und Polizeistaat. Bei den Wahlen zum Norddeutschen Reichstag gewann die Sächsische Volkspartei 1867 drei Mandate. Auch Wilhelm Liebknecht und August Bebel, die für den sozialistisch-marxistischen Flügel der Partei standen, zogen als Abgeordnete in den neuen Reichstag in Berlin ein, wo sie gegen die Regierungspolitik opponierten. Aber die Partei war von Anfang an zu schwach, ihre Flügel zu uneinheitlich und die politische Faktenlage zu eindeutig, um die Ziele bezüglich der nationalen Frage noch durchsetzen zu können. Dagegen gewann die soziale Frage und die politische Interessenvertretung der Arbeiterklasse um so mehr an Gewicht in der Partei. Der bürgerliche Flügel bröckelte ab.

Nach 3-jährigem Bestehen wurde die Sächsische Volkspartei schließlich aufgelöst und durch eine neue Partei ersetzt, in der deren linker marxistischer Flügel aufging: Die sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) wurde 1869 unter Federführung Bebels und Liebknechts gegründet. Beide behielten, nun für diese neue sozialistische Partei, ihre Reichstagsmandate.

Nach Gründung des deutschen Reiches als Kaiserreich in Folge des preußisch-norddeutschen Sieges über Frankreich im deutsch-französischen Krieges im Jahr 1871 hatte sich auch die Rivalität zwischen SDAP und ADAV erübrigt. Beide Parteien vereinigten sich 1875 in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Aus ihr ging schließlich nach einer Umbenennung 1890 die unter diesem Namen auch heute noch firmierende Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) hervor.