Kraftwerksgruppe Kaprun
Das Kraftwerk Kaprun ist ein Wasserkraftwerk in der Glocknergruppe in Österreich.
Aufbauend auf Plänen aus den 1920er Jahren, begann der Bau in Kaprun 1938, unmittelbar nach der Machtübernahme durch das NS-Regime. Mit der Leitung und Planung wurde der überzeugte Nationalsozialist und Parteimitglied der ersten Stunde Dipl.-Ing. Dr. Hermann Grengg betraut, der dem Projekt bis zu seiner Internierung im Zuge der Entnazifizierung 1946 treu blieb.
Durch den massiven Einsatz von Zwangs- und Fremdarbeitern (teilweise bis zu 4000 Beschäftigte) konnte bis Kriegsende bereits ein Drittel des Gesamtprojekts fertiggestellt werden. 1945 wurde das Projekt fast nahtlos weitergeführt, auch wenn die Bauarbeiten unter einem anfänglichen Mangel an Arbeitern litten. Die Pläne wurden 1:1 übernommen, das Projekt von Kaprun-Großglockner in Großglockner-Kaprun umbenannt. Schließlich wurden Kriegs- und Strafgefangene sowie mittels eigener Kampagnen angeworbene Arbeiter eingesetzt und die Arbeiten konnten fortgesetzt werden. Ab 1947 wurde das Projekt mit enormen Mitteln aus dem ERP gefördert (1,43 Mrd. ATS), die Arbeiter kehrten zurück und 1955 wurde das Kraftwerk feierlich eröffnet.
Schon in der NS-Zeit propagandistisch unterstützt, entwickelte sich Kaprun in den Nachkriegsjahren, vielmehr aber noch nach seiner Eröffnung, zu einem Sinnbild des Österreichischen Wiederaufbaus, das sich durch bestimmte Faktoren auszeichnete:
- In Kaprun arbeiteten alle zusammen, alle waren Kameraden, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer Aufgabe auf der Baustelle. Ob Minenarbeiter oder führender Ingenieur, sie kämpften Seite an Seite für die gemeinsame Sache
- Kaprun wurde als Krieg inszeniert. Der Mensch kämpfte gegen die Natur, die schließlich mit Hilfe der Technik erfolgreich bezwungen wurde. Den zahlreichen Opfern wurde wie Gefallenen gedacht, die im Kampf für die gemeinsame Sache ihr Leben gelassen hatten. Auf dem Denkmal für die verunglückten Bauarbeiter ist zu lesen: „Aus Arbeit und Opfer ein Werk“
Die Kriegsmetaphern boten für die im Krieg sozialisierte Bevölkerung, ähnlich der Opferthese, ein breitenwirksames Identifikationspotential, die Erzählung von den geeinten Arbeitern erinnern in ihrer Rhetorik stark an die Nationalsozialistische Volksgemeinschaft, hatte aber auf die neu zu schaffende Identität eine einigende Wirkung. Vor der Kulisse der Alpen konnte so der Sieg eines geeinten Volkes über einen scheinbar übermächtigen, naturgegebenen Gegner inszeniert werden, ein Sieg, der sowohl 1938 als auch 1945 verwehrt blieb.
In den 70ern ist eine Transformation des Mythos festzustellen, die Technik (die riesigen Staumauern und das Krafthaus) tritt auf den Photographien immer weiter in den Hintergrund, die Aufmerksamkeit richtet sich fast ausschließlich auf die Landschaft. Der Sieg des Menschen über die Natur ist nicht mehr erstrebenswert (vgl. Besetzung der Hainburger Au), die Alpen und die dort geschaffene "Gedächtnislandschaft" kann aber nach wie vor ihre Wirkung entfalten.
Technische Details