Moschee


Eine Moschee ist der Ort des islamischen öffentlichen Gottesdienstes. Im Unterschied zu einer festgebauten Kirche bzw. Synagoge, die einen konkretem Bezugspunkt auf einen bestimmten Ort hin besitzt, erklärt der Islam die gesamte Erde zur Moschee. Und während "Kirche" im Christentum gleichzeitig die Institution der Kirche mit ihrem Klerus meint, gibt es diese Bedeutung im Islam nicht. Ein optischer Unterschied zu mitteleuropäischen Kirchen, die aus der basilikalen römischen Bautradition der Versammlungs- und Gerichtshallen entwickelt wurden und zumeist ein Langschiff Richtung Altar haben, ist, daß eine Moschee ein Querschiff besitzt. Einer der bekanntesten Moscheen ist die Sultan-Ahmet-Moschee, bei uns bekannt als Blaue Moschee.
Allgemein
In der Geschichte entwickelte sich dennoch die Moschee als besonderes Gebäude, wo das tägliche Gebet nach der Qibla (Gebetsrichtung nach Mekka), besonders das Freitagsgebet, zur vornehmsten Pflicht der Muslime gehört. Auch zu öffentlichen Angelegenheiten wie Gerichtsverhandlungen oder öffentlichen Verlautbarungen wurde die ursprüngliche Moschee genutzt. Der Imam wird mit der Gebetsleitung und Predigt betraut, dieser muss das meiste Wissen der Gemeinde aus dem Koran und der Sunna besitzen. Der Muezzin ruft vom Minarett aus (heute meist über Lautsprecher) zum Gebet auf (Adhan). Dies entspricht dem aufforderndem Läuten der Glocken vor dem Gottesdienst in christlichen Kirchen, wobei Glocken noch viele andere Funktionen haben, die das gesellschaftliche Leben eines Dorfes oder einer Stadt regeln.
In Moscheen gibt es weder Bilder von Heiligen oder Propheten, noch religiöse Musik. Anstelle der bildlichen Darstellung, die im Christentum religiöse Grundlagen der Bibel und Heiligenerzählungen beschreibt, tritt hier die arabische Kalligraphie und anstelle der christlichen Kirchengesangs der Vortrag des Koran, immer in arabischer Sprache. Während des Fastenmonats Ramadan wird der Koran komplett rezitiert. Muslime, die den Koran auswendig kennen, nennt man Hafiz.
Oft ist an Moscheen auch eine Madrasa (arabisch für Schule), die ursprüngliche islamische Bildungseinrichtung, angeschlossen und bildet mit der Moschee einen Baukomplex, prächtige Beispiele für diese Art der Architektur finden sich u.a. in Samarkand. Die älteste erhaltene Moschee der Welt ist der Felsendom auf dem Tempelberg von Jerusalem, auf dem ursprünglich König Salomon die ersten jüdischen Synagoge errichtet hatte.
Vor dem Betreten einer Moschee muss ein Muslim seinen Leib durch die rituelle Waschung (Abdest) reinigen. Ein Muslim betritt die Moschee mit dem rechten Fuß und verläßt sie mit dem linken, die Schuhe werden abgelegt. Männer und Frauen nehmen normalerweise räumlich voneinander getrennt am Gottesdienst teil, wobei den Männern der zentrale Bereich in der Moschee zueigen ist.
Im Gegensatz zu den sunnitischen und schiitischen Muslimen betreten die Aleviten, die allerdings im Allgemeinen als Abspaltung des Islam und somit nicht als Muslime gelten, grundsätzlich keine Moscheen, sondern treffen sich an "normalen" Orten zum Gottesdienst.
Ausstattung und Funktion einer Moschee
Zur Ausstattung einer Moschee gehören: mindestens ein Minarett (Turm), von dem fünfmal am Tag der Ruf des Muezzin (Gebetsrufer) erschallt. Normalerweise ist heute der Muezzin durch ein Wiedergabegerät mit Lautsprecher ersetzt worden. Vor dem Betreten der Moschee vollzieht der Muslim die vorgeschiebenen notwendigen Waschungen. Die Moscheen haben Brunnen- oder Leitungswasser im Hof oder ganz in der Nähe. Beim Betreten der Moschee muß jeder Besucher seine Schuhe ausziehen. Für das Gebet ist der Boden mit Teppichen belegt. Die Gebetsnische (Mihrab) gibt die Gebetsrichtung an. Gebetet wird immer in Richtung der Kaaba in Mekka, dem Hauptheiligtum des Islam. In einer Moschee leitet der Imam (Vorsteher) das Gebet. Imam kann jeder Muslim werden, der die dafür vorgeschriebenen Kenntnisse besitzt und die Gebetsformen beherrscht. Er tritt vor die Betenden; die sich hinter ihm in klaren Reihen aufstellen. In der Nähe der Gebetsnische steht die Kanzel, Minbar genannt. Von dort aus wird freitags von Predigern, d.h. von Leuten, die sich mit dem Koran auseinandergesetzt haben, ein Glaubensabschnitt dargelegt. Der einzige Schmuck der Moschee besteht in kalligraphisch aufbereiteten Absätzen (= Suren) aus dem Koran und ornamentalen Mustern. Darstellungen von Gott, Menschen und Tieren, die in den meisten Kulturen der Welt zentrale Bedeutung besitzen und Grundlage menschlichen Schaffens waren, sind verboten.

Die Moschee ist nicht nur Gottesdienst- und Gebetsraum, sondern auch allgemeiner Treffpunkt der Muslime. Gruppen können Besprechungen abhalten, Schüler finden sich ein um ihre Hausaufgaben zu machen, und nicht zuletzt ist die Moschee Herberge für Wanderer; der sicher sein kann, dort Wasser, die Gemeinschaft von Gleichgesinnen und einen Platz zum Schlafen vorzufinden.
Geschichte
Als Urmoschee gilt die Moschee Muhammads in Medina, von der bereits die verbindliche Gebetsrichtung nach Mekka überliefert ist. Heute bestehen Moscheen üblicherweise aus einem Vorhof, in dem sich meist auch ein Brunnen für vorgeschriebene rituelle Waschungen (Abdest) befindet und einem oder mehrere Minaretten, Türme, von denen aus früher der Muezzin – heute in der Regel ein Wiedergabegerät mit Lautsprecher – zum Gebet ruft. Im Inneren der Moschee befindet sich die Qibla, die Wand, die die Gebetrichtung nach Mekka, dem zentralen religiösen Bezugspunkt der islamischen Religion, markiert und an der Qibla der Mihrab, eine halbrunde Gebetsnische, die an die Apsis römischer Bäder und Basiliken sowie Kirchen erinnert, aber eine andere Tradition besitzt.
Mit der Ausbreitung des Islam erhielt jede Stadt eine Moschee, später auch die Dörfer. Im von den Türken eroberten Oströmischen Reich wurde in der Regel die christlichen Kirchen abgebrochen oder in Ausnahmefällen zu Moscheen umgewandelt (sh. Sophienkirche in Konstantinopel/Istanbul).
Im Jahr 1732 ließ der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. in Potsdam am Langen Stall einen Gebetssaal für zwanzig seiner türkischen Gardesoldaten errichten; dies gilt als die erste Moschee auf deutschem Boden. Die älteste heute erhaltene Moschee in Deutschland wurde 1924 in Berlin von der Ahmadiyya Anjuman Isha'at-e-Islam Lahore's (AAIIL) errichtet. Weitere Moscheebauten:
- 1957 in Hamburg Fazl-e-Umar Moschee, gebaut von Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ)
- 1959 in Frankfurt am Main Nuur Moschee, gebaut von Ahmadiyya Muslim Jamaat
- 1961 in Hamburg Imam-Ali Moschee, gebaut von iranischen Kaufleuten (Schiiten)
- 1964 in Aachen Bilal Moschee, unterhalten vom Islamischen Zentrum Aachen (IZA)
- 1973 in München (Grundsteinlegung 6. Oktober 1967), unterhalten vom Islamischen Zentrum München (IZM)
- 1990 in Werl, gebaut und gepflegt durch den Islamischen Kulturverein Werl e.V.
- 1995 in Mannheim Yavuz-Sultan-Selim Moschee, die größte Moschee Deutschlands, gebaut vom Islamischen Bund Mannheim e.V. Luisenring 28 68159 Mannheim