Klaus Martens (Journalist)
Klaus Martens (* 18. Mai 1954) ist ein deutscher Journalist, Filmemacher und Buchautor.
Leben
Seine erste Westdeutschen Rundfunks-Station war die Sendung Hier und Heute. Beim WDR war er in den Abteilungen Kultur/Geschichte, Chefredaktion sowie der Programmgruppe Ausland tätig. Martens gehört zum Gründungsteam des ARD-Morgenmagazins. Seit 2001 ist er im Team Die Story des WDR tätig. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Wirtschaftsthemen.
Preise und Auszeichnungen
Als Autor eines Films zur Übernahme der Mannesmann AG durch Vodafone erhielt er 2002 den Medienpreis der Johanna-Quandt-Stiftung. Seine Story Der unsichtbare Dritte wurde 2005 für den Ernst-Schneider-Preis nominiert. Seine Dokumentation Bankgeheimnisse wurde mit dem Helmut-Schmidt-Journalistenpreis 2005 und dem Ernst-Schneider-Preis 2006 ausgezeichnet.
Für die Story Todesfahrt im Fischerboot erhielt er den Europäischen Civis-Preis 2008 und für Der Störfall den DUH-Umwelt-Medienpreis 2008. Für den einstündigen Film Albtraum im Fischerboot - Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik erhielt er auf dem Evangelischen Kirchentag in Bremen den Filmpreis des Evangelischen Entwicklungsdienstes 2009 zum Thema Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.
Heilung unerwünscht
Am 19. Oktober 2009 sendete die ARD Martens 45-minütige Dokumentation "Heilung unerwünscht - Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern".[1] Thema des Films ist die Behauptung, Unternehmen der Pharmaindustrie hätten gezielt versucht, das Medizinprodukt Regividerm von der Markteinführung fernzuhalten. Diese These vertrat Martens auch in einer Folge der Diskussionssendung Hart aber fair, und sie ist auch Thema des gleichnamigen Buchs zum Film, das am 5. November 2009 erschien. Der in der Sendung anwesende Immunologe Beda Stadler kommentierte: "Wenn man so tut, als würde ein blödes Avocadoöl mit Vitaminen drin eine schwere Krankheit vom Erdboden verschwinden lassen, dann ist das Betrug!". Die Dokumentation stieß zunächst auf positives, dann jedoch auf ein sehr kritisches Medienecho. Im Einzelnen werden folgende Punkte kritisiert:[2]
- Im Film wird behauptet, Regividerm habe im Gegensatz zu den herkömmlichen Mitteln keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Der Hersteller Mavena nennt "Hautreizungen (Rötungen, Juckreiz), in seltenen Fällen auch Allergien" als mögliche Nebenwirkungen.
- Laut Film bestehe "kein Zweifel an der Wirksamkeit der Creme gegen Neurodermitis", und Regividerm sei "klinisch geprüft". Die drei vom Hersteller in Auftrag gegebenen Studien hätten jedoch keine "sensationellen Ergebnisse" erbracht, noch seien bei der Durchführung Standards moderner Arzneimittelforschung eingehalten worden. Der Erfinder Karsten Klingelhöller spricht von einer Wirksamkeit gegen Schuppenflechte. In der evidenzbasierten Medizin werden diese Krankheiten aufgrund unterschiedlicher Ursachen jedoch unterschiedlich behandelt.
- Im Film wird Regividerm als Medikament bezeichnet. Tatsächlich wurde es jetzt als Medizinprodukt zugelassen. Medizinprodukte benötigen im Gegensatz zu Medikamenten keinen Wirksamkeitsnachweis. Die für eine Klassifizierung als Medikament erforderlichen klinischen Tests wurden nicht durchgeführt.
- Merck, einer der im Film angeprangerten Pharmakonzerne, hatte keine dermatologischen Präparate im Programm, als Klingelhöller ihm das Patent verkaufen wollte. Der dem Zuschauer vermittelte Eindruck, Merck habe das Angebot ausgeschlagen, da die Creme die Umsätze eines eigenen Medikaments nicht gefährden solle, sei somit falsch.
- Der Film behauptet, die Pharmaindustrie hätte Jahrzehnte die Markteinführung der Salbe verhindert, um die Vermarktung der eigenen Produkte nicht durch ein billiges Mittel zu gefährden. Dieses Argument sei absurd, da ein Pharmakonzern mit Patent auf die Salbe den Preis bestimmen könne.
Kritiker vermuten eine gezielte PR-Kampagne seitens Martens, Klingelhöller und WDR für Regividerm und das Buch zum Film. Zwei Tage nach der Ausstrahlung des Films wurde bekannt, dass die Schweizer Firma Mavena Health Care die Creme auf den Markt bringen wolle, woraufhin Martens suggerierte, dieser Schritt sei eine Reaktion auf seinen Film. Tatsächlich fiel diese Entscheidung bereits Wochen vor der Ausstrahlung, so dass nur vier Wochen nach Ausstrahlung das Produkt auf den Markt kommen konnte, zeitgleich mit der Veröffentlichung des Buchs zum Film.[2][3][4][5][6] Laut dem Deutschen Neurodermitis Bund habe sich die ARD journalistisch ins Abseits gestellt.[7] Martens weist die Vorwürfe entschieden zurück.[8]
Lehrer aus Leidenschaft
Am 29. Oktober 2009 wurde in der Reihe "Menschen hautnah" im WDR Fernsehen der 45-minütige Film "Lehrer aus Leidenschaft" [9] ausgestrahlt. Für diese Dokumentation wurden an einem Overrather Gymnasium ein Jahr lang die 90 Pädagogen beobachtet. Ein großer Teil der Dokumentation zeigt das Geschehen im Lehrerzimmer, außerdem werden immer wieder Zitate aus Theodor Adornos Tabus über dem Lehrerberuf eingesprochen.
Einzelnachweise
- ↑ Rückschau: Heilung unerwünscht - Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern, WDR vom 19. Oktober 2009
- ↑ a b Köppelle, Winfried (2009): Schleichwerbung für Quacksalbe und Wunderbuch. Laborjournal, November 2009, 68-70. Volltext-Version
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Das große Jucken
- ↑ Frankfurter Allgemeine: Schuppenflechte-Therapie - Rosarot ist die Hoffnung
- ↑ Öko-Test: Neurodermitis-Creme - Falsche Heilsversprechen
- ↑ Stationäre Aufnahme: Medizinisches Fachblog mit Details zu Studienergebnissen und inhaltlichen Aspekten des Films
- ↑ Wirbel um Regividerm. Stellungnahme des Deutschen Neurodermitis Bundes e.V. Hamburg, 22.10.2009
- ↑ ARD: Offener Brief des Autors Klaus Martens
- ↑ Menschen hautnah: Lehrer aus Leidenschaft
Buch
- Martens, Klaus: Heilung unerwünscht. Die dramatische Geschichte eines Medikaments. Dumont Literatur und Kunst Verlag; Auflage: 1. (5. November 2009).
Weblinks
- Film "Heilung unerwünscht" von Klaus Mertens.
- Stefan Niggemeier: Aufklärung unerwünscht? Frank Plasberg und das Wundermittel gegen Neurodermitis, Das Fernsehblog, 22. Oktober 2009
Personendaten | |
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NAME | Martens, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1954 |