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Kastell Hesselbach

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Kastell Hesselbach
Limes ORL 50 (RLK)
Strecke (RLK) ORL Strecke 10
Neckar-Odenwald-Limes
Odenwaldlinie
Datierung (Belegung) vor/um 100
bis 159/161 (max. 165)
Typ Numeruskastell
Einheit unbekannter Numerus
(vermutl. Numerus Brittonum)
Größe 80 × 73 m = 0,6 ha
Bauweise a) Holz-Erde-Kastell
b) Trockenmauer
c) Mörtelmauer
Erhaltungszustand sichtbare Spuren
Ort Hesselbach
Geographische Lage 49° 34′ 34,5″ N, 9° 5′ 26″ OKoordinaten: 49° 34′ 34,5″ N, 9° 5′ 26″ O
Höhe 489 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 49 Kastell Würzberg (nördlich)
Anschließend Kleinkastell Zwing (südlich)

Das Kastell Hesselbach ist ein römisches Numeruskastell der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes. Das heutige Bodendenkmal befindet sich auf dem Gebiet von Hesselbach, einem Ortsteil der Gemeinde Hesseneck im Odenwaldkreis. Die ehemalige Fortifikation ist das am besten erforschte Militärlager des Odenwaldlimes und das südlichste Limeskastell Hessens.

Lage

Lage des Kastells Hesselbach
(Grabung 1895)
Rekonstruktion des Kastells Hesselbach,
Periode 2/2a mit Umwehrung C
(Zeichnung: Heike Wolf von Goddenthow)

Das ehemalige Kastell Hesselbach liegt am nordöstlichen Ortsrand von Hesselbach auf einem als Wiesenfläche genutzten, nicht überbauten Gelände am östlichen Ortsrand von Hesselbach. Vor seiner Prätorialfront (Vorderfront) und vor den beiden Flanken verlaufen moderne Straßen, an die Dekumatseite schließt das Hof- und Weidegelände eines landwirtschaftlichen Betriebes an. Die Konturen der ehemaligen Umwehrung zeichnen sich deutlich im Gelände ab.

Topographisch befindet sich das Kastell in 489 Höhenmetern auf dem Plateau eines Höhenrückens, der sich von der Mündung der Mümling bei Obernburg bis in die Gegend um Schloßau im SSO erstreckt. Das Plateau mit seinen nährstoffarmen Bundsandsteinverwitterungsböden in relativ rauhem Klima bot und bietet nicht gerade die besten Voraussetzungen für menschliche Ansiedlungen. Doch zieht der Buntsandsteinrücken parallel zur Mümling auf relativ gleichmäßiger Höhe entlang der heutigen hessisch-bayrischen Landesgrenze, weshalb er sich wahrscheinlich als Grenzlinie besonders anbot. Vorrömerzeitliche Funde fehlen in dieser Gegend und auch das römische Fundmaterial weist auf eine rein militärische Nutzung des Platzes hin. [1]

Forschungsgeschichte und Bedeutung

Das Kastell Hesselbach findet bereits bei Hansselmann[2] 1768 eine kurze Erwähnung. Eine ausführlichere Beschreibung erfolgt ein halbes Jahrhundert später bei Knapp[3]. Von der hessischen Limeskommission[A 1][4] wurde der Kastellbereich vermutlich nur oberflächlich untersucht, die Identifikation der Befunde mit einem Kastell überhaupt in Frage gestellt, da lediglich an einer Stelle festes Mauerwerk nachgewiesen werden konnte. 1895 wurden die Ausgrabungen der Reichs-Limes-Kommission (RLK) unter der Leitung des Streckenkommissars Friedrich Kofler durchgeführt. Die Veröffentlichung der Grabungsergebnisse erfolgte bereits 1896[5].

Umfangreiche Untersuchungen mit modernen Grabungsmethoden erfolgten schließlich von 1966 bis 1968 unter der wissenschaftlichen Leitung von Dietwulf Baatz durch das Saalburgmuseum. Diese Grabungen, sowie die hieraus resultierende Publikation[6] waren wegweisend für die weiteren Forschungen am gesamten Odenwaldlimes. Seit der Grabungskampagne der 1960er Jahre gilt das Kastell Hesselbach als das am besten erforschte Numeruskastell des Odenwaldlimes, vor allem, weil auch die Innenbebauung umfangreich ergraben und dokumentiert werden konnte. Die Innenbebauung der anderen Numeruskastelle der Odenwaldlinie wird seither oft analog zu der des Kastells Hesselbach rekonstruiert.[6]

Befunde und Funde

Kastellgrundriss nach den Befunden von 1895)
Grundriss
(Grabungsbefunde 1964-66)

Während sich die Ausgrabungen der Reichs-Limes-Kommission Ende des 19. Jahrhunderts in erster Linie der Kastellumwehrung gewidmet hatten (es war auch mit den feldarchäologischen Methoden jener Zeit noch gar nicht möglich, die komplexen und diffizilen Befunde der Innenstrukturen zu erfassen), lag der Schwerpunkt Untersuchungen der 1960er Jahre auf der Erforschung des Lagerinnerens. Bei beiden Befundkomplexen gelang es, mehrere Bauphasen voneinander zu differenzieren. Da kein gesicherter stratigraphischer Zusammenhang zwischen den Perioden der Umwehrung und den Phasen der Innnentrukturen hergestellt werden konnte, wurden unterschiedliche Bezeichnungen gewählt[7]. Es ist jedoch aufgrund der Befunde und der Verteilung des Fundmaterials erlaubt, Korrelationen zwischen diesen herzustellen[8].

Zeitliche Korrelationen zwischen den Bauphasen der Umwehrung und der Innenstrukturen [8]:

Umwehrung Innenbebauung von bis
Umwehrung A Periode 1 95−105 115-130
Umwehrung B Periode 2 115−130 um 145
Umwehrung C Periode 2a um 145 148−161 (154−161 ?)
zum Teil zerstörte Umwehrung C Periode 3 (nachkastellzeitlich) 148−161 (154−161 ?) spätestens 165

Umwehrungen

Porta Principalis Dextra
Umwehrung C (1895)
Umwehrung C, Mauerdetails (1895)
Rekonstruktion der Porta Praetoria, Innenansicht, Umwehrung C

Die Form und der Umfang (und somit die eingeschlossene Fläche) der Umwehrungsanlagen des Kastells Hesselbach änderten sich während der verschiedenen Bauphasen nicht oder nur in Details. Die verschiedenen Mauern lagen nahezu übereinander. Das gesamte durch die Wehranlagen definierte Kastellgelände nahm zu allen Zeiten eine Fläche von rund 6.000 m² ein. Ebenfalls während der gesamten Zeit seiner Existenz war das Haupttor (Porta Praetoria) der Fortifikation zum Limes hin ausgerichtet, der das Kastell in nur etwa 150 m Entfernung östlich passierte. Die Konturen der Kastellumwehrung sind im größtenteils nicht überbauten Wiesengelände noch heute gut zu erkennen, die moderne Wegführung läuft außen um das Kastell herum. Eine Schautafel mit Erläuterungen ist im Norden des Kastells zu finden. [9]

Umwehrung A

Die älteste „Umwehrung A“ entstand mit dem Kastell zwischen den Jahren 95 und 105 unserer Zeitrechnung und war gänzlich in Holz-Erde-Bauweise ausgeführt. Die hölzerne Palisade wurde nach hinten, also zum Lagerinneren hin, mit einem durch Holzpfähle verstärkten Erdwall stabiliisiert, der gleichzitig die Funktion hatte, einen einfachen Wehrgang zu tragen. Vor dieser Holz-Erde-Mauer befand sich - nach einer schmalen Berme - ein Spitzgraben in Form einer so genannten fossa punica[10] („Punischer Graben“). Bei der fossa punica war die dem Feind zugewandte Böschung des Grabens deutlich steiler eingetieft, als die zum Lager hin weisende. In dieser frühen Phase besaß die Umwehrung nur drei Tore: neben der Porta Praetoria gab es eine Porta Principalis Dextra (rechtes Seitentor) und eine Porta Principalis Sinistra (linkes Seitentor). Die Porta Decumana (rückwärtiges Tor) fehlt und konnte auch nicht in Form einer reduzierten Schlupfpforte, wie sie von der letzten Bauphase her bekannt ist, nachgewiesen werden. Die Tore waren von hölzernen Tortürmen flankiert, die jeweils von sechs Pfosten getragen wurden. Alle Indizien sprechen für das Fehlen von Ecktürmen, jedoch können diese nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. [11]

Umwehrung B

In hadrianischer Zeit, genauer zwischen 115 und 130, wurde die hölzerne Umwehrung durch eine zweischalige Trockenmauerkonstruktion ersetzt. Diese Konstruktion, die so genannte „Umwehrung B“, besaß eine Gesamtbreite von 5,00 m[A 2]bis 6,90 m[A 3]. Der Raum zwischen der bis zu 1,50 m breiten, äußeren Mauerschale und der etwas schmaleren inneren Mauer war mit von Knüppelholzeinlagerungen durchsetzter Erde verfüllt. Die Mauerschalen waren aus unbehauenem lokalem Buntsandstein ausgeführt. Die Konstruktion trug einen möglicherweise mit Holzbohlen befestigten Wehrgang und auf der Feindseite eine aus Brettern oder Flechtwerk bestehende Brustwehr. Die in der Phase A angelegte fossa punica diente weiterhin als Wehrgraben, war allerdings im Laufe der Jahre so weit zugeschwemmt, dass sie keine prägnante Spitze mehr besaß. Ebenfalls ohne Veränderung übernommen wurden die hölzernen Torbauten. Das Lager besaß weiterhin nur diese drei Tore, die in der späteren Bauphase festgestellte Schlupfpforte an der Dekumatfront konnte für diese Periode nicht festgestellt werden. In dem hierfür anzunehmenden Bereich wurde stattdessen ein Abwasserkanal angelegt, der eine in der Retentura (rückwärtiger Lagerteil) unmittelbar an der Umwehrung eingebaute Latrine entsorgte [12]. [13]

Umwehrung C

Zwischen 140 und 150 unserer Zeitrechnung wurde die Trockenmauer durch eine gemörtelte Mauer ersetzt. Die neue Wehrmauer orientierte sich am Verlauf der alten „Umwehrung C“, vor deren Außenmauer sie errichtet wurde. Nur an einzelnen Stellen wird die Front der älteren Mauer von der neuen Konstruktion überschnitten. Hinter der Mauer wurde ein Erdwall angeschüttet, der jedoch zum Lagerinneren hin nicht vollständig geböscht war, sondern die Innenschale der Trockenmauer als stützende Begrenzung nutzte. Das Fundament der Mauer war 80 cm eingetieft und besaß eine zwischen 1,0 m und 1,2 m schwankende Breite, die Stärke des Aufgehenden betrug am Mauerfuß rund 95 cm. Als Baumaterial diente lokaler Bundsandstein, den man mit Kalkmörtel vermauerte, der aus ebenfalls nicht all zu weit entfernten Muschelkalkvorkommen des Odenwaldes gewonnene wurde. Die Steine auf der Innenseite waren klein und nur grob behauen, während die Quader der Außenseite größer und sehr sorgfältig ausgeführt worden waren. Oberhalb der Brustwehr war die Außenmauer vermutlich mit Zinnen besetzt. Der vermutlich ursprünglich vorhandene, in der Regel mit roten Scheinfugen übermalte weiße Außenverputz konnte nicht mehr festgestellt werden. Er ist wahrscheinlich in dem sauren Boden Hesselbachs vollständig erodiert, kann aber analog zu anderen Kastellen und Wachtürmen mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden. [14]

Im Zuge der Neuanlage der Mauer wurde auch der − inzwischen zumindest stellenweise zugeschwemmte − Verteidigungsgraben durch einen neuen ersetzt. Er war durch eine 60 cm bis 80 cm breite Berme von der Mauer abgesetzt und besaß bei einer Tiefe von rund 1,50 m eine Breite von etwa sechs Metern (vermutlich war er dementsprechend in einem Verhältnis von fünf römischen Fuß zu 20 römischen Fuß konzipiert worden). [15]

Auch die Tore wurden vollkommen neu gebaut. Zusätzlich zu den auch schon vorher vorhandenen drei großen Toren trat diesmal zusätzlich eine kleine Schlupfpforte auf der Dekumatseite (Rückfront des Kastells). Die großen Tore waren weiterhin von jeweils zwei Tortürmen flankiert, die vermutlich durch überdachte Torhäauser miteinander verbunden waren und nicht nur mittels einfachen Wehrplattformen. Hierfür spricht der Umstand, dass sich auch auf der Innenseite und nicht nur auf der Feindseite kräftige Torbögen befanden. Denn während solche Bögen an der Außentseite aus fortifikatorischen Gründen notwendig sein könnten, machen sie auf der Innenseite nur aus statischen Gründen Sinn. Die lichte Durchfahrtsweite betrug bei der Porta Principalis Dextra 3,40 m, bei den beiden anderen Toren, der Porta Praetoria und der Porta Principalis Sinistra jeweils drei Meter. Bei der neuen, rückwärtigen Schlupfpforte, die in dieser Form auch in den Kastellen Würzberg und Eulbach angetroffen wurde, handelt es sich um ein einfach gehaltenes Tor mit einem lichten Durchlass von nur 1,25 m, das möglicherweise durch einen Sperrbalken gesichert wurde. Vor der Pforte war der Grabenverlauf nicht unterbrochen, eine Pfostengrube weist auf einen möglichen Holzsteg an dieser Stelle hin.

Auch in dieser Bauphase gab es keine Ecktürme. Die abgerundeten Ecken der Mauer waren jedoch an der Außenseite mit schwach vorspringenden Risaliten versehen. Diese nicht recht erklärbare Eigenart des Mauerbaus findet sich auch beim Kastell Oberscheidental. [16]

Innenbebauung

Die Innenbauten bestanden in allen kastellzeitlichen Perioden aus dem zentralen Stabsgebäude (Principia), vier Mannschaftsbaracken mit den Stuben (Contubernia), der Kommandeurswohnung (Praetorium) sowie Magazinen und Ställen. Die Existenz der Principia macht deutlich, dass hier ein taktisch selbständiger Verband stationiert war, ein Numerus mit einer Besatzungsstärke von ungefähr 160 Mann. In der Praetentura, dem vorderen Lagerbereich, waren Stallungen und Magazine untergebracht. Das Zentrum wurde, wie bei römischen Militärlagern üblich, von der Principia beherrscht. In der Retentura, dem rückwärtigen Lagerteil, befanden sich, unmittelbar hinter der Principia das Praetorium und − die Principia flankierend − rechts und links jeweils zwei Mannschaftsbaracken. Alle Bauten bestanden aus Holz, wodurch sie nur noch anhand der Bodenverfärbung ihrer Pfostengräben und -löcher identifizierbar sind. Ein Umstand, mit dem die frühen Ausgräber noch nicht hinlänglich vertraut waren, so dass mit den grabungstechnischen Methoden jener Zeit kaum Befunde der Innenbebauung erfasst werden konnten.

Periode 1

Die Principia, das Stabs- und Verwaltungsgebäude (in Publikationen über Hesselbach auch als „Gebäude 5“ bezeichnet) bedeckte in dieser Periode einschließlich der Vorhalle eine Fläche von etwa 10,5 m/10,8 m mal 18,0 m/18,2 m, insgesamt also etwas weniger als 200 m². Eine ungenaue Bauausführung sowie unklare und zum Teil gestörte Befunde erschweren jedoch die Zuweisung wirklich exakter Bemaßungen. Möglicherweise war der Bau ursprünglich auf eine Größe von 36 mal 45 römische Fuß konzipiert worden. Man betrat die Principia durch eine etwa 4,2 m/4,4 m mal 10,7 m große, offene Vorhalle. Diese Halle überdeckte die Va Principalis (Lagerhauptstraße, welche die beiden seitlichen Lagertore miteinander verband) und öffnete sich mit ihrer Front zur Via Praetoria (vordere Lagerhauptstraße) und zur Porta Praetoria (Vorderes Lagertor, Haupttor) hin. Neben der Principia des Kastells Künzing gehört die Kommandantur von Hesselbach zu den ältestten Stabsgebäuden mit Vorhalle. An die Vorhalle schloss sich ein seitlich von zwei Portiken gesäumter Hof an, der zu einer Querhalle überleitete. Die Querhalle (und damit der gesamte Gebäudekomplex) wurden an ihrer Rückseite von einem aus drei Räumen bestehenden Gebäude abgeschlossen. Der mittlere, etwas größere dieser Räume war das „Fahnenheiligtum“ (Aedes oder Sacellum), die beiden anderen dürften als Verwaltungsräume gedient haben.[17]

Hinter der Principia, in der Mitte der Retentura (rückwärtiger Lagerbereich), befand sich das Wohngebäude des Präpositus Numeri, des Kommandanten der Garnison („Gebäude 6“). Seine Außenmaße betrugen rund 10,5 m mal 15,0 m (gut 150 m²), vermutlich war es mit einer Bemaßung von 35 mal 50 römischen Fuß angelegt worden. Mit seinem Eingang öffnete sich das Kommandantengebäude zur Principia hin. Vom Eingang aus gelangte man möglicherweise in einen kreuzförmig angelegten Flur, in dessen Mitte sich eine Art Atrium oder eine Atrium-ähnliche Konstruktion mit Oberlicht befunden haben könnnte. In diesem Falle hätten sich sechs etwa gleichgroße Zimmer und ein kleinerer Raum (vielleicht eine Latrine) in dem Gebäude befunden. Eine andere Interpretation der Befunde lässt aber auch einen langgestreckten Mittelkorridor möglich erscheinen, dessen Ende ein kleiner Raum gebildet haben könnte und der von jeweils vier separaten Räumen flankiert gewesen wäre. Eine nachgewiesene Herdstelle belegt, dass in dem Gebäude zumindest einzelne Räume beheizbar waren. [18]

Principia und Kommandantenwohnhaus wurden von je zwei Mannschaftsbaracken („Gebäude 1 bis 4“) flankiert. Die insgesamt vier Baracken maßen jeweils etwa 34,6/34,8 m mal 4,55 m (außen) und waren in neun etwa gleich große Räume von etwa 3,70 m mal 4,15 m lichter Weite unterteilt, wodurch sich eine Nutzfläche von 15,5 m² pro Raum ergab. Ein vergrößerter Raum bzw. Kopfbau für den Unteroffizier war nicht vorhanden. Eine Porticus konnte nicht nachgewiesen werden, ihre Existenz kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Dietwulf Baatz geht in seinen Untersuchungen davon aus, dass die Contubernien jeweils mit vier bis fünf Soldaten belegt gewesen sein dürften, so dass, wenn man einen Raum für den Unteroffizier abziehe und die mögliche geringere Belegungsdichte einiger Räume, in denen Chargen untergebracht untergebracht gewesen seien berücksichtige, von einer Barackenbelegung mit rund 32 Mann (+/-) ausgegangen werden könnte. Hierdurch ergäbe sich eine Barackenbelegung mit rund 128 Mannschaften, so dass einschließlich Unteroffizieren und Offizieren von einer Gesamtstärke von 130 bis 140 Mann ausgegangen werden könnte. Baatz betont aber den hypothetischen Charakter seiner Überlegungen, die lediglich eine ungefähre Vorstellung von der Stärke des Numeruskastells vermitteln sollten.[17]

In der Praetentura, dem vorderen Teil des Lagers, wurden insgesamt drei größere Bauten nachgewiesen. Die Interpretation der Befunde ist auf Grund der in diesem Bereich sehr starken Bodenerosion nicht gänzlich gesichert. Das „Gebäude 7“ im südöstlichen Bereich des Kastells wird als Speichergebäude oder Magazin, möglicherweise einschließlich der in der Principia fehlenden Armamentaria (Waffenkammern) interpretiert. Die beiden 4,30 m mal 10,60 m bzw. 4,30 m mal 13,50 m großen „Gebäude 8 und 9“ im Nordwesten des Lagers wurden mit einiger Wahrscheinlichkeit als Ställe angesprochen, davor befand sich möglicherweise eine Backofengruppe. [19]

Alle Gebäude der Periode 1 wurden in Holzbauweise errichtet. Reparaturen und Zerstörungen konnten an keiner Stelle nachgewiesen werden, die Bauten wurden offenbar planmäßig niedergelegt bevor sie baufällig wurden, um Platz für die Errichtung neuer Gebäude zu schaffen. [20]

Perioden 2 und 2a

Die Struktur des Kastells in der Periode 2 entsprach in etwa der Gliederung der Periode 1. Auch die Bautechnik war weitestgehend identidentisch, allerdings verwendete man kräftigere Holzpfosten als zuvor. Die Gebäude waren so lange in Gebrauch, bis sich die Notwendigkeit zu Reparaturmaßnahmen ergab. Die Phase der dann einsetzenden Instandsetzungsmaßnahmen wird als Periode 2a differenziert.

Der Grundriss der Principia (sog. „Gebäude 5“) entsprach in etwa dem der Periode 1, jedoch ragte die Vorhalle seitlich über die beiden Fluchten des restlichen Gebäudekomplexes um jeweils etwas mehr als einen Meter hinaus. Die Halle besaß eine Breite von 6,3 m bis 6,4 m, eine Länge von etwa 14,3 m, war in offener Bauweise konstruiert und überdeckte die gesamte Breite der Via Principalis. Von der Vorhalle aus gelangte man in einen kleinen, 3,8 m breiten und 7,7 m langen Hof, der an seinen Schmalseiten von 1,8 m tiefen Portiken gesäumt war. An den Hof schloss sich eine Querhalle mit einer lichten Breite von 6,9 m und einer Länge von 11,5 m an. In den unterschiedlichen Proportionenzwischen dem Hof mit seinen Portiken und der Querhalle besteht der augenfälligste Unterschied zum Grundriss der Periode 1. Der Platz für den Hof reduzierte sich zugunsten des Raums für Halle. Eine Besonderheit innerhalb der Querhalle war der Nachweis einer knapp 1,50 m durchmessenden Zisterne mit kanalisiertem Abfluss zur Rückseite des Kastells hin. Vermutlich wurde das Wasser bei kultischen Handlungen benötigt, die in der Principia durchgeführt wurden. Auf die Querhalle folgte, den Gebäudekomplex an seiner Rckseite abschließend, wie schon in der Periode 1 eine dreiräumige Zimmerflucht. Der mittlere, etwas größere Raum, war das Fahnenheiligtum (Aedes oder Sacellum), das im Gegensatz zur Periode 1 an der Rückwand der Principia über die Flucht des Gebäudes leicht nach außen vorkragte. Dieser Vorsprung wurde in der (Reparatur-)Periode 2a zurückgenommen, so dass die Rückfront des Gebäudekomplexes wieder eine einheitliche Flucht bildete. Die zuweilen bei Fahnenheiligtümern vorkommende Unterkellerung konnte in Hesselbach auch für die zweite Bauphase nicht festgestellt werden und erscheint aufgrund der Bodenverhältnisse (Staunässe) auch unwahrscheinlich. [21]

Das „Gebäude 6“, das vermutliche Wohnhaus des Praepositus Numeri, besaß Außenmaße von rund 11,7 m mal 10,8 m. Es war ein Korridorhaus mit einem Mittelflur, der von je drei Räumen gesäumt war. Alle sechs Räume waren mit ungefähr 15 m² etwa gleich groß, wenigstens vier von ihnen waren mit Herdstellen beheizbar. Das Gebäude war mit seinem Haupteingang auf die Principia ausgerichtet. Ein zweiter Eingang auf der Gegenseiten kann nicht ausgeschlossen werden, allerdings war dieser Bereich durch eine neuzeitliche Grube gestört. Möglicherweise könnte sich an diesem Ende des Korridors auch eine Latrine befunden haben [22].

Grundriss zweier Mannschaftsbaracken (Bauten 1-2 der Periode 2/2a)

Wie in der Periode 1 wurde das Ensemble aus Principia und Kommandantur von jeweils zwei Mannschaftsbaracken („Gebäude 1 bis 4“) seitlich flankiert. Im Gegensatz zur frühen Bauphase verfügten diese sowohl über Kopfbauten als auch über Portiken. [23]

Periode 3 (Nachkastellzeit)

Die Befunde der Periode 3 waren bereits nachkastellzeitlich, die ihnen zugrunde liegende ehemalige Bebauung entstand also erst nach der Vorverlegung der römischen Truppen auf die Linie des so genannten „Vorderen Limes“ im Bereich Miltenberg-Walldürn-Osterburken und war wahrscheinlich rein ziviler Natur. In dieser Periode wurden entweder keine separaten Bauten errichtet, oder die Bauwerke bestanden aus leichten Holzbauten, deren Spuren in dem später abgetragenen und/oder erodierten Boden nicht mehr auszumachen waren. Möglicherweise wurden auch die alten Kastellbauten zum Teil weiter genutzt, was insbesondere für die „Gebäude 5 und 6“ sowie eventuell für das „Gebäude 10“ nicht gänzlich unwahrscheinlich erscheint. Die Ausgrabungsbefunde der Periode 3 bestanden ausschließlich aus den Resten von Siedlungsgruben. In einer davon wurden die Reste eines Ofens festgestellt, der mit Sicherheit als Rennofen[24] zur Eisenverhüttung identifiziert werden konnte. Die Befundsituation ließ es als gesichert erscheinen, dass dieser Ofen nur einer von mehreren gewesen ist, so dass mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Nutzung des aufgelassenen Kastellplatzes durch einen eisenverhüttenden Betrieb ausgegangen werden kann. Die Rohstoffe zur Eisengewinnung, namentlich Eisenerz und Holz(-kohle), konnten in der unmittelbaren oder relativer Nähe gewonnen werden. An Holz hatte es in den auch in antiker Zeit dicht bewaldeten Gebieten des Odenwalds keinen Mangel und Eisenerz konnte möglicherweise in Form des so genannten Raseneisenerzes verwendet werden [25][26]. Diese Art der Eisengewinnung ist für die nachrömische Zeit auch an anderen Plätzen des Odenwaldes nachgewiesen. Darunter befindet sich eine Stelle in nur einem Kilometer nördlicher Entfernung von Hesselbach [27]. Schon nach einigen wenigen Jahren wurde der Hüttenbetrieb wieder eingestellt, vermutlich mangels Rentabilität infolge der geringen Ergiebigkeit lokaler Erzvorkommen. [28]

Fundmaterial

Münzen

Bei den Ausgrabungen in Hesselbach wurden insgesamt nur vier eindeutig bestimm- und datierbare Münzen gefunden. Dies hat seinen Grund vermutlich darin, dass das Lager in der ganzen Zeit seiner Existenz nie zerstört und zum Schluss friedlich geräumt worden ist. Gegenstände von Wert finden sich in größerer Anzahl üblicherweise in Zerstörungshorizonten oder in Depots. Erstere liegen in Hesselbach nicht vor, auch die Räumung des Kastells erfolgte unter friedlichen Umständen, und zur Bildung von vor feindlichen Zugriffen schützenden Depots fehlte offenbar ebenfalls jegliche Notwendigkeit. [29]

Die Münzen im Einzelnen [29]:

Einheit Darstellung Prägung Prägeort Anmerkungen
Denar Vitellius 69 Rom
As oder Dupondius Domitian(?) 81-96(?) (?) schlechter Erhaltungszustand
Denar Trajan 114-117 Rom aus einem Brunnen außerhalb des Kastells
Dupondius Hadrian 119-121 Rom

Sigillaten

Die Anzahl der in Hesselbach geborgenen Sigillata-Scherben war mit 24 % (= 224 Stück) des Gesamtaufkommens an keramischen Funden (932 Stück) relativ hoch [A 4][30] und lieferte wichtige Anhaltspunkte zur Datierung des Kastells. Die ältesten Fragmente von Bilderschüsseln südgallischer Provenienz lassen sich erst auf das letzte Jahrzehnt des 1., spätestens aber auf den Anfang des 2. Jahrhunderts datieren, frühere Dekorationsweisen fehlen hingegen völlig [31]. Baatz weist bei der Auswertung der Keramik zusätzlich darauf hin, dass die Typen Drag. 29[A 5][A 6] und Drag. 15[A 7] fehlen, die üblicherweise in Kastellen vorkommen, die unmittelbar nach dem Jahr 90 entstanden sind. Dies wertet er als Indiz dafür, dass der Anfang des Lagers erst ein paar Jahre nach 90 angenommen werden darf. Allgemein wird die Gründung der Hesselbacher Fortifikation in der spätdomitianischen bis frühtrajanischen Zeit, konkret in den Jahren zwischen 95 und 105 angesiedelt.[32]

Verteilung der Sigillata-Typen [33]:

Typ Anzahl Randstücke Perioden südgallisch (Ränder)
Drag. 18/31[A 5][A 8] (Teller) 94 1 bis 3 12 (9)
Drag. 27[A 9] (Napf) 47 1 bis 3 5 (3)
Drag. 33[A 10] (Napf) 9 2 bis 3 --
Drag. 36[A 11] (Teller oder flache Schüssel) 8 1 bis 2a 1 (1)
Drag. 37[A 12] (Schüssel) 44 1 bis 3 9 (4)
Sonstige 22 1 bis 3
Summe 224 27 (17)


Verteilung der Bilderschüsseln und Töpferstempel auf glatter Ware [34]:

Herkunft Bilderschüsseln Töpferstempel Anmerkungen
Südgallische Ware 9 0
Mittelgallische Ware 8 1
Ware des Saturninus und des Satto 13 0
Ware aus La Madeleine 8 1
Ware aus Heiligenberg (Elsass) 4 2
Ware aus Blickweiler 10 4 3 verschiedene Töpfernamen
Argonnenware 0 1
Ostgallische Ware 0 3
Nicht gesichert oder nicht bestimmbar 0 5
Summe 52 19

Limesverlauf zwischen dem Kastell Hesselbach und dem Kleinkastell Zwing

Idealschema des Odenwaldlimes
(Zeichnung: Heike Wolf von Goddenthow)

Vom Kastell Hesselbach aus zieht der Limes weiter in südsüdöstliche Richtung auf einem Bergrücken des Odenwaldes, der sich von einem breiten Plateau ausgehend nach Süden hin allmählich zu einem bis zu weniger als einhundert Meter schmalen Berggrat verjüngt. Hierbei tritt er am Ortsrand von Hesselbach in ein dichtes Waldgebiet ein, in dem er streckenweise hervorragend erhalten ist und stellenweise von einer mittelalterlichen Landwehr begleitet wird. Auf diesem Weg steigt er zunächst um rund 55 Höhenmeter an und erreicht in der Nähe der hessisch-badischen Grenze mit etwa 545 m ü. NN seinen höchsten Punkt, um anschließend auf badischer Seite, zum Kleinkastell Zwing hin, wieder um gut 50 Höhenmeter abzufallen. Dieser Limesabschnitt gilt als einer der landschaftlich schönsten der gesamten Odenwaldlinie[35].

Limesbauwerke zwischen dem Kastell Hesselbach und dem Kleinkastell Zwing

ORL[A 13] Name/Ort Beschreibung/Zustand
ORL 50[A 14] Kastell Hesselbach siehe oben
Wp 10/32[A 15] „Höhenbuckel“
Situation zur Zeit der Reichslimeskommission (Ende 19. Jh.)
Turmstelle[A 16] mit einer durch Ausgrabungstätigkeiten stark in Mitleidenschaft gezogenen Steinturmruine und einer gut wahrnehmbaren Holzturmstelle. Die Turmstelle liegt auf dem Bergrücken, etwas unterhalb des Gipfels und von diesem leicht überhöht. Die Sichtverbindung von den Aussichtsplattformen der Türme reichte von Wp 10/30 im Norden bis zu Wp 10/38 im Süden. Auf Grund der Geländeüberhöhung müssten die Plattformen jedoch eine Höhe von mindestens 7,40 m erreicht haben, um von dort auch nur ein wenig Sicht über den Höhenrücken zu bekommen. Hätte man einen wirklich freien Blick auf das östliche Limesvorland gewinnen wollen, wären noch wesentlich größere Höhen erforderlich gewesen. Möglicherweise war aber die freie Sicht nach Germanien hinein von untergeordneter Bedeutung gegenüber optimalen optischen und akustischen Verbindungen zwischen den einzelnen Wachtürmen selbst.

Die Turmstelle gehört zu den Limesbauwerken, die schon Friedrich Knapp Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts untersucht hatte. Die Untersuchung durch die Reichs-Limes-Kommission fand unter Leitung von Eduard Anthes 1895 statt. Der Steinturm besaß einen quadratischen Grundriss von 4,95 m Seitenlänge, die Mauerstärke betrug rund einen Meter. In der Versturzschicht fanden sich die Bruchstücke einer inschriftenlosen Steinplatte sowie ein Mauerstein mit nicht klar zu entziffernder bzw. zu deutender Inschrift[36]. Das aufgehende Mauerwerk des während der Untersuchungen durch die Reichs-Limes-Kommission noch leidlich gut erhaltenen Turms wurde in den folgenden Jahren von den Bewohnern des Dorfes Hesselbachs nahezu vollständig abgetragen.

Der Holzturmhügel war schon zu Anthes Zeiten stark gestört. Es ließ sich noch das Trockenmauerfundament ermitteln. Dieses besaß einen quadratischen Grundriss von 6,20 m Seitenlänge bei einer Mauerstärke von einem Meter. An den Seiten befanden sich jeweils vier zur Aufnahme von Balken dienende Mauerschlitze. Von der Limespalisade wurde die Turmstelle in einem Abstand von 29,5 m (östlich) passiert. Der im Auftrag von Franz I. Graf zu Erbach-Erbach (1754–1823) arbeitende Erbacher Maler Christian Wilhelm Karl Kehrer (1770–1869), schuf von der ebenfalls durch Friedrich Knapp geleiteten Grabungstelle ein Aquarell, das nicht nur als Gemälde umgesetzt wurde, sondern zu Zwecken der kostengünstigen Vervielfältigung auch als Radierung erschien.

Wp 10/33 „Auf dem Kahlen Buckel“ Die Turmstelle[A 17] besteht aus zwei Holzturmhügeln mit Ringgräben und einem Steinturm, dessen Fundamente konserviert und rekonstruiert wurden[37]. Sie befindet sich in exponierter Lage auf dem Kamm des Bergrückens die, unter der Voraussetzung eines baumfreien Vorfelds, eine weitreichende Sicht in alle Himmelsrichtungen ermöglicht haben muss. Die Turmstelle war bereits von Knapp ausgegraben worden und wurde 1888 von Friedrich Kofler[38] und 1889 von Wilhelm Conrady[39] erneut archäologisch untersucht. Die Arbeit der Limeskommission unter der Leitung von Anthes im Jahre 1895 beschränkte sich daher auf einige Nachuntersuchungen.

Das Trockenmauerfundament des südlichen Holzturms hatte einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von 5,75 m. Die Stärke des Trockenmauerwerks betrug lediglich 40 cm bis 50 cm. An allen Seiten befanden sich vermutlich drei[A 18] Mauerschlitze, die zur Aufnahme von Balken dienten. Die Pfostenlöcher an den Ecken des Bauwerks hatten einen Durchmesser von 30 cm und waren 1,20 m tief in das Erdreich eingetieft worden.
Das Fundament des nördlichen Steinturms besaß ebenfalls einen quadratischen Grundriss. Hier betrug die Seitenlänge fünf Meter, die Stärke der Mauern 90 cm bis 95 cm. Auch hier gab es vermutlich drei[A 19] Balkenschlitze. Die Eckpfosten konnten nicht sicher nachgewiesen werden. Beide Türme waren möglicherweise ursprünglich von ungefähr 2,50 m breiten Ringgräben umgeben[38], die aber nicht genauer erfasst wurden.

Der Steinturm besaß einen quadratischen Grundriss mit 5,10 m[A 20] Seitenlänge. Seine Mauerstärke betrug 98 cm[A 21]. Vor dem Turm konnte bei den Ausgrabungen ein Stein mit der Bauischrift geborgen werden. Der Text lautet:

IMP(ERATORI) CAES(ARI)
DIVI HADR(IANI) FIL(IO)
M(ARCVS) AVREL(IVS)
T(ITO)AEL(IO) HADR(IANO) AN
TONINO AVG(VSTO) PIO P(ONTIFICI)
M(AXIMO) TRIB(VNICIA) POT(ESTATE) VIII CO(N)S(VLI)
P(ATRI) P(ATRIAE) BRIT(ONES) TRIPVT(IENSES)
CLARO II ET SEV[E]RO CO(N)S(VLIBVS) [40]

Übersetzt: „Dem Imperator Caesar, dem Sohn des vergöttlichten Hadrian, Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius, Pontifex Maximus, im achten Jahr seiner tribuzinischen Gewalt, Konsul, Vater des Vaterlandes, von den Britones Triputienses. Im Jahr, in dem Clarus zum zweiten Mal und Severus Konsuln waren.“

Der Inschriftenstein war vermutlich als Fensterlünette eingebaut gewesen. Mit ihm lässt sich die Errichtung des Turmes einer Vexillatio der im Kastell Schloßau stationierten Brittones Triputienses zuweisen und auf das Jahr 146 n. Chr. datieren. Eine Kopie des Steines wurde unmittelbar beim restaurierten Steinturm aufgestellt, das Original befindet sich im Badischen Landesmuseum.
Neben dem Inschriftenfund war die Entdeckung von weiteren Architekturteilen der Aussichtsplattform von herausragender Bedeutung. Dieser am gesamten obergermanisch-raetischen Limes singuläre Fundkomplex ermöglichte eine einigermaßen gesicherte Rekonstruktion des Aussehens von Limeswachtürmen[41].

Der Abstand der Limespalisade betrug 25,5 m zum Steinturm, 26,5 m zum nördlichen und 28,5 m zum südlichen Holzturm.

KK[A 22] Kleinkastell Zwing siehe Hauptartikel Kleinkastell Zwing


Denkmalschutz

Heutige Situation (Retentura unweit der Porta Principalis Dextra, August 2009)

Das Kastell Hesselbach und die anschließenden Limesbauwerke sind Bodendenkmale nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur und Kartenmaterial

  • Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12)
  • Dietwulf Baatz: Hesseneck-Hesselbach. In Ders. und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 348f.
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 192ff.
  • Holger Göldner und Fritz-Rudolf Herrmann: Wachtposten 10/30 „In den Vogelbaumhecken“ und Kastell Hesselbach am Odenwaldlimes. Amt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89822-154-7, (Archäologische Denkmäler in Hessen, 154)
  • Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Vom Main bis an den Neckar. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0328-8, S. 94ff.
  • Hessisches Landesvermessungsamt: TF 20-10, Beerfelder Land. Topographische Freizeitkarte 1:20.000. Hessisches Landesvermessungsamt, Wiesbaden 1999, ISBN 3-89446-292-2
  • Hessisches Landesvermessungsamt: TF 20-11, Fränkischer Odenwald. Topographische Freizeitkarte 1:20.000. Hessisches Landesvermessungsamt, Wiesbaden 2000, ISBN 3-89446-294-9

Grabungsberichte der Reichs-Limes-Kommission:

Anmerkungen

  1. Bereits vor der Konstituierung der Reichs-Limes-Kommission hatte es auf Länderebene Bemühungen gegeben, die römischen Relikte auf den jeweiligen Territorien zusammenhängend zu erfassen. So wurden 1877 im Königreich Württemberg sowie 1880 im Großherzogtum Hessen und im Großherzogtum Baden staatliche Limeskommissionen eingesetzt, die an mehreren Stellen auch erfolgreich die Verläufe des Limes nachweisen konnten.
  2. An der Nordostseite.
  3. An der Südwestseite.
  4. Den 24% % (224 Stück) Sigillata stehen gegenüber: 50 % (463 Stück) rauhwandige Ware, 14 % (131 St.) Schwerkeramik, 7 % (64 St.) Glattwandige Ware, 3 % (27 St.) Firnisware und 2 % (23 St.) Terra Nigra.
  5. a b Typologisierung von Terra Sigillata nach Hans Dragendorff, insbesondere in den Schriften Terra Sigillata. Ein Beitrag zur Geschichte der griechischen und römischen Keramik. Bonner Jahrbücher 96/97, 1895, S. 18–155 und Verzeichnis der Stempel auf Terra-Sigillata-Gefässen, die sich in die Zeit von rund 70-250 n. Chr. datieren lassen. Bonner Jahrbücher 99, 1896, S. 54–163.
  6. Typ Drag. 29
  7. Typ Drag. 15/17
  8. Typ Drag. 18/31
  9. Typ Drag. 27
  10. Typ Drag. 33
  11. Typ Drag. 36
  12. Typ Drag. 37
  13. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  14. ORL XY = fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL
  15. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  16. Ungefähr bei 49° 34′ 12″ N, 9° 5′ 54,25″ O.
  17. Ungefähr bei 49° 33′ 50,75″ N, 9° 5′ 58″ O.
  18. Conrady hatte in seinem Grabungsbericht von nur zwei Schlitzen gesprochen, auf einer photographischen Aufnahme war aber auf der Westseite des Bauwerks ein dritter Schlitz zu erkennen.
  19. Anthes postulierte nur zwei Schlitze, nach Angaben von Conrady waren es aber vermutlich auf allen Seiten ursprünglich drei, von denen jeweils einer im Zuge von späteren Ausbesserungsarbeiten zugemauert worden war.
  20. Nach Adam Hammeran, der den Turm 1889/90 besichtigte, waren es 5,60 m.
  21. Nach Adam Hammeran waren es 92 cm.
  22. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell

Einzelnachweise

  1. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S- 9-12.
  2. Ernst Christian Hansselmann: Beweiß, wie weit der Römer Macht in den mit verschiedenen teutschen Völkern geführten Kriegen, auch in die nunmehrige Ost-Fränkische, sonderlich Hohenlohische, Lande eingedrungen. Messerer, Schwäbisch Hall, 1768, S. 234.
  3. Johann Friedrich Knapp: Römische Denkmale des Odenwaldes, insbesondere der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg (1813, 1814²,1854³).
  4. Jörg Scheuerbrandt et al.: Die Römer auf dem Gebiet des Neckar-Odenwald-Kreises. Grenzzone des Imperium Romanum. Herausgegeben vom Kreisarchiv des Neckar-Odenwald-Kreises. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-89735-524-8, (Beiträge zur Geschichte des Neckar-Odenwald-Kreises, 3), S. 12ff.
  5. Friedrich Kofler in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches (Hrsg. Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey): Abteilung B, Band 5, Kastell Nr. 50 (1896).
  6. a b Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 9−114 sowie Tafeln 1−34.
  7. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 28.
  8. a b Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 66f.
  9. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 13−27.
  10. Hyginus Gromaticus: Liber de munitionibus castrorum. Hrsg. und erklärt von Alfred von Domaszewski. Hirzel, Leipzig 1887, S. 49.
  11. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 13−15.
  12. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), Tafel 4.
  13. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 15−19.
  14. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 19−21.
  15. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 21.
  16. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 21−27.
  17. a b Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 32−35.
  18. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 31−32.
  19. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 35−36.
  20. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 37.
  21. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 46−50.
  22. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 45−46.
  23. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 37−62.
  24. Eisengewinnung im Rennofenverfahren auf der Webseite die-roemer-online.de.
  25. K. Löhberg: Untersuchungen an Eisenfunden aus dem Kastell Hesselbach im Odenald In: Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 146−148.
  26. E. Backhaus: Die vererzten Bundsandsteinproben aus dem Römerkastell Hesselbach am Odenwaldlimes. In: Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 148−152.
  27. Eduard Anthes: Bericht über die Tätigkeit des Denkmalpflegers für die Altertümer vom Januar 1909 bis Ende März 1910. In: Großherzogliches Ministerium des Inneren (Hrsg.): Jahresbericht der Denkmalpflege im Großherzogtum Hessen 1908-1911. Darmstadt 1912, S. 62.
  28. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 63−66.
  29. a b Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 84.
  30. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 83.
  31. Hans Günther Simon: Bilderschüsseln und Töpferstempel auf glatter Ware. In Dietwulf Baatz, Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 94.
  32. Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 82−83 und 85−89 sowie Hans Günther Simon: Bilderschüsseln und Töpferstempel auf glatter Ware. In Baatz, wie nebenstehend, S. 89−96.
  33. Vereinfacht dargestellt nach Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 85.
  34. Vereinfacht dargestellt nach Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12), S. 94.
  35. Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 193f.
  36. Siehe CIL 13, 6515
  37. Wp 10/33 auf der privaten Limesprojektseite von Claus te Vehne.
  38. a b Friedrich Kofler, Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, 8/1888, S. 59.
  39. Wilhelm Conrady bei Georg Schäfer: Die Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen, Kreis Erbach. Bergsträßer, Darmstadt 1891, S.131f.
  40. CIL 13, 6514.
  41. Jörg Scheuerbrandt et al.: Die Römer auf dem Gebiet des Neckar-Odenwald-Kreises. Grenzzone des Imperium Romanum. Herausgegeben vom Kreisarchiv des Neckar-Odenwald-Kreises. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-89735-524-8, (Beiträge zur Geschichte des Neckar-Odenwald-Kreises, 3), S. 13f. und 44.